Höchstbrisantes Thema im Tatort aus Hannover: Es geht in Mord in der ersten Liga um einen Mord an einem Fußballspieler namens Kevin Faber (Stephan Waak), und im Verdächtigennetz der Täterverunklarung führt ein Strang zum heißen Eisen, entre guillemets, Homosexualität und Fußball (unser geistiges Auge castete schon mal den imaginär-folgenden Anne Will-Gesprächskreis – Gunter Gebauer, Marco Urban, Carolin Emcke und für die Gegenposition würde Christoph Daum wohl absagen). Bekanntlich hat sich bis heute kein aktiver Spieler einer höherklassigen Mannschaft geoutet, und weil es als statistisch unwahrscheinlich gilt, dass, wo so viele Männer sind, keiner homosexuell sein soll, erscheint das "Premium-Produkt" (Karl-Heinz Rummenigge) Profifußball weiterhin als Modernisierungstrutzburg. Heißes Eisen, indeed.
Und dann das. "Ich glaube nicht, dass ein Tatort mal so nah dran war an der Fußballwelt", hat Regisseur Nils Willbrandt dem Presseheft gesagt. Meint damit aber lediglich: all access im Hannoveraner Stadion. Es ist ja schön, dass der lokale Verein die Dreharbeiten unterstützte, aber man schaltet am Sonntagabend doch nicht den Fernseher ein, um den PR-Goodwill zwischen zwei "Premium-Produkten" (Karl-Heinz Rummenigge) wie dem Tatort und Hannover 96 gutzufinden. Man will einen spannenden Krimi mit gesellschaftlicher Relevanz sehen.
Und dann das. Schuld ist, uns macht das auch keinen Spaß, die Maria-Furtwängler-Figur Charlotte Lindholm. Es ist zwar ein bisschen spekulativ zu behaupten, dass das Heiße-Eisen-Ding tatsächlich nur von einer Schauspielerinnenrolle – das kann man in Hannover ja nie richtig trennen – ermittelnd angepackt werden kann, die Ambitionen auf das Bundespräsidentinnenamt hegt. Aber zum Höchstoffiziösen der Supermom Charia Furtholm trägt es zweifellos bei, dass Malotte Lindwängler sich als her own Charity-Lady um gesellschaftliche Befriedung auf höchstprekärem Terrain kümmert. Am Ende bleibt das Thema gerade angerissen: Die Boulevard-Presse aka "Blöd-Zeitung" (Ex-Hamburg-Kommissar Paul Stoever) spielt in den Überlegungen, warum schwule Fußballer zu ihrer Sexualität nicht stehen können, fahrlässigerweise überhaupt keine Rolle. Und ob dem Thema mit der Rocky-IV-haften Rede von Supermom beziehungsweise der Pressekonferenz des schwulen Spielers irgendein Dienst erwiesen wurde - man weiß es nicht.
Wo ist Mike Hanke?
Die völlige Überforderung durch die Lindwängler-Schizophrenie, bei der es dauernd darum geht, Realität und Fiktion nicht zu verwechseln, bringt das Zuschauerhirn an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit, weil gerade vor dem Fußballhintergrund des "echten" Bundesligavereins eine reibungslose Adaption von Realität und Fiktion einfach nicht mehr möglich ist. Fußball ist so prominent, dass er nachgestellt immer blöde aussieht, aber gerade weil es Willbrandt trotz begrenzten Etats ganz gut gelingt, sich mit einer effektiven Schnittfolge in das tatsächliche Bundesligaspiel zwischen Hannover 96 und dem HSV (das übrigens 3:2 ausging) einzuklinken, ist man dann irgendwie irritiert, es nur mit fiktiven Spielern wie Kevin Faber oder dem Ben Nenbrook (Luk Pfaff) zu tun zu haben, statt, sagen wir, Mike Hanke mal beim Autogrammeschreiben zu sehen.
Das Kind von Furtholm (David) wird am Anfang und Ende mit ins Stadion genommen, wobei es, wie immer, so wirkt, als posiere es mit einer netten Frau, die man aus dem Fernsehen kennt für Aufnahmen, die die leiblichen Eltern dann stolz bei Nachbars rumzeigen. Ansonsten wird David abgeschoben zu "Martin", den es in der Serie nicht mehr gibt, was aber das Ende der realen Arbeitsbeziehung des Schauspielers Ingo Naujoks zum Tatort nicht so abrupt aussehen lässt, wie es rüberkam.
