Bundesregierung – Wer die Nachtigall stört

Demokratie Gleich mehrere Artikel sind heute erschienen, die darauf hinweisen, wie sehr es an Transparenz und Demokratie mangelt.

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Taschenspieler verraten ihre Tricks nun eben mal nicht so gern. Womit ich auf den Spiegel von heute verweise.

So könnte man auch sagen. Die Bundesregierung stört man nicht, so scheint das Motto zu sein, und wenn, dann nur ganz zögerlich, leise, sonst springt einen die vermutlich eine tollwütige Sekretärin irgendwann aus dem Hinterhalt wütend an. Staatlichen Angestellten gönnt man besser den Schlaf, und auch denen, die sie schützen.

Oh Gott, eine Anfrage, und das auch noch in ausgerechnet einem Monat mit Ferien, vielen Feiertagen und Sonnenschein, Hilfe, Arbeit, dabei bekommt man ja den Burnout, das kostet den Steuerzahler, die verfrühte Verrentung danach, wer soll die denn bezahlen? Also bitte Ruhe, Opposition Klappe halten! Ja, die Opposition weiß schon länger, wie schädlich Arbeit für die Gesundheit ist, sonst säße sie anderer Stelle, oder so.

Man leidet quasi mit der Regierung, schon wenn man Anfragen verfasst, das scheint ansteckend zu sein, will man selbst später einmal beim Regieren möglichst ungefragt durchziehen können. Scheingefechte, ja, da muss man ab und an hin, sie nerven auch, diese Bundestagssitzungen, aber wenigstens den Anschein, sich zu bewegen, den muss man schließlich aufrecht erhalten in beiden Lagern. Und je näher die Bundestagswahl kommt, desto mehr scheint es so, zumindest nach den Daten, dass der, der am Wenigsten fragt, am ehesten mit regieren darf.

Womit wir bei der Verweigerung neuer Medien wären. Es bleibt so, wie es ist, die Deutschen haben auch so zu bleiben, also mache man ihnen Angst, Computer und die dortigen Möglichkeiten zu nutzen. Privatsphäre wird als Totschlagargument benutzt. Und nichts ist dem Wutbürger so wichtig, wie diese. Und im Internet lauert die totale Nacktheit an allen Ecken und Enden. Man traut sich zwar etwas, aber huch, das Eis ist zu dünn, geben wir lieber die nächste Wanrung aus, die da lautet: Internet bitte nicht betreten, da lauern überall rechts- und linksradikale Hacker, die nur am Datenklau interessiert sind.

Nun ja, die Krankenkassenchipkarten haben die Bürger irgendwann angenommen, schließlich soll der gute Onkel Doktor darüber wichtige Informationen abfragen können, im Notfall. Ach wirklich? Nein, darauf scheinen keine wichtigen Informationen zu stehen, wie ich hautnah erfahren durfte. Ein Familienmitglied musste nämlich ins Krankenhaus. Nichts ist dort vermerkt, höchstens, was ich derzeit vermute, wie zahlungskräftig der Patient ist, welche Behandlung man also mit möglichst langer Aufenthaltsdauer und höchster Zuzahlung man abrufen kann. Und wenn dann die Gesichtserkennung dazu kommt fragt man eben schnell die Fahndungsliste der Polizei ab. Aber Daten wie Allergien? Pustekuchen, dafür hat man einen blauen Lappen in der Börse zu haben. Das nur nebenbei. Verbessserte Information für den Arzt im Notfall also, wie behauptet? Da lachen Pferde, Esel und all das, was man so als Rind verkauft bekommt. Allenfalls, die Info vermutlich, ob man selbst ausgeschlachtet werden mag im Todesfall ...

