Sie war magisch – und so schwer zu kriegen. Man musste einem Zirkel angehören, akkreditiert sein als Cineast, Agent oder wenigstens Schauspieler. Oder man kannte jemanden. Der versorgte einen jeden Februar mit einer neuen Berlinale-Tasche, in manchmal grellem Design, pink, rot, navy, violett, beige, leuchtend grün. Diese Taschen waren nicht nur selten, sondern auch geräumig. Man konnte mit ihnen am Wochenende in die Pampa fahren, ein praktisches Accessoire, so untertrieben wie es Berlin einmal war.
Dann änderte sich was: Auf einmal konnten sich auch Nicht-Berlinale-Gäste mit der Tasche schmücken. Seit man sie im Fan-Shop bestellen kann, verliert sie an Glamour. Aber als Marketingprodukt läuft sie einfach zu gut. Be Berlin?
2012 war für Träger, die sich ungern auf Hipster reduzieren lassen, ein verlorenes Jahr. Was sollte das sein? Eine TASCHE? Mein Taschenbeschaffer lächelte mitleidig, baumelte mit dem blassroten Lappen hin und her, dann warf er ihn mir vor die Füße, als sei es ein Restposten. Ich wollte dieses Ding, diesen Beutel, den sonst nur Leute mit sorgfältig verstrubbelten Haaren und frisierten Bärten schleppten, auch zumachen können. Doch die Druckknöpfe aus Plastik platzten. Jute. Bio. Ein Witz. Vor ein paar Tagen schaute ich mich nun im Online-Shop der Berlinale 2013 um und fand dort einen dünnen Beutel, schwarz-weiß, 5 Euro 90. Bestimmt ohne Reißverschluss! Das Logo des Festivals steht auch auf dem kleinen Wäschezeichen. Dabei braucht die Berlinale die Tasche längst nicht mehr. Und ich auch nicht.
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