Für mich und meine Freunde, die auch in der Toskana leben, ist es ein ungeheurer Schock. Aber es kommt nicht überraschend. Als wir hier ankamen, vor mehr als 40 Jahren, da wurden wir von Italienern beschimpft. Wir mussten klarstellen, dass wir keine Nazis sind. Wir haben uns immer entschuldigt, und dann mit ihnen zusammen versucht, an die Taten zu erinnern. Wir Deutsche in der Toskana haben uns immer dafür eingesetzt, dass die Verbrechen der Nazis nicht vergessen werden.
Seit vielen Jahren besuche ich zusammen mit Italienern die Luoghi di Memoria e Resistenza, Mahnmale der Erinnerung an den Widerstand. Einmal im Jahr legen wir dort Blumen nieder. Wir wollen auch den Italienern die Grauen des Faschismus ins Gedächtnis rufen. Mussolini. Für uns war die Aufarbeitung des Faschismus wahnsinnig wichtig. Für viele Italiener auch, nicht für alle.
Als ich in den Siebzigern hier ankam, haben wir über die Rechten gelacht, die Toskana war eine kommunistische Bastion. Auch in meinem Dorf, in Ambra. Jetzt haben die Rechten hier in der Toskana gewonnen. Es gibt in ganz Italien keine Linke mehr.
Ich kenne natürlich noch die Altlinken, meine Freunde in Ambra, wie Cesare Gabrielli. Er hat mir gestern sofort eine Mail geschickt: „Die schlimmste Rechte dieses Landes hat gewonnen und zusammen 44 Prozent erreicht. Und das wegen eines absurden und hässlichen Wahlgesetzes, das von Renzi eingeführt wurde, einem Linken. Sie besetzen nun mehr als die Hälfte des Parlamentes. Sie bekommen die höchsten Staatsämter und damit die Kontrolle über neuralgische Punkte, wie das öffentlich-rechtliche Fernsehen ... Rai 1, Rai 2. Wir segeln in eine semi-dittatura – fast eine Diktatur. Natürlich haben diese Parteien keine einfache Aufgabe und sind mit großen Problemen konfrontiert. Aber sie sind jetzt an der Macht, und wer weiß, wie lange. Es wird auch vom Widerstand in Italien abhängen.“
Bella Ciao? Das alte Arbeiter- und Partisanenlied, es ist ein Partyhit.
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