Wir sind Zeuge eines Machtkampfs in der AfD, und wenn nicht alles täuscht, dürfte der „Flügel“ um Björn Höcke den Sieg davontragen. Ein prominenter deutscher Philosoph geht sogar noch einen Schritt weiter: „Wenn mein Eindruck richtig ist, dann hat der sogenannte harte oder radikale Flügel gesiegt.“ Kleiner Scherz am Rande, das Zitat stammt aus einem Vortrag von Theodor W. Adorno, den jener 1967 gehalten hat. Der „Flügel“ gehörte damals der rechtsextremen NPD an. Aber Adorno machte klar, dass derartige Flügelkämpfe in rechten Gruppierungen eine verblüffende Konstanz haben und sich in den Machtkämpfen innerhalb der NPD etwas von dem wiederholte, was sich vor 1933 in den Machtkämpfen zwischen Deutschnationalen und Nationalsozialisten gezeigt hatte. Rechts gilt: Das Radikale siegt immer.
Es ist ein Glücksfall für die deutsche Öffentlichkeit, dass der Suhrkamp Verlag diesen vermeintlich verstaubten, über ein halbes Jahrhundert alten Vortrag des legendären Sozialphilosophen nun als Büchlein herausgebracht hat. Was Adorno an Aspekten des neuen Rechtsradikalismus aufzeigt, ist nicht nur von einer verblüffenden Aktualität, sondern auch von einer Subtilität in den Beobachtungen, die man in vielen aktuellen Publikationen zur Rechten dann doch vermisst. Es ist eine jener Schriften, hinter deren Sätze man ständig ein Ausrufezeichen setzen möchte. Das fängt an mit Beobachtungen zur eigentümlichen Zahlenfixiertheit der rechten „Propaganda“ (wie Adorno es nannte), führt über die „Wut“, die sich primär im „kulturellen Sektor“ austoben kann, weil etwa außenpolitisch dann doch die Macht fehlt, bis hin zum Gedanken, in der Rechten zeige sich eine „Antizipierung des Schreckens“, die eine leider pervertierte hohe Sensibilität für eine drohende soziale und ökonomische Katastrophe verrate.
Untergangsphantasie
Die entscheidende Differenz zur marxistischen Zusammenbruchstheorie besteht in den Augen Adornos darin, dass der Rechtsradikale das Unheil unbewusst herbeiwünscht. Wem das zu viel psychoanalytische Deutelei ist, der sei gefragt, wie man dasberüchtigte Höcke-Zitat „Im 21. Jahrhundert trifft der lebensbejahende afrikanische Ausbreitungstyp auf den selbstverneinenden europäischen Platzhaltertyp“ eigentlich anders deuten soll als mit einer Untergangsfantasie, die im Übrigen für eine frühere Phase des Rechtsextremismus ja sehr gut dokumentiert ist.
Was vermag hier der Appell an die Vernunft? Nichts, das wusste schon Adorno, der auf die Konfrontation mit den „Konsequenzen“ setzte: Man muss den Verführbaren ihre eigene Auslöschung vor Augen führen. Aber vielleicht kommen wir noch einmal glimpflich davon. Vielleicht sind einem durchschlagenden Erfolg des „Flügels“ Grenzen gesetzt, die wiederum mit einem von Adorno betonten Grundprinzip rechtsradikaler Politik zu tun haben: Alles sei hier an das „Schema der autoritätsgebundenen Persönlichkeit gebunden“. Auf gut Deutsch: Ohne Führer geht nichts. Nun liest man zwar, dass auf dem „Kyffhäuser-Treffen“ des „Flügels“ der Personenkult gefeiert wurde und Rufe wie „Du bist unser Anführer, dem wir gern bereit sind zu folgen“ laut wurden. Aber es bleibt zu hoffen, dass der Anspruch auf Führerschaft in der Rechten abermals verfehlt wird. Anders gesagt, Höcke könnte sich rasch als ein weiterer Tile Kolup erweisen, der sich als neuer Kaiser Barbarossa (der im Kyffhäuser schläft) ja bloß ausgab. Aber um so zu enden, müsste man an diesen Deutschland-du wirst-erwachen-Budenzauber ja überhaupt erst glauben.
Kommentare 18
An diesen Budenzauber glauben sehr viele und der wird auch tagtäglich über verschiedenste Bereiche, neu gefördert.
Adorno hatte noch eine ziemlich autoritäre Gesellschaft vor Augen. Somit dürfen wir mit Adorno hoffen, daß sich die Geschichte hier nicht als Farce wiederholt.
Gilt das nur für rechts? Hmm ... vielleicht, obwohl die Zerfaserung linker Ansichten in kleinste Nuancen von Theorien, die dann mit Erbitterung als einzige Wahrheiten verkauft werden, als Hinweis aufgefasst werden kann, dass die linke Seite ganz analog tickt.
