Stuttgart 21 - Der Abriss und der Aufstand; der Tag X

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Heute Abend versammelten sich etwa 30.000 (in Worten: Dreißig-Tausend) Menschen am Stuttgarter Hauptbahnhof zu einer spontanen Protestdemonstration gegen S21 und vor allem: gegen den heute begonnen habenden Abriss des Bahnhofs.

Der 'Tag X', wie er in Stuttgart genannt wird.

Am Nachmittag waren bereits einige Tausend vor Ort und legten den Straßenverkehr auf den am Hauptbahnof liegenden Hauptverkehrsstrassen lahm.

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Eine Bekannte berichtete, dass sie etwas entfernter vom Stadtzentrum auf dem Weg von der Arbeit zum Bahnhof dutzende Reisebusse voller Bereitschaftspolizei gesehen hätte.

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Gegen 17.00 Uhr zogen mehrere hundert Demonstarten zum Alten Schloss in der Innenstadt. Dort eröffneten Ministerpräsident Mappus und Stuttgarts OB Schuster das alljährliche Weinfest. Die Eröffnung, die vor geladenen Gästen und auf dem durch schmiedeeiserne Tore versperrten Schlossinnenhof statt fand, wurde mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert und u.a. "Mappus-weg" und "Wir-sind-das-Volk"-Rufen begleitet. Als die Protestierenden das Tor aufzubrechen drohten, schritt die Polizei ein. Einige der geladenen Gäste verließen vorzeitig die Eröffnungsveranstaltung des Weinfestes. Fast ein bisschen makaber war die Kakophonie aus Protest und Gute-Laune-Bumsmusike aus dem Innenhof. Wiederum rief das Erinnerungen wach. Diesmal an den 7. Oktober 1989, als im Berliner 'Palast der Republik' die SED-Spitze und geladene Gäste den 40. Jahrestag der DDR feierten, während davor die Demonstranten protestierten und 'Gorbi-hilf' skandierten.






Gegen 18.30 besetzte eine Gruppe von Aktivisten das Dach des Nordflügels des Bahnhofes und entrollte das Transparent: "Brandstifter Schuster- Raus aus dem Rathaus!". Sie haben erklärt, bis Freitag dort auszuharren, es sei denn Verkehrsminister Ramsauer verfüge einen sofortigen Stopp der Abrissarbeiten.

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Etwa gleichzeitig blockierte eine größere Gruppe von Demonstranten das Gleis 9 im Stuttgarter Hauptbahnhof für eine Stunde und verhinderte so die Ausfahrt des TGV nach Paris. (btw - soviel zur "Anbindung Stuttgarts an die internationalen Zugstrecken incl. Hochgeschwindigkeitsnetz", welche durch S21 angeblich erst erreicht werden soll.)

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Um 19.00 Uhr formierte sich der 30.000 (noch mal i.W.: Dreißigtausend) Menschen zählende Demonstrationszug und umkreiste über die Hauptverkersadern die Stuttgarter Innenstadt.

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Gegen 20.30, als die Demonstranten wieder am Bahnhof eintrafen, hielt u.a. Peter Conradi (SPD) eine beachtliche Rede. Er erklärte, dass ihn das Verhalten seiner Partei bezüglich S21 schmerze und dass er keinesfalls für einen Kandidaten seiner Partei für jegliches Amt stimmen werde, der S21 befürwortet.

Die Besetzung der Hauptverkehrsstrassen dauerte bis in die Abendstunden fort.






Derweil ist die "Stuttgarter Mauer" -der mit tausenden Plakaten und Transparenten gegen S21 behängte Bauzaun vor dem Nordflügel- nicht mehr frei zugänglich; er wurde durch Laufgitter weiträumig abgesperrt und Polizisten postieren dort im Meterabstand - was nun wieder ein bisschen an den 13. August 1961 erinnerte.

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Im Bahnhof patroullierten -militärisch stramm und versammelt- zahlreiche Polizeiabteilungen mit Schlagstock, Schutzhelm und Pistole im Halfter. Die Bahnsteige mit überregionalen Zügen sind durch Polizeiketten abgesperrt. Ein bisschen Dresden vor 21 Jahren, als die Züge mit den Botschaftsflüchtlingen aus Prag erwartet wurden.

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Diese Ereignisse waren dem größten deutschen Nachrichten-Betthupferl, den ARD-Tagesthemen heute Abend lediglich eine Meldung am Rande wert. Welche dergestalt auch bundesweit den Eindruck bestärken soll, dass ein paar hundert Unbelehrbare -zugegebenermaßen auch ganz putzig Anzusehende- gegen etwas protestieren, wogegen sich zu wehren sinnlos ist, denn: ES WIRD SOWIESO GEMACHT, BASTA! -Und Sich-Wehren in diesem Land mithin etwas Närrisches und vor allem Unmodernes hat; etwas für Stuttgarter Regentruden allenfalls...

Also: Danke, liebe Medien & ein fettes, metastasierendes, bakterielles, unhygienisches und virulentes+ "LÜGENPACK!-LÜGENPACK!" euren an neoliberaler Enzephalitis erkrankten Köpfen.

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Hilfe ist willkommen. Danke.

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