Oskar Roehlers neuer Film HERRliche Zeiten soll eine Komödie sein. Komisch ist die aber nur als Klamauk: Hauptdarsteller Oliver Masucci spricht Rheinisch, lacht blöd und rennt gegen Türen. Was auch darauf hindeutet, dass der Stoff nicht als Komödienmaterial taugt. Der entscheidende Witz, dass Masuccis Schönheitschirurg nach dem Abgang der Putzfrau ein Inserat unter dem Titel „Sklave gesucht“ schaltet, um neues Personal zu finden, ist gar keiner – der zentrale Einfall des Films hängt kontextlos in der Luft.
Seinen Stoff hat Roehlers Film von Thor Kunkels Roman Subs von 2011 (Drehbuch: Jan Berger). Das Projekt hieß auch lange so – in den Förderentscheidungen (Filmstiftung NRW: 800.000 Euro, Medienboard Berlin-Brandenburg: 150.000 Euro) wie in der Kommunikation zum Dreh. Es kommt vor, dass Filme ihren Namen ändern. Aber hier ist der Zeitpunkt interessant, ab dem dann auch Kunkels Name aus der Kommunikation über den Film verschwindet.
Dieser Zeitpunkt lässt sich datieren. Im Sommer 2017 erschien im Spiegel ein Text, in dem Kunkels Job als Berater für die AfD im Bundestagswahlkampf öffentlich wurde. In einem Interview mit der FAS erklärte Roehler kurz darauf: „Ob Thor Kunkel nun ein Rechter ist? Ich würde das mit Ja beantworten. Was ist daran so schlimm?“ Roehler selbst hat sich in der Arte-Sendung Durch die Nacht mit ... gegenüber Lars Eidinger Ende Januar als „Rechter“ bezeichnet. Ein für die Szene seltener Fall von Bekenntnislust; für gewöhnlich verstecken solche Leute ihre Ansichten hinter wehleidigen Selbstviktimisierungen: dass die gemeinen anderen sie in „die rechte Ecke“ treiben oder stellen würden.
„Astreiner Rassismus“
Roehlers Erklärungen sind häufig wenig konsistent. Das trägt dazu bei, dass ihm politische Bekenntnisse kaum geglaubt werden. Da spricht halt eine narzisstische, selbstmitleidige Künstlerseele, etwas dämlich und wirr. Selbst wenn Roehler in Cicero-Artikeln raunt, dass er bei Angela Merkel nicht sehe, „wo ihre Wurzeln im eigenen Land sind“. Das ist zwar die verschwurbelte Variante vom „Volksverräter“-Gebrüll, aber Roehler ist nicht rechts, sondern: Roehler.
An solchen Stellen zeigt sich, wie träge und schematisch oft gedacht wird – nämlich immer vom einmal zugeschriebenen Status einer Person her und nicht anhand der Dinge, die sie sagt oder tut. Eigentlich müsste Roehler verzweifelt sein: Da gibt er sich schon Mühe, als Rechter hervorzutreten – und dann will ihn keiner ernstnehmen. Besonders absurd hat Moritz von Uslar 2017 das in der Zeit vorgeführt, als er über Roehlers rassistische Suada Selbstverfickung schrieb: „Nachdem ein moderater, zeitgemäß verbrämter Faschismus in den Bundestag eingezogen ist, tut es gut, wenigstens in der Kunst zu hören, wie so ein astreiner Rassismus in seiner niedrigsten Form klingt.“
Auf so einen Unsinn kommt nur, wer glaubt, dass Oskar Roehler kein Rechter sein kann, weil er doch schon Oskar Roehler ist. Uslar hätte diesen Satz nie geschrieben, stammte Selbstverfickung von einem statuslosen Hater aus Sachsen. Natürlich kann man das Buch nicht als politisches Programm lesen (Rollenprosa!), aber dann müsste man sich fragen, was einem rassistische Rollenprosa in einer Zeit erhellt, die voll ist mit rassistischen Äußerungen.
