Schuld, Lügen und Videotapes

Im Kino Michael Hanekes subtiler Film "Caché" ist das private Protokoll einer allgemeinen Verunsicherung
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Das Kino erzeugt Bedeutung durch die Wahl des Ausschnitts, den es von der Welt zeigt. Das erste Bild, der establishing shot, mit dem Michael Haneke seinen jüngsten Film Caché eröffnet, gibt sich harmlos. Zu sehen ist eine wild wuchernde Wohngegend im Südosten von Paris. An einer Straßenkreuzung steht ein Haus, das unscheinbar wirkt, weil die Fenster fehlen, aus denen es gucken könnte. Im ersten Stock verläuft eine Milchglasfront, auf dem Dach rankt sich Grün. Das Haus klemmt zwischen Mietskasernen, im Hintergrund erheben sich vielstöckige Neubauten. Passanten laufen durchs Bild, ab und zu quert ein Auto. Je länger das Bild stehen bleibt, desto beunruhigender wirkt der Umstand, dass auf ihm nichts von Bedeutung zu erkennen scheint. Im Off h&