Eine neue Welle des Terrors ist eingebrochen. Der Tod ist im Alltag praesenter. Angst und Wut haben sich verbreitet. Manche versuchen, mit dem Hinweis auf die geringe objektive Gefahr, die Angst zu verbannen.
Aber es bietet sich auch eine Alternative.
Was waere, wen wir anfangen, mit dem Bewustsein zu leben, als koennten wir jeden Augenblick sterben? Wie wuerde sich dann unser Verhaeltnis zum Leben aendern? Wie wuerde sich unser Verhaltnis mit unseren Mitmenschen verwandeln?
Was passiert, wenn ich in jeder Begegnung mit meiner Frau, meine Kinder, und alle andere Menschen, mir bewusst bin, dass dies die letzte sein koennte?
Wuerde ich dann nicht viel freier und liebender Leben?
Kommentare 82
Wer nicht seit je so lebt, wem es nicht seit je ein Anliegen war, sein Leben auf Grundlage dieser Aussicht zu führen, der wird es jetzt schwer haben, damit zu beginnen. Es ein heftiger Unterschied, ob diese Perspektive unter dem Zwang der Angst eingenommen wird, oder aufgrund heiterer Gelassenheit, die sich der Torheit der Welt nur allzu bewusst ist, ohne sie allzu ernst zu nehmen.
Angst ist ein guter Ratgeber, aber ein schlechter Lebenspartner.
>>Was waere, wen wir anfangen, mit dem Bewustsein zu leben, als koennten wir jeden Augenblick sterben?<<
Ja klar. Jedes Mal, wenn ich eine Strasse überquere ist mir das bewusst. Bislang wurde ich zwar nur einmal leicht verletzt und der Fahrer war kein Terrorist, sondern halt ein bisserl angeschickert. Aber es kann auch mal anders kommen...
Gut auf den Punkt gebracht. Mancher wird Deine Sichtweise fuer ueberheblich halten. Richtig ist der Hinweis trotzdem. Aendern wird er nichts.
Aendern wird er nichts.
Wie so vieles, was geäußert wird^^ ich betrachte es als Zeitvertreib auf dem Weg durch die wundersame Torheit der Welt^^
Manchmal tut mir die "wundersame Torheit" von @Jafroodi leid.
Er will auf etwas durchaus Wichtiges hinweisen, steht sich dabei aber "selbst" im Wege.
Was waere, wen wir anfangen, mit dem Bewustsein zu leben, als koennten wir jeden Augenblick sterben? Wie wuerde sich dann unser Verhaeltnis zum Leben aendern? Wie wuerde sich unser Verhaltnis mit unseren Mitmenschen verwandeln?
Das tun ja die meisten von denen, die dem Tod von der Schippe gesprungen sind, den anderen aber wird das als reine Willensentscheidung wohl niemals gelingen.
Die Nahtod-Erfahrung scheint Bedingung zu sein.
»Il est vrai qu`ayant fait réflexion, depuis quelques années, qu`on ne gagnait rien à l`être, je me suis mis à être un peu gai, parce qu'on m'a dit que cela est bon pour la santé.« (Voltaire)
"Es ist wahr, nachdem ich einige Jahre darüber nachgedacht habe, dass man nichts vom Leben hat, habe ich angefangen, ein bisschen vergnügt zu sein, da man mir sagte, das sei gut für die Gesundheit."
Die Nahtod-Erfahrung scheint Bedingung zu sein.
Auseinandersetzung mit der Sache und auf dem Interesse an der Sache beruhende Lebensweise über genügend lange Zeit hinweg reicht aus.
Die Torheit muss dir nicht leid tun, die sorgt für sich selbst^^ Jafroodi, okay, das ist eine andere Geschichte. Ich bedauere ihn nicht, wahrscheinlich muss man sich ihn als glücklichen Menschen vorstellen. Eine Art aus der Zeit gefallener Rumi.
Auseinandersetzung mit der Sache und auf dem Interesse an der Sache beruhende Lebensweise über genügend lange Zeit hinweg sollte eigentlich ausreichen.
so stimmte ich Ihnen zu.
