Fleischarbeit

Im Kino Ruth Maders schmerzstilles Migrantendrama "Struggle" aus Österreich
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Wer von der Prostitution als dem ältesten Gewerbe der Welt spricht, dem dient der Verweis auf den Warencharakter der käuflichen Liebe als Kritik an der Moral. Nimmt man das Argument wörtlich, lässt es sich dagegen als Kritik an der kapitalistischen Organisation von Arbeit verstehen. Dann ist Prostitution das Ideal einer Ich-AG: Die Prostituierte ist selbständig, theoretisch unabhängig, ungemein flexibel, hat geringe Betriebskosten und einen unersättlichen Markt. Schließt man daraus, dass Arbeit unter kapitalistischen Bedingungen grundsätzlich prostitutiv ist, bliebe wiederum nur ein Problem: die Moral. Wobei - und das wäre das Unangenehme - man sich nicht fragen müsste, ob der Verkauf von Sex moralischen Vorstellungen widerspräche