Dramaturgisch elegant ist was anderes, aber so muss sich Supermom wenigstens keine Vorwürfe wegen tatsächlich praktizierten Rabenmuttertums machen lassen und kann stattdessen einmal beleidigt seufzen, als das Kind anruft auf dem, wie man in der Schweiz sagt, Telefonbeantworter, um praktischerweise zu verkünden, dass es noch länger bei "Martin" bleiben will. Ob die Fehlbesetzung des Jungen und die Überlastung von Supermom so dauerhaft kaschiert werden können, sei dahingestellt.
Lindwängler kann diesmal jedenfalls alles geben – und das auch noch in Bereichen des Zwielichtigen (Hooligans, Nachtlokale), die in Hannover irgendwie auch durch Realität besetzt sind (was die Sache mit dem Schauen noch mal erschwert), weil Hannover seit geraumer Zeit als die heimliche Hauptstadt erzählt wird (Schröder, Wulff, Fromberg), wobei die Politik immer schon korrupt ist, weil eben mit dem Zwielichtigen im Bunde (Maschmeyer, Hanebuth, Fromberg).
Neuer Lover schlägt sich gut
Die so genannten Hooligans sind die Schaumkrone auf der verwegenen Konstruktion dieses Tatort – sie stehen da als diffuses Zeichen des Superbösen, wo Differenzierung innerhalb verschiedener Fangruppierungen angebracht wäre. Dass sich die Furtholm-Kommissarin mal eben in den Hooligan-Chat einloggt und Treffen mit anderen Chattern vereinbart, ist ein hypertropher Witz: Wer mit der gegenüber Medien (Lindwängler gibt sich wie schon Undercover-Cenk als Journalistin aus – tatsächlich hätte man große Teile dieses Falls lieber in den Händen von Cenk gesehen) äußerst vorsichtigen Szene in Kontakt kommen will, sollte schon lange dafür gearbeitet haben wie der upcoming New Lover von Supermom, der Journalist Jan Liebermann (Benjamin Sadler).
Das führt zu zwei zentralen Aspekten von Furtholm: Zum einen dieses rabatzöse Immer-alles-selber-Machen, was die Bedürfnisse des Fernsehkrimis erfüllt, der natürlich nicht die Muße hat, jahrelange Recherchen darzustellen. Letztlich mag der avancierte, Vorschriften ignorierende Schimanskismus, den Lindwängler an den Tag legt und der besonders lächerlich wird in dem Moment, in dem sie als "Journalistin" mal eben in dem Hooligan-Laden "Kreuzbube" vorbeischaut, für die Straightness von Supermom sprechen – die permanenten Kollateralschäden für die Verantwortung müssen dabei aber immerzu unter den Tisch fallen, wenn man die Figur nicht völlig blöd finden will. Das Hauptproblem von Lindwängler, die sich für ihre Alleingänge immerzu auf das Gesetz beruft, das sie selber dauernd bricht (der Einbruch am Ende samt Laptop-Entwendung – in welchem Prozess käme man damit durch?), ist aber, dass die Figur die Coolness, die sie behauptet und die an Nebenfiguren wie dem schluffigen Ortspolizisten Näter ("Bis später, Näter") ausagiert wird, gar nicht haben kann – weil Coolness als Lebenshaltung in irgendeiner Form mit Unterprivilegierung verbunden sein müsste, wenn sie nicht nur wie Arroganz wirken wollte. Insofern ist Furtholm als Charakter auch deshalb so mühsam, weil sie, guttenbergesk, immer alles zugleich sein will, cool und staatstragend, das Gesetz und die Outlawistin.
Zum anderen erleben wir in dieser Folge den neuen Kandidaten fürs heimische Bett, der, wie vermutet, ein strahlend schöner und unglaublich viriler (Hooliganismus!) Mann ist. Gleichzeitig ist er durch den Tod der Freundin emotional aufs Schönste verwittert, und Tanzen können will er auch. Sein Beruf wird ihn immer wieder in die Welt führen, was für seine Unabhängigkeit spricht – alles andere drückte auf den Sex-Appeal – und die von Lindwängler unberührt lässt. Sorgen muss man sich wie immer nur um das Kind machen, das ja schon eine Mama hat, die nie da ist. Und furthermore dann einen Ersatzpapa, der immer fehlt. Wir haben uns das irgendwie alles anders vorgestellt, liebe Ursula von der Leyen.
Das ist doch mal eine Antwort auf die Frage, warum jemand betrunken war: "Probleme mit meinem Antiquitätengeschäft"
Grammatik, an der falschen Stelle ernstgenommen: diese Hooligan-Foristen arbeiten alle brav mit korrekter Groß- und Kleinschreibung sowie Kommasetzung
Grammatik, an der falschen Stelle vernachlässigt: "wegen" zieht in diesem Tatort immer nur den Dativ nach sich
Kommentare 38
das war der absolut mieseste und blödeste tatort den ich mir jemals anschauen musste. und wenn maike das zensiert, werde ich sie noch viel wüster beschimpfen!
mfg
mh
Ich schaffe es kaum etwas nicht-zu-zensierendes dazu zu schreiben. Oder zu riskieren, dass du mich wieder hasst. Also lass ichs lieber. Mit viel Selbstdisziplin. Ganz viel.
du s.... äh.. ho... äh, DINGS!
Den Tatort habe ich natürlich, wie immer, nicht gesehen. Macht aber nichts, denn ich darf das.
Was ich immer gerne lese: Tatort-Kommentar-Kommentare von mh.
Wodrüber ich noch amal nachdenken tätert: Wenn Matthias 'Ironfist' Dell Rektionsfehler im Ersten — zurecht! — rügt, dann aber selber blutgrätscht à la »trotz begrenztem Etat« oder »wegen tatsächlich praktiziertem Rabenmuttertums«.
Hochverehrter Mh,
ich muss Sie freundlichst ersuchen, die Worte „blöd“ und „mies“, dazu noch im Superlativ sofort zu unterlassen. Sonst gibt’s zwei Liter Frau...äh Foren Gold - und zwar mit dem Trichter.
Wahlweise löschen wir Ihre Beiträge, samt der Erinnerungen ihrer Leser, Ihr Giro-Konto und Ihre Aufenthaltsgenehmigung. Also, hübsch handzahm bleiben.
Mit vorzüglichen Grüßen,
jf
Ironfist ist bezüglich des Themas des Tatorts unfreiwillig? komisch.
Ich frag besser nicht, was denn ein Rektionsfehler ist.
Bei aller naheliegender Redaktion ist mein Kopfkino schon wieder hyperaktiv. So'n Mist aber auch!
Von der ersten Hälfte ist irgendwie gar nichts bei mir angekommen, in der Zweiten hab ich ständig blöd geguckt.
Und noch immer verliere ich bei jedem Versuch etwas Zusammenhängendes zu schreiben sofort den Faden. Erst mal schlafen, morgen versuch ichs dann noch mal.
Wußte schon, jetzt, wo das Ding in einsFestival ausröchelt, warum ich am Sonntagabend seit Wochen schon lieber bei ZDFneo und Inspector Lynley reinschaue. Hat sich heute echt gelohnt mit einem Stückchen von 2002 ... – wenn ich schon die abgenudeĺten Tatort-Gesichter sehe ... – shudder!
Kalle:
Sagen wir so — ich weiß jetzt, was Du meinst. Ich hatte allerdings nichts Anzügliches im Sinn, sondern die hergebrachte englische Bezeichnung für jemanden, der mit eiserner Hand sein Geschäft betreibt. Deshalb ist Ironfist zB der Spitzname von John of Gaunt, Herzog von York und Gründer des berühmten nämlichen Hauses.
leeelah:
Rektion.
Beispiel: Die Präposition »trotz« regiert den Genitiv und eben nicht den Dativ. Es hätte also lauten müssen: »trotz (des) begrenzten Etats«.
Die Überschrift bringt es auf den Punkt. Ich würde es noch erweitern mit Weshalb und Warum?
Da ich jetzt schon ahne, dass Lindi und der neue Journalist sich die nächsten drei Folgen langsam und quälend anähernd dann irgendwann aneinander vorbeischauend um ihre Verletzung nicht zu zeigend, von dem tragischen Verlust ihrer Partner erzählen, kann ich mir wohl die nächsten Folgen nicht mehr geben. Das ist mir für subventionierte öffentlich rechtliche Unterhaltung zu soapy.