Es gibt existentielle Erschütterungen weit unterhalb einer Nahtoderfahrung, der Tod eigener Kinder, echter Freunde oder Liebespartner, Krankheiten, die nicht töten, aber auszehren und vieles mehr. Ich stimme zu, dass existentielle Erschütterungen hilfreich sind, aber in jedem Fall unentbehrlich zum Erreichen der Sache sind sie nicht.
Der Voltaire aber auch^^ das hätte ich ihm gar nicht zugetraut^^ ich kenne seine Schriften aber auch nur oberflächlich
* * * * *
P.S.: Ich war zu schnell. Anfügen wollte ich noch, daß verwendete "unterhalb" eine unberechtigte, Präpositione ist. Sie transportiert hierarchische Wertigkeit. In solchen Angelegenheiten ist man aber gut beraten, die Elemente horizontal zu betrachten.
Das, was als "Nahtoderfahrung" bezeichnet wird, sind zumal Erlebnisse, die wegen der Dramatik der Umstände den Tod in der Bezeichnung führen - so wie es ebenfalls der affizierten Dramatik wegen nicht selten anstatt Operation, unters 'Messer kommen' heißt. So genannte Nahtoderlebnisse sind aber im Grunde nichts anderes sind als nur eine spezielle Art der bildhaften, inhaltlich-szenischen Ausstattung des allgemeinen Traumerlebens. Niemand käme wohl auf die Idee, wenn ihm im Traum etwa das Auto nicht anspringen will, von einem Nahpannenhilfeerlebnis zu reden.^^
In meinem Statement waren natürlich die nah-tod-ähnlichen Erfahrungen von ganz nahe stehenden Menschen mit eingeschlossen.
Bitte nicht immer alles zu wörtlich nehmen. Ihre Phantasie und Interpretationsfähigkeit ist doch wahrlich nicht so eng begrenzt, wie es in Ihrem Kommentar zum Ausdruck kommt.
Ich bin auch kein Voltaire Fachmann, möchte ich auch nicht werden. Es gibt ja wohl auch genug Verbissenheit, in dem was er hinterlassen hat, aber an dem Punkt scheint er sich "ganz locker gemacht zu haben..."
Ach, ich versuche jedenfalls, Phantasie und Interpretationsfähigkeit nicht überzustrapazieren und stattdessen eher bei den Sachverhalten zu bleiben. Die sind meist wenig phantasievoll^^
Dem Voltaire werden auch Dinge in den Mund gelegt, die er gar nicht gesagt hat.
"Berühmtestes" rein erfundenes Beispiel zur Meinungsfreiheit:
„ Je défendrai mes opinions jusqu'à ma mort, mais je donnerai ma vie pour que vous puissiez défendre les vôtres.“
die beliebteste sehr frei übersetzte deutsche Fassung lautet:
"Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst."
In Wahrheit wird aber die eigentliche Quelle verschwiegen, vermutlich weil sie weniger sensationell ist:
„The friends of Voltaire“ (1906) von Evelyn Beatrice Hall, die schrieb:
"I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it."
Seitdem wird das Zitat Voltaire zugeschrieben, im Wortsinne.
Im Gegensatz zu manch anderen hier lassen Sie aber die Bereitschaft nicht vermissen, zu erkennen, was der Andere wohl gemeint haben könnte.
Nahpannenhilfeerlebnis ^^ auch nicht verrückter als vieles andere^^
Ich hatte über das "unterhalb" kurz nachgedacht, immerhin scheint das Nahtoderlebnis für Ursus essentiell zur Erringung der im Blogtext vorgestellten Auffassung, jedenfalls vor seiner letzten Erklärung. In der Sache bin ich mit Ihnen, natürlich stehen existentielle Erschütterungen in keinem hierarchischen Verhältnis zueinander. Zumal es immer von den einzelnen Personen abhängt, in welcher Intensität und unter welcher Charakteristik sie solche Erschütterungen erleben.
