Das Problem mit der deutschen Nationalhymne besteht ja nicht erst seit gestern. Die erste Strophe des „Lieds der Deutschen“ darf man nicht singen, die dritte Strophe singen viele nur mit Beklemmung, andere gar nicht, wieder andere verwechseln in der Rede über die Hymne die erste mit der dritten Strophe etc. etc. Und natürlich – so hört man nun von Bodo Ramelow – fühlen sich viele Bürger aus den Neuen Bundesländer emotional nicht wirklich abgeholt mit dieser Hymne, da geht es ihnen wie weiland Mesut Özil.
Aber es gibt eine Lösung. Fragen wir uns zuerst, wo die Hymne eigentlich noch zum Erklingen kommt. Wir stellen fest: einerseits täglich um 23 Uhr 57 im Deutschlandfunk – hier zusammen mit dem Europalied. Das ist ein Sonderfall, der an anderer Stelle verhandelt werden muss. Andererseits erschallt die Hymne auch vor Fußballländerspielen sowie weiteren Mannschaftssportarten. Hier sollte sich nun jeder mal ehrlich machen. Das „Lied der Deutschen“ ist eine Qual, eine Pflicht bestenfalls, auch musikalisch ist das sehr getragen, das Ding geht – aus guten historischen Gründen – einfach nicht richtig ab.
Welche Ergriffenheit aber, wenn die Deutschen gegen ein x-beliebiges südamerikanisches Land oder gegen eine Mannschaft aus dem Balkan spielen sowie natürlich gegen Frankreich.
Man weint still und leise vor dem Fernseher mit oder steht zumindest kurz davor (kommt darauf an, wer neben einem sitzt). Ich glaube, dieses Fremdweinen bei Hymnenerklang ist eine der letzten kollektiven Erfahrung der Deutschen. Man müsste diese Erfahrung unbedingt in die Überlegung über eine neue deutsche Hymne einfließen lassen. Es wäre eine Hymne für das 21. Jahrhundert. Eine Hymne für die Eventkultur der Zukunft. Eine Hymne, die das hymnenartige quasi rein zum Ausdruck bringt. Ein Geschenk an die Welt.
Wie sähe das konkret aus? Bei jeder Hymne geht es um Pathos. Besonders stark wirkt dieses Pathos in Hymnen, die ihre Herkunft in einem blutigen Befreiungskampf haben, deren überschäumender Nationalismus also gleichsam moralisch gedeckt ist. Idealtypisch ist dafür die Marseillaise. Was für ein Schmiss! Wie man das kompositorisch hinkriegt, müssen sich andere Gedanken machen. Ich kann nur etwas zu den Worten sagen. Hier der Schluss erste Strophe in deutscher Übersetzung:
Sie kommen bis in eure Arme,
Um euren Söhnen, euren Gefährtinnen die Kehlen durchzuschneiden.
Solche krassen Verse verstärken den Wallungswert (Gottfried Benn) einer Hymne – und will man so genau dann lieber doch nicht verstehen. Muss man auch nicht. Man könnte sich eine extrem pathetische Hymne mit bloss lautmalerischen Worten vorstellen. Etwas in dieser Art
Kommentare 65
sowohl ramelows als auch jede andere geschmäcklerische
gourmet-kritik an "unserer" hymne verfehlt den kern des rituals:
im kollektiven absingen manifestiert sich gerade die zivilistische masse
als: staats-volk.
im chor der freiwilligen staats-befangenen wird die mitgliedschaft
in dieser macht-organisation/-ordnung bekräftigt
und zu einem öffentlichen bekenntnis, einem gesungenen treue-eid,
ein alle-umfassendes streben legitimiert.
man geht quasi in die knie vor diesem geßler-hut.
ramelow u.a. plädieren nur für eine aktualisierte hut-mode.
>>...ramelow u.a. plädieren nur für eine aktualisierte hut-mode.<<
Die dann auch wieder fast niemand auswendig runtersingen könnte :-)
lieber von "the scorpions"
"In Trance" ist schön und passt auch irgendwie.
Aber das könnte Ihnen so passen, dass auch bei unserer Hymne demnächst jemand um die Ecke schlinzt, einem am Ärmel zupft und fragt: "Wärr chats erfunden?" ;-)
Die Schweizer Hymne ist auf fade, die kann man in die neue gleich inkludieren..
Mit Erlaubnis des Autors möchte ich hier diesen Leserbrief posten: Sehr geehrter Herr Angele, Ihren Kommentar zur Nationalhymne kann man nur ablehnen. Er ist inhaltlich falsch und wenig durchdacht. Letztendlich sagt er wenig über die Hymne. Nur über Ihre Einstellung zu unserer Hymne und unserem Land sagt er viel. Gleiches kann man über Bodo Ramelow sagen. Deshalb füge ich eine Email, die ich an Ihn schrieb, diesen Zeilen an. Die Email verstehen Sie bitte als inhaltliche Antwort auf Ihren traurigen Kommentar. „Sehr geehrter Herr Ramelow, eine Änderung der Nationalhymne lehne ich entschieden ab. Ihren Wunsch begründen Sie mit zwei Ereignissen bzw. Beobachtungen. Zum einen können Sie die Nazimärsche nicht ausblenden. Das gehört jedoch zu unserer Geschichte dazu und ist Mahnung für uns alle. Die Hymne trifft hier keine Schuld. Schauen Sie sich den Text der französischen Hymne an. Ist dieser überhaupt noch zeitgemäß? Wenn in Frankreich eine Person den Vorschlag unterbreiten würde, die Marseillaise zu ändern, könnte diese Person sofort das Land verlassen und müsste sich auf ihren Geisteszustand untersuchen lassen. Auch die französische Hymne hat Bezugspunkte zu sehr negativen Ereignissen der französischen Geschichte. Denken Sie hierbei nur an den Kriegstreiber Napoleon, der ganz Europa fast 20 Jahre lang verwüstete. Weiterhin sehen Sie bei den Ostdeutschen ein Identitätsproblem mit dem Text unserer Hymne. Dem muss ich entschieden widersprechen. Vielleicht sehen Sie dies innerhalb Ihrer „Blase“. Die Linken und auch die Grünen können wenig mit der Bundesrepublik oder Deutschland an sich anfangen. Dies jedoch auf die gesamte Bevölkerung hochzurechnen, ist absurd und falsch. Ich bin 1973 in Karl-Marx-Stadt geboren. Den Text unserer Hymne konnte ich schon im Kindesalter. Die DDR-Hymne war für die Mehrheit der DDR-Bürger nie ein Bezugspunkt. Man orientierte sich immer an der Bundesrepublik. Der Text unserer Hymne bzw. des Deutschlandliedes ist auch 178 Jahre nach seiner Entstehung noch sehr lebendig und inhaltsreich. Die Melodie hat im Gegensatz zu Marseillaise tatsächlich Hymnencharakter. Dazu ist sie historisch mit unserer Geschichte tief verwachsen. Welche Hymne dieser Welt ist zum einen so alt und so bedeutsam. Da gibt es nicht sehr viele! Schlussendlich wurde die Hymne immer wieder kritisiert – in allen Zeiten und von Personen unterschiedlichster politischer Couleur. Allein dieser Aspekt zeigt, wie gut und wertvoll diese Hymne ist. Vielmehr glaube ich, dass Sie persönlich ein Identitätsproblem haben, weniger mit der Hymne als vielmehr mit Deutschland an sich. Das ist sehr traurig. Für Ihr eigenes Problem jetzt Ostdeutsche vorzuschieben, um es zu lösen, ist erbärmlich. Sie lösen Ihr Problem auch nicht mit einer Hymnenänderung.“ Mit freundlichen GrüßenKai Hähner
"... Identitätsproblem ..."
Oh oh, ich höre schon den Gewehrdonner.
Respekt und Hochachtung,Herr Angele! Zeugt von Grösse, dass Sie uns diese auch an Sie gerichtete Replik/Kritik zugänglich machen.
Also ich hatte da eher so einen humoristischen Grundton rausgehört!?
auch, aber nicht nur. ich wollte ein völlig anderes, mir fremd gewordenes denken dokumentieren. für mich sind hymnen wirklich etwas, was ich vor fußballspielen konsumiere, teil einer eventkultur, für diesen leser offenbar nicht. herr ramelow wiederum ist politiker und die haben eh ihre eigenen gründe, wenn sie so etwas fordern. dennoch, mit ramelow in einem atemzug genannt zu werden, fand ich ganz cool eigentlich
Kai Hähner. Altfriesischer Vorname, der "Kämpfer" bedeutet. Der muss ja so reden. Mich haben die Vorfahren (im realen Leben) mit einem hebräischen Vornamen benannt. Durch die Benennung wird der Mensch zur Person. Ich zu einer, die nie, nie, nie eine Hymne mitgesungen hat und geschweige denn mitsingen wird. Eine nordische schon erst gar nicht.
Nein, auch die DDR-Hymne habe ich nie gesungen, nichtmal singen müssen. Denn sie wurde ab 1968 nach Einführung einer neuen Verfassung, die das Anstreben eines "einig Vaterland" nicht mehr enthielt, nur noch als Instrumental getrötet.