Ansonsten am Thema vorbei. Sechs - setzen. Schon nach 10 Minuten wollte ich nicht mehr. Ich konzentriere mich mal auf den Homoaspekt. Der erste Verdächtige. Der gehörte Schuss scheint das Knallen des Sektkorkens gewesen zu sein. Oder? Das erste was Lindi ins Auge fällt ist das Männeraktposter, gefolgt von irgend so einer Erosplastik, oder was das war. Begleitet von, erst dachte ich Madonna, aber nein dann kam es noch schlimmer, Marianne Rosenberg. Der weinerliche Typ im Bad darf dann zumindest die Pulle gegen die Wand werfen. Ich habe fast darauf gewartet, dass er nen Knicks danach macht. Dann muss ich auch noch erfahren, dass er Antiquitätenhändler ist. Und ich hatte eigentlich keine Lust mehr weiter zu schauen. Ich hatte wenig Vertrauen, dass das Thema Schwule im Fußball halbwegs real umgesetzt wird. Und so kam es dann auch. Ein paar eilig recherchierte "Fakten" ergeben den Homofußballer. Stress durch Versteckspiel, Alibifreundin (die wir nur von Weitem sehen) und das war es auch schon. Der Homo an sich ist natürlich sensibel und zerbrechlich. Angesichts der Tatsache, dass die Kulturwissenschaftlerin Tatjana Eggeling, die dieses Thema erforscht hat, hervorhebt, dass schwule Fußaller sich extra hardcore männlich geben, um nicht unter Verdacht zu geraten, besonders ärgerlich.
Letztendlich ist es noch nicht einmal das Klischee, was mich bei dem Thema Homosexualität und Fußball in diesem Tatort am meisten stört, sondern der mangelnde Tiefgang. Das Thema ist dann doch nur Aufreißer, gerät irgendwann blass ins Hintertreffen und wir sind bezüglich des Thema genauso schlau wie vorher. Wo sehen wir die Zerrissenheit, wo das Glück, wenn Sexualität gelebt wird, auch wenn dieses nur einen kurzen Moment ausmacht. Wo die Liebe zu dem Mann, mit dem er da im Bett liegt. Vermutlich sind es eher anonyme Sexkontakte, aber wenn ich mich für Beziehungssex entscheide, dann muss das doch auch Thema sein. Wo sind die realistischen Fanreaktionen? Das war für michg das Größte Ärgernis. Der Typ maschiert ein und alle klatschen. Hallo? Am Ende denkt man, was hat der sich die ganze Zeit so angestellt die alte Schwuppe. Ich hab so nen Hals gehabt. Was ist mit den Konflikten im Verein? Das alles sind Themen, die man in einer Story gut dramatisieren kann.
Kotz Würg Bäh
Leider kann ich das nicht zivilisierter und differenzierter posten, weil ich so voller Wut bin. Und der nächste Regisseur, der die Wohnung eines Schwulen als Designerwohnung abfilmt in der man unter dem Bett Kondome findet, der sollte sich vor mir verstecken.
Einziger Lichtblick: Wir sind ja nicht Hannover 69.
@j-ap:
Schon klar. Musste nur schmunzeln.
@Kalle Wirsch
Sehr gut,
und nächsten Sonntag gehen wir in Augsburg spielen,
Fußball spielen,
und wir nehmen Zoppo, Quarro und Thekla mit.
Das macht dann wenigstens Spaß!
:) LG Augenstern
Aller guten Fragen sind drei:
1. Die lagen im Bett? Beim Sex? Wie old school ist das denn?
2. »Dann muss ich auch noch erfahren, dass er Antiquitätenhändler ist« — Warum 'auch noch', Kalle? Ist denn der Antiquitätenhandel eine Branche mit so typisch schwulen 'vibes', daß sie es in den hauptströmigen Klischeehaushalt geschafft hat?
3. Was macht denn eine Wohnung zur Designerwohnung? (Gib's zu, Du hast es so genau erkannt, weil Du selber in er wohnst, Schlingel Du!)
1. Schwule sind eben dieselben Spießer wie ihre heterosexuellen Mitmenschen. Wobei ich Sex im Bett sehr schätze seit ich vierzig wurde.
