Kammern - Merdetext

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

In meinem Kopf hat sich nix verändert.

Kammern

In einem Herz, da wohnten drei Kammern, was natürlich nicht genug ist, denn Kammern sind Quadrowohnliche Wesen. Und ein Zimmer stand leer, was nicht heißt, niemand sei drin, denn das war nicht der Fall. Im Zimmer wohnte ein Nagel, der steckte alleine in der Wand. Das Bild mit dem er einst ein Beziehung hatte, war schon seit langem weg, die Trauer hatte er bereits hinter sich gelassen oder vor sich, denn sie war in die Wand gesickert. Der Nagel wollte nicht, dass eine weitere Kammer in sein Zimmer zog, denn er war gern allein. Er sah nur eine Möglichkeit mit dem Problem fertig zu werden. Die Kammern mussten genetisch verändert werden, so dass sie zu triwohnlichen Kammern würden.

Nägel sind, das ist eine Tatsache die einigen Wissenschaftlern erst kürzlich -während eines denkwürdigen Ereignisses auf das ich hier nicht näher eingehen kann und möchte(Erbsensuppe spielte eine Rolle)- klar wurde, Naturtalente, wenn es um genetische Manipulation geht. Die Wissenschaftler halten diese Tatsache allerdings unter Verschluss, denn die Folgen eines Nagelexodus in die Forschungslabore wären verheerend, man denke allein an tausende schlaflose Fakire.

Unser Nagel jedoch war sich seines Talents bewusst, tief drinnen, wo das Chi strömt, über die Niagarafälle der Seele rauscht und sich ins Karmabecken ergießt, da konnte er es spüren. Und so zog er seinen Unterleib mit einem Knirrschen aus der Wand und kam mit einem leisen Klirren ninjamäßig auf dem Boden auf.

Da es tiefste Nacht war, schliefen die Kammern in ihren Zimmern tief und fest. Sie waren in der Disko gewesen, beim Kammerflimmern und das hatte sie sehr müde gemacht. Der Nagel hatte so leichtes Spiel und konnte mit lockerem Dribbling die Abwehr der DNA umspielen, durchbrach gekonnt Wasserstoffbrückenbindungen und überwand mit Leichtigkeit die Van-der-waals-Kräfte seiner Gegner. Alles in allem war er nach 36 Stunden fertig und fix in der Wand.

Als die Kammern erwachten und Kaffee getrunken hatten, wurde ihnen plötzlich klar, dass sie keine Quadrowohnlichen Kammern mehr waren, etwas in ihnen hatte sich verändert, das konnten sie ganz deutlich spüren und ein Lächeln breitete sich auf ihren Gesichtern aus, das breit genug war, damit der Nagel im Nebenzimmer es bemerken konnte und ihm schlagartig klar wurde, was für ein fataler Fehler ihm unterlaufen war. Als er irgendwo zwischen den Basenpaaren über Kopf hängend die Folge „GATCGGCA“ oft hintereinander eingesetzt hatte, hatte er übertrieben. Aus den Kammern waren gehwohnliche Kammern geworden und da waren sie auch schon zur Tür raus.

Wer sollte ihm jetzt den Kühlschrank öffnen?

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

merdeister

Ein guter Charakter erzieht sich selbst. - Indigokind - Blogtherapeut

merdeister

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden