XL ohne Sex-Appeal

Puppenkritik C&A hat sich üppige Schaufensterpuppen in die Auslage gestellt. Feminine Rundungen haben die aber leider nicht. Muss das so sein?

Ideale sind out. So wie es aussieht, auch in der Schönheitsbranche. Die Dove-Deospray-Werbefrauen werden fülliger, die Zeitschrift Brigitte schaffte Models ab und nahm Frauen aus dem echten Leben für ihre Modestrecken. Träumen kann man noch vor Schaufenstern von Sonia Rykiel, Chanel oder der Galeria Kaufhof. Bei den Hungerhaken. Den Puppen. Bummelt man in diesen Tagen an einem C entlang, bleibt man auch stehen – aus Verwunderung: Die modische Schlichtheit, die die Kleider des Billigher­stellers oft zeigen, wird nicht mal mehr kaschiert von der künstlichen Eleganz schlankgliedriger Puppen. Statt Barbies schauen uns üppige Frauen an, sie sehen aus wie Anabolika-gedopte osteuropäische Schwimmerinnen. Oder wie Kristin Otto 1988. Block-Figuren, muskulöse Arme, am Bauch schwabbelt nichts. Und nirgends eine feminine Rundung. XL ohne Sex-Appeal.

Potenzielle Kundinnen aber schwärmen: Endlich welche wie wir! „XL wird im Damenbereich super angenommen“, sagt ein C Die Grenzen lösen sich auf, die zwischen Puppe und Kundin, Wunsch und Realität. Aber möchte man die – also eigentlich sich selbst – im Schaufenster sehen? Sucht man da nicht eher die Illusion, mal eine Andere sein zu können? Geht ja auch ohne Diät, warum nicht Lagerfelds Big-Size-Muse, Gossip-Sängerin Beth Ditto, als Vorbild nehmen? Eine Mode-Ikone! Größe 46, so what? Natürlich können auch dralle Frauen ästhetisch wirken und die anderen inspirieren. Solange sie weiblich anmuten, nicht wie unförmige Klötze.

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Geschrieben von

Maxi Leinkauf

Redakteurin „Kultur“

Maxi Leinkauf studierte Politikwissenschaften in Berlin und Paris. Sie absolvierte ein Volontariat beim Tagesspiegel. Anschließend schrieb sie als freie Autorin u.a. für Süddeutsche Zeitung, Tagesspiegel und Das Magazin. 2010 kam sie als Redakteurin zum Freitag und war dort im Gesellschaftsressort Alltag tätig. Sie hat dort regelmäßig Persönlichkeiten aus Kultur und Zeitgeschichte interviewt und porträtiert. Seit 2020 ist sie Redakteurin in der Kultur. Sie beschäftigt sich mit ostdeutschen Biografien sowie mit italienischer Kultur und Gesellschaft.

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