Im Blog von MH hat Jakob Augstein folgendes geschrieben:
"Das war immer mein Ziel: Für Leser interessant zu sein, nicht unsere Haltungen teilen!"*
Ist es ertrebenswert für eine (linke) Zeitung interessant zu sein, oder sollte sie Überzeugen?
Interessant ist nett, aber für Veränderungen muss man überzeugen.
* Der ganze Absatz:
"Ich selbst haben übrigens ein ganz anderes Leseverhalten. Ich lese nur nach persönlicher Vorliebe, der Zeitung, des Genres und des Autors. Immer die Kommentare in der FAZ. Da ist mein Motiv wie das Ihre beim Freitag: Nicht meine Haltung - und darum für mich um so interessanter. (Ist übrigens ein grpoßes Kompliment, das Sie uns da so zwischendurch gemacht haben. Das war immer mein Ziel: Für Leser interessant zu sein, nicht unsere Haltungen teilen!)"
Nachtrag vom 27.8.09
Ich mag den Freitag, ich lese ihn gerne und habe ihn abonniert. Ich bin auf ihn gestoßen, kurz nachdem JA ihn gekauft hat, wegen eben dieser Tatsache.
Die Artikel haben mir gefallen, sie haben häufig eine andere Perspektive als andere Zeitungen.
Es gibt Dinge, die könnte man anders und besser machen, das ist aber nicht mein Thema. Mit dem Freitag wie er ist, bin ich im großen und ganzen zufrieden.
Der Satz JA birgt die Gefahr, den Freitag beliebig zu machen (in Zukunft).
Warum?
Wenn es darum geht, irgendwie links und interessant zu sein, ist alles möglich und nichts. Es gibt keine Themen mehr und keine Zielgruppe. "Interessant" "Meinungsmedium" ist meiner Ansicht nach keine gute Basis eine Zeitung zu machen, die auf Dauer lesbar bleibt. Man verliert das Stammklientel und gewinnt keine neuen Leser. Was bleibt?
Ein Bild.
Ein Mensch mit Krebs wird zu einem Arzt gehen und sagen: "Herr Doktor ich möchte, dass es mir besser geht!" Wenn nun der Arzt diesem Wunsch nachkommt, kann er schnell dafür sorgen, das es dem Patienten besser geht. Das Gewicht sinkt nicht weiter, der Patient hat wieder Appetit, kann wieder zu Toilette und hat keine Schmerzen mehr. Nach 6 Monaten ist der Patient tot.
Um dem Patienten langfristig zu helfen, braucht der Arzt ein Konzept.
1. Dafür muss er herausfinden womit er es zu tun hat: was für Krebs, wie groß, wo im Körper.
2. Was will ich erreichen, was kann ich erreichen?
3. Was für Mittel stehen mir dafür zur Verfügung?
4. Dann plane man eine Behandlung und setzt sie um.
5. Danach wird geschaut wie erfolgreich man war.
- Wie geht es dem Patienten (zurück zu Punkt 1).
Also:
Es geht nicht darum betroffen Kampfbegriffe zu benutzen und ernst zu sein. Es geht nicht darum sich im Elend von Einzelschicksalen zu suhlen. Es geht darum interessant und nicht beliebig zu sein (u.a.)
Als einfacher Junge habe ich kein Konzept, sehe aber nicht, dass "Für Leser interessant zu sein, nicht unsere Haltungen teilen!" ein besseres ist.
"ob das der richte weg ist .. darüber könnte man streiten."
Über den Weg streiten, das sollten wir. Nicht unbedingt jetzt und hier.
Kommentare 89
Reichtum für alle und Reichtum besteuern, jetzt weißt du, was die Linke denkt. Schau mal bei Streifzugs neuestem Streifzug rein.
Guten Abend, mein lieber merdeister, ich weiß nicht, ob das klappt mit dem Überzeugen. Aber Anbiederung kann es auch nicht sein. Ich brauche keine anbiederische Zeitung, auch keine, die sich mir anbiedert.
um einen dialog zu eröffnen, in dem man jemanden überzeugen kann, muss man erstmal sein interesse wecken.
ich könnte schwierig werden jemanden zu überzeugen der nicht zuhört.
mfg
mh
Da war ich doch schon, habe nicht kommentiert, sondern Sterntaler gespielt. Hier geht es doch jetzt um Inhalte...
Da hast Du Recht.
Es ist aber meiner Ansicht nach ein Unterschied, ob man interessant ist, um interessant zu sein oder ob man interessant ist, um zu überzeugen. Das Motiv ist eben ein anderes.
Ob das klappt? Und ob das klappt!
Es gibt da diesen Spruch mit dem "verlieren können" und "schon verloren haben" Otto Schily hat den auf der linken Pobacke tätowiert, sonst würd' ich den ja hier benutzen.
"ich könnte schwierig werden jemanden zu überzeugen der nicht zuhört."
Na und ich erst.
hab den satz einmal zu oft umgestellt. :P
seh aber deinen einwand nicht. hast du denn das gefühl, dass der freitag sich nicht um die linken kümmert?
Eine Sache erschließt sich immer erst durch eigenes Interesse. Und wenn eigenes Interesse die Sache trifft, ist Individuum und Menschheit vereint. Eine Sache verfolgen, sein Interesse haben, alle einbeziehen.
So, richtig.
Im Moment nicht.
Aber um welchen Teil der Linken. Ich würde sagen, da wird im Teich der Grünen geangelt. Damit meine ich diejenigen denen es meist recht gut geht (so wie mir auch). Das ist auch wichtig aber man verliert dabei schnell Menschen aus dem Auge, an deren Alltag der "Alltag" vorbeigeht.
Interessant fand ich auch noch einen anderen Kommentar von JA. Man beachte den letzten Satz.
"Jakob Augstein schrieb am 26.08.2009 um 08:43
Lieber JP,
Sie haben völlig Recht. Ich ändere das. War mein technischer Fehler. Ist passiert als ich den Beitrag auf die Startseite gestellt habe.
Herrjeh, ihr guckt aber auch immer ganz genau hin!
JA"
"...an deren Alltag der "Alltag" vorbeigeht." - Ja, gut beobachtet, das geschieht tatsächlich. Über die im Dunkeln redet man nicht (ein paar Ausnahmen gibt hier aber schon: www.freitag.de/positionen/0934-deutschland-armut-krise-oekonomie ) Gemeinhin wird hier wie überall so geredet, als wäre jede Wohnung in diesem Land mit Espressomaschine, Weinregal und Apple-Computer ausgestattet, bzw. wäre die Anschaffung solcher die Dinge nur eine Frage des kulturellen Bildunggrads.
Danke meisterfalk,
das mußte auch mal gesagt werden.
"Es war ja nicht alles schlecht."
Danke für den Link.
Yessss, und deshalb: Reichtum für alle!
beim "alten" freitag war mir aber genau das immer zu viel. va immer mit diesen kampfbegriffen versehen, die es dann schwer ermöglichten sich mit den themen wirklich auseinander zu setzen.
die frage dabei ist für mich, ob ich immer einen betroffenen brauche um diese dinge sinnvoll betrachten zu können oder ob es nicht eher sinnvoll ist, die themen abstrakt anzugehen. und das abstrakte in diesen bereichen ist in vielen artikeln die dann eher aufs politische abzielen und weniger auf das einzelschicksal durchaus vorhanden.
vielleicht hat der linke sich einfach nur zu sehr dran gewöhnt, immer betroffen sein zu müssen um gleich noch einen bezug zu haben, für den man gleich viel lieber kämpft...
@MH
Also mir ging es nicht um Betroffene bei meiner Bemerkung. Sondern um Blickwinkel und Perspektiven. Und Ihnen geht es doch auch darum, wenn ich Sie richtig verstanden habe.
Hallo Titta.
du hast gut aufgepaßt, der besagte JA Beitrag "Freitas- Debatten" Herrjeh ist trotz großartiger "Kündigung" von JA jetzt um 23.36 Uhr weiter unbegründet von der Freitags- Redaktion im Top- Blog.
Nicht nur Namen, wie die Jakobsleiter, sind Programm, sondern auch JA Ankündigungen sind "Schall Schmauch" äh Rauch!
tschüss
JP
nur halte ich das thema für entscheidend und nicht die perspektive. man muss sie kennen, doch dafür muss man sie sich nicht ständig predigen. da ist die relation perspektive zu thema 1 zu 10 und das stimmt hier doch.
mfg
mh
bei mir ist der nicht mehr als top-blog drin. wurde dann recht schnell rausgenommen.
mfg
mh
Also, MH120480, ich möchte, und das müsste eigentlich in Deinem Sinne sein, nur ein paar Sachinformationen über das neue Mac-Book, keine Hype- und keine Diss-Artikel. Und was die 'im Dunkeln' angeht, ich will darüber aufgeklärt werden, dass ein H-IV-ler einen Monat jeden Tag 10 Cent von seinem Verpflegungssatz beiseite legen muss, um sich einen Espresso im Cafe leisten zu können. Dann kann ich für mich entscheiden, ob mir mein Espresso noch schmeckt oder nicht. Ansonsten habe ich nur einen illusionären Genuss.
ernsthaft, ich hatte bisher noch nie den eindruck, dass der freitag darauf ausgelegt ist so "banal" zu informieren.
ich habe aber mal wieder den eindruck, dass zwischen dem was geschrieben steht und dem was erwartet wird, irgendwo eine "lücke" klafft. allerdings sagt ja keiner, der das nicht so sieht, dass er es nicht so sieht. von daher mag der eindruck da täuschen.
ich bin mir eigentlich auch recht sicher, dass JA in mehreren interviews gesagt hat, dass artikel auch provozieren sollen .. sprich da bekommen wir ggf. ohnehin eine meinung dargelegt, die nur nebenher aufklärt und aber hauptsächlich nur zur diskussion anregen will.
ob das der richte weg ist .. darüber könnte man streiten. die ergänzung dahingehend würde ich eher in den dossiers sehen, die dann auch viel mehr platz für dinge bieten, die im interessenbereich der community liegen.
aber da landen wir schnell dabei, dass vieles einfach nur vage und wenig klar ist .. man verliert sich im details zum einen und im großen zum rest. da ist nichts klar, oder? (da könnt man jetzt nen running JP draus machen)
mfg
mh
Es geht auch nicht um Kampfbegriffe. Die Können Argumente nicht ersetzen. Die können niemanden überzeugen.
Nochmal, es geht darum, was ich erreichen will. Möchte ich mit meiner Zeitung ein nettes Schaufenster in die linke Welt? Oder will ich Argumente, warum es dieses Schaufenster nicht mehr geben sollte.
Auch Betroffenheit ist kein Weg, jemanden zu überzeugen. Damit macht man den Leuten ein schlechtes Gewissen, das ist aber kein gutes Fundament.
Wer ist meine Zielgruppe (siehe meisterfalk)? Was will ich ihnen mitteilen?
Wenn ich Menschen anlocken will, die anderer Meinung sind, schaffe ich einen Zeitungszoo.
@MH
Als wenn ein Thema immer als solches interessant wäre. Die Perspektive ist es, die ein Thema oftmals erst interessant macht.
für die community halte ich andere meinungen für elementar, sonst versumpft das. schöner spagat... ;)
mfg
mh
Wenn es einfach um das Provozieren geht, wird es schnell beliebig.
Ein gutes Beispiel für die drohende Beliebigkeit, was dieser Artikel über die Gegner der Internetzensur, in dem deren Argumente entkräftet werden sollten. Der wurde danach online ziemlich auseinander genommen.
www.freitag.de/politik/0920-kinderpornographie-internetsperren-bundestag-petition?searchterm=gegner+argumente+internet
Einem Schiff, das kein Ziel hat, nützt die beste Mannschaft nichts.
Hab grad noch mal nachgesehen. Ist noch drin in den Top-Blogs. Stört mich aber auch nicht so, wenn der Freitag die von ihm editierten Bücher verkaufen will.
Ich fand nur die Klage von JA so amüsant. Müßte er sich doch ansonsten wünschen bzw. sich riesig drüber freuen.
Wer will kann auch den Hafen nehmen, anstatt des Ziels.
Gehen wir da zusammen rein?
ach der ist unter "mehr"... meinje, da click ich nie drauf .. aber korrigiere meine obige aussage: er ist noch da!
mfg
mh
Allemann.
Ich glaube, es wird, wie MH sagt, ein ziemlicher Spagat. Der alte Freitag eierte wirklich mehr und mehr um sich selbst. So was endet irgendwann zwangsläufig in eine Art von geistiger Onanie. Und umgekehrt besteht, wie merdeister richtig sagt, die Gefahr der Beliebigkeit, und damit letztlich der Belanglosigkeit.
Und dieser Spagat, dieses Geeiere zwischen den Themen, das Spüren wir doch jetzt ganz deutlich. Wozu sonst die Diskussion hier.
