"Bis nichts mehr bleibt" - ein gelungener Abend in der ARD?

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- Auweia, Frau Meier! Was bin ich gestern Abend vor Wut im Dreieck gesprungen über diesen Abend. Fast 3 Stunden zum Thema Scientology – wow! Erst ein nicht besonders gut gemachter, wiewohl auch relativ teurer ARD-Film, der als laue Unterhaltung noch gerade durchgehen mag. Jedoch ähnlich erhellend ist bezüglich gesellschaftlicher Kontexte, wie „Das Leben der Anderen“ aufklärt über das System Stasi, oder „Der Untergang“ das Phänomen Faschismus lediglich als Kulisse benutzt. Die (insbesondere in diesem Blog hervorgehobene) darstellerische Leistung (Silke Bodenbender) war für mein Dafürhalten ziemlich platt und undifferenziert -wie sich halt der deutsche Durchschnittsfernsehfuzzi beiderseits der Röhre so ein blondes Ideologie-Monster vorstellt... da lob` ich mir dann doch wieder den „Untergang“ mit Corinna Harfouch als Magda Goebbels...

Anschließend (und ohne sich für dieses mal mit weiterer Eigenwerbung zwischen den Sendungen aufzuhalten!) sofort ein extralanges „hart aber fair“. Dort nagte Jürgen Fliege vorsichtig und als einziger bei diesem „ARD-Themenabend“ am Kern der Sache, als er gemahnte nicht in Panik oder Hysterie auszubrechen angesichts eines solchen -gesamtgesellschaftlich betrachtet- Randproblems.

Denn was ist Scientology anderes als eine weitere, in Maßen clevere Geschäftsidee? Was da unter dem Etikett „Religion“ zu firmieren versucht, tut es gegenwärtig und unbeobachtet vom Verfassungsschutz unter dem Etikett „Politik“ oder „Presse“ oder – wiederum und sehr aktuell- „Religion“; was ist die katholische Kirche -so betrachtet- anderes als ein Wirtschaftsunternehmen? Jedoch bleibt ihr erspart, sich offen aggressiv finanzieren zu müssen; das übernimmt ja teil- und glücklicherweise der Staat via Kirchensteuer. Aber auch dieser Umstand schützt offensichtlich nicht davor, dass deren Vertreter auf Erden sich (aktuell: sexuell) bereichern.

Scientology ist eine perfide Geschäftsidee, die Menschen in tiefes Unglück stürzen kann. Weil sie mit den Hoffnungen und Ängsten der Betroffenen systematisch spielt, um sie schwerstabhängig zu machen und bis an den Rand des menschlichen Gesamtruins auszubeuten. Was unterscheidet eine solche Firma/Organisation von Politik, deren Religion der Markt ist, von Banken, deren Religion das Geld und seine wundersame Vermehrung ist, von Ämtern und Behörden, deren Religion Gehorsam und Kontrolle ist?

Die ARD sollte sich mäßigen diesbezüglich, wenn sie nicht zum Trottel, resp., illegitimen Epigonen der Privaten werden will. -Wie wäre es statt dessen denn mal, wenn die geballte Brainpower dieser Anstalt einen Thriller zum Thema „Bedingungsloses Grundeinkommen – The Day After“ auf die Beine stellte? Aber bitte nur, falls die wissen, was das ist...

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