Die Personen mit Nahtoderfahrungen in meiner Bekanntschaft lehnen übrigens die Deutung als Traumgeschehen ab.
man bemüht sich^^
immerhin erkennbar..... :-)
sorry, aber dann stelle ich nochmal klar:
im Konjunktiv meines abgewandelten Zitats Ihres Kommentars sollten (eigentlich) die Nahtoderfahrungen auch von ganz nahestehenden Menschen genügen, das eigene Leben in einem anderen Wertekontext zu sehen.
In der Praxis scheint das mehrheitlich aber nur denen zu gelingen, die diese Erfahrung tatsächlich selbst gemacht haben.
Sie sollten dies bitte als so von mir gemeint verstehen.
Ihre allgemeingültig aufgestellte Formulierung, dass dies auch ohne diese Erfahrung ginge, halte ich für realitätsfern.
Das mag ganz sicher zwar relativ wenigen Menschen gelingen, dürfte aber weit entfernt sein von dem, was der Autor des Beitrags sagen will.
Ja, Zustimmung. Ad "Ablehung": Wenn wundert das? Mich nicht. Menschen neigen dazu, für sich das Besondere zu reklamieren; das besondere Event, die besondere Liebe, das besondere Geschundensein den besonderen Sonnenuntergang - die besondere Besondertheit. Und so dienen Begriffe oftmals (und zwar immer häufiger und mehr) nur noch dazu, einem gewissen Konglomerat (Cluster) von Affiziertheiten einen Namen der Besonderung zu geben. So werden Begriffe, mit gewolltem Sinn gefüllt, zu plausiblen Vorstellungen, statt von den Begriffen ausgehend zum in ihnen liegenden Sinn zu gelangen. (So ist der Begriff 'Messer' zunächst nur eine affizierungsneutrale Benamung.)
Aber ich will mich gar nicht weiter besonders hier engagieren in diesem Blog, weil, die Ausgangsfrage von @ maziar jafroodi ist eine erzreaktionäre. - (Es bedarf auch keiner weiteren Antwort von Ihnen.)^^
Zustimmung ad Ablehnung^^
lieber beiträger,
man kann natürlich dem entschiedenen "viva la muerte"
ein "gracias a la vida" entgegen-setzen.
ist aber gar nicht nötig:
soweit mir aus zeugnissen von bomben-nächten in berlin bekannt ist, war ein ergebnis :
gesteigerte lebens-lust. nach dem motto:
(freut euch des lebens) weil das lämpchen noch glüht!
daß überwältigende sorge und späterer fatalismus auftraten,
ist wirklich zermürbendem dauer-stress,
auch dem zusammenbruch des alltags-lebens zuzurechnen.
Hier muss ich mal ein paar Trivial-Töne einflechten. Bloß nicht immer alles so hoch hängen.
Scheint das Grab Dir tief
und dumpf sein Druck
Allerwoch, so nimm noch einen Schluck
Und einen noch dazu und noch zwei oder drei
Dann stirbst Du sorgenfrei
Das ist der wunderbare C. M. Bellmann
ja, applaus! applaus!
menschen neigen dazu, fürsich das besondere zu reklamieren...das besondere geschundensein..
nicht zu vergessen:
das besondere genervt-sein!
danke herrgott, daß ich diese besondere sternstunde ge-gebener erleuchtung noch erleben durfte.
sollten (eigentlich) die Nahtoderfahrungen auch von ganz nahestehenden Menschen genügen
Ich denke, dass eine Nahtoderfahrung nicht zu vermitteln ist. Es kann als Anstoß möglicherweise genügen, eine solche Erfahrung eines nahestehenden Menschen mitzuerleben, aber das ist m.E. zu schwach im Vergleich zu einem eigenen Erleben, d.h. ich sehe Ihren zweiten Absatz als hochrelevant in der Sache.
Allerdings gebe ich zu bedenken, dass ich bei meiner Aussage nicht von einer intellektuellen Beschäftigung mit dem Thema ausgehe. Der Umgang mit Sterbenden hilft sehr, genauso der Umgang mit siechen, schwerkranken Menschen. Und last not least gibt es Meditation/Kontemplation und ganz allgemein eine Offenheit für die Adaption natürlicher Vorgänge, die alle von Endlichkeit künden.
