Männer kriegen 'n Herzinfarkt

Spotkritik Wenn Waldemar Hartmann versucht, lustig zu sein, kann man den Fernseher ausschalten. Wenn er aber in einer Artpraxis mit Achim-Menzel-Locken sitzt, wird es tragikkomisch

Wann ist der Mann ein Mann? Ja mei, dis kommt schoa a bissl drauf an, wo man die Frage stellt. Der Bayer hebt als Beweis einfach seinen vollen Bierkrug in die Luft. So macht das jedenfalls der Waldi, der in seiner ARD-Sendung „Waldis Club“ sonst nach jedem Länderspiel mit Alt-Profis und C-Kabarettisten über Elfer, Fouls und Viererkette plaudert.

In einem Spot des bayerischen Gesundheitsministeriums sitzt er mit Schauspieler und Sänger Wolfgang Fierek („Resi, i hol di mit mei’m Traktor ab“) im Biergarten. Die Wirtin bringt zwei Maß. Waldi stöhnt. Fierek: „Was iss, kriegst das nimma gestemmt?“ Als brauche Waldi Viagra. Aber er kriegt das Glas noch hoch. Die Mannsbilder prosten sich zu. „Und Waldi? Uns sieht so schnell kein Doktor“, sagt Fierek.

Routinecheck!

Kurz darauf sitzen sie im Wartezimmer einer Praxis. Waldi mit Zwirbelbart und Achim-Menzel-Locken verkleidet, Fierek mit Sonnenbrille und Kurt-Cobain-Perücke. „Ha, Wolferl, wie schaust denn aus“, fragt Waldi. „Und du, Waldi, beim Arzt? „Routinecheck!“, ruft er selbstbewusst. Diese Haare, diese Bärte, hach, so lustig. Und dann das noch: Der Mann mit der Zeitung zwischen ihnen entpuppt sich als Markus Söder, Bayerns Gesundheitsminister. Er wirbt für Vorsorgeuntersuchungen. Nur 24 Prozent der Männer in Bayern gehen zum Check, ein schlechter Wert im Ländervergleich. Man braucht diese Kampagne in Bayern, weil Mannsein dort noch was ganz Besonderes ist. Und weil man von einem Spot mit Waldi gar nicht erwartet, dass er einen mit geistreicher Ironie umhaut, enttäuscht einen die Kampagne auch nicht.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Maxi Leinkauf

Redakteurin „Kultur“

Maxi Leinkauf studierte Politikwissenschaften in Berlin und Paris. Sie absolvierte ein Volontariat beim Tagesspiegel. Anschließend schrieb sie als freie Autorin u.a. für Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel und Das Magazin. 2010 kam sie als Redakteurin zum Freitag und war dort im Gesellschaftsressort Alltag tätig. Sie hat dort regelmäßig Persönlichkeiten aus Kultur und Zeitgeschichte interviewt und porträtiert. Seit 2020 ist sie Redakteurin in der Kultur. Sie beschäftigt sich mit ostdeutschen Biografien sowie mit italienischer Kultur und Gesellschaft.

Maxi Leinkauf

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden