Das Kino als Reisebüro

Fernsehweh Am Anfang steht eine Ankunft – der Zug der Gebrüder Lumière. Ins Kino geht man seither aber auch, um in fremde Welten aufzubrechen. Das wird hier mal wörtlich genommen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 33/2013
Das Kino als Reisebüro

Foto: Farbfilm Verleih

Matthias Dell

Halbschatten Nicolas Wackerbarth, Deutschland 2012

In Nicolas Wackerbarths Film Halbschatten herrscht ein eigentümliches Missverhältnis: Die Geschichte, das Spiel, die Inszenierung sind zu klein für den Ort, an dem sie stattfinden. Ein Ferienhaus in der Nähe von Nizza, mit Pool und einem fulminanten Blick vom Hang aufs Meer. So ließe sich‘s aushalten, möchte man meinen, aber Merle (Anne Ratte-Polle) muss beim Warten im Haus auf den Liebhaber Entfremdung, Einsamkeit oder etwas ähnlich Problematisches darstellen. Deshalb interessiert man sich weniger für sie als für das Haus und den Ort und bleibt am Ende sitzen, um in den Credits einen Hinweis zur erhaschen, wohin die Buchungsanfrage für den nächsten Urlaub zu richten