Die endlose Nacht

Einstellung Wie das Kino über das Leben siegt, nach dem es in Echtzeit sucht: Sebastian Schippers starker Film „Victoria“
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 24/2015

Was ist zu viel Zeit? Ist eine gute Frage und der Name eines Tracks des Hamburger Musikers DJ Koze. Eine Antwort gibt der Regisseur und Schauspieler Sebastian Schipper mit seinem Film Victoria, der aus einer einzigen Einstellung besteht – 140 Minuten lang. Film ist die Kunst der Montage, folglich droht ein Film, der auf den Schnitt als ordnendes Prinzip freiwillig verzichtet, mit Unordnung. Zu viel Zeit sind im Kino also 140 Minuten, in denen nicht geschnitten werden kann, weil es dann keine Pause gibt (es sei denn, die Protagonisten legten sich schlafen wie in Andy Warhols Experimentalfilm Sleep), weil dann in diesen 140 Minuten all das passieren muss, was in Filmen sonst auch passiert: Dramaturgie. Auf und Ab. Einführung, Entwicklung, Höhepunkt, Schluss.

Wenn der Schnitt a