Alle Nationalhymnen von allen Staaten sollten umgeschrieben werden, finde ich....... :-)
"Welche Ergriffenheit aber, wenn die Deutschen gegen ein x-beliebiges südamerikanisches Land oder gegen eine Mannschaft aus dem Balkan spielen sowie natürlich gegen Frankreich. Man weint still und leise vor dem Fernseher mit oder steht zumindest kurz davor [...]"
"Man" weint, weil all die anderen Hymnen so toll sind und die deutsche nicht? Ich weiß immer noch nicht, ob ich die Sätze richtig verstehe.
Naja, mit der Hymne stimmt aber eigentlich auch gar nichts:
Die Melodie entstammt einer kroatischen Volksmelodie, die dann ein österreichischer Komponist in ein Streichquartett komponierte, woraus dann wiederum eine Hymne auf einen k.u.k.-Kaiser wurde. Dann wurde diese zum "Lied der Deutschen" mit dem nationalistischen Ton der 1840er Jahre in den deutschen Landen. Nach den Nazigreueln konnten die (West-)Deutschen dann nicht mehr "Deutschland, Deutschland über alles" singen, wollten aber nicht auf alles verzichten und standen so nur noch halb zum Poem des Hoffman von Fallersleben. Also alles ein bisschen krumm und nur halbgar.
Der feierliche Ton, in dem sie gesungen wird, ist recht schnarchig und einigermaßen dozierend. Aber das ist schon irgendwie deutsch.
Aber freilich sind Nationalhymnen, nomen est omen, nationalistischer Kitsch. In unserer heutigen Welt zudem Anachronismen. Dass ausgerechnet ein Linken-Politiker über eine Neufassung der Nationalhymne meint, laut nachdenken zu müssen, macht schon stutzig.
Nach Spielende standen die Männer mit den Biergläsern auf und sangen: „Deutschland, Deutschland über alles …“ Ich war im Sommer 1954 9 Jahre alt und verstand den Gesang in der Kneipe des Nachbardorfs nicht, aber ich freute mich bei Kaugummi und Brause , dass wir Weltmeister geworden waren.
35 Jahre später hörte ich ziemlich fassungslos, wie Kohl, Brandt und Momper in Berlin das Deutschland-Lied („Einigkeit und Recht und Freiheit…“) sangen, und fand, dass der brüchige Gesang der alten Männer eher komisch war und meine Sorgen vor dem Erwachen des deutschen Nationalismus zerstreuen konnte..
Zwischen 1954 und 1989 habe ich unsere Hymne nicht gehört und in den nächsten Jahrzehnten, als sie wieder häufiger öffentlich zelebriert wurde, nie mitgesungen. Auch eine neue, andere Hymne und ihre öffentliche Inszenierung fände ich eher befremdlich. Ich sitze lieber zuhause und höre, wie gerade jetzt, bei BR-Klassik die 5.Symphonie von Mahler.
Die Melodie entstammt einer kroatischen Volksmelodie, die dann ein österreichischer Komponist in ein Streichquartett komponierte, woraus dann wiederum eine Hymne auf einen k.u.k.-Kaiser wurde
Das ist ja interessant. Wusste ich nicht.
Aber bei der DDR-Hymne verweisen sie ja auch immer auf "Goodbye Johnny".
Ich bin ja sehr für Hymnen, Oden, Märsche und Fanfaren. Pathos, Ethos, Ymnos und "Witzos" eingeschlossen, Herr Angele.
Vielleicht müsste man es mit Stockhausen angehen. Der kumulierte die Nationalhymnen, nach Bedarf jederzeit erweiterbar, wie einst das Wissen um Kontinente, in Regionen.
Sein "Hymnen"- Opus, Nr. 22, aus den Sechzigern des schon verblassenden 20. Jahrhunderts, wäre allerdings etwas zu lang, obwohl es gerecht, offen und variabel gestaltet ist.
Um das Pathos für die ganze Welt aufzubringen, wird es, auch dieser Kommentarfaden erweist es, wohl noch ein wenig dauern, wie mit einer Weltformel.
Wie immer, geht es um Flaggen, nationale Gesten und Hymnen, gibt die Frage um Sinn, Unsinn oder Übersinn der Hymnen auch jeder Gemeinheit Gelegenheit, sich lautstark, um bestimmt nicht zu sagen "hymnisch", zu Wort zu melden. Ich gehe getrost davon aus, dass die meiste Kritik daran, wie man überhaupt noch über Hymnen, speziell unsere nationale, diskutieren könne, von Grölern, Grummlern, Brüllern und Brummern stammt.
