Man glaubt gar nicht, was in 85 Minuten so alles reinpasst, wenn filmische Gestaltungsmächte sinnlos walten und ein Tatort vor lauter wichtigtuerischer Stilisierung einfach nicht mehr laufen kann. Es wird eine dermaßen versteinert depressive Atmosphäre zelebriert, dass man sich weder für den Fall interessieren, noch für die agierenden Personen erwärmen kann. Sie sprechen nur schrecklich trockene und überaus bekannte Krimisätze. Sie sind, jeder einsam für sich, von steriler Blässe und Einseitigkeit. Der durchgehende Ton: ein falscher Lakonismus; die Vorgänge: eins zu eins; die Spannung: künstlich aufgebauscht. Dabei ist es nicht Bohns erster Versuch in diesem Genre.
Vielleicht ist es an dieser Stelle genug: Was Sie gerade gelesen haben, ist ein kleines Potpourri von Sätzen aus Kritiken, die vor über zehn Jahren geschrieben wurden. Damals durfte Thomas Bohn, nicht ganz reibungslos, schon einmal einen Tatort-Schauplatz entwerfen, das Hamburg von Jan Casstorff, gespielt von Robert Atzorn aka Unserm Lehrer Doktor Specht, und man müsste wohl länger, if not: sehr lange nach jemandem suchen, der bei der Erinnerung an dieses Kapitel feuchte Augen bekäme. Angeführt wird das hier aus bereits ausgeführtem Grund: Der MDR wollte mit seinem neuen Tatort in Erfurt ja was Neues und Freches und ist dabei – wie auch immer – auf Thomas Bohn gestoßen. Also was Olles und Lahmes.
Und jetzt haben wir den Salat. Die erste Folge Erfurt unter dem komplett sinnlosen Titel Kalter Engel (wer soll damit gemeint sein – die Leiche der Frau an der Gera, die ihre Brüste vorzeigen muss?). Ein Fernsehfilm, mit dem man als Zuschauer nichts zu tun haben möchte, man sitzt vorm Fernseher und guckt weg, weil das öde Treiben, das pseudolockere Kumpelgetue einen unendlich beschämt.
Der Tommy-und-Mike-Buddyism
Die Schauspieler können einem leidtun: Alina Levshin beerdigt als irgendwie angesagtes Girl des deutschen Films nach Im Angesicht des Verbrechens und Die Kriegerin in diesem Tatort jeglichen Appeal in biederster Muttihaftigkeit, deren – never use this word in Bohns Nähe – Intelligenz durch dümmliches Fremdwortgehuber ("ein sehr respektloser Euphemismus") zum Ausdruck kommen soll. In den Figurenentwürfen von Henry Funck (Friedrich Mücke) und Maik Schaffert (Benjamin Kramme) versucht der Buddyismus von Thomas-Gottschalk-Mike-Krüger-Komödien aus den achtziger Jahren vergeblich fortzuvegetieren: Es kommt gerade nicht kool, wenn Jungdynamos Energy-Drink-Dosen basketball-like in den Mülleimer werfen, wo sie dafür so viel Zwang und Anlauf brauchen wie in Bohns lähmender Inszenierung. Selbst der Running Gag mit dem "Recherchieren", der am ehesten so funktionieren könnte, wie er vielleicht einmal gedacht war, wirkt hier wie die Hausaufgabenerledigung des Klassenbesten.
Als Mutti für die Kinder aus Erfurt steht Kirsten Block zur Verfügung, die auch entsetzt sein müsste, wie trostlos sich ihr Spiel ausnimmt im Vergleich zu dem, was sie sonst als Arbeit macht: "Räumt eure Schreibtische auf, packt die Schwimmflügelchen ein und fahrt an die Ostsee" ist ein Drehbuchsatz, der nicht bemänteln kann, das aus ihm eine Bünzligeist spricht, mit dem man graueste Verwaltung betreiben kann, aber keine aufregende Geschichte erzählen.
Was darüberhinaus nur Leute überraschen kann, die beim Gucken nicht auf die Credits schauen: Kalter Engel hat schon keinen Witz, keinen Rhythmus und keinen Charme – und ist dann auch noch unfreundlich zu Frauen. "Unser Küken lernt noch", "bring ma' Pizza mit", "hat 'nen geilen Arsch" – so reden die machohaften Macker in the world of Thomas Bohn. Dabei machen sie sich eigentlich in die Hose vor ihrer eigenen Lässigkeit, wie in der wohl beschämendsten Szene des Films zu sehen ist. In der spielt Funky Funck ein "Spielchen" mit der hotten Escort-Lady Valerie (Karoline Schuch), das – "Ich liebe Spielchen" – wie so vieles völlig unoriginell und pointenlos schlicht darauf hinausläuft, dass sie ihn anmachen soll und das auch noch für umme (was dann, Bohn kann sich das in seinem Film ja aussuchen, tatsächlich geschieht).
Die unerzählte Geschichte
Ein peinlicheren, äh, "Flirt" hat man never gesehen. Das ist so das Männerbild, mit dem Funky Funck ja auch bei der Nachbarin ganz dick im Geschäft ist ("Sie ist 'ne Klassefrau, aber verheiratet, da kommen einem halt manchmal seltsame Gedanken"): Schön so tun, als könne man sie alle haben, dabei müssen die Frauen die Eroberung selbst besorgen, damit der toughe guy seine Abweisungsängste bewältigt kriegt. Solche verunsicherten Typen brüsten sich auch damit, bei Sexarbeiterinnen nur reden zu wollen.
Man kann sich fragen, was das öffentlich-rechtliche Fernsehen an Thomas Bohn findet, der es auf nunmehr 16 Tatort-Folgen gebracht hat. Noch interessanter ist aber die Frage, was Thomas Bohn eigentlich am filmischen Geschichtenerzählen findet, wenn er dazu offensichtlich keine Lust hat. Die Auffindeszene der barbusigen Leiche am Gera-Ufer ist nur ein Beispiel dafür, dass dieser Film eigentlich nicht erzählen will: Er macht permanent den Eindruck, als habe er nichts zu sagen, weshalb in dieser – eh schon totalstandardisierten – Szene dann einfach eine Billo-Mucke (Mattias Lindblom, Anders Wollbeck und Michael Zlanabitnig) draufgepackt wird, die wahlweise auf Grusel oder Spannung macht.
In den Szenen, in denen etwas gesagt wird, ist es nicht anders. Nach einem Her und einem Hin ist der, äh, Dialog zumeist beendet, und einer der beiden Sprecher muss einen Flunsch ziehen, als habe ihn der radikalpointierte Witz eines Zynikers aus hochstehenden französischen Salons des 18. Jahrhunderts getroffen. Oder man hält sich mit Begrüßungsformel auf ("Tach, Claire. Tach, Maik. Tschüß, Claire"), das ist ja auch Text. Was immer man Dominik Grafs Münchner Folge letzte Woche vorwerfen kann: Dass dessen Königreich des Erzählenmüssens und diese Ein-Zimmer-Bude des Fantasiemangels das gleiche Format sein sollen, würde man ohne Vorspann im Leben nicht ahnen.
Just kein Milieu
Die Geschichte von Kalter Engel fährt schwarz, und wenn sie an einer Kreuzung ankommt, an der man so etwas wie Plausibilität, Motivation oder Psychologie vorzeigen muss, behilft sie sich mit einem Stichwort. Mich macht es tatsächlich fassungslos, dass Kritikerkollegen diesen Driss vom Studentenmilieu glauben, der in der Begleit-PR ausposaunt wird, weil in diesem Film gar keine Studenten und vor allem kein Milieu zu sehen sind. Man sieht nur Kinder, die Sätze aufsagen, die sie vorher auswendig gelernt haben: "Dass die wirklich alle Drogen nehmen, um mithalten zu können – das ist doch krass, das ist doch Wahnsinn." Muss es wohl.
Bohns unterentwickelte Fähigkeiten als Autor zeigen sich auch an Wortfindungsschwierigkeiten. Was sollen denn "wichtige Insiderinfos für die Prüfung sein"? Man patscht ein bisschen in Richtung des vermuteten Sinns und wenn dann das falsche Wort aus dem Regal fällt, ist es auch egal, die Leute wissen doch, was gemeint ist, und den zuständigen Entscheidern kann man es erkären. "Knochenmühle" ist etwa eine Begriff, den eine Tänzerin wie Susanne Linke mit Blick auf ihre Ausbildung verwenden kann. Aber er trifft doch nicht den Stress, dem the Studies an der Universität heute unterliegen.
Die Schlampigkeit des Buchs hat noch ein anderes Gesicht: Wo scheinbar nur aufgefüllt werden muss mit Dialog, kommen furchtbar bürokratische Sätze raus: "Dazu können wir im Augenblick noch nichts sagen", "mir steigt die Presse auf das Dach." Und einen Kasten Bier, halbes Schwein für die Apothekerin, die im richtigen Leben den Kunden mit solchen Erklärungen behelligt: "Seit 1993 hat sich der Verbrauch mehr als verfünfzigfacht." Da hat jemand vergessen, den Zeitungsartikel abzumachen, als er die Info, aus dem sie stammt, in das Drehbuch gecopypastet hat.
Neeiin!
Inszenatorisch haut Bohn die Sau vom Schlitten, wenn er in einer seiner spannungslosen Parallelmontagen Alina Levshins Praktikantin in dem gravierend unspektakulären Bürobau ankommen und durch das Büro schauen lässt. Oder wenn wiederum die Praktikantin die Mutter der Toten am Bahnhof in pseudoschick-sinnlosen Zeitrafferüberblendungen verabschiedet, damit das Warten nicht mit Reden überbrückt werden muss, wobei die Antwort der Mutter auf die einzige Frage (die nach dem Geld) schon jetzt legendär ist: "Das finden sie jetzt wirklich wichtig?!" Sagen die meisten Mütter, die wissen wollen, wer ihre Tochter umgebracht hat zu denen, die es rausfinden sollen. In einer Patzigkeit, die für sämtliche Beziehungen im Erfurter Tatort wesentlich ist.
Und dann noch das (nächste Woche wird wieder kürzer, I swear): Das jüngste Team ist noch nicht mal am jüngsten – als Ulrike Folkerts 1989 als Lena Odenthal debütierte, war sie 28. Alina Levshin ist schon 29. Neeiin!
Ein Satz für alle Zwecke: "Ich hab mir meine Zukunft anders vorgestellt"
Eine Skepsis, die immer Konjunktur hat: "Ja, das saachen se alle"
Kommentare 88
Ich liebe jedes Wort dieser Kritik. Und ich fand diesen Tatort schrecklich.
Dieser Text ist bei weitem das Beste an diesem Tatort.
Wie schade um die Möglichkeiten der Schauspieler_innen.
Wer war jetzt eigentlich der kalte Engel?
Ich kann mir nicht helfen: Ich fand diesen Tatort nicht gut, aber auf seine Weise unterhaltsam und sympathisch. Abseits von den heute üblichen Perfektionen, spielte er sich so in mein Herz. Selbst so manche kaum merkbare Panne bei den wenigen Prügelszenen habe ich gerne übersehen. Zusammenfassend: Der Autor scheint eher lustlos (vielleicht ist er mit dem eigentlichen Buch nicht rechtzeitig fertig geworden und musste sich auf die Schnelle etwas aus den Fingern saugen) auf alte Klischees zurückgegriffen zu haben. Die sehr guten Schauspieler haben aus einem unglücklichen Buch ein Stück wie auf einer Bühne zelebriert, das mich 90 Min. hat nicht umschalten lassen. Irgendwie schön ... :-)
Oooch Dell; wahrscheinlich haste ja – wie fast immer recht. Aber ich bin nur bis dieser Sottise gekommen:"Intelligenz durch dümmliches Fremdsprachengehuber ("ein sehr respektloser Euphemismus")" ...
Und das bei Deiner permanentnervenden Dummdengliziserey ...
Muß ich mich wieder für Dich fremdschämen ... – Schäm' Dich!
Ich hab in meinem Leben vielleicht 10 Tatorte gesehen, kann das deshalb vielleicht nicht so ganz einschätzen. Aber ich hätte erwartet, dass man ein neues Ermittlerteam nur dann einführt, wenn man ein Drehbuch gefunden hat, das nicht schon nach 5 Minuten im 0815-Sumpf ertrinkt.
Wenn man ein "junges, wildes" Ermittlertrio kreiert (und sich dafür unter anderem die Kriegerin-Darstellerin holt) dann kann man doch keinen Film drehen, der absolut gar nichts Junges und Wildes an sich hat.
Also ich, lass´ mir das Thema, den Inhalt und die Handlung des Tatorts immer von meiner Frau erklären, denn angucken tu ich mir diese im Format erstarrte Institution nicht mehr, nur manchmal.
Schon ne ganze Weile nicht, von Ausnahmen abgesehen.
Es gibt ja immer diese Vorerzählungen der ARD für den kommenden Tatort und wenn ich diese Mitteilungen lese, weiß ich recht genau, ob ich mich neben meiner Frau auf der Fernsehcouch niederlasse oder nicht – sie liest den Kram absichtlich nicht und erklärt treutatortmäßig, daß die Hoffnung zuletzt stirbt. Die auf Besserung versteht sich.
Im Vorwissen befangen schenkte ich mir den heutigen Fernseh-Abend und bei den ersten zwischenzeitlichen Besuchen im Wohnzimmer war unübersehbar, daß meine Frau gelangweilt und enttäuscht vom Tatort war. Irgendwann hat sie zwischendrin umgeschaltet und blieb dabei.
Konnte mir also nix erklären, was irgendwie tauglich für den nächsten Arbeitstag – sprich das Kapieren von den Tatort-statements der Kollegen – wäre.
Guck´ ich hier auf den Dell, hilft mir das für morgen auch nich weiter.
Also erklär ich den Kollegen morgen, das wir den Tatort gestern nich geguckt haben,wegen anderes Programm. Das verstehen die immer sexuell und machen dann ihre Sprüche über den etwas anderen „Tatort“.
Schön gesagt ... – ich habe die Folge wie üblich nebenher durchlaufen lassen und hier und da eine Szene wahrgenommen, die mir durchaus gefallen hat. Ein Totalreinfall war's auf keinen Fall. Egal, was der Schimanski-Zweitverwerter nach seiner Sottise über die Fremdsprachenhuberei noch geschrieben haben mag.
Mir hats gefallen. Stinknormale Krimikonfektionsware plus etwas Gesellschaftskritik und Lokalkolorit. Kann man so durchgehen lassen. Richtig beschissen werden die Tatorte ja immer erst dann, wenn sie das ganz große gesellschaftkritische Rad drehen wollen und der Mörder dann zum Schluss doch nur der Gärtner ist.
Und das Spiel von Alina Levshin fand ich allererste Sahne. Wie sie als eingeschüchterte Praktikantin hinter den Testosteron-Kommissaren herschlich war um Längen realistischer als die todöden Ich-bin-eine-Powerfrau-die-den-Mackern-erstmal-zeigt-wos-langgeht-Allüren von sämtliche anderen Tatort-Kommissarinnen, die sich die Drehbücher wahrscheinlich von Alice-Schwarzer erstmal absegnen lassen müssen. Das langsame Freischwimmen der Praktikantin war gut gemacht.