Und auf der rechten Seite stellt sich die Frage, ob es nicht weniger das Radikale ist, das siegt, sondern das Faulige.
Zumindest die – auf das Dafürhalten Adornos abzielende – Aufmacher-Headline (»Das Radikale siegt immer«) wird von den Fakten so nirgends gedeckt. Es mag sein, dass der Radikalisierungsprozess innerhalb der AfD nach diesem Muster läuft (in der Tat sind sich in dem Punkt die meisten BeobachterInnen einig). Als allgemeine Erklärungsformel ist der Slogan jedoch nicht nur untauglich, sondern sogar sachlich falsch: So sehen wir in einer Reihe von Ländern (etwa: Spanien, Portugal oder auch Griechenland), dass die rechtspopulistische Mobilisierung marginal bleibt. In anderen, wo sie kurz vor der Macht steht oder gar Machtbefugnisse ausübt (Ungarn, USA, mit Abstrichen Italien; Frankreich), ist gerade NICHT Radikalisierung das wesensbildende Moment, sondern vielmehr eine Anpassung an den bürgerlichen Mainstream – also eine Glättung der originär rechtsradikalen Programmatik.
Un-zweckdienlich ist das Wort »radikal« darüber hinaus auch deswegen, weil es in der bürgerlich-neoliberalen Kultur vorzugsweise als Keule gegen links zur Anwendung kommt. Hier fällt der Faktencheck NOCH ungünstiger für die frei interpretierte Adorno-Prognose aus: »Gesiegt« hat »das Radikale« (hier: in der linken Ausrichtung) nur in wenigen Ausnahmefällen. Und auch bei diesen wurde das neu errichtete System – in manchen Fällen, siehe SU oder auch China zugegeben mit radikalen Zwischenperioden – à la longue eher gemäßigter, kommoder.
Das alles soll jetzt nicht in Gänze gegen Adorno sprechen (obwohl ich finde, dass speziell dieser Theoretiker der Frankfurter Schule von vielen chronisch überschätzt wird, oder, um es genauer zu formulieren: zur Rechtfertigung von politischem Absentismus mißbraucht). Richtig bleibt natürlich: Der völkische Flügel um Höcke & Co. bleibt eine veritable Gefahr. Wobei man allerdings nicht unterschätzen sollte, dass es der allgemeine Rechtsdrive des bürgerlichen Lagers ist, der die politische Lage explosiv macht. Verkürzt formuliert: Die wirkliche Gefahr geht weniger von einem »neuen Hitler« aus als vielmehr Kalibern wie Trump oder Orban – neoliberalen Wölfen, welche die rechte Wut für sich funktionalisieren und ein oligarchenähnliches System von Demokratieabbau, sozialem Wildwest sowie Diskriminierung jeglicher Couleur errichten.
Ich komme noch einmal auf meine kurze Bemerkung zurück. Es ist ja eine Tautologie, in einer sich polarisierenden Gesellschaft siegen immer mehr die Extremisten, in einer sich integrierenden herrscht der Drang zur Mitte. Adorno hatte eine sich verhärtende autoritäre Gesellschaft vor Augen, und als die Studenten rebellierten, sah Habermas, wahrscheinlich ein wenig auch Adorno (der die Polizei rief), im linken Extremismus vor allem das Spiegelbild des rechten. Ich halte das für einen groben Fehler. Tatsächlich überwiegt in unserer Gesellschaft immer noch die Integrationskraft und zwingt die Extremen, Kreide zu fressen. In unserer Gesellschaft wird ein progressiver Kurs von der Mitte mehr bedroht als von rechts, bei uns haben die Trumps noch keine Chancen. Ich vermute, daß die AfD wie der frühere FN sich auf die koalitionsfähige Mitte zubewegen. Die Linke steht anders als die Rechte vor dem Problem, daß sie für Frieden und Ausgleich steht, aber radikal dem Frieden der Mitte, dem Frieden von Ausbeutern und Ausgebeuteten, entgegentreten muß.
Abgesehen von dem erwähnten unsouveränen Verhalten stehe ich übrigens ganz auf Seiten von Adorno, der im Unterschied zu Habermas nie das radikale linke Denken aufgegeben bzw verwässert hat.
''dass die linke Seite ganz analog tickt.''
Sie schreiben Unfug.
Denken Sie doch nur an die ostdeutsche Wende 1989/1990. Da sie keine Gefolgschaft in der ostdeutschen Arbeiterklasse hatten, löste sich das MfS widerstandslos auf. Dem folgten auch die sog. ''Kampftruppen der Arbeiterklasse'', die NVA und Volkspolizei.
In keiner Bananenrepublik der Weltgeschichte hat es eine vergleichbare Selbstauflösung -ohne Widerstand dagegen- gegeben!