Dass dies kein Weg für alle oder auch nur für viele ist, ist offensichtlich. Es muss ja niemand diesen Weg gehen. Jede/r darf leben, als sei er/sie unsterblich. Bis das Leben seinen letzten Zug macht^^
Sie argumentieren teilweise sehr hart. Warum?
Nicht schlecht, Frau Specht!
war zwar nicht beabsichtigt, lediglich Ihrem Understatement zustimmend, aber ansonsten doch eher auf den hier üblichen eher rüden Stil reagierend.
Seitenhiebe sollten jedenfalls Andere treffen.
"Wuerde ich dann nicht viel freier und liebender Leben?"
Nein sicher nicht, denn wie wäre es denn wohl, wenn das genaue Todesdatum und die Umstände bekannt wären? Ich glaube doch, dass dann die Gesellschaft in ihrer bisherigen Form zusammebrechen würde. Und dann?
Aber mir ist sehr wohl klar, dass Sie eine bewusstere Form des Lebens ansprechen, die möglich wäre und einiges positiv verändern könnte: immer unter der Annahme von vorheriger Verdrängung und Kompensation.
bomben-nächten in berlin bekannt ist, war ein ergebnis :
gesteigerte lebens-lust. nach dem motto:
(freut euch des lebens) weil das lämpchen noch glüht!
Das gab's wohl auch in der Version: Volksgenossen, geniesst den Krieg, der Frieden wird schrecklich.
Man redet ja auch von Galgenhumor.
oft ist es jedoch so, dass gerade Krisen uns auf Alternativen bringen.
"den anderen aber wird das als reine Willensentscheidung wohl niemals gelingen." - - erst muss doch ein Wille da sein, oder?
Ich waere dir dankbar, falls du mir das Franzoesische uebersetzen wuerdest.
Auseinandersetzung mit der Sache und auf dem Interesse an der Sache beruhende Lebensweise über genügend lange Zeit hinweg reicht aus.
Das sehe ich genau so!
"Es gibt existentielle Erschütterungen weit unterhalb einer Nahtoderfahrung, der Tod eigener Kinder, echter Freunde oder Liebespartner, Krankheiten, die nicht töten, aber auszehren und vieles mehr. Ich stimme zu, dass existentielle Erschütterungen hilfreich sind" - - Hier geben Sie ja doch selbt die Antwort auf die von Ihnen am Anfang gestellt Frage. Auch diese Aaussage spricht mir zu!
Mir war aber auch ein Anliegen, auf die Verdraengung hinzuweisen. Nichts verdraengtes verschwidet doch von selbst. Insbesondere die Angst vor dem Tode lebt unterschwellig weiter und dies ist doch die Ursache vieler unserer seelichen Schmerzen.
Die Frage ist jedoch, was passiert, wenn wir uns das Verdraente bewusst werden?
Hierzu habe ich neulich einen sehr schoen geschrieben und interessante Roman von Jalom gelesen, mit dem Titel: Die Schopenhauerische Therapie. Er hat auch das Buch Als Nitzche weinte geschrieben. Beide moechte ich sehr empfehlen.
Aber genau in diesem Zusammenbruch des alltags-lebens sehe ich auch eine Chance.
Die Chance, die zwaenge wegzuraumen und unmittelbarer zu leben.
bis zur existenziellen kehre ist ein weiter weg.
das nahe-liegendere weg-sacken
der sicher-geglaubten geh- und navi-hilfen
führt schnellstens zu aggressivem.
wir sind ein land mit gezausten familien-strukturen:
viele bindungen sind imaginär.
die ruhe oxidiert an bewußt-gewordenen un-sicherheiten.
korr.: wir sind ein land
relativ über-altert mit vielen überlastet-zerfaserten familien-torsi, dem iran kaum ähnlich. oder?
danke für den hinweis auf: yalom.