Und in diesem Sinne kann man sich weiter fragen, wieso Kunkel erst zum Problem wird für den Film, wenn er als AfD-Berater identifzierbar ist. Wird man das über Nacht oder passt nicht viel mehr der Job kongenial zu Kunkels Karriere? Die Naivität und Unfähigkeit, rechte Positionen zu erkennen, wenn sie formuliert werden, ist für ein Land mit einer Geschichte wie der deutschen erschreckend. Denn Kunkels Buch schleppt in die ihm zugewandte Verfilmung Roehlers rechte Topoi ein (Dekadenzbeschreibung, Opfermythen, Superioritätsdenken), auch wenn es über Kunkels Anteil nun heißt: „frei nach Motiven aus“.
Und so wird mit dem „Sklaven“-Gesuch im Roehler-Film eine Geschichte in Gang gesetzt, die als Bildungsroman für Herrenmenschen lesbar ist. Claus Müller-Todt (Masucci) und seine medikamentenaffine Frau (Katja Riemann) sumpfen im Wohlstand ihrer Villa vor sich hin, bis sich auf die Anzeige ein Bartos (Samuel Finzi) meldet. Der entpuppt sich als märchenhafter Alleskönner und will dafür nicht nur kein Geld, sondern auch noch die richtige Ansprache: Selbst zum Herrenmenschsein, das ist der Opfermythos, wird man gezwungen, weil die Untergebenen es doch sind, die sich Dominanz wünschen.
Mit dem Diener macht das Leben für die Müller-Todts plötzlich Sinn. Es klappt wieder mit dem Sex und die Frau blüht so auf, dass sie ihre Tabletten wegwirft. Nur in der Klinik kommt das herrische Gehabe nicht gut an, weshalb Claus entlassen wird.
Aber zur Statusperformance muss eben mitunter zugelangt werden. Von Bartos zu seiner Bestimmung verführt, soll Claus einen vermeintlichen Dieb unter den „Bulgaren“ züchtigen, die im Garten arbeiten. Später liegt der Geprügelte tot im Erdloch – ein Bild, das Bartos gegen Claus verwenden will, wenn er sich als zwangsgeräumter Vorbesitzer des Hauses zu erkennen gibt (warum deshalb Claus zur Zielscheibe seines Rachefeldzugs wird und nicht der Gerichtsvollzieher oder die Bank, wäre auch so eine Frage).
Bartos will Claus erpressen, der, um nicht bei der Polizei als Mörder verpfiffen zu werden, künftig ihm dienen soll. Ein Sklavenaufstand, um im Bild des Films zu bleiben, der niedergeschlagen wird, obwohl Bartos Claus in allen Bereichen überlegen ist: intellektuell, sozial, handwerklich. Zu finaler Stärke findet Claus durch den Nachbarn, einen irakischen Scheichsohn (Yasin El Harrouk). Der öffnet zwar die Tür zum Folterkeller mit der teuflischen Kombination 666, kommt sonst aber als „Bruder“ daher – als Inbild einer Männlichkeit, die im Westen verweichlicht ist (der diabolische Charakter des Films ist in Wahrheit Bartos).
Der „Araber“ ist für die entscheidenden Sätze zur Ermannung des deutschen Würstchens zuständig, wohnt das doch in einem „Land, das von Schwuchteln regiert wird und einer Frau, die ihr Mutti nennt“. Mit solchen Sätzen macht Roehlers Film Politik. Als Claus sich der Erpresser entledigen will, wird die Gewalt legitimiert mit einem Satz an den Deutschen: „Immer sollen andere eure Kriege führen.“
Wenn die Kettensäge endlich rattert, blendet der Film ab. Barbarisch ist hier nichts, eher drollig: Wie hysterisch der Masucci das Sich-Zieren vor dem Mord spielt, hihi. Dann geht‘s in Clausens Garten, wo klassische Musik ertönt und eine Festgesellschaft den Geburtstag des Hausherrn feiern will. Als Ende ziemlich happy: Claus ist in der Klinik zurück – warum, erklärt der Film nicht. Die Krise ist also bewältigt, das dekadente Leben Vergangenheit. Gut, an Clausens Händen klebt jetzt Blut, aber fürs Herrenmenschentum braucht‘s eben eine andere Härte als zur Mülltrennung oder beim „Tempo 30“-Fahren.
