Wer auf dem Schulhof gedemütigt wird, verliert seinen Ruf nur vor zwei, drei anderen, die mit herumstehen. Und er weiß, wo der Feind lauert.
Cyber-Mobbing, das „virtuelle Dissen“, wird anonym betrieben. Doch üble Gerüchte oder peinliche Fotos kursieren dann in der gesamten Netzgemeinde. So wie vor Kurzem in Frankfurt: Dort fanden sich immer mehr Schüler auf einer Online-Plattform zusammen, die eigens dafür geschaffen wurde, sich gegenseitig und auch Lehrer fertigzumachen. Schüler von rund 60 Schulen waren beteiligt. Der Direktor der Frankfurter Wöhlerschule bat daraufhin um Hilfe und schickte einen Brief an alle Eltern sowie an das staatliche Schulamt, das Jugendamt und die Polizei. Er forderte dazu auf, Maßnahmen gegen den Betreiber des Schmäh-Portals zu ergreifen. Mehrere Geschmähte erstatteten Anzeige gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft, denn auf der Seite finden sich strafrechtlich relevante Aussagen. Nur, wie soll man jemanden rechtlich belangen, den man nicht kennt?
Lover erfunden, um zu kränken
Digitales Mobbing nimmt rasant zu. Laut der Bitkom-Studie Jugend 2.0 hat jeder Dritte der zehn- bis 18-Jährigen negative Erfahrungen im Netz gemacht. Jedes sechste Mädchen berichtet von sexueller Belästigung. Nirgends ist es leichter, andere zu verleumden als im Web 2.0. In sozialen Netzwerken, in Foren bringen Nutzer fiese Gerüchte in Umlauf oder posten Fotos, um andere zu erniedrigen. Auf den Seiten können sie sich rasch verbreiten, und solche Schikanen können für die Betroffenen psychosoziale Folgen haben. Viele Opfer von Cyber-Mobbing werden schwächer in der Schule und weisen zwei- bis dreimal häufiger Symptome von Depressionen auf.
Ein paar Beispiele: Eine 13-jährige US-Amerikanerin hatte sich in einen 16-Jährigen virtuellen Lover verknallt. Doch der wandte sich bald ab und beschimpfte sie. Bald kam heraus: Es gab ihn gar nicht. Eine Nachbarin hatte ihn nur erfunden, um sie zu kränken. Die 13-Jährige nahm sich das Leben. Im Mai 2010 fand ein 13-jähriger Österreicher einen Link auf seiner Facebook-Pinnwand, der zu einer Homepage führte, auf der er als „arschgefickter Homo“ bezeichnet wird. Am selben Abend beging er Suizid. Immer mehr Prävention soll nun verhindern, dass man dem Feind ins Netz geht.
Digitales Mobbing ist mittlerweile auch ein Stoff fürs Theater: Im Stück Chatroom, das in Frankfurt/Main gespielt wird, wird eine harmlose Netzunterhaltung zum Spiel mit dem Leben – ein depressiver Junge soll in den Selbstmord getrieben werden.
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