Das kommt drauf an. Manche werden von Krisen geweckt, andere ziehen den Panzer täglicher Routinen noch fester um sich zusammen.
erst muss doch ein Wille da sein, oder?
Nein, erst muss die Einsicht in die Notwendigkeit da sein.
mir scheint, Sie haben die Aussage Ihres eigenen Beitrags nicht verstanden, oder denken Sie ernsthaft, dass schon der Konsum von Nachrichten über Attentate und Terrorakte (also ohne eigene direkte Konfratation mit dem Geschehen) eine Bereitschaft im Umdenken über die Endlichkeit des eigenen Lebens auslöst und als Konsequenz gar eine Verhaltensänderung?
Da dürften Sie aber einem gewaltigen Irrtum unterliegen.
wer lesen kann, ist klar im Vorteil.
(also ohne eigene direkte Konfrontation mit dem Geschehen)
Hier geben Sie ja doch selbt die Antwort auf die von Ihnen am Anfang gestellt Frage.
Ich habe am Anfang keine Frage gestellt^^ meine Aussage war die Antwort auf eine Aussage von Ursus.
Sie haben allerdings das Zitat m.E. zu früh beendet^^ nach dem Ich stimme zu, dass existentielle Erschütterungen hilfreich sind folgt im Original noch ein aber in jedem Fall unentbehrlich zum Erreichen der Sache sind sie nicht.
Ich fürchte, das war alles vergebene Liebesmüh..... :-)
Sie wollen jetzt aber nicht ernsthaft flächendeckenden Terror als Auslöser für ein bewussteres Leben empfehlen?
damit könnten Sie nicht ganz unrecht haben^^
Sind Ihre schmunzelnden Relativierungen eher strategisch gesetzt, oder "nur" höfliche Vermeidung von "Härte"?
Je nach Situation können sie beides sein^^ Und manchmal sind sie auch nur Ersatzpunkte oder -kommata^^
Jedenfalls versuche ich mich darin, die Härte meiner Argumentation respektive der sachlichen Stellungnahme wo immer möglich durch Freundlichkeit der Darstellungsweise auszugleichen. Diese Freundlichkeit ist auch nicht gespielt, somit kein strategisches Mittel, und sie ändert nichts an der etwaigen Härte der Position, aber sie macht manches sagbarer, was sonst allzuleicht in einen Shitstorm ausarten könnte.
Die deutsche Übersetzung, so wie ich sie verstehe, habe ich in meinem Kommentar bereits mitgeliefert.
Wie frei und liebend man leben kann, ist stark von einem individuellen allgemeinen Lebensgefühl abhängig, von dem naiv wäre zu glauben, es ließe sich durch die von Ihnen propagierte Überlegung nennenswert beeinflussen. Es geht auf frühkindliche Erfahrung zurück, ist aber sicher auch von einer angeborenen Disposition, von einer biochemischen Ausstattung abhängig. Für den erworbenen Anteil ist das Verhalten der Umgebung, also hauptsächlich die Familie ausschlaggebend, was in der Kindheit gravierend falsch lief, ist später nur sehr schwer zu kompensieren oder umzulernen. Für die Physiologie gibt es Medikamente und Hausmittelchen, worauf zurückzugreifen nur bei starker Abweichung vom Normalempfinden ratsam ist. Selbstverständlich ist Leidensdruck ein Grund, mit Therapie oder Medikation einzugreifen. Wenn Gefühle so leicht manipulierbar wären, würden sie nicht ihre biologische Funktion erfüllen können. Schließlich ist Autosuggestion eine nicht ganz wirkungslose Methode, sich mit einem anderen Grundgefühl in der Welt zu behaupten. Darauf läuft wohl Ihr Vorschlag hinaus.
Oder geht es Ihnen nur um die rationale Haltung? Denn man muß die gefühlsmäßige Grundeinstellung zur Welt von einer bewußt-rationalen Grundsicht- und Bewertungsweise unterscheiden. Im Lauf des Lebens kristallisiert sich heraus, ob man optimistisch, realistisch oder skeptisch an die Welt denkt. Auch Gefühl und Ratio sind allerdings nicht völlig unabhängig voneinander. Die Vermutung ist naheliegend, daß sich langfristig das Denken der gefühlsmäßigen Grundstimmung anpaßt.