Zum Hahnenkampf bereit
Die Wiedererrichtung deutscher Männlichkeit, die Claus in Roehlers Film geschieht, passt kongenial zu einem Kunkel-Text auf einem rechten Blog über Silvester in Köln 2017. Da wird über die Männlichkeit des „Arabers“ schwadroniert: „Der Brutalo-Kanake, der Mahgreb-Hahn und der verhaltensgestörte syrische Pascha haben dagegen in Deutschland ihr Eldorado gefunden, ein Land, in dem sie sich alles nehmen und rausnehmen können. Daß sie gestern daran gehindert wurden, fällt nicht ins Gewicht, wenn es in Deutschland auch in Zukunft an Männern fehlt, die die Einladung zum Hahnenkampf gebührend erwidern.“ Mit Claus stünde schon mal ein aufgepäppelter Arier-Gockel bereit. Count him in!
Roehlers Film ist ein Machwerk, das sich schlecht als Satire verteidigen lässt, weil man dann ja sagen müsste, worauf. Die plumpen Gags des Films dienen eher dazu, die ja doch auch ungemütliche Einführung ins Herrenmenschentum (ohne Gewalt geht‘s nicht) unterhaltsam zu gestalten.
Der größte Witz der ganzen Geschichte ist aber, dass Roehlers Kunkel-Verfilmung mit Unterstützung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens entstanden ist (WDR-Redaktion: Barbara Buhl, Götz Schmedes). Während Robert Schwentkes kluge Faschismusanalyse Der Hauptmann (Freitag 11/2018) nur Absagen von Sendern bekommen hat, weil die Hauptfigur – leider kein guter Nazi, sondern einer, an dem man sehen kann, wie man Täter wird – nicht positiv genug war oder zu ambivalent. Mit eindeutigen Herrenmenschen gibt’s weniger Berührungsängste. Das sind die deutschen Realitäten im Jahr 2018.
Kommentare 19
Hoffentlich kommt mein eben abgesetzter Kommentar noch vor dem Tod des besprochenen Regisseurs aus der »Moderation«. (Ich hab’ mir nämlich dabei – mal wieder – Mühe gegeben.)
Wir drücken die Daumen! Klingt schon mal gut
Der Geschützdonner in diesem Artikel erinnert mich eher an ideologischen Frontkampf, weniger an Filmkritik. Ein Filmchen wird zum Monstrum erklärt, als hätten die Gespenster von Leni Riefenstahl und Veit Harlan über deutschen Gräbern einen braunen Filmteufel gezeugt, den der Autor nun in Oskar Roehler erkennt und umgehend mit seinem persönlichen Exorzismus belegt.
Zum Donnern tragen Sie aber auch ein wenig bei - Monstrum, Filmchen, das alles machen Sie draus. Und der Teufel (im Film) ist bei mir Finzis Bartos. Vielleicht verstehen Sie den Text besser, wenn Sie ihn lesen, statt Ihre Reflexe durchzublättern.
Zitat -- Uslar hätte diesen Satz nie geschrieben, stammte Selbstverfickung von einem statuslosen Hater aus Sachsen. --Zitatende
Komisch, ich dachte, nur ich komme dauernd auf solche vergleichenden Überlegungen und verbiete sie mir meist als verwerflichen "Whataboutismus" .
Deutlich wird: "Rechtsdrift" - wenn sie aus der korrekten geographischen Richtung erfolgt, ist eben was ganz ganz anderes.
Das muss man sich doch mal ansehen, damit man weiß, wohin das treiben soll. Und man kann gar nicht lachen in dem Film ?
Ich hab mir mal das Interview mit Oskar Roehler aus dem Spiegel angesehen. Daraus erschließt sich auch so allerlei. http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-80451050.html
Der Spiegel: Es gibt kaum eine kulturelle Tätigkeit, bei der man mehr von anderen abhängig ist, als das Filmemachen.
Roehler: Trotzdem findet da kein demokratischer Austausch statt. Ich bin am Set der Vampir, der die Leute aussaugt.
Da sagts doch mal einer.
Wollte ich. Fand leider keine Filmkritik, sondern nur politische Reflexe... Dort wo man Filmkritiken zum Streifen sucht, findet man wenig rein cineastische Lesarten, eher ein ideologisches Durchhecheln des Themas. Die Rezensentin von Deutschlandfunk Kultur meint dazu übrigens: "Rechte Positionen konnte ich nicht finden". So unterschiedlich malen sich Betrachter die Welt.
