S21 - "Kathedrale einer untergehenden Zeit?"...

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So lautet das Motto einer Diskussion, die -veranstaltet von der Gemeinderatsfraktion SÖS/DieLinke und den Naturfreunden Stuttgart- am kommenden Montag in Stuttgart stattfinden wird...

Trotz strömenden Regens und eisigen Winds kamen zur heutigen 52. Montagsdemo wieder über 15.000 Menschen am Stuttgarter Hauptbahnhof zusammen, um gegen S21 und für K21 zu demonstrieren. Der Initiator der Gruppe „Unternehmer gegen S21“, Klaus Steinke, hielt eine beachtliche Rede.

Als IHK-Mitglied nahm er, wie er schilderte, an einer seltsamen Veranstaltung der Kammer teil, die am 11. Oktober in der Stuttgarter Liederhalle Bahnchef Grube ausführlich zu S21 zu Wort kommen ließ. (Die Süddeutsche Zeitung berichtete damals auch darüber und beschreibt die Veranstaltung als zum Teil „sektenähnlich“.)

Weiter spricht Klaus Steinke von der Verantwortung der Bahn als Bürgerbahn, von ihrer Finanzierung durch öffentliche Steuermittel und ihrem dazu in krassem Gegensatz stehenden Verhalten eines rein privatkapitalistischen Global Palyers; angesichts solch deutlicher Worte aus dem Mund eines Unternehmers weichen im Stuttgarter Regen wohl auch die letzten und starrsten ideologischen Korsetts auf -was bestimmt nicht nur am feuchtenWetter lag. „Innovation ist Intelligenz statt Aufwand“ sagte Steinke im Zusammenhang mit S21 und erläuterte dies anhand der Alternative K21.











Auf der 52. Montagsdemo sprachen weiterhin Tobias Munk, ebenfalls ein Unternehmer gegen S21 und Anja Müller-Hesse von den Parkschützern. Sie nahm Stellung u.a. auch zu der aktuellen Skandalisierung der 'Müllverhältnisse' im Schlosspark, die unlängst auch hier der fc für Wirbel wegen eines gefälschten Fotos sorgten. Beide Reden sind ebenfalls durchaus sehenswert.

In der taz gestern hat Georg Seeßlen (der auch Autor des Freitag ist) einen bemerkenswerten Kommentar verfasst, der sich noch einmal mit den tiefer liegenden gesellschaftlichen Ursachen des Stuttgarter Aufbegehrens beschäftigt, woher es kommt, warum der Widerstand so breit gefächert ist und warum es mehr als nur um einen Bahnhof oder eine Region geht. Und was daraus werden könnte... Sein Blickwinkel geht dabei auch weit über Deutschland hinaus.

Am 6. Dezember wird in Stuttgart ein Buch vorgestellt, welches ab diesem Tag dann auch bundesweit in den Buchhandlungen zu erstehen sein wird. In diesem Buch, dessen Herausgeber der Stuttgarter Autor Wolfgang Schorlau ist, kommen u.a. sein großartiger Kollege und Wahl-Stuttgarter Heinrich Steinfest, Walter Sittler und Schorlau selbst zu Wort. Aber auch Befürworter des Projekts S21, wie die Stuttgarter Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU), die sich seinerzeit (vor dem 30. September, dem Schwarzen Donnerstag) und trotzdem für ein Moratorium einsetzte.

„Stuttgart 21. Die Argumente.“ ist der Titel des Buches. Es erscheint am 6.12. bei Kiepenheuer & Witsch. 180 Seiten. 8,95€. Im Tagesspiegel gab es gestern eine ausführliche Buchvorstellung von Wolfgang Schorlau selbst.

Und die letzten, aber nicht unwichtigsten Neuigkeiten sind:

  • ein Gutachten des Verfassungsrechtlers Professor Hans Meyer von der Berliner Humboldt-Universität bescheinigt die Verfassungswidrigkeit der Finanzierung von S21 (ORF)
  • Bundesrechnungshof dementiert, jemals die Finanzierung für S21 abgesegnet zu haben und bringt damit Bundesminister Ramsauer in Erklärungsnot (Die Welt)
  • wie bereits an anderer Stelle erwähnt und so schon letzte Woche geschehen, aber immer noch ein kleiner Knaller: offensichtlich haben Gutachter vor Gericht ihre eigenen Projekte begutachtet, so dass eine Grundsatzentscheidung des VGH Mannheim von 2006 zu S21 (und gegen K21) nun in äußerst fragwürdigem Licht erscheint – was selbst Heiner Geißler nicht entging, bzw., er sich nicht entgehen lassen wird (Stuttgarter Zeitung)

...zum Abspannen nach so viel Information nun noch einmal das Beliebte "Die Rhetorik der Macht - Macht der Rhetorik oder: MachtNichts, außer Hochdeutsch"






geupdated: 16.11., 9:24

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