über die qualität des artikels könnt man sich noch unterhalten. aber ich finds vom prinzip her gut, da auch mal die gegenseite zu beleuchten. unsere argumente dreschen wir ja eh nur vor uns her. und wenn die qualität der argumente nicht passt, könnte es auch daran liegen, dass es einfach keine wirklichen argumente dafür gibt. :)
aber da kommen wir an einen anderen problempunkt und auch das habe ich in einem interview gelesen:
es ist seitens JA defintiv erwünscht, dass es keine einheitliche redationslinie gibt sondern jeder nur irgendwie links ist. sowas kommt dann dabei raus. das ist aber konzept.
mir persönlich ist es egal. da äußert sich aber dann wohl das beliebige und ist bei kritiken immer einer der hauptpunkte.
aber erst nachdem moore seine aktien von den bushfirmen verkauft hat!
Da ich als Late-Adopter (noch) nicht mit den RSS-Feeds arbeite, muß ich zwangsläufig über >mehr an die einzelnen Beiträge.
Ich glaube, ich liebe dieses am Weg entlangschlendern. Das ist natürlich nix für so einen Zielorientierten wie Sie.
genaugenommen kann ich mich einfach nicht dran gewöhnen dass da noch ein "mehr" ist .. das realisier ich einfach nicht.^^
mfg
mh
Äääh!
Wieder nur eine Männerveranstaltung.
moore, aktien, bushfirmen?
Gibt's nen Link dazu?
(Huch, ich werd schon so effizient wie Sie, MH.)
Ist aber auch nicht verwunderlich. Wenn für Sie immer nur die neuesten Infos von Belang sind, verändert das natürlich auch auf Dauer die Sehgewohnheiten.
www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2005/1205/politik/0163/index.html
Danke für den Link und fürs Fremdlesen bzw. Fremdnetzen.
Nur, dass es nichts weiter ist als das unbewiesene Geschwätz eines rechten Bush-Unterstützers vor der Wahl und Reklame für sein Buch. Jeder positioniert sich eben da wo er hingehört.
Deshalb lieb ich ja meinen Freitag so. Da krieg ich's von allen Seiten.
Nun, es gibt mehr unsichtbare Bande als man denkt ;)
http://www.halle.de/Images/Deutsch/13/335/3993/4016/4175/weinetikett.jpg
Ich hoffe, der Künstler hat nichts dagegen.
So, jetzt hab ich's gelesen. Der Artikel sagt aber auch nix anderes. Als daß es eben rechtes Geschwätz ist.
@streifzug: moore hatte es im verlauf der darauffolgenden diskussionen durchaus eingeräumt. ;)
Was war überhaupt noch mal das Thema?
Nun habe ich die Kommentare nochmal überflogen, vor allem die von mh. Mir scheint, wir reden ein wenig am Thema vorbei. Vielleicht sollt ich nochmal erklären, worum es mir geht.
Ich mag den Freitag, ich lese ihn gerne und habe ihn abonniert. Ich bin auf ihn gestoßen, kurz nachdem JA ihn gekauft hat, wegen eben dieser Tatsache.
Die Artikel haben mir gefallen, sie haben häufig eine andere Perspektive als andere Zeitungen.
Es gibt Dinge, die könnte man anders und besser machen, das ist aber nicht mein Thema. Mit dem Freitag wie er ist, bin ich im großen und ganzen zufrieden.
Der Satz JA birgt die Gefahr, den Freitag beliebig zu machen (in Zukunft).
Warum?
Wenn es darum geht, irgendwie links und interessant zu sein, ist alles möglich und nichts. Es gibt keine Themen mehr und keine Zielgruppe. "Interessant" "Meinungsmedium" ist meiner Ansicht nach keine gute Basis eine Zeitung zu machen, die auf Dauer lesbar bleibt. Man verliert das Stammklientel und gewinnt keine neuen Leser. Was bleibt?
Ein Bild.
Ein Mensch mit Krebs wird zu einem Arzt gehen und sagen: "Herr Doktor ich möchte, dass es mir besser geht!" Wenn nun der Arzt diesem Wunsch nachkommt, kann er schnell dafür sorgen, das es dem Patienten besser geht. Das Gewicht sinkt nicht weiter, der Patient hat wieder Appetit, kann wieder zu Toilette und hat keine Schmerzen mehr. Nach 6 Monaten ist der Patient tot.
Um dem Patienten langfristig zu helfen, braucht der Arzt ein Konzept.
1. Dafür muss er herausfinden womit er es zu tun hat: was für Krebs, wie groß, wo im Körper.
2. Was will ich erreichen, was kann ich erreichen?
3. Was für Mittel stehen mir dafür zur Verfügung?
4. Dann plane man eine Behandlung und setzt sie um.
5. Danach wird geschaut wie erfolgreich man war.
- Wie geht es dem Patienten (zurück zu Punkt 1).
Also:
Es geht nicht darum betroffen Kampfbegriffe zu benutzen und ernst zu sein. Es geht nicht darum sich im Elend von Einzelschicksalen zu suhlen. Es geht darum interessant und nicht beliebig zu sein (u.a.)
Als einfacher Junge habe ich kein Konzept, sehe aber nicht, dass "Für Leser interessant zu sein, nicht unsere Haltungen teilen!" ein besseres ist.
"ob das der richte weg ist .. darüber könnte man streiten."
Über den Weg streiten, das sollten wir. Nicht unbedingt jetzt und hier.
Mit diesem Kommentar werde ich den Artikel noch ergänzen.
Hallo merdeister,
ich fürchte, dass du da etwas verwechselst. Oder einen Anspruch an ein Medium stellst, den es nicht erfüllen muss - und auch nicht sollte! Der Freitag - oder welches Medium auch immer, sofern es etwas auf sich hält, darf niemals der behandelnde Arzt sein wollen. Wenn du im Bild bleiben willst: Ein Medium taugt nur als sich ständig vergrößernde Krankenakte, in denen sich unter anderem - auch einander widersprechende - Diagnosen und Behandlungsvorschläge finden. Über die Behandlung muss der Leser/Patient/Die Gesellschaft/Die POlitik/Die Politik dann schon selbst entscheiden - und sie dann auch durchführen.
Hallo Klara,
um weiter im Bild zu bleiben. Was nützt mir eine Akte, in der sich widersprechende Informationen stehen als Patient?
