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„Es hat genug Amokläufe in Deutschland gegeben, es ist genug analysiert worden, jetzt muss endlich gehandelt werden – auch um den Preis, eine einflussreiche Lobby zu verärgern. “

Vielen in der Führung seiner Partei dürfte er wieder einmal als Paria gegolten haben, als er diesen dringlichen Appell angesichts des Amoklaufs von Lörrach am 20. September 2010 in einer Pressemitteilung verbreiten ließ. Kurz darauf starb er selbst: Hermann Scheer.

Seit dem Amoklauf von Winnenden wurden in Deutschland nach Recherchen der Initiative „Keine Mordwaffen als Sportwaffen!“ mindestens weitere 20 Menschen mit legalen Sportwaffen getötet. Die letzte Tat geschah erst vor wenigen Tagen auf einem Schießplatz in Genthin. Die Bilanz dort: 3 Tote.

11. März 2009, Albertville-Realschule Winnenden, morgens gegen 9.30 Uhr... gegen 13.00 Uhr, als der 17-jährige Täter sich auf einem Parkplatz erschoss, waren 15 Menschen ermordet, darunter viele Mädchen im Alter von 15/16 Jahren. 11 zum Teil schwerst Verletzte wurden in Krankenhäuser eingeliefert.

Das Land stand unter Schockstarre. Eine breite, leidenschaftliche, auch mediale Diskussion wurde über einige Wochen geführt. Es stellte sich heraus, dass eine übergroße Mehrheit der deutschen Bevölkerung für ein Verbot der Lagerung von Schusswaffen und scharfer Munition in Privathaushalten eintrat. Spitzenpolitiker reisten im Block nach Winnenden, um an den Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen. Ein Bundespräsident kämpfte während seiner Rede mit den Tränen.

Ein Jahr später schaffte es der damalige Bundespräsident noch einmal, zum ersten Jahrestag, in Winnenden aufzukreuzen, einer Stadt in unmittelbarer Nähe seiner Heimatstadt Ludwigsburg. Die Eltern der erschossenen Kinder von Winnenden mieden da bereits die offizielle Gedenkfeier. In diesem Jahr wird die psychologische Betreuung der Schüler der Albertville-Realschule, von denen viele immer noch unter PTB leiden, ohne weiter führendes Programm eingestellt.

Im Bundestag, dem Ort also, wo das geltende Waffengesetz so gestaltet werden könnte, dass derartige Schulmassaker, wenn auch nicht restlos vermieden, so doch aber erst einmal höchstmöglich und effektiv von dieser Seite verhindert werden könnten, stemmt sich eine Phalanx aus SPD, FDP und CDU/CSU mit aller Macht gegen eine derartige Veränderung: zu stark ist der Einfluss der mächtigen Waffen- und Schützenlobby. Zu viele Wählerstimmen stehen auf dem Spiel. Diese millionnengroße Wählergruppe, bestens organisiert in Vereinen und Verbänden, zu vergrätzen, könnte die Mehrheitsverhältnisse im Bund ändern. Was zählen da schon ein paar tote Kinder...

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Eine umfängliche, aber sehr übersichtliche Liste der Argumente und Gegenargumente zum Thema findet man unter sportmordwaffen.de (Internetauftritt o.g. Initiative).

Am 25. Februar fand auf BR-Alpha eine Fernsehdiskussion zum Thema Waffenrecht statt, in der die Fetzen flogen. In drei Teilen kann man sich diese sehr aufschlussreichen 45 Minuten hier auf youtube noch einmal ansehen.

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