Natürlich schauen wir, was die anderen so tun. Der Spiegel titelte jüngst mit Friedrich Merz. Alles über den „Risikokandidaten“ mit seinen „Millionengeschäften“ und seinem „aufbrausenden Temperament“, plus Offenlegung der Mitgliedschaft im Rotary Club Arnsberg, der sich wöchentlich im Restaurant Rodelhaus trifft. Das sind so Details, die den Einsatz von sieben Spiegel-Redakteuren plausibel machen.
So etwas kann hier natürlich nicht geleistet werden, liebe Leserinnen und Leser. Was Sie von mir haben können, sind höchstens ein paar Zeilen über, sagen wir, Volker Rühe. Obwohl die Abteilung Vergangenheit bei der CDU ihre Geister losgeschickt hat, steht er nicht an vorderster Front. Das mag auch mit seinem Alter zusammenhängen, Rühe ist jetzt 76 und also selbst für eine Rückkehr der alten Geister etwas alt. Ich habe Volker Rühe neulich im Deutschlandfunk (DLF) gehört. Er hat milde über Angela Merkel gesprochen, die ihn 2000 im Gerangel um die Nachfolge von Schäuble als Vorsitzender der CDU ausgestochen hatte. Alles verziehen, und überhaupt: Er sei es doch gewesen, der die ganz junge Angela Merkel unterstützt habe, in den letzten Monaten der DDR, gegen die alten Ost-CDUler – „Tief ist der Brunnen der Vergangenheit“ (Thomas Mann).
Noch diesen Februar hat Rühe allerdings ein Interview im Stern gegeben, in dem er mit Angela Merkel ins Gericht ging. Merkel habe in den Koalitionsverhandlungen katastrophal verhandelt. Mal obsiegt eben Rachegelüst, mal der staatsmännische Gedanke. Das kommt auch ein bisschen auf das Medium an: Der Stern fürs Nachtreten, der Deutschlandfunk fürs Räsonnement. Was macht Rühe sonst so? Recherchen haben ergeben: Er ist Vorsitzender der „Kommission zur Überprüfung und Sicherung der Parlamentsrechte bei der Mandatierung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr“. Die Kommission hat 2015 zum letzten Mal getagt. Ob es sie noch gibt? Ist nicht so wichtig. Was bleibt: der Transatlantiker Rühe. Vielleicht auch sein frühes Eintreten für den EU-Beitritt der Türkei. Und natürlich sein Blick, das linke Auge etwas zugekniffen, was ihm etwas Haudegenartiges verleiht. Wer es lieber kritischer mag: seine Verwicklung in den Parteispendenskandal und die Entsendung deutscher Soldaten nach Somalia und Bosnien-Herzegowina, die dem Pazifismus heute noch ein Dorn im Auge ist.
Im DLF hat sich Rühe ins Zeug gelegt für den Risikokandidaten. „Ich sehe Friedrich Merz als Investition in die Zukunft und nicht in die Vergangenheit.“ Klingt etwas komisch, wenn er das sagt.
Nächste Woche dann ein paar Worte zu Bernhard Vogel, der sich klar für Merz’ Gegnerin Annegret Kramp-Karrenbauer ausgesprochen hat. Ihm hat sich neulich Norbert Blüm angeschlossen.
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