Der fliegende Europäer ist der einzig wahre. Er ist im Kopf schon wieder gelandet, bevor er körperlich überhaupt abheben konnte. Riga, Warschau, Prag, London, Mailand: Alles nur ein Katzensprung, und – CO2-Bilanz hin oder her – so günstig: ab 18 Euro 99. Wer möchte schon noch in einem Taxi nach Paris, wie es einst der Band Felix de Luxe vorschwebte: Im Dunkeln ewig auf der Autobahn, bis irgendwann die Lichter an der Seine aufleuchten. Non. Auch der Schlafwagen ist passé. Ist teuer und dauert ewig. Man hat ja nur dieses Wochenende. Kaum ein Abiturient tourt heute noch mit einem Interrail-Ticket wochenlang mit der Bahn durch Europa. Nein, wer ein wahrer Europäer ist, nimmt EasyJet.
So verschwinden die Grenzen noch schneller, ein Pole kann in Manchester arbeiten und am Wochenende bei der Familie sein. Das freut die Eurokraten aus Brüssel, denn es sind ja nicht nur geografische Hürden, die man mit der Billig-Airline überwinden kann. „EasyJet bedient heute 360 Strecken ... und verbindet 89 Schlüsselflughäfen in 23 Ländern“, steht stolz auf der Website. Es klingt atemlos und kosmopolitisch. Doch Stopp: Was klebt da am Berliner Bus, der zum Flughafen Tegel fährt? Das Bild einer Pudeldame mit roten Schleifchen im Fell: So ist Paris? Ein Bilderbuch des Fin de Siècle. Ein Bier steht für Edinburgh, eine schicke Tasche für Mailand. Aha. In der europaweiten EasyJet-Kampagne spielt man mit so ollen Klischees, da möchte man gar nicht mehr fliegen. Lieber mal wieder mit dem Nachtzug durch Europa tuckern.
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