MfG
||| Adorno, der im Unterschied zu Habermas nie das radikale linke Denken aufgegeben bzw verwässert hat. |||
Aber auch nie gelebt hat, sondern Zeit seines Lebens bei biederer Bürgerlichkeit verblieben ist. Nicht soooo berauschend für einen Propheten, wenn du mich fragst.
||| Die Linke steht anders als die Rechte vor dem Problem, daß sie für Frieden und Ausgleich steht, aber radikal dem Frieden der Mitte, dem Frieden von Ausbeutern und Ausgebeuteten, entgegentreten muß. |||
Sie steht vielleicht eher vor dem Problem, dass es außerhalb der Linken nicht so fürchterlich viele Menschen gibt, die diese linke Eigenwahrnehmung bestätigen würden. Aber dasVerhältnis von Fremd- zu Eigenwahrnehmung ist seit je eines der großen Rätsel der Menschheit^^
||| Da sie keine Gefolgschaft in der ostdeutschen Arbeiterklasse hatten ... |||
Stimmt, das ist der einzige mögliche Grund, schließlich hat sie all die Jahrzehnte vorher, in Gegenwart russischer Kampftruppen und mit der Erfahrung der CSSR im Rücken, über diese Gefolgschaft verfügt ...
Da stimme ich auch mit Nachdruck zu. :-))
https://www.mediathek.at/frauenstimmen/suche/detail/atom/014EEA8D-336-0005D-00000D5C-014E5066/pool/BWEB/
Der Vortrag in guter Aufnahme von 1967, Wien, 1:12 h
Schon am Anfang bleibt A. bei der FORM - dem Kapital und seinen Verhältnissen - hängen, die er zum Substrat, zum Nährboden, der giftigen Pflanzen macht.
Doch RE'mus/faschistische Bewegungen/ gab und gibt es eben nicht nur im Kap'mus. '67 war von denen - gerade unter linken, "progressiven" u. kritischen Geistern - noch wenig zu wissen: die SU z. B. stand diesbezüglich noch unter fungibler Hermetik/Abschottung, und die r'e'men Bewegungen dort unter Repression.
Aber unter ubiquitärer Durchsetzung der Kapitalverhältnisse (als moderne FORM der Gier, der Machtgewinnung usw.) wie im '67ger Westen, gerät natürlich ALLES zunächst zum Gewächs auf kapitalgedüngtem Boden, - aber das heisst noch lange nicht, dass das Unkraut an anderen Standorten/auf anderen Böden nicht noch viel besser gedeihen kann. Mit dem Kap'mus als allen anderen Produktiv-FORMEN 'überlegenem' Wachstumstreiber, wachsen nahezu ALLE Erscheinungen/Phänomene, gerade auch die lange und sehnlichst erwünschten, - d. h.: unter solchen allg. Proliferationsbedingungen muss man dann gegen speziell unerwünschte Gift-Gewächse ganz GEZIELT etwas tun. Das geschieht, neben Repressionen wie dem Jäten, am Ende durch Anpflanzung und besondere Hege & Pflege des Gewünschten, während Gegengiftler zu oft dann selbst die Ernte versauen, weil ebenfalls unbekömmlich, wenn sie über ihre Rolle als herb(al)e Zutat wie Gewürze usw. hinaus vertreten sind.
Mit dem eigenen Autoritarismus der Linken, der auch heute noch Menschen in großer Zahl unter den Teppich fegt, als wären sie "NICHT(S)", von den "Fiat"-Geldkritikern, die mit angeblicher "Geldschöpfung aus dem NICHTS", die Schulden und Tilgungen der Menschen dafür zum NICHTS deklarieren, über einen M. Jäger, für den klar ist, dass NIEMAND mehr am Kap'mus als Gierursache (statt umgekehrt die Gier als Kap'mus-Ursache auch in Betracht zu ziehen ...) zweifelt, also ca. 50% aller Menschen zu den NIEMANDEN erklärt, geht die autoritäre Verachtung nach Zwischenstopps der Kritik des Massengeschmacks als systematischer Verblendung, während man selbst auch gern vom derart zugesüßten Wein trinkt, bloß halt nicht so öffentlich/offensiv wie die Prolls, bis hin zur Negligenz der Mahnungen hinsichtlich des viel beschworenen "Eigensinns" und Selbstzwecks, der sinnSETZENDEN, nicht "begründenden" Souveränität des/der Menschen, auch diese Gebiete der kulturellen Distinktion, der Nation und Natalität etc. mit entsprechendem Eigensinn zu beplanzen. Nun breiten sich wiedermal die Disteln auf solcher Brache aus, weil diese Dinge allenfalls als Konzession nach "rechts", als notwendiges Übel alter, im Prinzip obsoleter, Erbschaften und Binsen (Unter Hitler war nicht alles schlecht ...) noch mitgeführt wurden, z. Beispiel in der SD eines Helmut Schmidt u. v. a., wenn überhaupt, wo doch das Extrem-Rechte stets noch die sicherste Vernichtung des je Nationalen, der kulturellen Distinktionen usw. zur Folge hatte.