Wie uns die literarischen Quellen lehren, gibt es schon immer die Bemühungen, zu einer gleichmütigen, ausgeglichenen oder positiven, sogar euphorischen Einstellung zu gelangen. Dabei agieren wir mittels der Dialektik von Erregung und Entspannung, diese widerstreitenden Impulse haben sich sehr biofunktional in der Evolution herausgebildet. Und dazu gehört ein charakteristischer Verlauf im Lebenszyklus, der Aufbau der Leidenschaften in der ersten Lebenshälfte und die folgende Apathisierung bis zum Tode. Ein leidenschaftsloser, vergreister Jugendlicher ist für mich, aus psychologischer Sicht, eine unglückliche Figur, oder? Wie umgekehrt ein emotional gehetzter Greis ziemlich lächerlich ist. Als Alterseinstellung teile ich Lethes Empfehlung, wenn ich sie richtig verstanden habe, die heitere Gelassenheit, das erstere ist der noch in uns steckende Positivismus des Lebens, die Anteilnahme, das zweite die Anpassung an die finale Gleichgültigkeit, das Loslassenkönnen. Ihren Lebens- und Liebeshunger, den Wunsch, im Hier und Jetzt zu leben, würde ich dem ersten Lebensabschnitt zuordnen. Freuen Sie sich oder finden Sie es ein wenig peinlich.
Allerdings intellektuell gefällt mir Ihr Vorschlag überhaupt nicht, das ist für mich eine absurde Konstruktion. Man will die Lebens- und Liebeserfahrung steigern, indem man den Blick auf die Möglichkeit des Todes fixiert. Ist das nicht eine gräßliche Utilitarisierung des Denkens zur Manipulation? Mit der Dauerpräsenz des Todes im Denken arbeitet man nicht einer alltäglichen Verdrängung des Todes entgegen, sondern spielt der Verdrängung des Lebens in die Hand. Der Tod ist ewig, das Leben endlich, ein knappes Gut. Da kann ein maßvolles Innehalten dazu beitragen, das Lebensbewußtsein zu steigern und pfleglicher mit allem Leben umzugehen. Reale Anlässe der Konfrontation gibt es genug, die sollten nicht verdrängt werden. Aber die Besessenheit vom Tode ist die sicherste Methode, das Leben zu versäumen.
»Wuerde ich dann nicht viel freier und liebender Leben?«
Du bist einer von Weltbevölkerung, glaubst du wirklich, daß auch nur eine einzige lumpige Milliare von Menschen sich zu dieser Ansicht durchringen könnte?
Das was Sie in Ihrem Kommentar beschrieben haben, sind Antworten, die Sie aus gewissen Psychotherapeutischen Lehren entnommen haben.
Demgegenueber gibt es jedoch auch Ansaetze, selbt in der Psychotherapeuischen Tradition, wie die von Karl Roggers, um nur einen zu Bennenen, die durchaus davon ausgehen, dass trotz aller Erziehung und Traumatisierung, ein gesunder Kern in jedem Menschen weiterbesteht und darauf wartet, aktiviert zu werden.
Aber ich moechte hier nicht den gelehrten spielen. Ich erfahre im Taeglichen Leben bei sehr viele Menschen, dass oft nur die Einsicht darin, dass es diesen Kern gibt (sogar nur die Annahme als Hypothese), gewaltige Transformationen einleiten kann, die dann das Leben des Betreffenden Grundlegen aendern.
Mein Kommentar war an Ihnen gerichtet!