Ganz bescheiden wollte ich noch anmerken, dass die Marseillaise, entgegen der Vermutung Kai Hähners, weder bei Kaiser Napoleon I, noch bei den restaurierten Königen gelitten war. Sie gehört den Franzosen der Revolution und der Republik, der Commune und besonders den Sozialisten, als sie noch "multikulti" und international waren, bevor sie sich erstritten, was Grillparzer bündig umschrieb: "Der Weg der neuern Bildung geht, von Humanität, durch Nationalität, zur Bestialität."
Ich persönlich, wäre mit Hanns Eislers und Bertolt Brechts "Kinderhymne" zufrieden. Sie müsste nur ganz wenig angepasst werden und hätte den Vorteil, tatsächlich eine Quintessenz des Neuanfangs, nach dem Zweiten Weltkrieg abzubilden. Das Pathos dieser Hymne wäre allerdings zu friedlich, zu bescheiden, für unsere erregten Zeiten.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Viele Nationalhymnen sind sich ja durchaus ähnlich. Z.B. könnte man den Text des Deutschlandliedes ohne weiteres zur Melodie der bayerischen Nationalhymne "Gott mit dir du Land der Bayern" singen. Dann wäre zumindest die Melodie schon ein wenig flotter.
Oder wenn sich Herr Ramelow beim Deutschlandlied unwohl fühlt: Man kann den Text auch eins zu eins nach der Melodie der DDR Hymne "Auferstanden aus Ruinen" singen. Das bedeutet umgekehrt natürlich auch, dass man den DDR Text sehr gut zur Melodie der deutschen Nationalhymne schmettern kann. Wenn Herr Ramelow also in eine Situation kommt, wo öffentlich das Deutschlandlied erschallt, kann er einfach dazu den Text "Auferstanden aus Ruinen" singen. Das wird bei dem Lärm niemandem auffallen. Ich glaube, die chilenische Militärkapelle hat mal beim Besuch von Bundespräsident Gauck die DDR Hymne gespielt und Gauck hat dazu den Text der dritten Strophe des Deutschlandlieds gesungen.
Auch die Melodie der mexikanischen Nationalhymne "Mexicanos al grito di guerra" passt ganz gut zum Text der deutschen Hymne. Klingt dann halt sehr militärisch: "Einigkeit und Recht uuuund Fraaaiheit für das deutsche Vaterlaaand".
Deutsche Salafisten finden vielleicht Gefallen daran, den Text des Deutschlandliedes nach der Melodie der saudiarabischen Nationalhymne "Strebe nach Ruhm und Vorherrschaft" zu singen. Da läßt sich dann an der passenden Stelle ein original "alahu akbar" einstreuen.
Ganz hart gesottene deutsche Bolschewisten können den Text des Deutschlandliedes auch zur Melodie der Nationalhymne der Sowjetunion "Die unzerbrechliche Union der freien Republiken vereinigte für die Ewigkeit die Rus" singen. Klingt dann allerdings noch einschläfernder als das Deutschlandlied.
Wer es noch langsamer und getragener haben möchte, der kann den Text des Deutschlandliedes zur Melodie der ungarischen Nationalhymne "Herr segne den Ungarn" probieren. Oder doch besser zur Melodie der griechischen "Hymne an die Freiheit"?
Deutschland und Frankreich üben ja schon eine Weile den engen politischen Schulterschluss. Warum also singen wir nicht den Text unserer Nationalhymne zur Melodie der Marseillaise? Klingt halt ein wenig militärisch und abgehackt: "Einigkeit und Recht und Frahaiheit für das Deutscheee Vaterland".
Dann vielleicht doch besser gleich den Text der deutschen Nationalhymne zur Melodie der Europahymne "Ode an die Freude"? Oder noch besser: "Freude schöner Götterfunke" wird überhaupt die neue deutsche Nationalhymne. Text von Friedrich von Schiller, Melodie von Ludwig van Beethoven: deutscher gehts doch nimmer!
Sie glauben es nicht? Na dann viel Spaß beim Singen! Wer die verschiedenen Melodien nicht parat hat, wird auf Youtube fündig.
«Aber bei der DDR-Hymne verweisen Sie ja auch immer auf Godbye Johnny»
"Good bye Johnny, Good bye Johnny! Warst mein bester Freund. Eines Tages, eines Tages, mag's im Himmel sein, mag's beim Teufel sein, sind wir wieder vereint." Kruder, der in Eislers DDR-Hymne sein geistiges Eigentum erkannte, klagte sich nach dem Krieg durch die Instanzen, trug seinen Fall sogar bei der Urheberrechtskommission der UNO vor - ohne Erfolg.
