Lebe lieber unsichtbar

Rätselhaft, verschwiegen, schön und streng Zwischen Traum und Realität wohnt ein Einbrecher, der nichts stiehlt in "Bin-Jip" von Kim Ki-duk
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Das Fährtenlesen hat in der Stadt nicht aufgehört, nur weil es keine wilden Tiere mehr gibt und keine Pfade und die Straßen aus Asphalt sind. Die tags der Graffiti-Sprayer etwa sind eine Form des Wegweisens: Die überall angebrachten Namenskürzel erklären dem eingeweihten Leser, wo der jeweilige Schöpfer des tag gewesen ist, wie sich der Autor der Zeichen durch die Stadt bewegt hat. Eine andere Form ist das zerbrochene Fenster, an dem die Architektursoziologie eine ganze Theorie festgemacht hat: Wird das kaputte Fenster repariert, ist die Nachbarschaft intakt. Bleibt die Schadensbeseitigung aus, sind Verbrechen, Verslummung und Verödung vorprogrammiert.

Allen Befürwortern dieser Auffassung liefert Kim Ki-duks jüngster Film Bin-Jip Argumentati