"dümmliches Fremdsprachengehuber"
Wirklich kaum zu glauben, daß sich der dümmste Denglischhuber über so etwas aufregen kann.
"Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“ (Matthäus 7,3)
Angesichts der aggressiven Natur der Besprechung schlage ich zur Behandlung des zugrundeliegenden Dell-Bohn Problems eine runde Schlammcatchen vor. Hinter den Kulissen.
Zumal die Johanna nicht "dümmlich fremdsprachengehubert" (so wie der Denglischdell) hat, sondern aus ihrem Fachwissen geschöpft – und dies dann auch noch erklärt(!!!) hat.
Das Dellsche Glashaus liegt anyway (Sorry!!!) in Trümmern.
Danke! Hat mir ne Menge Tipperey erspart ... ;-)
Fünfer ins Phrasenschwein; von mir aus, aber: Es gab schon deutlich schlechtere Tatorte! Spannend wird, ob bzw. wie andere Autoren (bislang sind ja wohl nur zwei Erfurt-Folgen vergeben) die durchaus mit Potenzial ausgestatteten Charaktere weiterentwickeln.
Ach ja ... – Der Dell ist hineingeschnappt.
https://www.freitag.de/autoren/mdell/total-demokratisch
Toller Tatort.
Schönster Satz: "Alter, wofür war das denn? Fuck-and-go, oder was?"
Schönster Moment: der blonde 18-jährige Kommissar kommt mit der Pizzaschachtel nach Hause, macht geile Mucke auf seinem iPod an und dann erstmal ein paar coole Moves mit seinem Boxsack. Aber nur 2.
Auch schön: wie der andere Kommissar und das 1,10 große Escort-Mädchen den Obdachlosen an dem Hipster-Imbissladen verarscht haben.
Bonsoir,
nur für`s Protokoll nochmals: Warum sollte der Herr Dell die Anglizismen sein lassen?
|| und ist dann auch noch unfreundlich zu Frauen ||
In der Tat. Und die aller aller peinlichste Stelle ("fuck and go") fehlt sogar noch. Also, ich kann der Rezension auch nur aufmunternd zunicken, Herr Dell. Ich glaube, dass das der schlechteste Tatort war, den ich je gesehen habe. Was vielleicht daran liegt, dass ich den Münchener von letzter Woche nach 15 Minuten wegen Unguckbarkeit abgeschaltet habe. Wirklich schade um die attraktiven Darsteller Kinder..
Ein „Kalter Engel“ kommt offensichtlich heraus, wenn sich Tatort-Regisseure von Till Schweiger Filmen inspirieren lassen. Die Folge war von und für 12-jährige, die sich einmal zuviel Kokowääh reingezogen haben. Allein der Salami-Schnitt, das Hin- und Hergeszene zwischen Recherche-Affäre und hinterher schleichendem Rachetäter -- einfach unterirdisch. Und dazu noch diese Tendenziös-Mucke, die diese verkrustete Ungleichzeitigkeit zu verwischen sucht (Stichwort TENDENZIÖS, Grüße @ MDR-Informationskontrollstelle). Und mit großem “Wuum Wuum“ oder “Klimper Klimper“ immer wieder dreist behauptet: Dies ist ein Film. Hier geht`s um unmoralische Studentenjobs, Medikamentenmissbrauch, Bildungs- und Gesellschaftskritik. Wir sind eine Pflichterfüllungsgeneration. Ja genau, Krass, Bäh! Und dieses Werbeagenturgebäude war ein Polizeipräsidium in dem Verhöre im Expeditionskistenlager geführt werden.
Auf den Punkt gebracht und volle Zustimmung. Nur: wer sich auf der FB-Seite des Tatort die Mühe macht und durch die Kommentarspalte liest, wird schnell erkennen, daß das deutsche Fernsehpublikum für eine komplex und dicht erzählte Geschichte wie die von Dominik Graf im vorletzten Tatort nicht bereit ist. Das Grauen, das sich aber in diesem minderwertigen Fernsehstück vor einem auftut, wird hingegen eher wohlwollend angenommen. Schmerzhaft.
"Dieser Text ist bei weitem das Beste an diesem Tatort."
Es gab ja doch schon einen Text von Dell zum Film und seinen Umständen. Was ich nicht verstehe: warum schaut (tut) man sich das dennoch an?
Krass, wer früh immer ins Büro kommen soll.
Krass, dass Presse hier (auch) Druck macht.
Krass, dass Studenten der Uni mit Material der Fachhochschule arbeiten.
Krass, dass man von Erfurt nach Sondershausen Autobahn fährt.
Krass, dass keine schöne Ansichten von Erfurt zu sehen sind.
Krass, dass mit dem untypischen Imbisswagen an der Krämerbrücke.
Krass, dass man in Erfurt sächselt.
...
Auf der nach oben offenen Tatortskala bekommt dieser Krimi vom Mitteldeutscheen Pizzafernsehen eine krasse Drei.
Für mich wars eher so in Richtung "Lindenstraße".
Oder die frühere Lieblingssendung unserer Kinder "G Z S Z".
Es kann aber auch sein, das auf Grund immenser Filmförderungsgelder der Zwang zum Filme machen, sowie ein Überangebot von Jungschauspielern, der Mangel an wirklich guten Schreibern gegenüber steht.
Da ich gestern überhaupt nicht müde wurde, hab ich mir auf 3SAT "Thorberg" angeschaut.
Ein Krimi aus dem richtigen Leben.
...wenn man einen Tatort wirklich schlecht machen will, dann kann man da ja viel Energie reinstecken - aber warum? Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und mochte das Team aus Erfurt. Die Jungs waren knackig und das Mädel ein schöner Kontrast. Ein Tatort lebt doch vor allem vom Charisma. Und der hier kriegt von mir fünf Sterne! Die haben sich etwas aus dem Fenster gelehnt mit ihren Klischees, aber warum wird das in Deutschland immer sofort bestraft??? Ich habe mich sehr amüsiert - hey Erfurter: vielleicht seid Ihr einfach innovativ und es hat noch keiner gemerkt? Euer Tatort war nicht muffig sondern frisch!
Ich dachte gestern auch immer mal bei mir: Sagt man überhaupt noch "krass", ist das nicht schon "durch"? Keine Ahnung. Dafür aber gabs Bildungsvermittlung, wo die Praktikantin nach der Radbruchschen Formel fragt und - ausgerechnet - die Bibliothekarin wohl meint, da sollte sie lieber in einer Autowerkstatt nachfragen, wenn ichs recht erinnere.
...also all jene, die irgend ein gutes Haar an diesem Tatort finden konnten ('hab mich gut unterhalten gefühl', 'die kommissare waren mir sympathisch' etc.), sollten vielleicht nochmal über ihre ansprüche an tatorte im allgemeinen nachdenken. dieser tatort war eine katastrophe und herr dell hat das sehr schön beschrieben. aber ich kann da nur @textex's richtung heftig zustimmend nicken: die ansprüche des fernsehpublikums bestehen eben aus den eben angedeuteten ansprüchen. wer will wohl an einem sonntagabend auch noch intellektuell, politisch, emotional wirklich herausgefordert werden... ihr da, ihr anspruchslosen: konsumiert schön weiter. solange ihr noch könnt.