In den Siebzigern bekam er dann trotzdem Genugtuung - und zwar ausgerechnet in der DDR. Während einer Tournee durch den Arbeiter - und Bauernstaat, als die DDR-Hymne nicht mehr gesungen, sondern nur noch intoniert wurde, stimmte Kreuders Orchester eines Abends "Good bye Johnny" an - und das Publikum erhob sich von den Sitzen. Die ersten zehn Töne der Nationalhymne und des Schlagers sind identisch.»
Quelle:
https://www.spiegel.de/kultur/literatur/deutsche-nationalhymne-die-bloedsinnigste-parole-der-welt-a-422419.html
Eine Hymne? Ja klar:
Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
die stets man noch zum Hungern zwingt!
Das Recht wie Glut im Kraterherde
nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
Reinen Tisch macht mit dem Bedränger!
Heer der Sklaven, wache auf!
Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger
Alles zu werden, strömt zuhauf!
| : Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. : |
Es rettet uns kein höh’res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun
Uns aus dem Elend zu erlösen
können wir nur selber tun!
Leeres Wort: des Armen Rechte,
Leeres Wort: des Reichen Pflicht!
Unmündig nennt man uns und Knechte,
duldet die Schmach nun länger nicht!
|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. : |
In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute,
wir sind die stärkste der Partei’n
Die Müßiggänger schiebt beiseite!
Diese Welt muss unser sein;
Unser Blut sei nicht mehr der Raben,
Nicht der mächt’gen Geier Fraß!
Erst wenn wir sie vertrieben haben
dann scheint die Sonn’ ohn’ Unterlass!
| : Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. : |
Ich muss aber gestehen: Anfang der 60er zog ich eine Goebbelsschnauze aus dem Sperrmüll und stellte fest, dass man mit sorgfältig angezogener Rückkopplung nach Sonnenuntergang Radio Moskau hören konnte. (Es gab eine deutsch-sprachige Sendung) Die Melodie der sowjetischen Hymne ist mir seitdem nie wieder aus dem Kopf gegangen, bis heute. Musikalisch gesehen ganz klar besser als die Internationale.
Auch die slowenischen Laibach haben vor Jahren den Nationalhymnen ein Album gewidmet. Darauf freilich auch eine Interpretation der deutschen Hymne. Das Cover zeigt Schafe im Aquarellton, worauf der Plattentitel „Volk“ prangt. Schöne ironische Doppelbedeutung, da sich „Volk“ auch slowenisch (oder auch russisch) für „Wolf“ lesen lässt.
"Auferstanden aus Ruinen" auf Haydns Melodie? Kann man machen, wäre musikalisch aber sehr mäßig bis schlecht. “Auf-erstan-den-ausRu-ihinen“ ...
Falls das heißen soll, dass man sich eine Hymne nicht schreibt/ gibt, als Land und überhaupt, sondern dass sie zu einem/ über einen kommt, metaphorischerweise, wie zurück über die östlichen Lande der heutigen Bundesrepublik und/ oder über mich, Fritz Fischer aus NRW, der ich sie mir übrigens auch nicht aussuchen konnte, dann stimme ich zu.
Einigkeit, Recht, Freiheit, Gemeinsamkeit (alle streben), Zusammenhalt (brüderlich), Ganzheitlichkeit (Herz und Hand), Leben-digkeit (Blüh) und Glück sind die schlechtesten Dinge m.M.n. jedenfalls nicht. Glanz (und Gloria; nicht explizit genannt) sind nationales Pathos, klar. Blühen auch, wenn es mit Habsucht und Größenwahn verwechselt wird. Doch ein Blick in Mutter Natur verrät, dass "Blühen" die Geschichte von Aufstieg und Fall ist, zyklisch, immer und immer wieder.
Ich kann LINKEN und Linken nur dringend raten, sehr dringend sogar, die Finger von Grundgesetz und Hymne zu lassen. Woher kommt die irre Idee, beides ließe sich ausgerechnet in diesen Tagen zum (von uns aus gesehen) Besseren umtexten? Das würde mich mal brennend interessieren. Brandgefährlich.
Sähe ich etwas anderes, empföhl ich indes, schnellstens die Rechte am ollen Wild Arms Main Theme zu erwerben zu versuchen, als Deutschland. Oder an Hans Zimmers Injection. Oder an Adiemus. Oder an 1, 2, 3. Hauptsache das Opus wird basisdemokratisch in einem kreativen Prozess ausverhandelt, wie Sister von Sisters - oder noch einvernehmlicher. #zwinker #mahn
Auch interessant - wusste ich noch nicht.
