Böse Köpenickiade

Kino Die NS-Zeit ohne „gute Nazis“ und als sadistischer Rausch: Robert Schwentke hat mit „Der Hauptmann“ einen großen Film vorgelegt
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 11/2018

Dienst nach Vorschrift an der Zeitgeschichtsverwurstung im deutschen Kino sieht so aus wie Lars Kraumes kürzlich in die Kinos gekommener Film Das schweigende Klassenzimmer. Eine unbekannte Geschichte (1956 legt eine DDR-Schulklasse eine Schweigeminute wegen des Ungarn-Aufstands ein und verlässt aus Furcht vor Repressalien das Land), die routiniert runtergeschnurrt wird: ein bisschen Spaß (Tanz), ein bisschen Liebe (die Klassenschönheit darf kein Feigling küssen) und viel Tapferkeit. Und weil die Klasse so heldenhaft ist wie die DDR tot, bleibt die Gefahr gering, das historische Handeln könnte etwas mit heute zu tun haben.

Vor diesem Hintergrund kann man Robert Schwentkes Film Der Hauptmann eine Sensation nennen. Zugrunde liegt ebenfalls eine wahre Geschichte, s