Und aus dem Bild wieder heraus:
Was denkst Du zu:
"Als einfacher Junge habe ich kein Konzept, sehe aber nicht, dass "Für Leser interessant zu sein, nicht unsere Haltungen teilen!" ein besseres ist."
und
"Das war immer mein Ziel: Für Leser interessant zu sein, nicht unsere Haltungen teilen!"
Hallo merdeister,
was dir die Akte nützt, ist nicht eine Frage, die sich die Akte bzw. der sie Führende stellen muss! Und: Es gibt KEINE Akte, in der KEINE einander widersprechenden Informationen stehen. Und: Misstraue jedem, der die Wahrheit gepachtet hat und den richtigen Weg weiß und weist! Auch - und sogar vor allem! - wenn dieser Jemand ein Linker zu sein behauptet! Die Sehnsucht nach Eindeutigkeit und nach dem Wissen des richtigen Weges ist verständlich, aber führt in die Irre. Wenn ich schon sonst von wenig überzeugt bin (außer von menschlicher Wärmer und allerlei Sentimentalitäten) - davon schon! Und: Das ist Journalismus. Das man widersprechendes darstellt, auf dass der mündige Leser sich seine eigene Meinung bilden kann.
In dem von dir zitierten Satz von Augstein fehlt, vermute ich, ein Relativpronomen, nämlich das "die" nach dem Komma. Das ist doch ein legitimes Ziel (eins unter anderen), finde ich: für jene interessant zu sein, die nicht die eigenen Meinungen teilen. Ins Gespräch kommen. Am Ende gar - überzeugend wirken?
... überzeugend wirken, eben WEIL man sich öffnet für ein ECHTES Gespräch, anstatt im Selbstreferentiellen zu verharren (wie es die SPD übrigens gerade sehr hübsch vormacht: nicht nachahmenswert...)
Mit jemandem ins Gespräch zu kommen nutzt aber nur, wenn man etwas zu sagen hat. Und ein Gespräch wird es nur, wenn der andere zuhören will!
Der Satz ist richtig zitiert :-)
Es geht auch nicht um Wahrheit, die konstruiert sich jeder selber. Es geht um ein Konzept. Eine Zeitung ist keine Akte, denn das hieße, sie sei passiv und müsste sich füllen lassen. Das schlimmste was passieren kann ist, dass die Zeitung zur Akte wird.
Ich will keine Fronten und keine festgefahrenen Meinungen. Da bin ich der Falsche.
"Wir wollen Interessant sein" reicht nicht. Interessant ist beliebig. Beliebig braucht keiner.
hallo klara und merdeister,
leider ist mein kommentar von der technik verschluckt worden und dann musste ich mich auch noch ausweisen, bevor ich jetzt einen zweiten anlauf nehme, vorsichtshalber als gespeicherter text, damit ich nicht ein drittes mal neu ansetzen muss:
versuchsweise übersetze ich "Interesse" mal mit "Geschmack" und versetze uns in ein restaurant. die küche muss einiges können, verschiedenen vorlieben entgegenkommen, kreativ sein, aber eines muss sie in jedem fall: etwas geschmackvolles auf den tisch zaubern. in einem guten lokal ist das gegeben. es kommt zu keinen bösen überraschungen wie die, dass ich eines tages auf der speisekarte "Stopfleber" lese.
genau genommen sollte das restaurant vegetarisch sein und ausschließlich bioprodukte verwenden. das muss nicht unbedingt in glühenden lettern draußen dranstehen, es muss einfach so sein. dann kann ich mit vertrauen und gern dort gast sein.
zurück zum thema "links" und "interessant". ein parteiprogramm muss die redaktion nicht verbraten. das wäre grauslich. aber das urteil möglichst aller artikel muss format haben und - die texte sollen im besten wortsinn aufklärerisch sein. dann kann ich die zeitung lange lesen, gedruckt und online.
einverstanden, klara und merdeister?
merdeister schrieb am 26.08.2009 um 23:55
"Auch Betroffenheit ist kein Weg, jemanden zu überzeugen. Damit macht man den Leuten ein schlechtes Gewissen, das ist aber kein gutes Fundament."
Und:
"Wenn ich Menschen anlocken will, die anderer Meinung sind, schaffe ich einen Zeitungszoo."
Ich finde linke Antibetroffentheit, nunja... - affig, aber auch gut, dass solch Dogmatismus hier im Käfig "Community Blog" anzuschauen ist und zum Anlass genommen werden kann, einmal von Mensch zu Mensch über die Notwendigkeit von Ententfremdungsprozessen (und welche Rolle "Betroffenheit" dabei spielen kann, sollte oder muss), zu philosophieren.
Denn eine der zentralen Gründe für die dringende Notwendigkeit, mehr (Öko-) Sozialismus zu wagen, ist die Notwendigkeit eines Ausgangs aus der paradiesischen Unschuldslämmerigkeit, die kapitalistische Subjektivität sagen lässt: "die Perspektiven der Guarani-Kaiwá? Ach, die betreffen mich nicht!"
Zum Weiterdenken:
www.zeit.de/2009/30/Birdwatchers
Gruß hh
Danke Helder,
wenn ich jetzt noch einen Vergleich benutze (Deinen) fliegt mir gleich alles um die Ohren:
"Ja aber wenn die Akte nicht in der Küche ist, findet der Koch das Rezept nicht. Dann wird dem Arzt vom Essen schlecht und er kann nicht arbeiten am nächsten Tag. Und was wird dann aus dem Patienten? Und wo ist die verdammte Akte?"
"aber das urteil möglichst aller artikel muss format haben und - die texte sollen im besten wortsinn aufklärerisch sein."
Das wäre ein Konzept, wobei ich Format nur annehme, weil es von Dir kommt, dem ich etwas abgewinnen könnte. Im Moment heißt es aber "irgendwie links und irgendwie Interessant".
Mal sehen, was Klara sagt...
lieber merdeister, noch bevor klara reagiert, greife ich zurück auf dein bild vom patienten (= kranke gesellschaft). wenn ich das adjektiv "aufklärerisch" in die diskussion gebracht habe, so natürlich mit dem gedanken, dass diese kranke gesellschaft zwei leiden kennzeichnen: wahn und gewalt. die wollen "behandelt" werden, ohne je ganz auskuriert werden zu können.
wenn das ärzteteam das grundleiden nicht erkennt/behandelt, muss der krankenhausfraß (mein voriges bild lässt grüßen)dann auch so ungenießbar sein, dass der patient wenigstens fastet, ehe er flüchtet.