Ich bin sehr neugierig und möchte dann doch wissen, worüber er denn so, ähm, ranten musste und ob ich dem zustimmen würde. (surprise, surprise, mostly: ja)
Außerdem spielten mit Alina Levshin und Florian Bartholomäi mindestens zwei Schauspieler_innen mit, die ich sehr interessant finde und gerne sehe. Zuletzt: das Ritual.
Oh, ich stimme aber übrigens nicht zu, dass dies einer der schlechtesten Tatorte sein soll, die man so gesehen hat.
Da geht mir ja schon das übliche Leipzig mehr auf den Keks.
es war nur alles so gewollt, so bemüht, so pseudo-ambitioniert und hat dann nicht, wirklich gar nichts mit Leben oder Inhalt füllen können, obwohl es doch so viele Möglichkeiten gäbe.
Die klugscheißende Johanna wirkte immer, als würde sie aus einem Lexikon vorlesen, nie echt. Und diese Jungmacker, nee, wirklich, wie Comicfiguren, so sehr am Reißbrett entworfen und nie mit Leben gefüllt.
ich frage mich manchmal, wo der gute Freitag mittlerweiler gelandet ist?Gibt es in dieser Republik keine andere Sorgen, als sich Gedanken um einen Fernsehfilm names Taort zumachen. Ist das so wichtig? Vielleicht sollte sich die Redaktion des Freitag die Frage stellen, ob die nicht leise aber sicher richtung Massenmedien unterwegs sei.
Den Film habe ich nicht gesehen, aber die Kritik habe ich genossen. Der Untertitel "Just kein Milieu" gefällt mir.
Lieber Matthias Dell,
als ich das Artikel-Foto zum zurück gezogenen Interview sah und dazu das Wort „jung“ las, dachte ich mir noch nicht viel. Nach der Rezension kommen die Zweifel: Ist das Produkt Ausfluss dessen, was sich die Generation 50+ unter jung tatsächlich vorstellt? Was zwangsläufig zu den Folgefragen führt: Wie kann es zu einem solchen Nichtverständnis von Eltern- gegenüber der Kindergeneration kommen? Wenn das die Höhe der Schaffenskraft darstellt, wie weit ist es noch bis zu deren Verrentung?
Ihre Kolumne diesmal mit besonderem Genuss gelesen, e2m
Krass Alter! mit bratwurstigen Grüßen Henryk
Krass Alter! mit bratwurstigen Grüßen Henryk
Krass Alter! mit bratwurstigen Grüßen Henryk
Ja genau. Am besten gleich Filme und Musik abschaffen. Die lenken bloß ab. Außerdem hätte Matthias Dell dann mehr Zeit über die optimale Höhe des Mindeslohns nachzudenken. Ganz zu schweigen darüber, warum gestern Abend bei Günther Jauch Heiner Geißler in einem azurblauen Anzug dasaß und keiner darüber ein Wort verloren hat!!
Bravo Dell, meine ZUSTIMMUNG.
Im übrigen wird man dem neuen Ermittlerduo keine große Zukunft voraussagen können: Die erfolgreiche Praktikantin wird ihm bald wieder abhanden kommen (mit Jura Studium geht man nicht in den gehobenen Dienst, Praktika sind zudem begrenzt) und die eigenen kriminalistischen Fähigkeiten scheinen recht unterentwickelt: Wenn der Professor behauptete, er sei "öfters auf Dienstreise in Erfurt", dann erübrigt sich offenbar eine Überprüfung dieser Tatsache, um diese Spur für den Zuschauer ersteinmal wieder zu verwischen, bzw. Sendeminuten bis zu Aufklärung zu schinden: Das nenne ich keinen Ermittlerarbeit.
Unter den bildkompositorischen Katastrophenhandlungen des Films fällt mir noch die Einstellung auf, bei der der eine der Kommissare nur deshalb einen Kopfbreit von der Pinwand entfernt aufgestellt wurde (lesen konnte er so dort nicht mehr viel), damit sein Kollege, am Schreibtisch sitzend im Hintergrund gleichzeitig noch unscharf zu sehen sein konnte. - Unterirdisch.
Was immer "bratwurstarige" Grüße sind, aber das Stehen um Imbiss und das Aufspießen von ketchupigen Fritten war beim Kölner Tatort geklaut, deren Ermittler sich dabei aber nicht zu so abartigem Dialog in Hörweite von Obdachlosen hinreißen ließen, dem ich in der Erfurter Variante keinerlei Sinn, geschweige denn Vernunft, eher deren gegenteil entnehmen konnte.
P.S.: ich warte jetzt noch daruf, dass Max und Moritz demnächst Bouletten mit Senf im Felmy-Stil verspeisen, oder trimmelartig Zigarren rauchen werden. - Kressin war kultiger.
was sind denn Sie für ein Bücherverbrenner...
Dank der Dell´schen Glosse (?!) zum Redakteurinnen-Interview war ich schwer interessiert, ob die dort kumulierte Vorverurteilung nicht aus gekränkter Eitelkeit herrühren würde und nicht doch ein außergewöhnlicher jung erfrischender Fernsehgenuss geboten würde. Um es kurz zu machen: Ja, es war ein ungerechtfertigtes Vorurteil - allerdings meinerseits gegenüber Ihnen, Herr Dell, und hierfür bitte ich um Entschuldigung!
Da die Gesamtbeurteilung des Machwerks nur unwidersprochen bleiben oder wiederholt werden kann, das Positive aber auch Erwähnung finden sollte, will ich zwei solche kleine Momente erwähnen:
Die Doppeldeutigkeit der Aussage der berufsbekleideten kriminaltechnischen Mitarbeiterin während der Durchsuchung des Kleiderschranks der modellhaften Getöteten „Schaut euch mal das hier an, feinster Zwirn! Also, ich könnte mir das nicht leisten…“
Dann die sehr persönliche Erinnerung an den so oder ähnlich immer wieder beliebten Radbruch-Kalauer aus allerersten Tagen des 1. Semesters: „Sollten Sie da nicht lieber in eine Werkstatt fahren“. Ich hatte ihn bereits vergessen gehabt...
Mit dem Hammer auf die Inbusschraube des Ikeabettpfostens hauend; "fertig!".
M.M.n. das Sinnbild für diesen gesamten und für mich schwer ertragbaren Tatort.
...wenn ich einen anspruchsvollen Krimi sehen will, dann schau ich mir doch keinen Tatort an! Mal ehrlich worum geht's denn hier? Der Tatort ist doch pure Unterhaltung, hier geht's doch nicht um Intellekt oder Anspruch, oder Geschichte sondern nur um Sympathie. Wann gab es denn das letzte Mal einen wirklich guten Tatort? Das Format ist muffig und staubig und heimatlich und gut ist, ich verstehe diese bierernste Aufregung nicht.
werter matthias dell,
ihre beiden beiträge zum neuen erfurter tatort habe ich mit hochgenuss gelesen. es ist sehr, sehr beachtlich, erfrischend und vor allem sehr selten geworden inzwischen (da kompetent + mutig + entschieden), wie sie nicht nur ein kunstgewerbliches, künstlich daherkommendes produkt, dass doch so gerne etwas anderes (wahrscheinlich kunst) wäre, als billigsten budenzauber entlarven: vor allem gelingt es ihnen mit beiden beiträgen (und das ist außergewöhnlich, vielleicht im augenblick gar einzigartig) zu zeigen, wie jahrzehntelanger neoliberler un-geist, kritik- und bewusstlos zum alternativlosen kultur- und zivilgut der stunde erhoben, selbst eine institution wie den "tatort" locker und restlos killt. vielen dank.
mfg-mcmac (geht gerade nur einhändig; deshalb alles kleingeschrieben, scusi)
>Wann gab es denn das letzte Mal einen wirklich guten Tatort?<
27.01. 2013: verbohrte humorigkeit und forcierte belanglosigkeit. avant la lettre. hat el dell dann auch zuverlässig nichts mit anfangen können.