Lassen Sie mich es anderes Ausdruecken. Mir scheint dass in dieser Zeitspanne, die ganze Welt ver - rueckt geworden ist. Aus den Berichten an Polizeimorde an Farbigen in den USA bis zu den Kriegen im Nahen Osten und nun die Terrorwelle in Westeuropa. Ich denke, Dass diese nur die Spitze des Eisberges sind. Sogar die Erde selbst Zittert und Bebt, als moechte sie sich nuch Ausschuetten. In einem, zudem viel Kritisierten Beitrag, bin ich naeher darauf eingegangen. Das ganze deutet fuer mich auf eine Transformationsperiode, in dem insbesondere die Schatten, die (ausser in Krigen) meist nicht gesehen werden wollten, nun sich aufdraengen.
Meine Konkrete Antwort lauten: Nie zuvor hat sich die Notwendigkeit einer Verhaltensaenderung fuer das Uberleben der Menschheit, so deutlich gezeigt, wie heute. Und ja, ich sehe auch die Chance einer Transformation, die bei jedem einzelnen ansetzen kann. Darueber hinaus beobachte ich auch die wachsende Bereitschaft vieler einzelner, diesen Schritt zu erwaegen.
Ja, danke fuer die weisen Worte.
Ja! Ich glaube dass nicht nur, ich weiss es sogar.
Lassen Sie mich auf alle drei Kommentare hier eingehen. Ich finde das alles verdraengte sich heute besonders deutlich hervorzeigt. Ich deute dies darauf hin, das der Patient vor lauter Verdraengung Wahnsinnig geworden ist.
Aber die Erscheinungen wie Morde, Kriege und Terror sind nur die Augenscheinlichsten. Es gibt viele suptielere hinweise daruf, wie sich Verdraengungen, insbesondere in dieser Transformationsphase der menschlichen Entwicklung hervortun.
Ein Beispiel aus meinem Alltagsleben:
Vor nicht allzulanger Zeit kamen Sonja (Anfang vierzig) (eine Freundin aus meiner Marburger Zeit) mit Ihrem Freund Peter (Ende vierzig) uns Besuchen. Sie lebten eine Woche bei uns. In beiden habe ich viel ungelebtes gespuert.
Jetzt sind beide Tod. Sie sind an Krebs gestorben.
Die meisten sehen hier wohl keinen Zusammenhang. Ich schon!
Ich habe dann doch vergessen noch einmal auf yalom hinzuweisen, der in den beiden Buecher sehr deutlich zeigt, wie das Bewusstwerden an sich, zu einer Genesung fuehren kann. Ubrigens sind beide Buecher hervorragen geschrieben!
Damit steht dein Anliegen 1 zu 7.
Sie wollen uns also immer noch allen Ernstes Terror schmackhaft machen, da er die Chance für einen Neuanfang in der Wertschätzung des eigenen Egos sei und dadurch die Welt vor dem Untergang gerettet werden könnte?
Für mich ist das destruktiver Unsinn, der so oder so ähnlich auch von Donald Trump raus gehauen sein könnte und nicht die Erkenntnis eines Menschen, der es gut mit den Anderen meint.
Lesen Sie nochmal ganz langsam durch, was W.endemann geschrieben hat, es dürfte der Kommentar mit dem größten Gehalt in diesem Thread sein, und er klingt gar nicht danach, als sei er irgendwelchen psychotherapeuthischen Lehren entnommen, wie Sie ihn so despektierlich abbügeln.
Ich bleibe dabei, und sage es jetzt deutlicher: Sie haben den ausgemachten Blödsinn (Terror als Chance) Ihres eigenen Beitrags noch immer nicht verstanden.
ich denke, verdrängung führt eher zum starr-sein.
eruptives ergibt sich, wenn ein -->feind(bild) projeziert wird,
auf den man zu-stechen, draufschlagen,drauf-schießen kann.
das zerstörerische scheint dem beobachter dann: wahnsinn.
Ihre Interpretation meines Beitrags trifft nicht zu.
Aber Feindbilder keonnen doch nicht entstehen, wenn sich nicht bereits Agressionen aufgestaut haben und und starre eingekehrt ist, oder?
1 zu 7 ist ja doch nicht so schlecht. Danke den Obtimismus.