2. Alles halbwegs Schöngeistige hat hauptströmig (was für ein tolles Wort) Potenzial glaubwürdig schwul zu sein. Genau deshalb muss der Homofusi ja auch in einer Designerwohnung wohnen, wenn auch anonym zwischen Kuhfladen.
3. Der Schlingel ist im Moment grade froh, wenn seine Wohnung kein Eigenleben annimmt und das Chaos ihn verschlingelt.
@Matthias Dell
Mit dieser Kritik haben Sie sich eine Menge Zukunftschancen verbaut. Das wird nichts mit einer gut dotierten Stelle im Burda-Konzern, wenn Sie die schauspielerische Leistung von Charlotte Maria Furtholm Lindwängler fortwährend verarschen.
In meiner Fernsehzeitung hat dieser öffentlich-rechtliche Offenbarungseid übrigens die zweithöchste Wertung gekriegt. So landet man beim Burda-Konzern!
Ich habe nur bis zur Mitte durchgehalten, dann wurde es mir zu blöd.
Zu selben Zeit lief auf ARTE "Der zerrissene Vorhang" von Hitchcock, der auch beim zwanzigsten Ansehen noch spannend ist. Schön zu sehen wie ein Meister wie Hitchcock mit minimalen Mitteln Spannung erzeugen kann, während die Jungen das mit allen Schnickschnack nicht hinkriegen.
Eins ist mit Thomalla und Furtwängler klar: eine Frauenquote für den "Tatort" würde der Qualität der Reihe nur schaden.
Vorsicht, leeelah, bitte nicht blöd guckend zu Bett gehen, das kann zu dauerhaften Fehlstellungen führen.
Vergleiche wie Hitchcock - Tatorte (solche mit Marie Charlotte Holmwängler) sind nicht fair.
Das ist die Hitchcockkeule.
Ich antworte dann man frei nach Kalle ;)
Schon klar. Musste nur kalauern.
Moin.
Warum kenn ich keinen wie Burda?
Ich kriegte alle Rollen. Alles was ich mir wünschte.
Was da an Schauspiel gezeigt wurde,ist an jedem Mimen vom RTL- Vormittagsvieltagesfreizeitgucker zu bewundern.
Nie war mir Kapitalismus unsympatischer als beim beobachten von Frau Furtwängler.
Muß denn der Herr Burda seiner Frau jeden Wunsch erfüllen?
Kann es denn nicht bei den Epen bleiben, die regelmässig den 2. Weltkrieg in ein Fluchtdrama umdeuten? Da spielt sie doch immer so schön den hilfreichen Adel, der zwar mitgezockt hat, natürlich auch verloren, aber nicht das Schlösschen missen kann, welches jetzt perdu ist.
Irgentwann kriegt der Burda auch das noch hin, der gemeine Pole wirft uns wie immer aus dem schönen Gumbinen, und seine Frau ermittelt den Täter.
Natürlich nicht als schnöde Kommissarin, nein, Landeskriminaler muss schon sein.
Matthias, ich bewundere dich, bis zum Ende geguckt, das nenn ich tapfer.
Ist ja schon richtig was los in diesem Thread :-) und deshalb kann ich es mir größtenteils sparen mich jetzt auch noch zu diesem dämlichen Tatort zu äußern (es ist bereits fast alles gesagt).
Meine Lieblingskommentare sind diese
KalleWirsch schrieb am 20.03.2011 um 23:28
und
lebowski schrieb am 21.03.2011 um 00:16
und
mh schrieb am 20.03.2011 um 22:07 (gell, ist schon nervend, wenn nicht nur Kalle und ich das Thema Homosexualität aufgreifen, sondern jetzt sogar schon - zugegeben sehr schlecht - der Mainstream-Tatort im Ersten ... ich erinnere mich noch gut an Deine Abwehrreflexe gegen meine "einschlägigen" Texte :-))
Aber ernsthaft ... ,kleine Ergänzungen zu Kalles Kommentar:
Jetzt weiß ich endlich was Tatort-Drehbuchschreiber unter Safer-Sex verstehen: "Beide Männer behalten beim Sex (im Bett) ihre Pyjama-Hosen oder Boxer-Shorts an" ... so zu bestaunen, als die Figur Ben Nenbrook dem Bett des Lovers entsteigt :-). Werde ich bei meiner ehrenamtlichen Arbeit in der AIDS-Hilfe mal zum Besten geben ...