"...daß das deutsche Fernsehpublikum für eine komplex und dicht erzählte Geschichte wie die von Dominik Graf im vorletzten Tatort nicht bereit ist."
War das der Tatort mit den Koyaanisqatsi-Einstellungen: München bei Tag, bei Nacht, mittags, abends, vormittags, morgens, dann wieder nachmittags, vormittags, frühmorgens, spätnächtens, frühabends, eine Stunde zurück und wieder eine vor, zwei Minuten vor, wieder zwei ein bisschen später... und dabei erklingen diese so selten gehörten feengleich-penetranten Philipp Glass-Endlos-Hämmerchen-Akkorde...?
War das der Tatort mit dieser Alten, die ständig traurig vor ihrem Poster als Old-Surehand-Lady mit Donnerbüchse rumlungert und die dann von 5 Meter Entfernung -als es endlich mal drauf ankommt- auf ihren Sohn schießt(der steht vor einer prachtvollen Villa, die man nur durch einen beherzten Sprung über den Zaun erreicht) -aber (wie dumm nur, denkt man über sich selbst erschrocken) daneben trifft, denn - so erfährt man stante pede - so kann sie ihm am besten "ihre Liebe zeigen".
(Diese Reichen halt - so kennt man sie, Exzentriker, wo man nur hinblickt! Wenn man denen jetzt auch noch eine Reichensteuer... ich darf gar nicht dran denken, die sind doch schon gebeutelt genug!).
Und dann ist einer nach dem anderen einfach irgendwie umgekommen...
Einer war dieser Stylist, der dem Kommissar ein Angebot macht (wollte er ihn wirklich bloß stylen?) und dann, bevor er sein Messerchen schleifen kann, ist er auch schon tot...
War das also der Tatort? ("komplex und dicht erzählte Geschichte")
Mein lieber TEXTTEXT, so richtig superklasse fand ich den jetzt nicht mal sooo unbedingt.
Bange Frage: Bin ich jetzt irgendwie intellektuell unten durch bei dir und hier im Forum und in ganz Deutschland und überhaupt?
Herr Dell, selten habe ich eine solch einseitige und unprofessionelle"Kultur-Kritik" wie die vorliegende gelesen. Ich kann nur vermuten, dass Sie selbst in ähnlichem Alter sind, wie das junge Tatortteam? Haben Sie den Anspruch, dass Tatort KommissarInnen eine politisch korrekte Vorbildfunktion vermitteln sollen? Sie regen sich über das - m. E. vordergründige, und nach ihrer Ansicht vermutlich reaktionäre - Geschlechterbild auf, das in diesem Tatort vermittelt wird. Deutlich ist ja, dass Sie Herrn Bohn nicht viel oder sogar gar nichts zutrauen. Und arroganter Weise den Zuschauern auch nicht. Denn von diesen sind einige sehr wohl in der Lage, bei der Darstellung der Kunstfiguren!!! das Spiel mit vordergründigen Klischees zu erkennen.
Mir gehen beim Lesen dieser Rezension ähnliche Assoziationen durch den Kopf, wie oben zu lesen bei "hunter." Sie, Herr Dell, schreiben in Ihrer Kritik: ""Kalter Engel" sei "unfreundlich zu Frauen."Das ist so nicht richtig. Richtig ist, dass sich die jungen Kommissare ausgesprochen machohaft und unfreundlich gegenüber der Praktikantin verhalten. Ihrer Chefin gegenüber jedoch (verständlicherweise) nicht. Des Weiteren ist nur einer der Kommisare ein ausgesprochener Weiberheld und Macho. Der andere weniger, dieser nickt den ersten eher ab.
Dargestellt wird hier ein recht realistisches Teamgefüge. Männliche Polizeibeamte sind auch in der Realität häufig keine Intellektuellen und Frauenversteher. Ins Team kommt dann die klügere und gebildetere Praktikantin. Dass die Jungs diese versuchen, wegzubeissen, das kommt ebenso vielerorts genau so vor. Dabei wird auf die - je nach Herkunfts- und Bildungsmilieu - angelernten Verhaltensmechanismen zurückgegriffen. Die Figur der Johanna zeigt neben ihren Vorzügen (sie bringt eindeutig die cleverste analytische Denkweise mit und trägt damit wesentlich zur Aufklärung des Falles bei. Und das bereits in der ersten Folge!) auch Fehler: sie ist etwas besserwisserisch und praktisch unbeholfen. So wie die jungen Kommissare auch ihre Fehler haben. Und die Chefin auch. Realistisch eben. Dass in dieser Konstellation der Chefin nicht viel anderes übrig bleibt, als "muttihaft" (dieser Ausdruck stammt aus Ihrer Feder, Herr Dell und ist Ihrer eigenen Sichtweise geschuldet) zu agieren, ist auch nicht verwunderlich.
Nun die Frage: Wer kommt denn in diesem Gefüge am schlechtesten weg? Die Schlauste (Praktikantin), die Einflussreicheste (Chefin) oder die spätpupertär agierenden und mehr oder weniger machohaften Jungs, die mit einer guten praktischen Intelligenz ausgestattet sind? Das hat m. E. vom Betrachtenden ab. Der- oder diejenige, - Achtung: Klischee! - der/die selbst vom ehemals traditionellen Geschlechterbild geprägt ist, fühlt sich vielleicht durch das vordergründig reaktionäre Gehabe der Jungspunde bestätigt, ebenso können Student/innen, die ihr erstes Genderseminar hinter sich gebracht haben, hier Diskriminierung gegenüber Frauen entdecken. Der vielseitig gebildete, lebenserfahre, feministisch geprägte Zuschauer wird nicht unbedingt bei der Betrachtung dieser ersten! Folge eines neueingeführten Tatortteams in der allgemeinen Aussage "Unfreundliches Frauen gegenüber" erkennen.
Hier kommen meiner Betrachtung nach die Männer schlechter weg als die Frauen. Leben wir denn in den 1980iger-Jahren, als die "emanzipierte" Frau in Filmen überwiegen vorlaut, dominant oder "frech" dargestellt wurde und die Kommissarinnen noch alle besonders taff sein mussten? "Starke Frauen" eben. Diese Einseitigkeiten wollen wir doch hinter uns lassen!
Ich frage mich jedoch, was Sie Herr Dell, denn für ein Frauenbild in der Tiefe ihrer Seele mit sich tragen? Schließlich sind Sie der jenige, der die sehr gute, charismatische Schauspielerin Frau Levshin als "irgendwie angesagtes Girl des deutschen Films" bezeichnet. Wo bleibt der Respekt? Und bei der Betrachtung der Frauenfiguren des Tatortteams "biederste Muttihaftigkeit" und eine Figur als "Mutti für die Kinder aus Erfurt" erkennen kann. Sind die dargestellten Frauenfiguren Ihnen etwa nicht taff und sexy genug ("muttihaft" ist nicht sexy, s. a. bei Frau Merkel)?