Wie man im Notfall das Netz nutzen kann, das macht Amerika, der große Bruder der Überwachung vor, wie der deutsche Angstbürger vermutet, die elterliche Aufsicht lauert dann am PC …

Nein dafür müssen wir etwas Neues entwickeln, Deutschland ist ja Spitzenreiter in Technologien, wie wir beim Mautsystem erfahren durften …

Somit sind wir bei einem Artikel aus der Zeit. Wer die dortigen Kommentare liest, der weiß, bis die Deutschen das Internet verstehen, gibt es dieses vermutlich längst nicht mehr. Nein Deutschland entwickelt für seine Bürger und für den Notfall Katwarn, das selbst ich bisher nicht kannte. Klasse, so ein Warnsystem, das die Menschen nicht kennen. warum also nicht doch lieber Lautsprecherwagen und Flugblätter, wie die Foristen es meinen, sicher ist sicher, Hauptsache, die, die dann den Lautsprecher bedienen, erhalten nicht umgehend von einem in der Nachtruhe sich gestört fühlenden Wutbürger die Anzeige wegen Ruhestörung nach 22 Uhr und bis 5 Uhr, oder so.

Womit wir anlangen bei der Transparent, die ist nämlich unerwünscht in Deutschland, dazu berichtet ausführlich die Zeit.

Nimmt man oben genannte Tatsache hinzu, so ergibt sich, die Bürger erhalten soviel an Durchsicht, wie sie selbst bereit sind zu gewähren, nämlich so gut wie keine, und wundern sich.

Heute fiel im Bundestag auch das Wort Volksverdummung, und das ausgerechnet von der SPD, wozu ich nur fragen kann, ja wer verdummt denn hier das Volk? Doch wohl am ehesten die, die nicht nachfragen, die selbst dumm bleiben und im Mitregierungsfalle nicht gestört werden wollen!

Volkspartei? Nö, man hat zu fragen und Basta, wie sonst soll der Pöbel wissen, dass man für ihn da sitzt, wo man hingesetzt wurde?Das würde jeder andere Arbeitgeber glatt als Arbeitsverweigerung bezeichnen ...

Und wenn es um die Demokratie geht, dann gilt wohl der Spruch, man bekommt, was man verdient, und die Deutschen fordern Demokratie ja gar nicht ein, sind ebensolche Wegducker, wie die SPD in der Opposition. Muss man sich da wirklich noch wundern, wenn die Bundeskanzlerin, die ja eine wahnsinnige Zustimmung in jeder Umfrage erhält, es eben mit der Demokratie so hält, wie das Volk es wünscht? Dazu darf man gerne einmal die Süddeutsche befragen, wenn man denn mag.

Demokratie muss sich ein Volk schon erkämpfen, wie aber Kämpfe bei uns aussehen, das beweisen Streiks. Am Flughafen pöbelt der Deutsche dann, weil sich sein Urlaubsbeginn verzögert, im Kindergarten, weil so eine Erzieherin ja ohnehin nichts zu tun hat als ein paar seiner Kinder zu Bespielen, im Krankenhaus, weil vielleicht im Streikfall das Essen verspätet gereicht wird. Oder sagen wir es anders, jeder protestiert eben nur dann, wenn ihn etwas selbst stört, Solidarität, das Wort gibt es im Deutschen Duden nicht.

Mir bringt so ein Protest etwas durcheinander, welche Frechheit! Was bilden diese Demonstranten sich überhaupt ein?!

Ja, und solange das so ist, muss sich niemand wundern, nicht einmal dann, wenn er demnächst gar nicht mehr erfährt, wer wozu im Bundestag etwas zu sagen hat, weil die Opposition mitregiert und andere Oppositionsparteien so wenig an Prozenten erhalten, dass sie allesamt aus diesem Hause fliegen, naja, bis auf die störende Linke vielleicht, weil zu viele “radikale” Linke sie noch wählen.

Ansonsten ist nur zu vermuten, dass im Bundestag irgendwann darüber abgestimmt wird, dass man eben keine Anfragen mehr zu stellen habe, und wer die derzeitige Opposition kennt, der weiß, wie das abgenickt ausgeht. Und die Linke, nun, die kann man sicher mit irgendeinem diffusen Argument verbieten lassen, damit wirklich niemand mehr die Regierungsnachtigall zu stören wagt.

©denise-a. langner-urso/menschenzeitung

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