Frage woran erkenne ich u.a. einen schwulen Mann?
Antwort lt. gestrigem Tatort: Am Autoschlüsselanhänger ("AIDS-Schleife", besser Red Ribbon), ach ja? Demnach wäre der 3-sat Moderator Gert Scobel schwul? Der trägt seit Jahren, während seiner Moderationen (zunächst "Kulturzeit", jetzt "Scobel" u.a.), so wie ich übrigens auch - allerdings bin ich ja auch tatsächlich schwul :-), den Red Ribbon am Hemdkragen und ich weiß aus ungewöhnlich gut unterrichteten Kreisen, das Scobel ein Hetero ist :-)
Was für ein Schwachsinn, diese Einschätzung von Kommissarin Lindschlicht als sie in den abgestellten PKW schaut und vom Schlüsselanghänger messerscharf auf die sexuelle Identität des Fahrzeugfahrers meint schließen zu können! Quatsch! Das Tragen des Red Ribbon ist Ausdruck der Solidarität mit HIV-Positiven und AIDS-Kranken und sagt weder etwas über den HIV-Status des Trägers aus, noch über dessen sexuelle Identität.
Zum Coming Out der Figur Ben Nenbrook:
Mal ganz abgesehen davon, dass ich mir gewünscht hätte die Figur des schwulen Fußballers z.B. mit Benjamin Sadler zu besetzen (damit dieses weinerliche der Figur wegfällt), halte ich die dort gezeigten Nicht-Reaktionen von Fans und Journalisten für eine gefährlliche Verdrehung der Realität.
Vielleicht erinnern wir uns an diesen unsäglichen Tatort, wenn sich die ersten Bundesligaspieler als schwul outen und wir feststellen können, wie so etwas in der Realität abläuft ...
Schtimpt: Das ist das wahre Heldentum: Diesen Tatort zur Gänze zu schauen (ich hab's nur zehn minuten lang geschafft ...). Angesichts der Protagonistin des zu beobachtenden Subjekts schlage ich Matthias Dell daher für das Mutterkreuz vor ;-)
Fernsehen ist Opium fürs Volk
"Zum Coming Out der Figur Ben Nenbrook:
Mal ganz abgesehen davon, dass ich mir gewünscht hätte die Figur des schwulen Fußballers z.B. mit Benjamin Sadler zu besetzen (damit dieses weinerliche der Figur wegfällt), halte ich die dort gezeigten Nicht-Reaktionen von Fans und Journalisten für eine gefährlliche Verdrehung der Realität. "
Gräßlich, nicht wahr? Ich bin immer noch genauso wütend wie gestern, wenn nicht noch wütender. Bei dem Stadioneinlauf hätte ich vor Wut fast das Glas an die Wand geworfen. Er läuft da als erster ins Rondel mit nem kleinen Jungen an der Hand. Alle klatschen. Das würde nicht passieren. Ich dachte echt im Teletubbie Land gelandet. Der politisch korrekte Lindwurm mit Outlaw Attitude bastelt uns eine schöne neue Welt.
www.bpb.de/publikationen/7K2Y0K,0,0,Homosexualit%E4t_und_Fu%DFball_ein_Widerspruch.html#art0
www.rund-magazin.de/cmsms/news/28/23/Homophobie-Interview-Tatjana-Eggeling/
www.wdr.de/themen/politik/1/hart_aber_fair/faktencheck_100324/index.jhtml?rubrikenstyle=politik
Was nicht heißt, dass der Rausch an sich schon schlecht sein muss.
Wenn schon Stoff, dann wenigstens guten.
es ist einfach unerhört wie klischeebesudelt und hannoveranisch dieser tatort inzeniert wurde. das war alles so dermaßen cdu und wulff, das es schon unfassbar ist, dass sowas überhaupt in einem öffentlich rechtlichem sender ausgestrahlt werden durfte.
noch unsäglicher war nur, dass anne will danach noch viel schlimmer war. diese homo(höhö)gene masse aus sinnlosigkeit und dummen sprüchen (sic!) sucht selbst im deutschen sonntagabendprogramm eine weile nach DINGS.
mfg
mh uffjerecht
"Höchstbrisantes Thema im Tatort aus Hannover...Homosexualität und Fußball."