"So unterschiedlich malen sich Betrachter die Welt." Naja, der Text oben versucht sein Bild zumindest zu argumentieren. Aber Sie haben natürlich recht, man müsste den Film rein cineastisch betrachten, der Roehler hat ja auch gesagt, dass das "kein politischer Film" ist. Weil rein cineastische Betrachtung ja nur davon handelt, wie etwas gemacht wird, nicht was. Das wäre sehr gut, denn Kamera, Schauspieler, Bilder, das gibt's ja alles. Danke für den Hinweis. Und viel Glück bei der Suche nach weiteren, wirklich rein cineastischen Filmkritiken zum Streifen
Das ist keine Filmkritik, die Sie meinen, sondern ein Gespräch von Susanne Burg mit Oskar Roehler. Da steht auch diese Aussage.
Weiß nicht, wäre Whataboutism nicht: "Und über XY schreibt Uslar aber das und das?" Der Vergleich ist doch ein zulässiges Mittel, gerade um zu zeigen, was in der Rezeption von Roehler/Film m.E. deutlich ist, dass das immer über den Status der Personen gedacht wird. Das ist m.E. aber keine gute Voraussetzung für eine "unbestechliche" (Nachruf auf jeden Kritikerin) Kritik. Der Vergleich sollte den formulierten Gedanken noch mal illustrieren.
Weiß nicht, wäre Whataboutism nicht: "Und über XY schreibt Uslar aber das und das?" Der Vergleich ist doch ein zulässiges Mittel, gerade um zu zeigen, was in der Rezeption von Roehler/Film m.E. deutlich ist, dass das immer über den Status der Personen gedacht wird. Das ist m.E. aber keine gute Voraussetzung für eine "unbestechliche" (Nachruf auf jeden Kritikerin) Kritik. Der Vergleich sollte den formulierten Gedanken noch mal illustrieren.
Wir haben vielleicht gar keinen Dissens, wenn auch "politisch" andere Vorstellungen. Geschenkt. Sie wissen es aus professioneller Sicht wohl auch, dazu sind sie zu sehr "Kino", dieser Streifen wird schneller vergessen als besprochen. Ich bin in Sachen Film ein Roger Ebert Fan, setze manchmal Maßstäbe an, die in Augen des Betroffenen ungerecht. "Sein oder Nichtsein", "Schtonk", "The Great Dictator" werden Bestand haben und vielereilei Dreck wegspülen, was mich ein wenig beruhigt, wenigstens über vieles hinwegtröstet. Sie vielleicht auch.
Beides. Besprechung/Kritik (kurz) und darauf anschließendes Inerview.
Meines Erachtens ist diese Diskussion schon von Grund auf korruptös und verlogen. Im Artikel kommen NAMEN vor – vom Regisseur sowie einem ehemaligen Skandalliteraten, der mittlerweile bei der AfD gelandet ist (und von dem aus sich weitere begründete Schlüsse ziehen lassen zu einem weiteren rechten Skandalliteraten).
Die – als solche nicht vermittelte und mit gegenteiligen Aussagen beworbene – Geschäftsbedingung des Bereichs unter der Überschrift »Kommentar« ist die, ebendiese Personen nicht namentlich zu nennen. Ohne die Nennung von Personen und Ereignissen wird allerdings jede Kritik gegenstandslos – zur Spielwiese, innerhalb der allenfalls Kommentare wie »SUPI !!«, »Mag ich nicht so« und ähnliches dergleichen zum Besten gegeben werden darf.
Ein derart abgezirkeltes Meinungsterrain schlägt jedoch nicht nur dem vom Freitag propagierten Anspruch in die Fresse, für Werte wie bürgerliche Grundrechte und Meinungsfreiheit zu stehen. Lügen – also das, was beim politischen Gegner als »Fake News« kritisiert wird – kommt ergänzend hinzu.
