Es ist wieder Grillzeit. Es ist die Zeit der Fleischesser. Zu den beliebtesten Stücken vom Schwein gehört in diesem Zusammenhang wohl nach wie vor das gleichmäßig durchwachsene Nackenkotelette.
Ich erinnere mich an ungewöhnliche Geschmacksempfindungen beim Verzehr von solchem „Grillgut“. Da es ja meist nicht unbedingt „ganz durch“ gegart ist und durch das Grillen sowieso ein spezielles Aroma bekommt, habe ich dem bisher keinen besonderen Wert beigemessen.
Dieser Bereich des Tieres ist allerdings, und das hab ich erst kürzlich mitbekommen, auch bei den Veterinärmedizinern sehr beliebt. Jedoch aus etwas anderen Gründen. Er ist nämlich der bevorzugte Ort für intramuskuläre Injektionen unterschiedlicher Substanzen.
Falls es nämlich, eventuell sogar kurz vor dem feststehenden Schlachttermin, noch zur Verabreichung von Tierarzneimitteln kommt, kann dies zur Bildung von Rückständen in den essbaren Geweben führen. Für die zugelassenen Tierarzneimittel sind deshalb sog. „Wartezeiten" festgeschrieben. Das sind die unterschiedlichen Zeiten zwischen der letzten Verabreichung eines Tierarzneimittels und der Schlachtung. Trotzdem bleiben injizierte Medikamente manchmal, insbesondere beim marmorierten Nackenfleisch und dort angeblich vor allem in dem, zwischen den relativ häufigen Muskelsträngen gelegenen Bindegewebe zurück.
“ [...] wurden beispielsweise am Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Karlsruhe 137 auffällige Proben aus der Schlachttier- und Fleischuntersuchung untersucht. In 41 Proben konnten dabei Rückstände von Antibiotika nachgewiesen werden. Bei 30 Proben lagen die Gehalte oberhalb der zulässigen Rückstandshöchstmengen.“
Also, erhöhte Antibiotika - Werte sind leider nicht nur in den Masthähnchen, sondern wohl auch im Schweinenacken nicht so selten, wie vom Verbraucher gewünscht. Dieses Fleisch kann dann letztendlich auch nicht als „gesundheitlich unbedenklich“ gelten. Ich will hier keinesfalls den Spruch vom wiederholten Nackenschlag für den Verbraucher anbringen, aber irgendwie naheliegend wäre das schon.
Kommentare 5
Sollte sich bei Dir nach der Grillsaison eine Gynäkomastie ausbilden, dann waren es halt Hormonrückstände im Nackensteak.
Na, die Gynäkomastie habe ich durch den Verzicht auf Muscheln (Bei den Kontrollen von Fischen und Meerestieren aus außereuropäischen Ländern finden die Kontrolleure immer wieder unzulässig hohe Rückstände unterschiedlicher pharmakologischer Substanzen) gerade nochmal abgewendet.
Hier geht es überwiegend um verabreichte Antibiotika...
"Ich erinnere mich an ungewöhnliche Geschmacksempfindungen beim Verzehr von „Grillgut“."
Hast Du auch schon Vermutungen, in welche Geschmacksrichtung unvollständig abgebaute Antibiotika den Fleischgenuß modifizieren? Vielleicht schmeckt es sogar besonders würzig.
"...Vermutungen, in welche Geschmacksrichtung unvollständig abgebaute Antibiotika den Fleischgenuß modifizieren?"
Ich wurde durch diesen Geschmack während des Kauens unvermittelt an die vor 30 Jahren gebräuchlichen und einmal probierten "Vitaminspritzen" erinnert: Etwas säuerlich, verbunden mit einem nie wieder erlebten, merkwürdig trockenen "Gaumenflash". Aber ich konnte selbstverständlich nicht wirklich herausschmecken, was für ein Stoff letztendlich den "Geschmack" ausgelöst hat. Vielleicht wars ja auch nur ein besonders gesundes Vitaminschwein ;-)
"Gaumenflash"
Und ich wurde bei Deinem Kommentar an Prousts Madelaine erinnert - womit wir einen schönen Bogen vom Nackensteak bis zur großen Literatur abgeschritten haben.