Lieber merdeister;
danke für den/das Blog, der/das ja auch, unausgeprochen, die Frage beinhaltet: Was erwartet "der Leser", was erwarten "wir" vom Freitag?
Eine Zeitung, das ist mein Berufsverständnis, soll und will nicht überzeugen, sondern vor allem infomieren. Dazu entwickelt sie ein Profil und wendet sich an eine eingegrenzte Zielgruppe, zum einen, um bestimmte Leser an sich zu binden; und/ oder weil es die politische Meinung des Verlegers (meistens) widerspiegelt.
Aufgabe einer Zeitung ist es, meiner Überzeugung nach, eine möglichst grosse Bandbreite anzbieten, also Inspiration, und zwar verstärkt mit den Themen, die innerhalb dieser Gruppe (s.o) interessieren könnten. Vor dieser Folie kann sich jeder seine Meinung bilden, sie vertiefen oder ändern. Dazu gehören unbedingt auch Artikel, die eine politische Überzeugung in Teilen widerlegen - also eine Auseinandersetzung. Wenn Leser aus dem "gegnerischen" Lager daran teilnehmen, um so besser.
Ein Beispiel: Vor ein paar Tagen stand im Freitag ein Artikel über Levi-Jeans, die in Lesotho hergestellt werden. Levi entsorgt die giftigen Rückstände, die beim Färben entstehen, vor Ort auf Müllkippen, die wiederum häufig von hungernden Kindern aufgesucht werden, in der Hoffnung, dort etwas Essbares zu finden. - Wenn ich diesen Artikel gelesen habe, kann ich meine Meinung über Levi vertiefen, neu bilden oder allgemein anfangen, mich für den Umeltschutz zu interessieren, oder mein Interesse ausbauen.
Stichwort Beliebigkeit: Provokation als Attitüde finde ich auch anstrengend und etwas unreif. Wenn etwas immer schräg ist oder sein soll, wird es ebenso berechenbar wie das Gerade. Deine Angst vor der Beliebigkeit kann ich aber nicht ganz nachvollziehen. Könntest Du noch etwas ausführen, was Du damit meinst?
Herzlich, Anna
zum thema das blog
das-nicht-der-blog.blogspot.com
blog.handelsblatt.de/indiskretion/eintrag.php?id=1371
@anna und mh
die streitfrage um den passenden artikel für das neuwort blog ist typisch deutsch. wir haben drei möglichkeiten, wo die ursprungssprache englisch nur eine hat. bei der übertragung kommen deutsch-sprechende deshalb ins schwimmen. der? die? das?
die beliebte begründung für das neutrum, blog sei von weblog abgeleitet, weblog von logbook im web, daher müsse es das logbuch und das blog heißen, geht fehl, weil wie gesagt das neue wort blog ist, nicht aber blogbuch.
egal, was dudens meinen; gegen 'der blog' spricht die mögliche verwechslung mit 'der block'; für 'der blog' spricht sehr langfristig die strömung der sprache, die auf die eindampfung der 3 genera hinausläuft wie im englischen. für 'das blog' spricht die tendenz, technische dinge meist mit dem neutrum zu verbinden wie das auto, das telefon, das radio etc.
entscheide selbst.
Liebe Anna,
"Könntest Du noch etwas ausführen, was Du damit meinst?"
Das will ich versuchen. Dafür hole ich ein wenig aus.
Bei uns zu Hause wurde der Spiegel gelesen und eine Provinztageszeitung (NordWest Zeitung). Als Kind habe ich mich immer gefreut, wenn es einen Stern gab, da waren viel mehr Bilder drin (als Jugendlicher dann noch mehr, denn häufig waren Nackte dabei).
Als ich ausgezogen bin habe ich den Spiegel dann abonniert. So kam er Jahrelang in meine Hände und ich hielt mich für politisch Interessiert und vor allem Informiert. Kritisch und investigativ. Auf den Spiegel ließ ich nix kommen.
Irgendwann hat sich aber etwas verändert. Die Artikel hatte immer mehr die Tendenz ein Publikum anzusprechen, welches zu den Gewinnern gehörte. Eine ganze Gesellschaftliche Gruppe kam nicht mehr vor. Es gab sicher viele Artikel in den es anders war. Aber der Spiegel kam mir plötzlich sehr versnobbt vor. Denn was dort vertreten wurde hatte nichts mehr mit meinem eigenen Leben zu tun.
Am meisten ist mir noch eine Titelgeschichte in Erinnerung, in der es darum ging, wie man die deutsche Wirtschaft reformieren müsse. Da gab es Kernbereiche und Randbereiche und viel schlaues Zeug. Danach habe ich mein Abo gekündigt.
Seitdem bin ich zum Beispiel auf die Nachdenkseiten gestoßen und dort wurde mir plötzlich gezeigt, wie unkritisch die großen Zeitungen sind, die ich bis vor ein paar Jahren auch noch gern gelesen habe. Am deutlichsten wurde das bei der privaten Rente. Die wurde überall hochgelobt. Und als plötzlich Freunde von mir einen Vertreter empfingen, um so einen Vertrag abzuschließen, wurde mir klar: Die Manipulation funktioniert.
Vor ca. einem Jahr habe ich den Freitag für mich "entdeckt". Eine Zeitung in der mal weiter gedacht wird, die mal nach links und rechts schaut und nach "unten"...vielleicht wäre hinten besser ausgedrückt, unten ist aber ehrlicher.
So, und dieses kritische Blatt, soll nun interessant werden und etwas näher vor der Küste kreuzen. Ich fürchte, das ich in fünf Jahren wieder ein Abo kündigen muss und alleine, ohne Zeitung dastehe.
Interessant zu lesen, merdeister, wie sich Dein Blick auf ein Blatt änderte. Was die Bedenken gegenüber bestimmten Erklärungen von Absichten mit dem Freitag betrifft, so kann ich die gut nachvollziehen. Mein Verhältnis zu dieser Zeitung hat sich von einstmals enger Verbundenheit zu einer nüchternen Einstellung gewandelt. Was nicht heißt, dass sie mir das Abo-Geld nicht mehr wert wäre, bis jetzt und demnächst.
"Ich fürchte, das ich in fünf Jahren wieder ein Abo kündigen muss und alleine, ohne Zeitung dastehe."
Die Angst habe ich auch. Aber mehr aus ökonomischen Gründen denn aus inhaltlichen.
"Mein Verhältnis zu dieser Zeitung hat sich von einstmals enger Verbundenheit zu einer nüchternen Einstellung gewandelt."