Ich habe gestern (mal wieder) einen Kommentar verfasst – und, eingedenk der hier herrschenden Praktiken, gleich zwei Fehler gemacht: a) mir beim Formulieren meiner Nachdenk-Kritik zur Dell-Kritik Mühe gegeben (also ein Verhalten an den Tag gelegt, dass in Online-Medien nicht nur nicht goutiert wird, sondern in der Regel auch unerwünscht ist), b) den Text nicht offline gesichert. Was »Moderation« beim Online-Freitag in aller Regel heißt, weiß jede(r) der hier Mitlesenden. Umgangssprachlich kann man es übersetzen mit: »Dein Gewichse kannst du dir sonstwohin stecken«.
Gut; wir haben mal wieder gelernt. Posthum, und (nur) fürs Protokoll: Meine Kritik am Roehler-Film war kurz gesagt die, dass nicht alles, was blöd und sustanzlos ist, auch gleichzeitig »rechts« sein muß – eine Tatsache, für die meines Erachtens nicht nur das Oeuvre besagten Regisseurs spricht, sondern der Großteil dessen, was als politisch unbedenkliches »Mainstream-Kino aus deutschen Landen« angepriesen wird. Darüber hinaus gab ich zu bedenken, dass linke Kulturkritik ein Problem kriegen kann, wenn sie »rechte« Produktionen (oder auch solche von »Rechten«) en generalis mit politisch motivierten Verrissen eindeckt. Wie gesagt scheint mir das beim besprochenen Film NICHT zuzutreffen.
So – das war’s. Ich werde nunmehr kurz noch Copy machen, auf den »Kommentieren«-Button klickenund … dann wirds spannend. Und Nee – die im Nirvana versenkte Kritik von gestern ist NICHT vergessen.
"Meine Kritik am Roehler-Film war kurz gesagt die, dass nicht alles, was blöd und sustanzlos ist, auch gleichzeitig »rechts« sein muß"
Das stimmt. Aber es geht bei meinem Text ja nicht um "alles", sondern einen konkreten Film. Weil sein kann es doch schon, oder?
Zumindest verstehe ich Ihre Äußerung am Schluss so:
"Darüber hinaus gab ich zu bedenken, dass linke Kulturkritik ein Problem kriegen kann, wenn sie »rechte« Produktionen (oder auch solche von »Rechten«) en generalis mit politisch motivierten Verrissen eindeckt. Wie gesagt scheint mir das beim besprochenen Film NICHT zuzutreffen."
"Meine Kritik am Roehler-Film war kurz gesagt die, dass nicht alles, was blöd und sustanzlos ist, auch gleichzeitig »rechts« sein muß"
Das stimmt. Aber es geht bei meinem Text ja nicht um "alles", sondern einen konkreten Film. Weil sein kann es doch schon, oder?
Zumindest verstehe ich Ihre Äußerung am Schluss so:
"Darüber hinaus gab ich zu bedenken, dass linke Kulturkritik ein Problem kriegen kann, wenn sie »rechte« Produktionen (oder auch solche von »Rechten«) en generalis mit politisch motivierten Verrissen eindeckt. Wie gesagt scheint mir das beim besprochenen Film NICHT zuzutreffen."
Ich weiß nicht: Wem ist geholfen, wenn wir sagen, wir haben keinen Dissens. Das nützt doch keinem was, am wenigsten der Auseinandersetzung, die mir an Argumenten und Beispielen für Behauptungen, um die ich mich im Text bemühe, lieber wäre. Da einfach auf die Ebene von "Klassikern" zu wechseln - ja, kann man machen, aber dann kriegt man auch wenig Gegenwart beschrieben. Und da vor gewissen Phänomen nicht die Augen zu verschließen (das wäre wohl unser Dissens), scheint mir doch wichtig. Ganz abgesehen davon, dass es für die Arbeit der Filmkritik absurd wäre zu sagen, wir besprechen nur auf dieser "Klassiker"-Ebene, alles andere hat eh keinen Bestand