Mir hat dieser Tatort im Großen und Ganzen gut gefallen. Vor allem sehe ich großes Potential in der Entwicklung der Figuren des Teams. Die Personen sind realistisch und glaubhaft angelegt mal davon abgesehen, dass es etwas unwahrscheinlich ist, dass so junge Kommisare bereits im gehobenen Dienst gelandet sind. Anderes sieht es m. E. mit den Dialogen aus. Diese sind alles andere als ausgefeilt und originell. Die guten Schauspieler, hier vor allem natürlich Alina L., die auch hier sehr gut - sehr gut im Sinne von zurückhaltend, auf Entwicklung hin gespielt - müssen hierbei leider hinter ihren Möglichkeiten bleiben. (Die meisten Tatorte lassen auch nichts anderes zu). Der Eindruck, dass Herr Bohn es sich hierbei recht einfach gemacht hat (und wohl auch keine hochkreative Lust dabei verspürt hat), kann nicht von der Hand gewiesen werden. Auch ist die Story als solche nicht wirklich neu. Durchschnittlich eben. Aber was will man von einem neu eingeführten Tatort auch erstmal erwarten? Auf jeden Fall: viel Potential nach oben. Und wie oben beschrieben: Die Darstellung der Figuren empfinde ich eher innovatiov als reaktionär. Was eben, wie fast immer, nicht auf den ersten Blick für die meisten zu erkennen ist.
Ich will auch keine KommissarInnen mit traumatischen Erfahrungen / Familienhintergründen / tödlichen Krankheiten ect. sehen. Und Klamauk, ála Münster auch nicht mehr.
@KAIRAMAINHATTAN
Es beruhigt mich, dass da noch jemand ist, der einfache (Erstsemester-) Dinge auseinander halten kann, nämlich die Aussagen von Figuren und die Meinung eines Autors.
Bei näherem Hinsehen ist der Tator -wie ABSOLUT ALLE heutzutage- nämlich das blanke Gegenteil von dem, was uns Dell hier weismachen will, er ist nämlich "FRAUENAFFIN".
(Großes Erstaunen!?!)
Die eigentliche Hauptrolle spielt die (ach so) schüchterne Parktikantin - gelingt es ihr doch, den Fall aufzuklären.
Sie ist intellektuell den Jungs bei Weitem überlegen (der Autor gibt sich hier ein bisschen zu viel Mühe das rauszustellen) und das Problem der Jungs ist, dass sie das merken!
Die beiden Jungs nun sind so Gernegroßjungs, die sich ihrer Praktikantin gegenüber beweisen möchten - auch dadurch, dass sie sie (auffällig-unauffällig) ignorieren.
(Es soll vorkommen -in einigen Berufen- dass Praktikanten männlich oder weiblich nicht so doll ernst genommen werden! Ist wohl auch eine Art Selbstschutz. Wer gibt schon gerne zu, dass sein Job von jedem Dahergelaufenen gemacht werden kann).
Und sieht man das Verhältnis der Bubis zu ihrer Chefin an - mein Gott, wer ist denn da die Stärkere??? (Das sieht nun wirklich jeder Depp.)
Wir fassen zusammen: zwei Jüngelchen, die zwei sehr konträren Frauen gegenüber deutlich UNTERLEGEN sind.
"Frauenunfreundlich"? Das ist wirklich ein schlechter Scherz!
Ganz im Ernst Herr Dell. Sie haben ja schon des Öfteren gezeigt, dass sie vom Filmemachen keine Ahnung haben. Und sie scheinen unter keinerlei Gegenlektüre seitens einer Redaktion zu stehen.
Als Autor ihres letzen "Buches" (nennen wir es des Spaßes halber einmal so) haben sie immer noch nicht den Anstand, sich etwas zurückzunehmen? Diese lange, quälende, und dann auch noch unsachliche Argumentation? Es ist erstaunlich, woher sie ihr Selbstbewußtsein nehmen.
Und ganz mies finde ich die Vergleich mit alten Nachwuchsfilmern. Nicht gegenüber den Tatortmachern, sondern gegenüber den Nachwuchsfilmemachern ihrer wohl alten Heimat (wenn ich das richtig herauslese). Treten sie nach "oben" gefälligst. Aber in diesem Punkt kann ich sie nicht hart kritisieren, denn Fernseh-Redaktionen sind "oben".
Aber sie haben schon die Pflicht und Schuldigkeit, genau zu schauen für wen die Produkte sind. Und ihre Sorgfaltspflicht vernachlässigen sie schändlich! Anselm Jankowski
Der Kritiker bzw. die Kritikerin der BZ schreibt:
"Bei den Bemühungen um coole Charaktere geriet der Fall ein ums andere Mal völlig aus dem Blick. Nicht weiter schlimm, denn die dröge Geschichte um mit Medikamenten dealende Studenten konnte man getrost vergessen. Flache Charaktere, null Spannung - der Einstand des "jüngsten 'Tatort"-Teams aller Zeiten' (Eigenwerbung) geriet zum Krimi-Fiasko. Die Kritik ließe sich auch in fünf Worte packen. Wie sagt Frauenmörder Darschner zu den Kommissaren: "Ich glaub' euch kein Wort." Genau so erging es den Zuschauern am Sonntagabend."
Der Kritiker der SZ schreibt:
"Zwei Kommissare und eine Polizeipraktikantin befragen zahlreiche Menschen aus dem Studentenmilieu. Während die Praktikantin ("Ein sehr respektloser Euphemismus") neunmalklug daherredet wie Boerne in Münster, wird die Sprache sonst so unbeholfen auf jugendlich getrimmt, dass es quietscht. "Herbe Nummer", "träum weiter, Alter", "was redest du, Alter", außerdem "Bombe!", "krass!" und "alter Falter". Wobei alter Falter ja eigentlich nur noch von Menschen strapaziert wird, die auch Hopfenkaltschale sagen statt Bier.
Ein sehr dünner Tatort, den die Schauspieler nicht retten können."
Der Kritiker vom Moviepilot schreibt:
"Tiefgang: Zum gefühlt vierhundertsiebzigsten Mal taucht ein Sonntagskrimi ins studentische Milieu über den Umweg eines Escortservices ab, was vielleicht an den damit assoziierten Fantasien auf Seiten der Autoren liegt – oder aber an Ideenarmut. Angereichert wird das Ganze mit dem ungeheuer tagesaktuellen Thema der Aufputschmittel, mit der sich anscheinend eine ganze Generation den Bachelor of Arts and Whatever erkämpft. Motivation und Konsequenzen bleiben auf Schlagworte begrenzt (Gier! Stress!), da keine der beteiligten Figuren eine hinreichende Charakterisierung erfährt. Darüber können die ungelenken Hinweise, dass Prakti Grewel sich viel zu gut mit diesen Tabletten auskennt, kaum hinwegtäuschen. Bedenken wir also, dass hier ein extrem junges Team ermittelt, das selbst noch mit einem Bein im thematisierten Lebensabschnitt steht, ist Tatort – Kalter Engel nichts weiter als eine vertane Chance."
Prima, ACHTERMANN, Sie können Texte aus Online-Zeitungen hierher kopieren - dabei sind Sie so kühn und schrecken sogar vor echten Qualitätszeitungen nicht zurück. Und weiter?
Danke für das Lob! Ich übe weiter. Nur: Was eine Qualitätszeitung ist, weiß ich nicht. Diejenigen, die belieben, sich dazuzuzählen, kleben sich dieses Etikett gerne selbst auf.
Gruß aus den Tiefen der Fernsehkritik
Was soll die dämliche Frage?
Alternativer Titelvorschlag:
"Das ist irgendwie traurig."
Zitat Kommissar. Von wem, hab ich verdrängt.