„Aber auch nie gelebt hat, sondern Zeit seines Lebens bei biederer Bürgerlichkeit verblieben ist.“ Na und? Führen wir nicht alle ein biederes Bürgerleben, mancher kleinbürgerlicher, mancher wie Adorno mit großbürgerlicher Attitüde. Seine Sehnsucht nach Amorbach freilich ….
Nein, ich erwarte von dem großen Theoretiker und Stichwortgeber nicht auch noch, daß er auf den Barrikaden turnt, so viel Arbeitsteilung darf sein.
„… dass es außerhalb der Linken nicht so fürchterlich viele Menschen gibt, die diese linke Eigenwahrnehmung bestätigen würden“, auch das ist mir egal, mein größeres Problem liegt darin, daß viele nicht nur in der Fremdwahrnehmung als sich falsch verortend gesehen werden, sondern daß sich viele zur Linken zählen, die es nach meinem Verständnis nicht sind. Dafür gibt es auch Linke, die nicht wissen, daß sie links sind. Ich möchte jedenfalls nur von Linken reden, für die meine obige Charakterisierung gilt. Und es stimmt leider, das sind erbärmlich wenige.
na ja, Barrikadenturnen muss nicht sein^^ aber, sagen wir, Sartre und Beauvoir zeigten, dass man auch auf andere Weise nichtbürgerlich sein kann^^ außerdem meine ich meine Äußerung praktisch gar nicht als Vorwurf an Adorno, sondern an seine Idolisierung
Deutungshoheit ist immer nett^^
das wird langsam unheimlich^^ aber es freut mich :-)
Hier der Verlauf des Adorno-Vortrags mit Zeitangaben zum Nachhören
Meine noch unvollst. Anmerkungen stehen in () Klammern
RE, re = rechtsextrem/e/-ismus u. ä.
0:00
keine Th. d. RE, oder vollständikeit, sondern lose bemerkungen zudem was bekannt ist und sonst so „getrieben wird“, andere Th/Deutungen deswegen nicht außer Kraft
Aus altem aufsatz: gesellsch. Vorausetzungen des re n. w. vor gegeben, re nicht verschw. Aber damals „nicht sichtbar“, 1959
→ konzentrationtendenz des kapital bedeutet perm. Deklassierung ehem. bürger-schichten.
Solche tendieren zu hass auf sozialismus statt auf die „apparatur“
übergang zu soz. Orga. für diese sehr schwer, v. a. weil spd mit keynes infiziert/identifziert: deklassierung wg. inflation n. Keynes, trotz wachstum → potentielle a'lose, sowie angst vor dem osten wg. unfreiheit u. mat. Mangel
nationalismus im zeitalter der blöcke, → angst in diesen aufzugehen, inkl. materieller hintansetzung
blöcke als organ der interessenvertretung der großgruppen
agrarisches angstpotential –> EWG-Ablehnung
dadurch nation in bewegungsfreiheit eingeschränkt, daher nationalismus eigentl überholt.
RE hat richtung auf fiktives, aber spielt dennoch eine rolle, auch wenn er selbst kaum ans nationale und sich selbst glauben mag, schon in der hitlerzeit.
Vergl. Hexenprozesse – eine sache der gegenreformation, parthischer n'mus ...
schwanken u. ambivalenz (herrenanspruch vs. Opferrolle, dos) → ständige selbstüberredung
konsequenzen:
anhänger quer durch alle schichten, angst vor gesellsch entwick. generell
nicht unbedingt nur kleinbürger, wg. verteilung
ständige bauernkrise bleibt als kleinb. quelle erhalten solange nicht eine „vernünftige kollektivierung“ der lw (!!!!! dos) stattgefunden hat,
kleine winzer pfalz
Provinz gegen Stadt
aber belege liegen nicht vor
Großindustrie trug zwar faschismus, aber der verselbständigte sich ihr gegenüber auch (ehem Ind.-Kapitäne bis zum Mittelständler wurden zu Herren der 2. Reihe, dos)
12:28
bilanzmäßig bankrotte ruhrindustrie ließ keine andere möglichkeit offen (!!!!!!!!!!!!!??????????, dos)
emp. Soz.-Fo., nicht nur unbelehrbare, sondern auch junge leute nach zusammenbruch im national-re'en Feld, keine zerstörung der identifkation mit nation im ggsatz zu italien.
Npd vor 67 antizipierte den schrecken der kohlekrise um 67 herum früher.