An dem Punkt beginnt doch die Liebe. Wenn man das geliebte Objekt so betrachten kann, wie es wirklich ist.
Titta, wahrscheinlich hast Du Recht. Nur hat sich das geliebte Objekt ja tatsächlich verändert.
Mit der Bitte um Entschuldigung für die später Antwort.
"Ich finde linke Antibetroffentheit, nunja... - affig, aber auch gut, dass solch Dogmatismus hier im Käfig "Community Blog" anzuschauen ist und zum Anlass genommen werden kann, einmal von Mensch zu Mensch über die Notwendigkeit von Ententfremdungsprozessen (und welche Rolle "Betroffenheit" dabei spielen kann, sollte oder muss), zu philosophieren."
Soll das bedeuten meine Sicht auf die Welt sei zu Abstrakt.
Betroffenheit hilft niemandem weiter, über Mitgefühl können wir gerne reden.
Meine Antwort bleibt dürftig, weil ich nicht sicher bin, ob ich weiß, was sie meinen.
Hallo Helder,
du hast gerade leider mein Gehirn überfordert. Ich versuche morgen nochmal unsere beiden Bilder in Einklang zu bringen.
"Nur hat sich das geliebte Objekt ja tatsächlich verändert."
Der Vorgang nennt sich Leben. Oder Fortschritt.
Also, merdeister, Du lässt wieder in Methaphern sprechen.
Wie würdest Du denn den Ärzte-Vers "Sie war bei einem Haarstylisten / Ich werde sie wohl nie mehr f*****" auf das Problem mit dem Neustyling des Freitag übersetzen?
@anna und merdeister
liebe anna, information ist mir (und wahrscheinlich auch merdeister) zu neutralistisch. dein beispiel aber zeigt die zielrichtung der information an, die ich meine, wenn ich sie mir aufklärerisch wünsche. es ist ein blick hinter die kulissen. also kritische information, nicht bloß information.
enthüllender journalismus kann es auch mal sein, wenngleich es dabei doch meist nur um personen geht.
der stil, der ton der artikel oder berichte spielt eine große rolle. wenn z.b. über einen bekannten boxer berichtet wird (wie in einem bericht aus dem guardian, den der freitag übernahm) muss der abscheu spürbar werden vor dem schmierentheater, darf das spiel mit der rohen gewalt nicht mit respekt und mitgefühl beobachtet werden.
kurz: die richtung gegen wahn und gewalt muss klar zum ausdruck kommen, sei es satirisch, nüchtern wissenschaftlich oder im interview.
wenn der blick auf die boxer klar und entschieden ist, sind die politboxer, die hundeboxer, die wirtschaftsboxer analog an der reihe usw.
können wir uns auf so etwas als leitlinie gegen die beliebigkeit einigen, anna und merdeister?
natürlich bedeutet die kritische information auch immer eine provokation für die kritisierten. das versteht sich. die musik muss gekonnt gespielt werden.
merdeister schrieb am 02.09.2009 um 23:13
"Soll das bedeuten meine Sicht auf die Welt sei zu Abstrakt."
Ne, zu dogmatisch.
"Betroffenheit hilft niemandem weiter, über Mitgefühl können wir gerne reden."
Ihre Aversion gegen bestimmte Erscheinungen, die Sie mit dem Begriff "Betroffenheit" verbinden, verleiht dem Satz: "Betroffenheit hilft niemand weiter" keine Beweiskraft. Er ist nur eine dogmatische Setzung.
Mit den Guarani-Kaiwá Mitgefühl zu empfinden ist doch vergleichsweise billig. Wem nützt es außer dem eigenen Seelenhaushalt? Dass mit dem Kauf von Margarine (oder in dem Falle Genmais) die Vernichtung von Regenwaldbilligend in Kauf genommen wird, ist das Problem. (Das dies das bürgerliche (Un-)Rechtsempfinden nicht stört).
Emanzipationssoziologisch ist "Betroffenheit" in zweierlei Hinsicht von Bedeutung. 1) In Richtung Menschwerdung (Menschlichwerdung und auch Menschheitswerdung) wirkende soziale Bewegungung kommt nicht voran, ohne Betroffenheit herzustellen, Mitgefühl, Bewegtsein und Identifikation muss das gewohnte (bornierte) Denken und Empfinden erschüttern. Das Angebot an Aufklärung kann sich die Nachfrage nicht (hinreichend) selbst schaffen.
2) Will ich Klarheit über die Richtigkeit eines (potenziellen) Tuns, einer Haltung, einer Verhaltenspräferenz gewinnen, muss ich die Wirkung auf die davon Betroffenen bedenken und sie mir möglicherweise zu eigen machen, und das geht am Besten, wenn diese (also die Betroffenen) sich selbst zu Wort melden können.
"Meine Antwort bleibt dürftig, weil ich nicht sicher bin, ob ich weiß, was Sie meinen."
Was genau hatten Sie denn möglicherweise nicht verstanden?
Gruß hh
Zum Weiterdenken:
www.regenwald.org/regenwaldreport.php?artid=251
https://www.regenwald.org/protestaktion.php?id=443
Sorry, es warebn Korrekturen notwendig. Deshalb noch einmal. Die fehlende Möglichkeit, seine Texte zu korrigieren, nervt.
merdeister schrieb am 02.09.2009 um 23:13
"Soll das bedeuten meine Sicht auf die Welt sei zu Abstrakt."
Ne, zu dogmatisch.
"Betroffenheit hilft niemandem weiter, über Mitgefühl können wir gerne reden."
Ihre Aversion gegen bestimmte Erscheinungen, die Sie mit dem Begriff "Betroffenheit" verbinden, verleiht dem Satz: "Betroffenheit hilft niemand weiter" keine Beweiskraft. Er ist nur eine dogmatische Setzung.
Mit den Guarani-Kaiwá Mitgefühl zu empfinden ist doch vergleichsweise billig. Wem nützt es außer dem eigenen Seelenhaushalt? Dass mit dem Kauf von Margarine (oder in dem Falle Genmais) die Vernichtung von Regenwald billigend in Kauf genommen wird, ist das Problem, also dass dies das bürgerliche (Un-)Rechtsempfinden nicht stört.
Emanzipationssoziologisch ist "Betroffenheit" in zweierlei Hinsicht von Bedeutung.
