Bezahlschranke, Beteiligte und Befangenheit

Verdienen im Netz. Eine etwas umständliche Diskussion zur „Verarmung“ der Zeitungsverlage fand auf Spiegel-TV statt: "Teuer auf Papier, umsonst im Netz?"

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Im Rahmen des Gespräches brachte Stefan Niggemeier die wichtigen Aspekte immerhin an drei Stellen auf den Punkt. Dabei war er, was die Probleme und die weitere Entwicklung von Printmedien angeht, so zumindest mein erster Eindruck, den anderen Teilnehmern um einiges voraus oder vielleicht einfach etwas unbefangener. Ich variiere hier einmal frei seine Statements, die im Laufe der Diskussion abgegeben wurden:

1. Die journalistische Arbeit der Zeitungen finanziert sich rein rechnerisch, schon seit vielen Jahren aus der Werbung. Und der Zeitungsleser bezahlt, genau betrachtet, nur das Papier und den Transport zu sich. Papier und Transport könne man sich ja nun in Zukunft -durch Nutzung des Internets- sparen.

Diese Aussage passt selbstverständlich nicht zum Selbstbild vom „unabhängigen Journalismus“. Und darum will das natürlich auch kein Journalist oder Verleger so wirklich gern hören. Es gab allerdings auch keine ihm widersprechende Darstellung aus der Runde.

2. Die unendlichen Weiten des Internets, bzw. die zur Verfügung stehenden Werbeflächen sind ein weiteres unausgesprochenes Problem für die Verlage. Bisher wurde nämlich „ flächig beschränkte Werbefläche“ auf Papier, zu einem relativ hohem Preis verkauft. Jetzt ist die Werbefläche riesengroß und quasi umsonst… Werbeerlöse auf Papier gehen zurück und die Werbeplattformen verschieben sich. Anders gesagt, warum sollten Spiegel-online und Bild.de plötzlich Geld von den Internetlesern verlangen. Sie verdienen ja bisher mit der Online- Werbung auf ihren Seiten ganz ordentlich.

3. Abgesehen von besonders haptisch veranlagten Menschen oder Sammlern vielleicht, wird kein Mensch, ob jung oder alt, soweit er einmal die großen "Onlinevorzüge" wie Aktualität; Schnelligkeit; Verlinkungsmöglichkeiten; Recherche; aktive Teilhabe am Geschehen usw. kennengelernt hat, diese zu Gunsten von Papiermedien wieder gänzlich aufgeben.

An einer Stelle im laufe des Gesprächs sagte Jakob Augstein etwas ungenau, er sehe das anders als Stefan Niggemeier und er sprach interessanter Weise vom Internet als „einem monopolisierenden Medium“.

Und Herr Gaede, der irgendwie noch nicht richtig wach geküsst schien und vermutlich zwischendrin vom geldbringenden „Leistungsschutzrecht“ träumte, widersprach auch, scheinbar jedoch nur halbinformiert, mit den vorgeschobenen Interessen der "festangestellten" Journalisten.

Ines Pohl griff kurz das Thema „Qualität“ des „Journalismus an sich“ auf. Die anderen Teilnehmer schienen diesbezüglich mittlerweile ziemlich desillusioniert zu sein.

Giovanni di Lorenzos Aussage zur Problemlösung erschien erst einmal irgendwie naheliegend. Bei genauerer Betrachtung hörte sich diese Überlegung allerdings etwas illegal an: „… wir haben nur zusammen, in einer intelligenten Verschränkung, eine Option auf wirtschaftliches Überleben… „zehn große Verlage" sollten sich einig sein …" (ca. 16. Min.)

Hoho - Absprachen! Kartell!

Wie er selbst ganz schnell postulierte, gäbe es so etwas nicht. Nicht in Deutschland…

Wir werden sehen, wen oder was „der Markt“ noch so alles entfesselt.

Untertitel: Bedroht das Netz oder hilft es dem Journalismus, mächtig zu werden, wie er noch nie war? Darüber sprechen Jakob Augstein, Peter-Matthias Gaede, Ines Pohl, Giovanni di Lorenzo, Georg Mascolo und Stefan Niggemeier.

Quelle: Spiegel.TV
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Geschrieben von

Meyko

Mein BUCH DES JAHRES 2018 "Happen" wurde durch den weiteren Band "Happen II"ergänzt. (Homepagelink unten - Meyko 2018)

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