EU – Eiskalte Enteignung von Kleinstsparern

EU Banken sind systemrelevant, Zypern ist systemrelevant und die Konten der Kleinstsparer sind es auch. Seit Samstag bedienen sich die Staaten der EU eiskalt.

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Sie nehmen selbst bei Kleinstrentnern und -verdienern - vorerst in Zypern, vermutlich bald auch anderswo. Eigentlich sollten die Vereinten Nationen, irgendjemand das Vorgehen der EU rügen, denn so etwas kennt man sonst nur aus Diktaturen. Und da schreie noch jemand gegen Ungarn … Alles ist jetzt möglich, in jedem Staat.

Ich glaube, ich war noch niemals so wütend, bei mir hat dieser Verein alles verspielt, und ich kann auch an einem Beispiel erklären, wieso. Allem voran stelle ich fest, ich bin froh, dass meine Großmutter vor ein paar Jahren verstorben ist, zum ersten Mal in meinem Leben, denn niemanden habe ich mehr geliebt, als diese alte Dame, selbst meine eigenen Kinder nicht. Am Samstag hätte sie vermutlich ohnehin einen Herzinfarkt bekommen, bei solch unglaublicher Impertinenz.

Meine Großmutter war bitter arm, das erfuhr ich jedoch erst, als ich so 16 oder 17 Jahre alt war. Diese Omi hat mich über 4 Jahre erzogen, weil meine Eltern beide arbeiteten. Nur am Wochenende war ich daheim. Früh schon, so mit 6 Jahren vielleicht fuhr ich am Freitag nach Wannsee und am Sonntagabend wieder in den Wedding. Dort lebte die alte Dame auf dem zweiten Hinterhof. Ein Kohleofen wurde dort noch befeuert und in all den Jahren überbrachte ich meiner Oma Kaffee, Strümpfe und ähnliche Dinge von meinen Eltern. Ich war quasi das Rotkäppchen. Dass die Rente vorne und hinten nicht reichte, davon hatte ich damals keine Ahnung. Meine Oma war bitterarm und nahm doch nichts von diesem Staat, obwohl ihr das zugestanden hätte.

Erst später erkannte ich die Armut, nämlich immer dann, wenn ich in den Kühlschrank schaute, den ihr meine Eltern irgendwann geschenkt hatten. Zwieback, Nescafe und Margarine, das war oft das einzige, was sich dort fand, und was meine Mutter regelmäßig befüllte. Meine Oma muss oft gehungert haben, bis weit in die siebziger Jahre hinein.

Als Kind begleitete ich sie in die Markthalle, wo man sie gut gekannt haben muss, sie kaufte dort zwar wenig, bekam aber hier einen Aal, dort ein paar Würstchen geschenkt. Bis heute erinnere ich mich daran. Irgendwann in jedem Monat marschierte sie mit mir zur Post und holte dort ihre Rente ab. Ich werde niemals vergessen, wie sie mir eines Tages ein blaues Buch zeigte, von dem sie sagte, dass es einmal mir gehören würde, und erst später begriff ich, was es war. Es gab auch noch so ein kleines Buch für meine Schwester. Postsparbücher waren das, auf unsere Namen ausgestellt, und seit unserer Geburt hatte sie darauf jeden Monat 5 DM für jeden von uns eingezahlt. Sie muss sich das regelrecht vom Mund abgespart haben. Ich bekam das tatsächlich am 18 Geburtstag, und dieses Geld hat später in meinem Haus meine Küche finanziert, ja meine Großmutter hat sogar noch etwas mehr dazu gezahlt. Sie muss gespart haben für uns, was das Zeug hielt. Auch ich habe sie lange unterstützt später und als sie starb bittere Tränen geweint. War ich krank, hat sie mich gepflegt, und erst, als ich 20 Jahre alt war, habe ich nicht mehr an Wochenenden bei ihr übernachtet. Egal, ich weine oft, wenn ich an diese Frau denke.

Ich frage mich, wie viele solcher Großmütter es in der EU geben mag, die irgendwie von einer mageren Rente versuchen, ihren Enkeln etwas zu sparen, denn ich bin mir sicher, es gibt sie in jedem Land der EU. Wenn ich mir vorstelle, dass man vielleicht solche Leute um ihr bitter Erspartes Geld bringt in Zypern, dann spüre ich blanken Hass!

Ich werde sehr genau hinschauen, wer unserer Politiker wie abstimmt. Und ich werde nie vergessen, dass meine Großmutter ihr Leben lang die SPD gewählt hat. Diese Partei hat meine absolute Aufmerksamkeit. Da reicht mir eine einzige Stimme, denn von der FDP und der CDU erwarte ich dazu ohnehin das alternativlose Ja. Bei mir haben die Parteien um Angela Merkel, wie man so schön sagt, ohnehin voll verkackt, und ich wähle definitiv nur noch eine Partei, die mir verspricht, nichts wie raus aus einem Verein, der Menschen das letzte Hemd nimmt, wenn er es Banken geben kann.

Pfui Teufel kann ich nur noch sagen, die EU hat fertig, und hoffentlich erkennen das jetzt auch die letzten Schlafbacken in Deutschland, sie könnten nämlich die nächsten sein, denen es ähnlich ergeht. In der EU ist jetzt alles möglich, sogar die Totalenteignung über Nacht! Himmel bin ich froh, dass meine Oma das nicht mehr erleben musste! Ganz ehrlich, wenn ich an Menschen wie meine Oma denke, die es vielleicht in Zypern gibt, dann könnte ich heulen wie ein Schlosshund, und ja, mir laufen tatsächlich die Tränen. Ich kann es einfach nicht fassen, wie wenig der Mensch zählt, wenn es um Banken geht!

Ganz ehrlich? Ich schäme mich für das, was unsere Kanzlerin Europa mit verursacht in Grund und Boden! Es ist eine Strafe Deutsche/r zu sein. Ich schäme mich auch dafür, dass der Bundestag in meinem Namen spricht, wenn das durchgewunken wird. Ich schäme mich für die Bundesregierung, durch deren Mitschuld so viele Spanier das Dach über dem Kopf verloren haben. Ich schäme mich auch, dass Griechen ihre Kinder in Heimen abliefern mussten, weil sie sie durch die Mitschuld unserer Bundesregierung nicht mehr ernähren konnten. Ich schäme mich dafür dass Banken nicht in die Pleite rauschen dürfen, dass der Mensch weniger zählt als Geld, dass so viele Menschen durch die Mitschuld der Bundesregierung ihre Jobs verloren und in Europa eine ganze Generation ohne Hoffnung groß werden muss, jemals einen guten Ausbildungsplatz oder Job zu finden. In meinem Namen spricht dieser Bundestag nicht. Punkt! Und ich wünschte mir, jemand würde mir einen anderen Pass anbieten, einen zypriotischen, griechischen, spanischen. Nur kein/e Deutsche/r sein in dieser Zeit. Himmel wie sind wir gestraft!

©denise-a. langner-urso/menschenzeitung

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