Schreckensantizipation = erster zentralbegriff der analyse:
re haben eine verkrüppelte marxtheorie des zusammenbruchs, (und die anderen Untergangsprophetien ?, dos), wollen den untergang/müssen ihn wollen …(und die zusammenbruchs-gläubigen marxisten NICHT ??)
nicht-psychologisch: darin aber auch eine objektive wahrheit:
wer für sich nichts vor sich sieht, will den untergang des ganzen …
(na wenn das keine psychologie ist …, dos, als objektiv sehe ich die potentielle fallhöhe, z. B. ggü. damaligen, 1967, entw.-ländern, morgenthau-plan in den 40gern usw., und den bedarf, den unhintergehbaren widerspruch zwischen aufschwung und der - durchaus scheinbaren - sicherheit des buchstäblich noch „bodenständigen“ noch zu überwinden bzw. ressentimental zu adressieren)
npd durchlief äußerl. anpassung an parteien/parlamentarismus, aber die dt. ideologie kann mit dem dahinterstehenden partikularismus nichts anfangen. Einig, einig usw.
polit. Kompromiss ist demnach schon eine verfallsform ...
22:00
anziehung durch vorspiegelung großer erfolge
brd nationalstaat verspätet – angst vor verlust u. spaltung
re= blinde zwecke mit ausgefeiltem propag.-instrumentarium
zivilisationsgeschichte: instrumente überwuchern „den“ gesell. Zweck ...
propaganda als polit. Selbstzweck
harter flügel siegte in der npd wie vordem die faschos über die deutschnationalen.
Geograf. Altzentren nwv virulent für anti-rot u. anti-schwarz der faschisten, Nordhessen, Nordbayern
gegenstrategie des aufgriffs des selbernichtglaubens und der inneren widersprüche bleibt aufgrund des wahncharakters der bewegungen fraglich.
Führende (???, dos) Persönlichkeiten kalt, beziehungslos, technologiegläubig (vergl. Die KI-Disk. Von Aussie …: diese Aufstellung trifft auf viele, nicht nur rechte zu …)
Aber: kein Analogismus zu Weimar, weil durch Prosperität überdeckt
Gegenstrategisch: vermeidung ethischer u. humaner argu. (→ hollla, DEFENSIVE ???!!!, dos)
sondern hinführung auf die finale zerstörung im re'mus, auf die eigeninteressen der anhänger insbes. der jungen, darstellung von drill u. disziplin als selbstzweck.
33:14
soldatischer mensch
Hinweis auf die Unmöglichkeit als nationales subjekt zu agieren, wie das in weimar der fall gewesen IST ( SIC !!!!!!!!!!!!, wahnsinn dieser irrtum, nationale staatsfreiheiten als wk1-verlierer, mal abgesehen vom irrtum hins. nat. souveränität generell, dos)
provinzialisierung schlands als drohende Konsequenz
(dos: als ob das nicht ein sehr erstrebenswertes ziel gerade der „breiten Kreise“ wäre, hier perpetuiert A. die Herrenattitüde, Schland u. seine bewohner müssten eine wesentliche Rolle in der Welt spielen – am dt. wesen soll die welt genesen usw. → adornos kulturstolz → imperial-drang, HEUTE auch wieder: Berliner/Frankfurter Blasen-Ansprüche/Karriereoptionen vs. Provinzbescheidenheit/-realismus!!!!!!!! --- schlechte fiktionalität wohnt wie der autoritarismus durchaus nicht nur im re'mus, so wie das dt. bürgertum/die dt. ideologie wenig mit dem angelsächs. partikularismus anfangen konnte, sosehr gehört die überdehnung ins universale hier in die dt. ideologie und bis in die KT hinein. → „Weltmeister der Philosophen“-titel wird von leuten verliehen, die mit dem herrn zusammenglucken, aber eben mal schnell vergessen, dass noch one-(wo)man-one-vote gilt, und dann zweimal abstimmen. regeln??!! - sind was für die dummköpfe, aber bitte nicht für die eliten …, eine geografisch und sinnmäßig auf sich selbst beschränkte schland-kultur ???!!! : undenkbar für adorno u. v. a., - von bach bis schönberg MUSS das dt.e doch ALLEN „etwas zu sagen“ haben ...)
die provinzialisierung wäre nur eine option, wenn ähnliche bewegungen in anderen ländern ebenfalls erstarkten (DAS ist ja heute, anders als 67, z. T. schon gegeben …, dos)
„Das“ erzeugt „Wut“, die sich am Kultursektor austobt … (dos: was eine (Punching-Ball-) Funktion des Kultursektors ist, die nicht nur Rechtsradikale so benutzen ...)
