Fernbedient

Werbekritik Vom Getriebensein handelt ein Telekom-Spot. Am Ende hat sich ein Oscar-Gewinner befreit: Er bestimmt selbst, was er im Fernsehen sieht. Auch eine Freiheitsdefinition

Er ist der Sklave unserer Zeit. Einer von Millionen Getriebenen, die mit dem Rollkoffer vom Büro ins Fast-Food-Restaurant, vom Fitnesstudio zum Bahnhof hetzen. Frankfurt? London? New York? Die Skyline sieht in diesem Spot überall gleich aus. Bevor man sie aber im neuen Telekom-Clip sehen kann, noch bevor einen die schnellen Bilder schwindlig machen, hat man die samtene Stimme erkannt: „Wir stehen auf, wenn der Wecker klingelt, rennen, wenn wir Termine haben, wir folgen Regeln, Vorschriften, Plänen...“, so klingt ein Oscar-Gewinner. Christoph Waltz ist der Protagonist des Spots. Er steht verloren vor der Abflugtafel eines Flughafens. In Szene gesetzt hat ihn Hollywood-Regisseur Paul Anderson (Resident Evil). Er habe mit der „weltweit innovativsten 3D-Technik“ gearbeitet, heißt es bei der Telekom stolz. Wer aber die Zeitraffer-Szenen wirklich in 3D sehen möchte, muss sich – ganz raffiniert – erstmal das passende Gerät anschaffen. Nach der hausbackenen Kampagne mit Nina Hagen macht die Telekom nun also ganz großes Kino.

Und dann das: Am Ende des Spots macht es sich Christoph Waltz in einem konservativ eingerichteten Wohnzimmer im Sessel bequem, hinter ihm flackert Kaminfeuer. In der Hand hält er die Fernbedienung. „Ich wollte mir meine Filme schon immer selbst aus­suchen“, sagt er und drückt. Ist er ein Spießer? Oder endlich frei? Ein freier Spießer? Selbstbestimmung, so lernen wir bei der Telekom, bedeutet also, entscheiden zu können, wann man seinen Lieblingsfilm schaut. Am Ende zählt nur eins: Gemütlichkeit.

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