Sanierte Altbauwohnung, zentral an der Grenze zu Prenzlauer Berg, drei große sonnige Zimmer, die Straßenbahn fußläufig, das Kind kann in zehn Minuten bei der Tagesmutter sein. Zwar ohne Balkon, dafür mit Spiel- und Grillplatz hinter der Haustür. Und wer braucht schon einen Balkon, wenn er nicht mehr raucht. „Das Viertel ist im Kommen“, wirbt eine Frau von der Wohnungsbaugesellschaft. Und diese Miete!
„Und wie gehen Sie ins Internet?“, fragte mein Freund unseren Vormieter, einen Endfünfziger. „Telekom“. – „Kabel?“ – „Nee, Telefon.“ Mein Freund sah plötzlich besorgt aus. „Wie viel Megabit pro Sekunde?“ Der Mann zuckte die Schultern. Er hätte „keene Probleme“. Auf dem Weg nach Hause träumte ich von einem neuen Schlafzimmer, mein Freund schwieg. Er checkte im Netz später sofort sämtliche Anbieter, leider war in „unserer“ neuen Straße keiner verfügbar, schon gar nicht über Kabel. Bei der Telekom hieß es nur: bis zu 6.000 Mbit/s. Also keineswegs garantiert. „Ich muss mit meinen Eltern skypen“, sagte er. Er könne kein italienisches Fernsehen mehr streamen. Am Ende bekommen wir nur 2.000 Mbit, und die Leitung ist tot, wenn Opa für seinen Enkel ein Schlaflied singt. „Ich verliere meine Verbindung zur Heimat!“, rief er verzweifelt. Ich musste an E. T. denken.
Wir erkundigten uns bei 1 & 1, einem Anbieter, dessen Geschäft gegenüber der neuen Straße liegt. Der Laden war leer. Er handle vor allem mit Telefonen, erklärte der Händler. Was das Netz angehe, „ist Weißensee Hinterland“. Er selbst zahle 450 Euro im Monat, um schnell surfen zu können. Denn in der Gegend gebe es weder Breitbandnetz noch die schnellen Kupferkabel. Ob bald ein Ausbau geplant sei, frage ich bei der Wohnungsbaugesellschaft nach. „Wie? Internet? Davon wissen wir nichts.“ – „Wie wäre es mit Satellit, Funk, LTE?“, fragt mein Bruder. Funken? Wir ziehen doch nicht an den Waldrand. Sondern ins Zentrum einer Metropole!
Aber Berlin will aufrüsten, eine „Smart City“ werden, eine intelligent vernetzte Stadt. Ein prestigeträchtiges Projekt, mit selbstfahrenden Autos und sprechenden Mülltonen. Für Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer „Chefsache“. Wow. Künftig redet also der Abfalleimer, und ich brauche keinen Führerschein mehr. Aber suche noch immer eine Wohnung mit Netz!
Lieber Senat, fang doch einfach klein an, und schenk uns wenigstens freies WLAN in der ganzen Stadt! Schon zwei Mal versucht, zwei Mal gescheitert. Im Juni soll’s jetzt tatsächlich losgehen. Das wäre wirklich smart.
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