Rote Linie Rotes Telefon Roter Knopf

Syrien Brisante Studie zu Giftgasangriff von Damaskus – große Medien berichten nicht

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Ende August letzten Jahres war die Rote Linie überschritten. Bei einem Giftgasangriff in einem Vorort von Damaskus am 21. August 2013 sind bis zu 1.400 syrische Zivilisten, darunter viele Kinder, bestialisch getötet worden. Unerträgliche Bilder erreichten uns aus Syrien. Verantwortlich dafür – so die medial weitestgehend einhellig verbreitete Meinung – sei das Assad-Regime. Das Maß schien voll zu sein. Ein militärisches Eingreifen des Westens unter Führung der USA war unausweichlich. Russland und China, medial kolportiert als die ewig unbelehrbaren Verbündeten Assads, warnten davor. Frankreichs und Großbritanniens Politik hatten bereits durchgeladen und die Finger nicht nur rhetorisch am Abzug. Lediglich der präsidiale Hamlet im Weißen Haus zögerte noch. Aber das, so schien es, war nur eine Frage der Zeit. Eine Frage letzter zu verifizierender Informationen und logistischer Vorbereitungen: Rote Linie, Rotes Telefon, Roter Knopf. Die gesamte Welt stand gefühlt am Rand einer weltweiten, finalen Katastrophe.

Heute wissen wir: der große Knall fiel aus. Was unmöglich schien, fand und findet statt dessen statt. Syrien vernichtet seine Chemiewaffen. Es sollte verhandelt werden. Die Welt atmete hörbar auf. Der grausame Bürgerkrieg jedoch ging und geht weiter. Trotz all dem: Nun wird verhandelt in der Schweiz.

Unmittelbar vor Beginn dieser Verhandlungen erreichen uns wieder schreckliche Bilder. Zehntausende Fotos, die belegen, zu welch unfassbaren Abscheulichkeiten das Assad-Regime offensichtlich fähig ist, um seine Macht zu erhalten. Es geht ein neuerlicher Aufschrei durch die großen Medien. Vergleiche mit der Vernichtungsmaschinerie der Nazis werden gemacht.

Nur wenige Tage zuvor taucht eine neue Studie auf, die seriöse Zweifel an der Eindeutigkeit der Verantwortung der Regierung Assad für den Giftgasangriff vom August 2013 formuliert. Die beiden amerikanischen Wissenschaftler, die diese Studie vorlegten, waren anfangs selbst von der Schuld Assads überzeugt. In ihren Nachforschungen kommen sie dann aber doch zu einem ihren anfänglichen Annahmen völlig konträr entgegenstehenden Schluss: Assads Truppen können auf Grund der von Niemandem ernsthaft bezweifelten Daten gar nicht verantwortlich sein für den Giftgasangriff. Sie gehen aber noch weiter:

"Diese falsche Geheimdienstinformation hätte zu einer ungerechtfertigten US-Militäraktion aufgrund falscher Nachrichten führen können […] Wenn die Quelle dieser Fehler nicht identifiziert wird, werden die Vorgänge, die zu diesem Versagen der Geheimdienste geführt haben, unkorrigiert bleiben, und die Möglichkeiten für ein zukünftiges Politikdesaster werden mit Sicherheit wachsen.“

("This mistaken intelligence could have led to an unjustified US-military action based on false intelligence […] If the source of these errors is not identified, the procedures that led to this intelligence failure will go uncorrected, and the chances of a future policy disaster will grow with certainty.“)

Darüber berichteten (in Deutschland) vor einigen Tagen die Zeitungen ND und Junge Welt, die „üblichen Verdächtigen“ halt. Den deutschen Groß-Medien war diese brisante Studie bislang keine Zeile und kein Wort wert – nicht einmal, um diese Analyse zu widerlegen oder nachzuweisen, dass diese möglicherweise ein gekaufter Fake ist.

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(Weitere, umfangreiche und detaillierte Informationen zu diesem Thema findet man hier auf freitag.de in allen Blogbeiträgen und Kommentaren von Hans Springstein.)

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