Uebrigens habe ich den Beitrag von Endemann noch einmal gelesen. Ja, sie haben schon recht. Ich glaube, dass ich gestern mir keine grosse Muehe gegeben habe, darauf genauer einzugehen, aber ich finde, dass es auch nichts bringen wuerde. Das was mich an seinem Beitrag gestoert hat und wahrscheinlich die Ursache meines Unlusts war, waren die vielen Inerpretationen.
Ich finde es in Gespraechen viel spannender, den anderen verstehen und nicht interpretieren zu wollen. Gesprachsschlachten gehe ich lieber aus dem Wege.
verdrängung konflikt-trächtiger wirklichkeit geschieht bei angst vor dem konflikt-ausbruch. die vermeidung schränkt wahrnehmung und aktions-möglichkeiten ein.
es tritt eine fixierung/starre ein.
die aufgestaute energie/aggression richtet sich zunächst gegen sich selbst: hemmung/depression/vital-verluste.
läßt sich ein weniger starker feind(jude,fremder,zigeuner) aus-machen, dem eine ursache der ein-schränkung/begrenzten/unterdrückten strebungen zugesprochen wird, hat die aggressive energie ein ventil.
der gegen starken zwang aufgestaute druck entläd sich gegen ein weniger-bedrohliches opfer.
nach der devise: wenn widerstand gegen meinen fürchterlichen großen bruder nicht möglich ist, hau ich mein kleinerer bruder, wenn der mich ärgert. oder?
....sondern, welche?
Ihre Antwort an Wendemann lautet:
Das was Sie in Ihrem Kommentar beschrieben haben, sind Antworten, die Sie aus gewissen Psychotherapeutischen Lehren entnommen haben.
obwohl Sie seinen Kommentar gar nicht gelesen haben? Aber Sie wollen trotzdem noch ernst genommen werden, oder?
"Ich finde es in Gespraechen viel spannender, den anderen verstehen und nicht interpretieren zu wollen."
Interpretieren steht aber auch synonym für "begreifen, auffassen, verstehen", aber auch für "deuten" oder "auslegen". Jeder Text der gelesen wird oder jeder Satz der gehört wird unterliegt der Interpretation des Empfängers. Oder so: es geht durch die Filter der jeweiligen Wahrnehmung und Weltauffassung. Ich wüsste nicht, wie es anders gehen sollte.
Um die Auslegungen zu reduzieren ist zweifellos eine klare, strukturierte und direkte Sprache (Schreibe) von Vorteil. Und der Spruch: in der Kürze liegt die Würze hat auch was für sich.
Eigentlich wäre die Quote ja nicht so hoch, aber wenn du meinst, eine Milliarde sei auf dem Weg, bin ich der letzte, der dies ablehnt.
das Verdraengung Wahrnehmungs und aktions - moeglichkeiten einscharaenkt und eine starre eintritt, ist eine Variante.
Aber Verdraengung kann auch Ausmasse erreichen, die durch eine Inploision oder Explosition entweder das eigene Selbst zerstort, wie z.B. bei Sonja und Peter in meinem obrigen Beispiel, oder aber sich zerstoererisch an andere richtet, wie zum Beispiel bei dem Amoklaeufer.
Ich gehe davon aus, dass Verdraengung, als Kompensation immer mehr an Funktion einbuesst. Es scheint immer mehr sich abzuzeichnen, dass nun mehr nur die Beiseiteschiebung aller Vorhaenge, und das Durchdringen zum Kern eine Alternative bieten.
Oder so: es geht durch die Filter der jeweiligen Wahrnehmung und Weltauffassung. Ich wüsste nicht, wie es anders gehen sollte. (Pleifel) Mein Vorschlag waere: Einfach die Filter abzubauen! Dann denken wir nicht mehr ideoligisch und sind in eine Diskurse mehr befangen, sondern sehen die Welt so wie sie ist.
lesen Sie bitte an Stelle von eine Diskurse, keine Diskurse, danke.
lassen sie die psycho-fach-welt
ihre explosions-theorie wissen.
mehr will ich dazu nicht beitragen.