Kritik ist Volltreffer. Kleine Ergänzung für all die Dampfplauderer, die meinen, das war "doch nur" Entertainment und "gar nicht so schlecht". Na ja, Entertainment wollte dieser Tatort vielleicht sein, aber er war eben ganz schlechtes Entertainment. Aus rein formalen Gründen. Es stimmte nämlich einfach nichts. Das könnte man jetzt nach Lehrbuch - ja, diese Lehrbücher gibt's - auseinandernehmen, ist der Mühe aber nicht wert. Nur soviel, die Oma, die'n ganzen Tag aus'm Fenster guckt, fand's auch gar nicht so schlecht, was sie da gesehen hat. Vielleicht hat sie sogar mal geschmunzelt.
war halt kein großer wurf das ganze, aber ich fand's längst nicht so schlimm wie mr dell. ich war erleichtert, mal wieder männer zu sehen, die sagen dürfen 'geiler arsch.' fullstop, und nicht nur so politisch weichgespültes unmachohaft-genderneutrales von sich geben dürfen. und endlich mal keine frau, die völlig emanzipiert motorrad fährt wie jüngst andere in magdeburg und saarbrücken. ich mochte die figuren, buch und dialoge hin oder her.
PS: hatte ja ein bisschen auf den rezensionstitel 'max und moritz' gehofft.
Boah eyh, mindestens zwei Neuanmeldungen im Forum nur wegen dieser saftigen Kritik - HerrDell HerrDell HerrDell ! - Ist eigentlich etwas darüber bekannt, wie hoch das Budget für Kunstrasen beim MDR ist?
Hier kommen meiner Betrachtung nach die Männer schlechter weg als die Frauen. Leben wir denn in den 1980iger-Jahren, als die "emanzipierte" Frau in Filmen überwiegen vorlaut, dominant oder "frech" dargestellt wurde und die Kommissarinnen noch alle besonders taff sein mussten? "Starke Frauen" eben. Diese Einseitigkeiten wollen wir doch hinter uns lassen!
Besser oder schlechter - weiß ich nicht. Es ist jedenfalls ein realistisches Bild der gegenwärtigen Konstellationen. Es stimmt ja wirklich, dass Frauen heute nicht mehr so laut und tough tun müssen und trotzdem sind sie - auf ruhigere Weise - erfolgreich. Die Männer versuchen das - hin und wieder - mit machohaften Sprüchen zu kompensieren, aber am Ende sind sie eher kollegial mit der Praktikantin. Und die ist irgendwie nicht mehr so abhängig von männlichem Lob und Tadel. Das haut ganz gut hin.
Ich frage mich, ob diese Frauen nicht auch "Kinder der Merkel-Zeit" sind. Die macht ja auch keinen "Krach", aber sie kommt mit den Männern klar, wenn die mit ihr klarkommen, scheint mir.
Ist eigentlich etwas darüber bekannt, wie hoch das Budget für Kunstrasen beim MDR ist?
Der verwendete Dienstwagen hat vermutlich zu einer Einnahme Kostenersparins geführt, die monetäre Ressourcen für andere Bereiche freigesetzt hat.
Am Ende dachte ich dann so „was für ein schlechter Tatort“ (nicht dass ich es nicht schon zwischendurch gedacht hätte), aber dann kam ja noch die Oberpeinlichkeit: die Tatort-Eingangsmusik beim Abspann! Seit wann gibts denn sowas?
enttäuscht, wenn die antwort auf die frage "seit je" lautete?
die nachbarin. kalt=liebe noch nicht in the house, engel=passt auf die tochter auf
my dear, seit wann sind wir beim du? wüsste nicht, wann/dass wir zusammen schweine gehütet hätten
ps. wobei der hinweis auf das "fremdsprachengehuber" natürlich berechtigt ist. muss "fremdwortgehuber" heißen, ist korrigiert
die zweite folge dürfte auf jeden fall besser werden, weil a) nicht so schwer. und b) bessere autoren am start. das mit dem potenzial hat sich mir allerdings verschlossen. was noch lustig war: ich hatte mit saarbrückern geschaut, die in erfurt wohnen - kein ganz leichter abend für die
eingeschnappt gibt's schon.
"und dann erstmal ein paar coole Moves mit seinem Boxsack. Aber nur 2." i do like
bratwurst wäre eigentlich naheliegender gewesen
gutes profilbild
liebe/r kairamainhattan,
hab noch nicht alles durch, aber:
"Haben Sie den Anspruch, dass Tatort KommissarInnen eine politisch korrekte Vorbildfunktion vermitteln sollen?"
nein. "politisch korrekt" ist eine kategorie, in der hier exklusiv nicht gedacht wird. es versteht nie jemand, was damit gemeint soll
ist notiert, herr jankowski, memo klebt am bildschirm: "immer genau schauen für wen die Produkte sind!" könnte auch inspiration sein für die memoiren eines hairdressers
und @fudge
das erinnert natürlich daran, dass wir doch eigentlich das große titelwahlstrukturprinzipquiz nicht aus den augen verlieren wollten, als preis sollte ein glas selfmade-marmelade winken, die aber aus juristischen gründen oder so nie verschickt werden könnte. martin jedenfalls näher dran, ist aber alles gerade nicht so inspiriert wie damals beim essen.
sehr aufmerksam
ja sehr! Enttäuscht darüber mich entweder falsch ausegdrückt zu haben oder nicht richtig verstanden zu werden.
Das was ich unter Eingangsmusik meinte fängt mit dem Streichersurren an. Und normalerweise geht der Abspann mit dem Teil in dem die „Band“ spielt los. Dieses Mal aber auch mit dem Surren! Für mich ist das eindeutig das Intro. Ich lass mich aber mit Beispielen auch gerne belehren, dass das nicht so sein muss.
ah, vielleicht hab ich da auch was falsch verstanden. müsste man die experten fragen. i'll try
Ich staune, wie viele Menschen sich mit Fernsehunterhaltung beschäftigen. Denn nichts weiteres war dieser Tatort. Einen Film, bzw. eine Fernsehreihe wie diese zu etwas anderem, wichtigerem im gesellschaftlichen Kontext, zu erheben, das erachte ich persönlich als vermessen. Aber sei's drum...selbst wenn...WENN...manch einer hier mehr sehen mag, als reine Unterhaltung an einem Sonntagabend, so muss auch diesem beim Erfurter Tatort doch klar werden, insofern er sich mit Buch, Spielführung, Dialogregie und Inszenierung ein wenig beschäftigt hat (und ich setze das nicht bei allen Zuschauern voraus, jedoch bei denen, die diese Kritik hier kommentieren), dass es sich hier um Verschwendung von Gebührengeldern gehandelt hat. Das Argument, dass sich Charaktere, Spielstätte und deren Beziehungen zueinander erst entwickeln müssen und man ihnen dafür Raum und Zeit geben muss, lasse ich gern gelten. Nicht gelten lasse ich aber die Basis, die hier in einer unambitionierten und schlecht recherchierten Geschichte mit hahnebüchenen Dialogen und Charakterzeichnungen gelegt wurde. Schlechte Tatortfolgen kennen wir zuhauf (mein persönliches Hassgebilde dabei wären Folkerts und Thomalla, aber dazu woanders gern mehr...und nein...nicht weil es Frauen sind!), aber gleich bei der ersten Folge tief bis zum Schulteransatz ins Klo zu greifen, das tut mir für die Schauspieler extrem leid, denn selbst wenn sie es hier nicht haben zeigen dürfen (und davon ist auszugehen, denn inwiefern hätten sie sich in Ermangelung eines Namens wie "Schweiger" oder "George" gegen die geballten Ladung an "Sachkompetenz" seitens der Redaktion und Regie und Produktion dieses Tatorts wehren sollen?), so unterstelle ich ihnen, dass sie es besser könnten.
Bei Kritiken wie dieser, die mir aus der Seele sprechen, denke ich mehr und mehr darüber nach, aus welchem Grunde ich mich nicht selbst einmal an einem Drehbuch für etwa einen Tatort versuchen sollte...schlechter kann ich es nicht machen...
