Man könnte es „antizyklisch“ nennen, wenn Unternehmen, die von der Politik als Problemfälle diskutiert werden, für sich werben. So klingt zumindest Geschäftsführersprache. Es klingt dann nicht nach dem, was alle machen, also dem so genannten Mainstream, sondern nach einem eigenen, mutigen Weg. Probleme bereitet nur das Image des Problemfalls: Wer Staatshilfen will, kann schlecht vermitteln, dass er dieses Geld gleich wieder für Werbung ausgibt. Auch wenn diese dabei helfen soll, der Vorstellung vom Problemfall etwas entgegenzusetzen. Karstadt-Quelle-Versicherungen entledigt sich dieses Dilemmas etwa, indem die Spots zwar in der ARD-Sportschau geschaltet werden (teuer!), darin aber Menschen wie du und ich auftreten (bodenständig!).
Opel hat mit dem neuen Astra-Spot eine Lösung gefunden, die man antizyklisch nennen könnte – allerdings nicht im positiven Sinne der Geschäftsführersprache. Drei quälend lange Minuten dauert der Film, der irgendwie auch die Fähigkeiten der Audio-Anlage des Kinos demonstrieren soll. Er lehnt sich an die abgenutzte Ästhetik eines heist movies im Stil von Ocean’s Eleven an: Casinos, coole Typen, heiße Ladys, fiese Schurken, Split Screen und das ganz große Ding. Nur versteht man die Geschichte nicht, und der Glamour von George Clooney wird hier von einem Menschen transportiert, der bestenfalls an Oli P. erinnert. Am lächerlichsten bei all dem lässigen Getue im Auge der Krise ist jedoch der finale Slogan: „Wir leben Autos“. Darüber sollte man als sterbendes Unternehmen keine Witze machen.
Was ist Ihre Meinung?
Kommentare einblendenDiskutieren Sie mit.