Solche Ähnlichkeiten entstehen durchaus auch zufällig oder unterbewusst. Manchmal sitze ich am Klavier, klimpere was und meine, oh, schönes Motiv oder Thema. Und nach einem Moment: Aber gibt es das nicht schon, woher kenne ich das nur? Manchmal komme ich dann ernüchtert drauf, woher ich es kenne.
"für mich sind hymnen wirklich etwas, was ich vor fußballspielen konsumiere, teil einer eventkultur"
Geht mir auch so, außer vor Sportereignissen höre ich die ebenfalls nicht. Rein musikalisch finde ich die russische schön.
Ich finde die deutsche aber nicht problematisch, verspüre eine geringgradige emotionale Bindung, die aber vielleicht auch mit dem jeweiligen Sportereignis zusammen hängt.
Etwas in dieser Art...
*
Da wäre es doch gut, wenn die Kicker*innen vor dem Anpfiff - und vielleicht nach dem Schlusspfiff - auch so ein Tänzchen hinlegen würden. Zuweilen versuchen sie es ja schon während des Spiels, wenn sie ein Tor geschossen haben, leider mit mäßigem Erfolg. Man sollte es wirklich kultivieren.
Wir stellen fest: einerseits täglich um 23 Uhr 57 im Deutschlandfunk – hier zusammen mit dem Europalied.
*
Gut, dass Sie das erwähnen. Als treuer Hörer des Deutschlandfunks, muss ich vor den ersten Takten immer das Radio ausschalten. Wenn einem diese Hymnen jeden Tag aufgenötigt werden, kann man sie irgendwann nicht mehr hören und schaltet ab, was "echt" kontraproduktiv ist.
tja, das empowerment der un-mündigen,
unter umgehung von tribunen!
davon ist ein lied zu singen!
Das Schöne an der Kinderhymne ist, dass man sie im Chor mitsingen muss, sonst wird's nichts:
https://www.youtube.com/watch?v=b2PifntKRBY
Aber Brecht geht natürlich gar nicht. Wo kämen wir denn da hin?
Ja, das bringen die Laibach- Musiker schon lange fertig. Sie spielen gekonnt mit Doppeldeutigkeiten, Miauxx.
Das Volk kann manches Mal zur Bestie werden, dem Wolf gelingt das kaum.
Sicher haben alle Laibach- Künstler auch noch ihren Neue Slowenische Kunst (NSK)- "Weltbürgerpass" in der Tasche, den es auf der 2017er Bienale in Venedig gab. Es soll Menschen gelungen sein, mit diesem Dokument unüberwindliche Grenzen zu überschreiten.
Ich wäre ja schon einmal froh, wenn überall in Europa die "Europahymne", neben der Nationalhymne, gespielt würde und das Bewusstsein sich wieder stärker ausbreitete, wie gut es ist, einen europäischen Pass zu besitzen.
Ljubljana ist damit eine geliebte und offene europäische Stadt.
Schönes Wochenende
Christoph Leusch
"Eine Hymne für die Eventkultur der Zukunft."
Wer den Pathos vermisst, kann sich die Leerstelle immer noch in den Kirchen füllen lassen und wer es gerne formaler hat, beim Militär stramm stehen.
Ansonsten bediene man sich nicht in der Klassik, sondern suche eine Melodie aus den Pop-Songs, die einfach zum mit singen animieren und schreibe dafür einen schmissigen Text.
Ein paar Beispiele:
1. Bob Marley: No Woman no Cry
2. Elton John: Candle in the Wind
3. Wolfgang Petry: Wahnsinn
4. Die Ärzte: Junge
50 deutsche Klassiker zur Auswahl.
Die Rechte werden wohl bezahlbar sein und können aus dem Budget von Ursula von der Leyen genommen werden.
Und warum überhaupt nur eine Hymne? Anlass bezogen könnten es auch mehrere sein.
Sehr taschentuchverdächtig, Balsamico. In einem kräftigen und erwachsenen Bass, Bariton, Alt,..., passte das aber auch.
Eine demokratische Hymne sollte von allen gesungen werden können, wenn sie denn wollen, und sie muss eben auch manche Brummer, Summer vertragen. Damit hätte des seligen Eislers Hymne keine Probleme.
Anmut sparet nicht (da müssen so manche Fans und Ballartisten noch üben) noch Mühe (das können se)....Leidenschaft und Verstand, sind Klassikertugenden, nicht nur beim Rasenballsport, usw.