@ Matthias Dell: Dissens ist etwas anderes als zu behaupten, Roehler verfilmt den AfD-Werbetexter Thor Kunkel. Das stimmt einfach nicht. Ich WAR (Präterium) Kreativ-Direktor der gesamten Kampagne 2017, arbeitete mit mehreren Werbetextern (u. a. einer gestandenen Texterin von JungVonMatt) zusammen. Deren Lorbeeren möchte ich hier nicht ernten. @community: Warum wählte Herr Dell nun die Worte, die er wählte? Die Antwort: Weil der Film, die Literatur und die Kunst Herrn Dell nicht die Bohne interessiert. Seine "ideologische" Kritik zielt nur darauf ab erfolgreiche Menschen zu diskreditieren. Er zündelt mit der Sprache, weil er zu feige ist Autos anzustecken. Als jemand der 1979 in der Frankfurter Antifa war und den "Ausputzer" für Joschka Fischers Putztruppe an der Startbahn West spielte, kenne ich den Typus ziemlich genau. Seine Motivation hier zu schreiben? Aus psychologischer Sicht? – Neid, Missgunst, das Trauma ein Niemand zu sein. Herr Dell bezeichnet mich als Werbetexter, weil Herr Dell selbst bestenfalls Werbetexter ist, ich aber wie Tellkamp ein preisgekrönter Schriftsteller, der gerade wieder einen 35 000€- Vorschuss für einen Buchvertrag kassiert hat. Wäre Herr Dell mit dem Gründer von Dell Computers verwandt, hätte er es sicher nicht nötig so etwas Schäbiges wie seinen Roehler-Verriss für ein paar Groschen zu schreiben. Damit ist er aber in meinen Augen von aller Schuld frei, – Frieden den Hütten und ihren armen Schreiberlingen... Schlimmer, weil stupider, wird es aber, wenn er sich öffentlich beschwert, dass die filmische Durchschnittsware eines linken Kumpels nicht vom WDR gefördert wurde. Wie viele Filme von der Sorte "Der Hauptmann" gibt es alljährlich zu sehen? Das soll neu sein? Nur für jemanden aus der Provinz. Matze Dell, der "Brotbeschaffer", fordert dennoch ungeniert, dass die "richtige Gesinnung" eines Künstlers in Zukunft als Kriterium bei Förderentscheidungen in der Filmwirtschaft eingeführt werden sollte. Das ist längst der Fall, sonst wären nicht letztes Jahr Dutzende von Schmonzetten aus dem so genannten Flüchtlingsmilieu gefördert worden. Wer momentan ein solches Skript in der Schublade - oder selbst Migrationshintergrund hat, der schicke seine Unterlagen möglichst schnell an Petra Müller von der Filmstiftung NRW. Die suchen händerringend eine Regisseuse mit arabischen Wurzeln für die Umsetzung des Buches "Harraga". Kein Witz. Nun kann man jemandem der offenbar den Unterschied zwischen Werbetexter und Creative Director nicht kennt, auch in dieser Hinsicht keinen Vorwurf machen, wenn er Quatsch publiziert. Es würde mich daher auch wundern, sollte Herr Dell seinen Schnitzer die Tage noch korrigieren um wenigstens den Lesern des "Freitags" gegenüber seine journalistische Sorgfaltspflicht zu erfüllen. Ich weiß, es nervt, aber Journalismus hat nun mal mit Berichterstattung zu tun.
Das ist aber schon merkwürdig: Vor ein paar Tagen haben Sie den Text wegen seines Facettenreichtums und der Recherchetiefe noch gelobt. Und jetzt das. AfD-Kreativ-Direktor spricht mit gespaltener Zunge. Nennen Sie mich altmodisch, aber was ist nur aus unseren schönen deutschen Tugenden wie Ehrlichkeit und Anstand geworden; dass man zu seinem Wort steht. Andererseits könnte man auch sagen: Na, dit passt. Was man über die Kommasetzung in Ihrem Post leider nicht behaupten kann. Ich weiß, es nervt, aber wie soll man unsere schöne deutsche Sprache in zahllosen Kursen an Nicht-Muttersprachler vermitteln, wenn nicht mal mehr Erfolgsschriftsteller sich an die Regeln halten. Vielleicht bekommt der Uwe Tellkamp ja nicht wegen seiner linken Gesinnung die höheren Vorschüsse, sondern weil er die Interpunktion beherrscht. #justsayin'
Als Zuschauer muss ich ja Gott sei Dank nicht alles sehen. Ich bin kein Kritiker, darf mir "meine Filme" ausssuchen. Die Klassiker ersparen mir viel Magerkost und laben mich bis heute. Viele Filmklassiker sagen einem mehr über unsere Gegenwart, als manch aktueller Steifen. Sicher Ansichtssache.