Sag mir, wo du stehst

Corona Wer die Regeln befolgt, gilt als rücksichtslos, wer sie bricht, als unsolidarisch. Und die, die noch unsicher sind, sollen sich gefälligst positionieren. Die Stimmung im Land wird immer unversöhnlicher. Das wirkt sich auf unser Leben aus
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 50/2021
Wer nicht denkt wie wir, den stellen wir an den Pranger
Wer nicht denkt wie wir, den stellen wir an den Pranger

Foto: John MacDougall/AFP/Getty Images

Homo homini lupus, schrieb der englische Philosoph Thomas Hobbes: Der Mensch ist des Menschen Wolf. Im Streit über Politik kann man Vertraute verlieren, das erzählten ältere Generationen immer wieder. Lange schien so ein umfassender Streit weit weg. Jetzt gibt es das Virus und die „Maßnahmen“, und Verhärtungen, die man so nicht mehr kannte. Jede Meinung wird zur verbalen Kriegserklärung.

Die Erzieherin der Kitagruppe ist besorgt. Die Nachbargruppe sei wegen eines Coronafalls geschlossen. „Der Bruder des angesteckten Kindes wurde trotzdem in unsere Gruppe gebracht“, sagt sie, „ein Risikokind“. Eine Mutter postet in der Eltern-Whatsapp-Gruppe sofort eine „emotionale Bitte“: „Könntet ihr die Geschwisterkin