Für alle und keinen

Identität Auf dem Alexanderplatz konnte man früher von der großen Welt träumen. Seitdem diese hierher kam, ist der Platz nur noch Provinz
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Für alle und keinen

Foto: Harald Hauswals/Ostkreuz

Wir hatten uns oft an der Weltzeituhr verabredet, Marjan, Sangwani und ich. Wir fuhren mit der U-Bahn aus Lichtenberg zum Alex, jeden Samstagnachmittag um zwei Uhr, ein Ritual unserer Kindheit. Das war Mitte der Achtziger.

Marjan zeigte mir, wie spät es in ihrer iranischen Heimat war und stellte sich vor, was ihre Verwandten gerade so trieben. Sangwani war mit seiner Mutter aus Afrika in die DDR gekommen, als er noch klein war. Er redete wenig von dem Land seiner Eltern, es war unerreichbar, aber mir kam mein eigenes dadurch auf einmal nicht mehr so klein vor. Wir wussten, wie spät es in Addis Abeba, Beirut oder New York war. Die Uhr zeigt die Zeit aller Zonen der Erde zugleich an. Das war für uns nicht nur der Mittelpunkt von Ostberlin, sondern auch der Mittelpunkt der Erde.