@ A-Deiport @ Marginal und alle anderen, die hier und sich die Frage stellen, warum der Freitag, vertreten durch Herrn Dell, immer noch Tatort-Kritik betreibt und ob die Republik/Welt keine größeren Probleme habe, als sich über die „Lindenstraßenversion“ (Grundgütiger) des letzten zu echauffieren.
Naturellement, die Probleme der Republik/Welt sind rießig, hässlich, unbegrenzt.
Andererseits,
...werden diese Probleme auch nicht automatisch kleiner, wenn Herr Dell sein Sonntagabend-Engagement einstellt. Die Empörung der Fragesteller lässt eher auf eine pseudomoralische Allianz mit den Weltproblemen schließen, vor denen alle kapitulieren sollen.
...findet die Besprechung ja online statt, wo man sich – wie hier bereits mehrfach erwähnt – prima aus dem Weg gehen kann.
...dürfen Intellektuelle auch ein ordinäres Hobby haben. Man muss den wöchentlichen Tatort-Perzeptions-Austausch als eine Art Gelehrten-Klatsch für Restansprüche am Television betrachten.
Denn daran kann man auch als gesellschaftskritischer Mensch ein Interesse haben. Dass das Fernsehen nicht vollständig zum Ballaballa und Weltproblembeschleuniger verkommt, sondern eben der Republik den Spiegel vorhält und das Beste aus seinen Möglichkeiten macht, worüber sich zu sprechen lohnt.
In diesem Sinne,
Avanti! Avanti! Signore Dell
W.
"Bei Kritiken wie dieser, die mir aus der Seele sprechen, denke ich mehr und mehr darüber nach, aus welchem Grunde ich mich nicht selbst einmal an einem Drehbuch für etwa einen Tatort versuchen sollte...schlechter kann ich es nicht machen..."
Mach mal. Rund 20.000 Euro soll's dafür geben.
für'n Wochenende Arbeit nicht schlecht...
@Magda:
So unwahrscheinlich ist das nicht! Ich hab mal in der Freiburger Uni-Bucuhandlung nach den "Herzgewächsen" von Hans Wollschläger gefragt und wurde in die medizinische Abteilung geschickt ...
Na, sowas Dummes, dabei war das doch was für die Pflanzenabteilung. :-))
mein fazit: den nächsten tatort sollten herr bohn und herr graf gemeinsam machen!
Endlich eine positive, aufbauende Kritik (oder lecken bis die Zunge glüht): Tatort-Team ganz ohne kaputte Kommissare
Und Bohn hat selbst mitgespielt, irre, wie Hitch. Geil, geil, geil, virales Marketing. Da pissen die in Erfurt nur gegen den Wind, die armen Ostbrote.
gute kritik gibt's auch hier
http://www.berliner-zeitung.de/medien/mdr--tatort---kalter-engel--endlich-mal-ein-grundsolider-krimi,10809188,24877776.html
was darin auch so selbstverständlich als gegeben angenommen, für meinen geschmack eine sensiblere behandlung verdient hätte: die gutenberg-gymnasiumsgeschichte, die in manchen merkwürdig paraphrasiert wird
nachfrage bei experten von tatort-fundus.de hat ergeben: haben sich auch gewundert, der fall ist ohne beispiel
@DONKISCHOTT: Das íst auch mein Fazit - zumindest auf die letzten 5 Tatort-Jahre bezogen. Danke Herr Dell auch für die Angabe der Kritik aus der Berliner Zeitung. Hier sieht man es ja ähnlich.
Mein Vorschlag: Herr Bohn und Herr Graf drehen zusammen eine Folge mit dem neuen Frankfurter Tatort Team. Herr Bohn entwickelt die Personenprofile, Teamkonstellation ect. (Personen ohne auffallende Traumatisierungen) und Herr Graf bekommt die Möglichkeit, das Thema der Gentrifizierung noch einmal in einer anderen Stadt künsterlisch zu bearbeiten (aber wahrscheinlich hat er an Frankfurt ja weniger Interesse als an München?). Frankfurt kanns brauchen. In dieser Stadt laufen außerdem auch nicht nur kalte, desilluisionierte Menschen rum, ein Blick ála Graf (Blick in die Vergangenheit, schrullige, bzw. individuelle Leute) darauf könnte nicht schaden. Dabei sollte Herr Graf aber höchstens ein oder zwei und aller- aller- allerhöchstens drei Nebenstränge in die Handlung einbauen. Bilder ähnlich wie beim "Untergang des Hauses Holzers", einschließlich der Szene im hauseigenen Schwimmbad, gerne mehr davon! Die tolle Praktikantin könnte auch mal nach Frankfurt reinschnuppern. Herr Graf und Frau Levhin kennen sich ja bereits und verstehen sich anscheinend gut.
Wiesbaden würde sich auch für das Thema Gentrifizierung eignen (auf das ich mich bei Herrn Graf gefreut hatte. Leider ließ mich Herr Graf dann recht verwirrt in meinem Fernsehzimmer zurück). Aber hier sitzt ja bereits der LKA Mann Murot (leider). Dieser würde sich vermutlich auch nicht so viel von Herrn Böhn und Herrn Graf dreinreinreden, bzw. sich die Dialoge (ha, ha, ha. Hallo Lilly) im Munde verdrehen, lassen. Man stelle sich die drei mal zusammen vor! Das ginge ja gar nicht. Aber es ist ja abzusehen, dass F. Murat nicht alt in Wiesbaden wird. Ich wünsche ihm natürlich nichts Schlechtes. Ein längere, bzw. sehr lange medizinische Kur könnte ich mir für ihn gut vorstellen. Am besten im Ausland, im außereuropäischen. Mit psychosomatischer Ausrichtung. Vielleicht in Afrika? Ein langer Selbstfindungstripp auf dem afrikanischen Kontinent wäre auch denkbar.
Danke für den Link.
Bettina Gaus hat's damals schon auf den Punkt gebracht, in der Rezension von: Klaudia Wick: "Ein Herz und eine Seele. Wie das Fernsehen Familie spielt", die Schwäche der Fernsehkritikerin, der fehlende Blick hinter die Kulissen, die Medienpolitik. Der Gutenberg-Schüler als Stereotyp, hoppla, da war doch was... Gut gemeinte Kritik von Frau Wick, aber gut gemeint ist eben das Gegenteil von gut.
eine bedingung hätte ich noch: nur ohne meret becker!
o. k. Gerne ohne Meret Becker! Und Her M. Maticevic darf bleiben! Aber auf diesen scheint Herr Graf ja sowieso nur ungern zu verzichten? Wieviele Filme hat er in den letzten Jahren eigentlich ohne Herrn M. M. gedreht? Wie lange das wohl noch so weiter geht?
Also, ich muss passen: Das Schaffen von Herr Graf, der das "Königreich des Erzählenmüssens" erobert hat, gibt tatsächlich mehr her, als das Wirken eines Herrn Bohn. Nach dieser Erkenntnis verlasse dann mal diesen Strang. Wer hätts auch gedacht! (Auch ich meine: Herr Bohn kann an manchen Stellen noch dazulernen!) Einen schönen Gruß an dieser Stelle an Herrn Dell! Aber Herrn Dell gings ja in seiner Kritik auch um Kritik an den Machenschaften des MDRs. Das glaube ich, verstanden zu haben. Wobei Kritik am angeschlagenen Sender sich zur Zeit ja beinahe jede/r erlauben kann. Lustig finde ich jedoch, dass ausgerechnet der Tatort des ungeliebten, na ja, besser: des "nicht anerkannten" Herrn Bohn an dieser Stelle so lebhaft diskutiert wird.