Webseiten filtern, das können nicht nur Diktatoren. Auch Amazon möchte nun Profile und Informationen von Facebook-Kunden nutzen, um beispielsweise Geschenktipps für anstehende Geburtstage von Freunden auf Facebook auszugeben. Die können ihr Profil mit ihrem Amazon-Konto verbinden. Oder sie klicken einfach auf den magischen Button: ‚Gefällt mir‘, auf Neudeutsch einfach: ‚Like‘.
Der Button scheint den klassischen Link abzulösen, wenn es um Aufmerksamkeit im Netz geht. Man sucht weniger. „Immer mehr Menschen nehmen Dinge über Empfehlungen wahr“, sagt Klaus Eck, der die Online-Beratungsagentur „Eck Kommunikation“ leitet und gerade eine Studie zu Like-Buttons durchführt. „Es reicht, fünf oder zehn Medien zu folgen, um an mehr interessante Informationen zu kommen“, als wenn man einzelne Links durchforstet.
Firmen verbreiten die Inhalte ihrer Webseiten deshalb gezielt auf Facebook, um von möglichst vielen „geliked“ zu werden. „Ist Facebooks EdgeRank bald das neue Googles PageRank?“, fragt daher der Amerikaner Steve Rubel, der digitale Trends beobachtet. Auch der Facebook-Algorithmus EdgeRank funktioniert nämlich als Filter. Er steuert, wer wo wie lange erscheint, was kommentiert und „geliked“ wird. Das hat jedoch nur Mehrwert, wenn die Nutzer die erhaltenen Informationen auch weiterreichen.
Die menschliche Komponente
Der Like-Button werde fürs Social-Media-Marketing immer bedeutsamer, glaubt Rubel, Millionen möglicher Kunden teilen über die Plug-Ins ihre Vorlieben miteinander. Das Gerücht, mit Google Circles werde es bald auch eine Facebook-Alternative geben, hat Google vor kurzem offiziell dementiert. Man wolle nur „eine soziale Komponente“ in die vorhandenen Angebote integrieren. Als „Social Search“ ist diese auf den Seiten in den USA auch schon sichtbar. Persönliche Suchtreffer werden dort, bedingt durch Informationen aus dem Freundeskreis, weiter oben dargestellt. Was bisher am Ende der Seite platziert war, kann plötzlich ganz oben stehen.
Für den deutschen Journalisten und Blogger Richard Gutjahr war Google bislang die erste Referenz. Das änderte sich, als er kürzlich nach Kairo fuhr, um von den Unruhen zu bloggen. „Ich bekam immer mehr Empfehlungen auf Facebook, weil es eine größere emotionale Nähe herstellt als das Netz-Nirwana Google. Es hat eben eine menschliche Komponente“, sagt er. Von den vielen Klicks auf den Like-Button konnte er sogar analog profitieren. Die Ägypten-Reise hat er mit Spenden über seine Facebook-Seite finanziert. Es kamen 4.000 Euro zusammen.
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