1) In Richtung Menschwerdung (Menschlichwerdung und auch Menschheitswerdung) wirkende soziale Bewegung kommt nicht voran, ohne Betroffenheit herzustellen, Mitgefühl, Bewegtsein und Identifikation muss das gewohnte (bornierte) Denken und Empfinden erschüttern. Das Angebot der Aufklärung kann sich die Nachfrage nicht (hinreichend) selbst schaffen.
2) Will ich Klarheit über die Richtigkeit eines (potenziellen) Tuns, einer Haltung, einer Verhaltenspräferenz gewinnen, muss ich die Wirkung auf die davon Betroffenen bedenken und sie mir deren Sicht möglicherweise zu eigen machen. Das geht am Besten, wenn diese (also die Betroffenen) sich selbst zu Wort melden können.
"Meine Antwort bleibt dürftig, weil ich nicht sicher bin, ob ich weiß, was Sie meinen."
Was genau hatten Sie denn möglicherweise nicht verstanden?
Gruß hh
Zum Weiterdenken:
www.regenwald.org/regenwaldreport.php?artid=251
www.regenwald.org/protestaktion.php?id=443
Weiter Unten fange ich mal neu an.
Fortsetzung von weiter oben:
"Sorry, es warebn Korrekturen notwendig. Deshalb noch einmal. Die fehlende Möglichkeit, seine Texte zu korrigieren, nervt.
merdeister schrieb am 02.09.2009 um 23:13
"Soll das bedeuten meine Sicht auf die Welt sei zu Abstrakt."
Ne, zu dogmatisch.
"Betroffenheit hilft niemandem weiter, über Mitgefühl können wir gerne reden."
Ihre Aversion gegen bestimmte Erscheinungen, die Sie mit dem Begriff "Betroffenheit" verbinden, verleiht dem Satz: "Betroffenheit hilft niemand weiter" keine Beweiskraft. Er ist nur eine dogmatische Setzung.
Mit den Guarani-Kaiwá Mitgefühl zu empfinden ist doch vergleichsweise billig. Wem nützt es außer dem eigenen Seelenhaushalt? Dass mit dem Kauf von Margarine (oder in dem Falle Genmais) die Vernichtung von Regenwald billigend in Kauf genommen wird, ist das Problem, also dass dies das bürgerliche (Un-)Rechtsempfinden nicht stört.
Emanzipationssoziologisch ist "Betroffenheit" in zweierlei Hinsicht von Bedeutung.
1) In Richtung Menschwerdung (Menschlichwerdung und auch Menschheitswerdung) wirkende soziale Bewegung kommt nicht voran, ohne Betroffenheit herzustellen, Mitgefühl, Bewegtsein und Identifikation muss das gewohnte (bornierte) Denken und Empfinden erschüttern. Das Angebot der Aufklärung kann sich die Nachfrage nicht (hinreichend) selbst schaffen.
2) Will ich Klarheit über die Richtigkeit eines (potenziellen) Tuns, einer Haltung, einer Verhaltenspräferenz gewinnen, muss ich die Wirkung auf die davon Betroffenen bedenken und sie mir deren Sicht möglicherweise zu eigen machen. Das geht am Besten, wenn diese (also die Betroffenen) sich selbst zu Wort melden können.
"Meine Antwort bleibt dürftig, weil ich nicht sicher bin, ob ich weiß, was Sie meinen."
Was genau hatten Sie denn möglicherweise nicht verstanden?
Gruß hh
Zum Weiterdenken:
www.regenwald.org/regenwaldreport.php?artid=251
www.regenwald.org/protestaktion.php?id=443"
Nun bin ich mir nicht sicher, ob wir über ein Wort streiten und es einfach nur anders verstehen.
Wichtig ist doch welche Konsequenzen man aus seiner Betroffenheit oder seinem Mitgefühl zieht. Der Satz sollte besser lauten: "Betroffenheit alleine hilft keinem weiter."
Das Wort betroffen gefällt mir persönlich nicht, weil es für mich etwas lähmendes hat. Etwas, was mich vom handeln abhält. Mitgefühl erlebe ich eher als zum handeln bringend.
Aber natürlich betrifft es mich, wenn irgendwo auf dieser Welt etwas unwiederbringlich zerstört wird.
Leider kann ich nicht sagen, was ich möglicherweise nicht verstanden habe, weil Ihre Worte Sinn ergeben. Ich bin mir nur nicht klar, ob für uns beide denselben.
Obwohl "auf Dauer" eingeloggt, wurde ich beim Schreiben automatisch ausgeloggt und mein Kommentar war nach dem Versenden unauffindbar, die Meldung: "Ihr Kommentar wurde abgeschickt" verschwand nach der Aktualisierung. Die Technik hier ist unter aller Sau!
Hab die Nase voll. Antworte demnächst mal.
Gruß hh
Es gibt kein richtiges Leben im falschen.
hhirschel.wordpress.com/about/richtiges-streben-im-falschen-leben/
ich habe mir angewöhnt vorm absenden längerer texte diese nochmal in die zwischenablage zu kopieren.strg+a und strg+c das wars dann schon gewesen an aufwand.
das dran denken ist das schwerste.
mfg
mh
Hallo Helder,
im Prinzip gebe ich Dir recht, in deinem konkreten Beispiel sind wir allerdings unterschiedlicher Meinung. Obwohl ich Deine Argumente sehe. Aber wie es schon in Magdas Blog anklang. Ältere sind mir einfach zu radikal :-p
@merdeister:
Vielen Dank für Deinen Kommentar und die Erläuterung. Leider habe ich sie erst heute gelesen, kriege z.Zt. nur teilweise Benachrichtigungen bei Kommentare.
So wie Du wünscht sich jeder (kritische) Journalist ( und dazu zähle ich mich) einen Leser; kritisch und klug, hinter die Kulissen guckend, lebendig im Sinne von sich verändernd, und auswählend: Das, was für ihn gut ist.
Dein Bericht über Deine Zeitungs-Prägung und wie sie sich geändert hat, fand ich sehr interessant! Meine war übrigens fast genauso, Spiegel und Delmenhorster Kreisblatt wurde bei uns gelesen, sog. "bunte" Zeitungen, also Illustrierte, galten als Schund und kamen nie (!) ins Haus, auch keine Modezeitungen etc.
Wobei mich neugierig macht, NordWest-Zeitung, wo Du wohl her kommst, Emsland, Oldenburg?...
Viele kommen leider nie an den Punkt, an den Du schon lange gekommen bist - Zeitungen zu hinterfragen, sich mit ihrer Absicht und Wirkung zu beschäftigen. Das möchte ich gern als Teil des PGW-Unterrichts etablieren, ich mache mich hier in HH schon dafür stark: An welche Zielgruppe wendet sich welches Medium, und welche Mittel benutzt es, um sie zu erreichen? Das machte alles transparenter, und damit hätte der Konsument wirklich eine "Wahl".