Höchstbrisant! Nichts interessiert die Gesellschaft mehr als die sexuellen Präferenzen von ein paar blutgrätschenden Simpeln.
Man weiß so wenig. Wie siehts mit bisexuellen Neigungen bei Profi-Minigolfern aus oder mit der Homosexualität im Frauen-Faustball?
"das war der absolut mieseste und blödeste tatort den ich mir jemals anschauen musste."
Dem kann ich mich nur anschließen.
"Schuld ist, ... die Maria-Furtwängler-Figur Charlotte Lindholm."
So ist es.
"Zum anderen erleben wir in dieser Folge den neuen Kandidaten fürs heimische Bett, der, wie vermutet, ein strahlend schöner und unglaublich viriler (Hooliganismus!) Mann ist. Gleichzeitig ist er durch den Tod der Freundin emotional aufs Schönste verwittert, und Tanzen können will er auch."
Ha, ha, in Bremen ist er Hilfsscheriff der anderen spröden Blondine.
Nun geht er als Fremd.
Hätte der sich zum Schluss wenigstens auch als schwul herausgestellt, wäre wenigsten noch etwas Komik drin gewesen bei diesem PC-Trash, oder er hätte Charlotte in der Bar zum Abschied einen Dildo geschenkt und wäre gegangen.
Aber so gemeine Filme würde ja nur ich machen (und vielleicht mh), aber man läßt mich ja nicht Regie führen beim Tatort.
Der letzte Schranz! Da gehört jemand des Platzes verwiesen.
Na guter Stoff im TV? Sehr, sehr rar. Wie sagte Hans-Joachim Kulenkampff in den 1960er so prophetisch: "Die Leute sind gar nicht so dumm, wie wir sie mit dem Fernsehen noch machen werden."
@B.V.
wenn der kollege von sabine postel aka inga lürsen gemeint ist, dann liegt eine verwechslung vor - der neue lover von lindholm ist nicht oliver mommsen, der in bremen den stedefreund gibt. wenn auch die verwechslung so verständlich wäre wie die einstige detlev-buck-ingo-naujoks-verwechslung.
@mh
tief durchatmen, auch wenn die aufregung nur zu gut verstanden werden kann
das ist natürlich wieder mal schamrötest, wie konnte es passieren? wird geändert
iron first
Ach was, Claudia.
Was ist mit Phoenix, Arte, 3sat, den Dritten und all den Sonderkanälen von ARD und ZDF?
@leelah
das ist ein interessantes phänomen, deswegen ist der text auch so ausgeufert, dieser film wollte viel zu viel
höchstbrisant bezieht sich nur auf den diskurs, den es nicht gibt. in einer besseren welt würden nicht nur frauen die kriege alleine führen, sondern kein mensch sich für das sexualleben der leute interessieren, von deren sexuallebenerzählungen die "blöd-zeitung" (paul stoever) lebt
richtige hinweise, die weiter oben schon. man fragt sich wirklich, ob's immer so grobschlächtig sein muss, und das argument dagegen ist dann, wie bei sarrazin et. al, dass man doch froh sein solle, das das thema überhaupt vorkommt. aber was hat das "thema" davon, wenn es so stiefmütterlich behandelt wird, wie das kind? die red-ribbon-verschiebung ist das beste beispiel - die funktioniert ja auch nur in diesem zusammenhang als signal an den blödest angenommenen zuschauer: wo wir gerade von schwulen reden und dieses rote dingsda doch was mit schwulen zu tun hat - da ist dann also der schwul, dem dieses rote dingsda zugeordnet werden kann. ist die alte frage, ob zu der diskursentwicklung wirklich so ein tumber anfang gehört, weil der überhaupt ein anfang ist, und später differenziert werden kann - oder wie man sich nicht einfach die mühe macht, so ein thema tatsächlich mal differenziert zu erzählen - die leute schauen doch fern, weil sie geschichten sehen wollen, die sie verstehen können.
"wie" weiter oben schon
danke. laudatio: johannes b kerner - "eine kurze geschichte der autobahn". drunter mach ich's nicht
www.n-tv.de/sport/fussball/Bierhoff-will-nicht-schwul-sein-article2943321.html