Wenn es also Bürger Beethoven und Bürger Schiller bis nach Paris, Strasbourg und Bruxelles/Brussel schaffen konnten und Brecht, wenn wir ehrlich sind und ein wenig stolz, wie die beiden, Goethe, Alexander von Humboldt, die Manns und Anna Seghers,..., fast um die ganze Welt, dann kommt einst auch eine neue Hymne aus Deutschland.
Zudem bleibt ja noch die Jahrtausendaufgabe, der UN endlich zu einer offiziellen Hymne zu verhelfen. Inoffiziell spielte da Pau Casals und textete Wystan Hugh Auden. - Genug Aufgaben stehen also an, produziert die Geschichte gratis, auch für neue Hymnen- Dichter und -Komponisten.
Viel Spaß und Freude am Wochenende
Christoph Leusch
Vielleicht wäre auch der frühere deutsche Schlager: " Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt,wir steigern das Bruttosozialprodukt" ein guter Vorschlag für eine neue Nationalhymne
Das gibt doch den deutschen Arbeitsethos primawieder und würde hierzulande sicher bei breiten Massen mit freudiger Zustimmung aufgenommen werden. Ausserdem wäre das im internationalen Wettbewerb eine klare Ansage!
https://m.youtube.com/watch?v=uBm0RqNl6CI
Ja komm, dann gleich was richtig Deutsches.
>>Ich kann LINKEN und Linken nur dringend raten, sehr dringend sogar, die Finger von Grundgesetz und Hymne zu lassen.
Woher kommt die irre Idee, beides ließe sich ausgerechnet in diesen Tagen zum (von uns aus gesehen) Besseren umtexten?<<
Wer will denn das GG wie umtexten?
>>Vielleicht wäre auch der frühere deutsche Schlager: " Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt,wir steigern das Bruttosozialprodukt" ein guter Vorschlag für eine neue Nationalhymne...<<
Zumal ja auch im Namen der Band, die das damals sang, ein gewisser Realismus zu erkennen ist.
Ganz genau! Danke für Dein Verständnis! ;)
Das war in den Debatten, die es schon in den 1990er Jahren mal gab, der große Favorit. Aber musikalisch ist der schwer zu singen. Ziemliche Tonsprünge sind da zu überwinden. Ansonsten finde ich auch, dass das ein so schönes Lied ist.
Unverstanden auf Ruinen. :-))
"Durch die Benennung wird der Mensch zur Person. Ich zu einer, die nie, nie, nie eine Hymne mitgesungen hat [...]"
Wegen des hebräischen Vornamens ...?
Michael Kühnen hatte auch einen hebräischen Vornamen ... Ich glaube, ich würde an Deiner These zweifeln.
Stimmt. Hab mal wieder einen ironischen bis sarkastischen Ton angeschlagen. Außer dass ich mit Hymnen welcher Art auch immer, vor allem aber Nationalhymnen nichts anfangen kann, ist kaum was in dem Kommentar wörtlich zu verstehen. :-)
Ja, das kenne ich auch.
Die Aussage „(National-)Hymnen sind doof“ ist verständlich, aber nicht genug durchdacht. Denn auch wenn wir – glücklicherweise – nicht mehr in heroischen Zeiten leben, wäre der gänzliche Verzicht auf Hymnisches doch eine Verarmung. Und die Kritik am Atavismus der Nationalhymnen mutet komisch an, wenn man den atavistischen Wettkampf von Nationalmannschaften begrüßt.
Daher, schließlich soll die Welt am deutschen Wesen genesen, schlage ist nach der erfolgreichen Installierung der Beethovenschen Europahymne als deutsche Nationalhymne die ersten zwei Takte der V. vor, nach vier Tönen als deutsch erkennbar (auf der ganzen Welt), ein unmißverständliches Versprechen und eine ebensolche Drohung, kurz, aber hymnisch und wunderschön.
Furchteinflößend. Vielleicht lieber Komm zur Elbe?
"Wer will denn das GG wie umtexten?"
Ich. Aber nur Artikel 3 Absatz 3 etwas erweitern.
Naja, ich höre nicht selten, im GG stündt, nach Wiedervereinigung möge D sich eine neue Verfassung geben. Wenn das gefordert wird, verstehe ich immer, dass alles umgeschrieben werden soll. Aber das liegt vielleicht an mir.
Schon interessant, wie sich so mancher Forist hier outet. Die Nationalhymne nur mitgemurmelt oder gar nur zugehört. Kleine Revolutzer eben. Oder ganz nach dem Spruch: "Wo man singt, da laß dich ruhig nieder. Böse Menschen mögen keine Lieder".
Schon interessant, wie sich so mancher Forist hier outet. Die Nationalhymne nur mitgemurmelt oder gar nur zugehört. Kleine Revolutzer eben. Oder ganz nach dem Spruch: "Wo man singt, da laß dich ruhig nieder. Böse Menschen mögen keine Lieder".