Der Spiegel lag bei uns fast gleichauf mit der Bibel, mein Vater hat seit der ersten Veröffentlichung nicht eine Ausgabe verpasst (bis 2003). Ich sehe ihn aber heute ähnlich wie Du, fantastische Schreiber, aber sehr "von oben herab".
Andrerseits kann sich eben keine Zeitung an alle wenden. Selbst wenn er von seinem hohen Ross herabstiege (was seit Austs Weggang schon etwas geschehen ist), wäre seine Sprache eine andere. Weil eben in bestimmten "Schichten" (schreckliches Wort) unterschiedlich gesprochen und andere Anforderungen an Zeitung und Sprache gemacht werden.
Natürlich dient dieses " von-oben-herab" auch als Abgrenzung, die Leser können sich intellektuell fühlen (und der Spiegel vermittelt so: Nach der Lektüre hier seid Ihr noch klüger!) Das Klugheit nichts mit Intellektualität zu tun haben muss, hat sich hier leider noch nicht herumgesprochen.
Herzlich, Anna
Nachtrag: Anforderungen werden natürlich "gestellt", nicht gemacht.
die nordwest-zeitung machts einem in den letzten 2 jahren immer schwerer sie zu lesen.
genaugenommen ist der einzige mehrwert dann tatsächlich das regionale oder das aus den statdteilen. zumindest dann, wenn es einen interessiert, dass in strasse xy nen neuer stein auf die strasse geworfen wurde. ;)
@h.yuren:
Danke für Deinen erhellenden Kommentar: Aufklärerisch, genau, das ist das Stichwort, so möchte ich wirke. Auch unterhaltend, aber nicht unbedingt beides gleichzeitig. Wenn das jedoch einem Kollegen gelingt, sind das für mich "Sternstunden" des Journalismus.
Kritisch soll Information für mich unbedingt sein - ich war (gedankenlos) davon ausgegangen, dass jeder hier weiss, dass ich das so meine...
Allerdings erwarte ich nicht, dass die Richtung so klar zum Ausdruck kommen muss, wie Du. Mir wäre das zuviel, ich würde mich manipuliert fühlen. In erster Linie möchte ich sachlich informieren und sachlich informiert werden. Und: Sagt die Auswahl der Themen nicht auch schon viel über die Richtung und moralische Wertung - ist die Tatsache, dass viele kritische Artikel über, um Dein Beispiel aufzugreifen, Gewalt in einer Zeitung veröffentlicht werden, nicht gleichzeitig eine Aussage?
Das Wichtigste, wichtiger als alles: Sorgfältige Recherche, umfassend, hintergründig. Dann erübrigen sich oft alle zusätzlichen Stellungnahmen.
Herzlich, Anna
Hab's nicht geschafft!
merdeister schrieb am 03.09.2009 um 17:53
"Nun bin ich mir nicht sicher, ob wir über ein Wort streiten und es einfach nur anders verstehen."
Mir geht es um die Bedeutung von Betroffenheit (des Sich-Zu-Eigen-Machen von Problemen anderer bzw. der Möglichkeit zu verhindern, dass über den eigenen Kopf hinweg geplant wird). Betroffenheit zu mehren ist für die Herausbildung einer als solche handlungsfähigen menschlichen Gemeinschaft wichtig.
"Wichtig ist doch welche Konsequenzen man aus seiner Betroffenheit oder seinem Mitgefühl zieht."
Ja, das eine braucht das andere.
"Der Satz sollte besser lauten: "Betroffenheit alleine hilft keinem weiter.""
Keinem? Sich Probleme fremder Menschen zu Eigen zu machen hilft schon weiter. Alles Weitere ist ein neues Problem.
"Das Wort betroffen gefällt mir persönlich nicht, weil es für mich etwas lähmendes hat."
Wieso das?
"Mitgefühl erlebe ich eher als zum handeln bringend."
Als gönnerhafter Entwicklungshelfer?
Aber natürlich betrifft es mich, wenn irgendwo auf dieser Welt etwas unwiederbringlich zerstört wird.
Eben. Man möchte solche Wahrheiten nicht jeden Tag aufs Butterbrot geschmiert bekommen. Aber man sollte bedenken lernen, was Margarineproduktion alles so anrichtet.
Es gibt zwar ein richtiges Leben im falschen - aber richtiges Streben. Eine andere Produktion ist ... - zu ermöglichen :-).
@ Hans Hirschel
"Mir geht es um die Bedeutung von Betroffenheit (des Sich-Zu-Eigen-Machen von Problemen anderer bzw. der Möglichkeit zu verhindern, dass über den eigenen Kopf hinweg geplant wird). Betroffenheit zu mehren ist für die Herausbildung einer als solche handlungsfähigen menschlichen Gemeinschaft wichtig."
Dem kann ich von der Aussage her schon zustimmen, die Betroffenheit, stört mich eben ganz persönlich. Wieso sie mich lähmt kann ich gerade nicht genau sagen und habe das Gefühl, das hier ist nicht der richtige Rahmen dafür :-)
""Der Satz sollte besser lauten: "Betroffenheit alleine hilft keinem weiter.""
Keinem? Sich Probleme fremder Menschen zu Eigen zu machen hilft schon weiter. Alles Weitere ist ein neues Problem."
Ich wollte den oben angemahnten Dogmatismus herausnehmen, dabei ist aus "Niemand" "Keinem" geworden. Und wenn man Ihn zusammen mit "Wichtig ist doch welche Konsequenzen man aus seiner Betroffenheit oder seinem Mitgefühl zieht." liest, ergibt er durchaus Sinn...finde ich.
"Als gönnerhafter Entwicklungshelfer?"
Genau! In weißem Anzug und Reitstiefeln.
"Eben. Man möchte solche Wahrheiten nicht jeden Tag aufs Butterbrot geschmiert bekommen. Aber man sollte bedenken lernen, was Margarineproduktion alles so anrichtet."
Keine Sorge, zuckt schon zusammen, wenn ich mich zu Wort melde.
"Es gibt zwar ein richtiges Leben im falschen - aber richtiges Streben. Eine andere Produktion ist ... - zu ermöglichen :-)."
Was soll ich da noch zu sagen? Bin auf dem Weg.
You`ll never walk alone :-)
Gruß hh