34:40
geistiger Mensch
Wutziel ist der Kommunismus, der nur noch mythisch-„abstrakt“ da ist (naja, damals gabs schon sehr konkrete anknüpfungen, siehe auch eingangsstatements …, heute sicher abstrakter, daher das kulturelle wutgeheul einfach über die linken, - die da ja auch einige anlässe u. sogar gründe dazu bieten, menasse, relotius, giovanni di lorenzo usw. …)
36:25
kongo-müller
vulgär-materialismus als weiterer schreckensbegriff der re'en vs. vulgär-idealismus der re'en.
(dos: spielt beides heute eine geringere rolle, auch die weitere „entzauberung der welt“ macht vor den re'en nicht halt ...)
gespaltenes klassenbewußstsein: materiell bevorteilte/bürger sehen sich eher als idealisten, arbeiter hegen theoriefremde skepsis demgegenüber, weil sie wissen, wer die zechen dafür zu zahlen hat ...
38:00
der Links-Intellektuelle als weiterer Schreckensbegriff , ein Luftmensch/-wesen, ohne Bindungen/Beschränkungen vs. „freier Geist“ (dos: herrenattitüde der grenzenlosigkeit, der überdehnung usw: ick hör' dir trapsen)
39
Existenzialisnus (dos: der vulgären facon) als Diskursbremse/takt. Machtmittel seitens der Rechten.
(sicher nicht beim Beispiel der Professorin einschlägig, aber: Existenzalitäten sind eben nur sehr bedingt diskursfähig, wenn es sich um „vernünftige“ Diskurse handeln soll, was für die Diskurse eben längst nicht immer so ist und auch nicht so sein soll ...)
Antisemitismus (AS):
(Nun, die subkutane Augenzwinkerei diesbezgl. zieht sich von der Kirche über Luther – beide noch relativ offen – hin zu Kant, dann über Hegel bis zu Marx/Engels, Heidegger usw. durch die ganze dt. Geistesgschichte, siehe "freier Geist")
42
as: technik der akkumulation der subkutanen klein-dosen/anspielungen. blind-schematischer formalismus, wo nicht gesehen wird, was läuft.
43
ideologie: zwang zur anpassung an demokrat. regeln bedeutet inneren widerspruch der rechten.
46
ideolg. inhalt: alter nazi-sekundärkram, nix neues, europ. integration als vehikel der nat. größe/ nation europa/ aber nicht sehr zugkräftig.
antiamerikanismus wiss. problem, nicht alles an der rechten ideologie ist falsch, aber:
das wahre tritt in den dienst des unwahren, (dos: das schlechte reitet unter dem mantel des guten in die stadt ...)
lizenz- bzw. systemparteien (vergl. linke rhetorik, dos) haben jetzt eine alternative, man kann wieder wählen gehen, die freiheit ist wieder da, obwohl sie eine zur abschaffung der freiheit ist
(dos: aber besteht nicht freiheit gerade darin, sich seine bindungen/unfreiheiten/zwänge selbst zu WÄHLEN?)
50
propaganda ist massenpsych. technik der re. und das zentrale für autoritätsgebundene charaktere, weniger ein idelog. inhalt. wunder punkt der rechten (aber heute ??? dos)
aufdeckung des autoritären wird verhindert, verschiebung ins unbewusste, z. B. durch bes. rolle von symbolen ...
…
55
apell an den konkretismus, anhäufung von zahlen, daten
(dos: erschlagung damit als autoritätstechnik, genau, aber genau dieser vulgäre positivismus, zu einer these mal eben alle affirmativen literaturen in einem großen sack zu sammeln, um ihn bei jeder unpassenden gelegenheit den gegnern vor die füße zu kippen, gegenbelege bzw. kontrollproben hingegen gar nicht oder nur ausgedünnt zu suchen u. zu präsentieren, ist doch genau das autoritäre verfahren ALLER, von links bis rechts, ob Kant mit der Lügerei der Juden oder heute die CO2-Emissionen als Erwärmungsursache bzw. -auslöser usw.)
57
salamitaktik
formalismus juridischer art als komplement zu konkretismus.
der blick des offiziellen
….
man muß doch eine idee haben … → vulgär-idealismus, nicht wg. gehalt einer idee, sondern als selbstzweck gefordert (dos: aber was ist gegen selbstzwecke zu sagen, nur weil sie selbstzwecke sind ..., besteht nicht gerade die KT auf Eigensinn, dem Bruder des Selbstzweckes?)
verselbständigung der symbole, respekt vor symbolen
1:02:00
Fremdarbeiter statt Gastarbeiter (dos: Adornos WortWahl mit Kurzbegründung, vergl. LaFo)
1:05:00
Abwehr:
hush-hush geht nicht mehr.
auch ressentimentale menschen verhalten sich oft rational = ansatzchance
…
autoritäre als gegenstand der sozialpsych.: das verändert das klima positiv gegen rechts
(aber DAS, der autoritarismus, fällt eben auch den wohlmeinenden, ressentimental gegenteilig gepolten, doch selber auf die füße, weswegen davon, vom non- u. antiautoritären anspruch, nichts mehr zu sehen ist ...)
zur Frage der Zukunft des Rechtsextremismus:
zuschauerhaftes verhalten, unwetter- und katastrophen-prognosen sind nicht das richtige ...
im Schluß dann auch die Rede vom "Gift", hatte ich noch vergessen. Damit mir wg. des 1. Kommentars nicht (wieder) Idiosynkrasie o. ä. unterstellt wird (wobei die ja oft notwendig wäre).
Bezug: @ Lethe, @ Magda ... u.a.m.
Hilft noch die Aufklärung gegen Antikommunismus und westlichen Konsumfetischismus, bürgerlichen Kapitalfaschismus und modifizierten Rechtsradikalismus?
Ungeschminkte Deutsche Geschichte
Der Faschismus wurde nicht von der deutschen Arbeiterklasse niedergeschlagen!
Hierfür bezeichnend ist auch, trotz der allgemein in Deutschland bekannten militärischen Niederlage bei Stalingrad, die deutsche Rüstungsproduktion selbst (noch) im März/April 1944 ihren Höhepunkt erreichte. Erst danach ging es abwärts mit der Produktion von Rüstungsgütern, aber keineswegs mit der Motivation der vom Militärdienst freigestellten älteren (einst sozialdemokratisch geprägten) Arbeiterklasse, sondern wegen der fehlenden Rohstoffbelieferung. –
So erklärt sich auch der ''Volksaufstand'' von 1953 in Berlin-DDR, aus der fehlenden Selbstbefreiung der gesamtdeutschen Arbeiterklasse –vom deutschen Kapitalfaschismus– vor Kriegsende 1945.
Der deutsche Faschismus hatte auch nach der Niederschlagung durch die Alliierten 1945, eine fortwährende tiefenpsychologische Massenbasis in allen sozioökonomischen Schichten und Klassen der deutschen Gesellschaft. So auch nach der kapital-faschistischen Erbfolge der BRD 1949 und der antifaschistischen Staatsgründung der DDR.
Den entschiedensten Kampf –von allen Parteien der vormaligen Weimarer Republik– gegen den deutschen Kapitalfaschismus führten die deutschen Kommunisten der KPD. In Westdeutschland wurde die KPD 1956 mit Billigung der westlichen Alliierten verboten. Aus der westdeutschen Arbeiterklasse gab es keinen nennenswerten Widerstand dagegen.
In Ostdeutschland hatten die wenigen verbliebenen Kommunisten keine ausreichende Basis in der SED und auch nicht in der ostdeutschen Arbeiterklasse.
Auch hieraus erklärt sich die Implosion der antiimperialistischen DDR und die Anziehungskraft der imperialistischen BRD und die Republikflucht 1989/1990 aus primären wirtschaftlichen Gründen ins westdeutsche Beamten-, Pensions-, Wirtschafts- und Konsumparadies.
Info.- Empfehlung:
● Sebastian Haffner: Der Verrat 1918/1919 – als Deutschland wurde, wie es ist. Verlag 1900 Berlin.
● Wilhelm Reich: Die Massenpsychologie des Faschismus. Fischer Taschenbuch Verlag.
● Kurt Pätzold/Manfred Weißbecker: Geschichte der NSDAP 1920 – 1945. PapyRossa Verlag Köln.
● Christian Streit: Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941 – 1945. Studien zur Zeitgeschichte Band 13. Herausgegeben vom Institut für Zeitgeschichte. Deutsche Verlags-Anstalt Stuttgart 1978.
● Der Imperialismus der BRD. Institut für Gesellschaftswissenschaften. Dietz Verlag Berlin 1971.
● Rainer Mausfeld – Warum schweigen die Lämmer? – Vortrag – DAI Heidelberg https://www.youtube.com/watch?v=-kLzmatet8w
● Mausfeld: Angst und Macht in kapitalistischen Demokratien https://www.youtube.com/watch?v=nEA-0NXhpfc
20.07.2019, R.S.
Zu der beckmesserischen Seziererei dieses gutfaßlichen, entspannten Vortrags möchte ich nichts sagen. Zur Theorie des Faschismus ist vielleicht ein Aspekt stärker zu berücksichtigen, der heute mit der Kenntnis der Systemtheorie naheliegender ist. Er ersetzt nicht die von Adorno ausgebreiteten Überlegungen, aber er gibt ihnen einen anderen Drall.
Eine Tendenz zum Faschismus ist nach wie vor die Reaktionsbildung gegen eine bedrohliche Zukunft, eine Veränderung des status quo, eine reale Abstiegsangst. Die ist in fast allen Schichten vorhanden, seit der bürgerliche Optimismus bei den meisten keine Nahrung mehr findet. Und es scheint logisch, daß dafür nicht das System, die objektiven Mechanismen der Wirtschaftsordnung verantwortlich gemacht wird/werden, weil das System ja den status quo hervorgebracht hat, weil es lange scheinbar unaufhörlich voranging. Stattdessen soll es am Establishment liegen, das die Interessen der Bürger verrät und verkauft. Oder in einer Dolchstoßlegende die Feinde des Systems, die Kommunisten, Anarchisten, Chaoten, Dekadenten.
In dieser als klassisch zu bezeichnenden Erklärung der ökonomisch basierten faschistischen Tendenz, für die zurecht, wie Adorno argumentiert, keine substantiellen Werte in Anspruch genommen werden können, wo dementsprechend alle ins Spiel gebrachten Werte rationalisierende Scheinbegründungen sind, wird der Faschismus als eine nichtkonservative, antikapitalistische kapitalismusaffirmative Reaktionsbildung gesehen.
Ich möchte nun hinweisen auf einen weiteren, mit der kapitalistischen Entwicklung sich akkumulierenden Sachverhalt, der ebenfalls zu einer Reaktionsbildung führt, die sich konservativ oder faschistisch gestalten kann. Der Kapitalismus, die bürgerliche Gesellschaft ist ein dynamisches, immer komplexer und abstrakter werdendes System. Lernfähigkeit ist zwar Menschennatur, aber die gesellschaftliche Entwicklung hat ein Tempo erreicht, mit dem immer weniger Menschen mithalten können. Immer mehr Menschen sind von Komplexität und Entfremdung überfordert. Der Konservativismus knüpft an vorkapitalistische Wertordnungen an, die als naturgegeben angesehen werden und im historischen Prozeß Halt geben, aber auch die Dissonanz des Unzeitgemäßen und Unvereinbaren erzeugen. Der Rückgriff auf die verblassenden traditionellen Werte, der konservative Ausstieg aus der Moderne wird jedoch immer schwieriger. Der Faschismus bietet dagegen eine Alternative in der Moderne an mit seiner „Lösung“ des Komplexitätsproblems. Die Entfremdung (Abstraktion) wird aufgehoben in der Scheinkonkretion einer in- und exkludierenden Identität, wie die Ambivalenzen einer offenen Gesellschaft in dieser strikten Binärordnung. Und eine strenge Autoritätshierarchie entlastet von der Verantwortlichkeit für die Entscheidungsebenen, die über der eigenen liegen. Natürlich ist auch ein Kapitalismus mit einem faschistischen Überbau nicht langfristig stabilisierbar, die bürgerlichen Antinomien sind nur verschoben, aber das merken die meisten, wenn es wirklich zu einem solchen Versuch kommt, viel zu spät.
So katastrophal diese antibürgerlichen Reaktionsbildungen auch sind, die Probleme, auf die sie antworten, müssen gelöst werden. Und können nur links, antikapitalistisch gelöst werden. Das ist die große Herausforderung einer weiterentwickelten Aufklärung.
Wie überall findet auch bei Adorno ein wichtiger Strang der Gegenstrategien keine Erwähnung: die Spaltung/Selbstzerlegung.
Im Vergleich zu linken Sekten besteht rechts eine viel größere Neigung, sich potenter Strippenzieher zu "bedienen", sogar Doppelrollen als Verfassungsschutz-/Polizeizuträger u. in a. (Un-) "Ordnungskräften" usw. zu spielen, also sowohl dem "System" der Quasselbuden(Parlamente), der Repression, der Medien und der angeblich linksversifften Apparat-Eliten zu dienen, aber rhetorisch-propagandistisch genau dagegen zu opponieren. Und im per se autoritären Umfeld, das aus sich heraus kaum legitimatorische Verfahren, kaum Kompromisse usw. kennen kann und darf, sondern dergleichen allenfalls als passagere Tarnung/Anpassung ans Falsche/ betrachtet, geht es legitimatorisch stattdessen stets um den/die vermeintlich bis tatsächlich "Stärksten". So eine Aufstellung ruft geradezu nach Putsch u. Gegenputsch, Strippe u. Gegenstrippe.
Zwischen den Wahlerfolgen der NPD in den 60gern und der AfD heute liegen nicht wenige Anläufe, rechts stark zu werden, - vom gewalttätigen Untergrund bis in die Parlamente - , die zu ca. 80% allein schon an den Mechanismen der Selbstzerlegung scheiterten, deren besondere Virulenz eben auch ganz wesentlich dem Sichverkaufen an "System"-Mächte u. -Organe geschuldet war. Auch die AfD hat bei sich solches durchexerziert und es war - wie auch einst bei der Durchsetzung der Hitlerei im rechteren Drittel der polit. Szene - äußerst knapp bzw. kontingent im Ausgang, - aber irgendwann klappt's eben auch mal unter statistischer Kontingenz.