Schon interessant, wie sich so mancher Forist hier outet. Die Nationalhymne nur mitgemurmelt oder gar nur zugehört. Kleine Revolutzer eben. Oder ganz nach dem Spruch: "Wo man singt, da laß dich ruhig nieder. Böse Menschen mögen keine Lieder".
Schon interessant, wie sich so mancher Forist hier outet. Die Nationalhymne nur mitgemurmelt oder gar nur zugehört. Kleine Revolutzer eben. Oder ganz nach dem Spruch: "Wo man singt, da laß dich ruhig nieder. Böse Menschen mögen keine Lieder".
>>Naja, ich höre nicht selten, im GG stündt, nach Wiedervereinigung möge D sich eine neue Verfassung geben. Wenn das gefordert wird, verstehe ich immer, dass alles umgeschrieben werden soll.<<
Die vom Volk beschlossene Verfassung wurde 1992 durch Umtextung des Artikel 146 auf den St.-Nimmerleinstag verschoben.
>>Die Nationalhymne nur mitgemurmelt oder gar nur zugehört.<<
Oder nicht mal hingehört, sondern währenddessen an die akute Mieterhöhung gedacht. Die Schande der Nation.
Vielleicht sollte mal jemand bei "DSDS" mit der Hymne auftreten, da andere Abhilfe nicht möglich ist.
Mieterhöhung sind kein Kriterium für (National)-Staaten mit oder ohne (National) - Hymne. Mir ging es um die kleinen Revolutzer, deren Nicht-mit-singen soviel bedeutet, wie der Tritt gegen das Tischbein während des Telefonat mit dem/der Chef/in. Aber man kann sich einbilden, dem Staat oder dem/der Chef/in es mal richtig gegeben zu haben.
Statt "Mieterhöhung"* hätte ich auch "Abendessen" oder "Ölwechsel" schreiben können. Man kennt den Text nicht auswendig und die Melodie ist halt wirklich einschläfernd.
Mir ist es noch nie passiert, dass ich mal das "Deutschlandlied" hätte singen sollen, nur einmal mit der bayerischen Hymne. In irgend so einer Situation, in die man mal hineingerät. Die Leute um mich herum bewegten teils lautlos den Mund oder summten ein bisserl mit zum Lied, das aus den Lautsprechern erscholl. Keine Revoluzzer, eher schon Lampenputzer. Übigens auch eine sehr sedierende Melodie.**
*Geht einem halt oft im Kopf herum, und Manchen öfter als Abendessen oder Ölwechsel. Umgekehrt fällt einem doch nie bei egal welchem Thema die Nationalhymne ein oder?
---
**Warum ich das besser im Kopf behalte und spontan mitsingen kann könnte eventuell einen ziemlich einfachen Grund haben, oder?
bayern
Ansonsten:
Das Lied der Partei
Das fiel mir auch ein... "Meine Liebe kann ich dir nicht geben!"
Zur Internationale gibt es ja eine kuriose Volte, weil Anfang der Siebzigerjahre der "ausgewiesene Anhänger der kapitalistischen freien Marktwirtschaft" Hans R. Beierlein, wohl am bekanntesten geworden als Manager von Udo Jürgens, sich fragte, wie es sich mit den Rechten an dem Lied verhält. Er wurde fündig bei einem kleinen Verlag in Paris und sicherte sich die Verlagsrechte für die Bundesrepublik und wenig später auch für die DDR, die brav zahlte für Musik (1888 vom Belgier Pierre Degeyter komponiert) und auch den deutschen Text von Emil Luckhardt von 1910, an dessen Tantiemenausschüttungen fortan der Sohn des Textdichters teilhatte. Laut der Firma montana von Beierlein zahlten alle sozialistischen Staaten pünktlich, bis auf Nordkorea und Kuba.
Sowohl Musik wie auch Text sind aber seit vielen Jahren gemeinfrei, können also gefahr- und kostenlos geschmettert oder als Karaokenummer auf dem Spielfeld geschauspielert werden. Das könnte doch den DFB interessieren...
Danke Herr Angele,
Ihr Link zum non-sense song hat mich zu einigen Chaplin- und Keaton- filmchen bei you-tube ge(ver)führt: 15 min richtich Spassss. Die Hymne geht mir am A... vorbei, aber dafür hat sich der Artikel gelohnt.
>>Laut der Firma montana von Beierlein zahlten alle sozialistischen Staaten pünktlich, bis auf Nordkorea und Kuba.<<
Tja, zwei haben wohl den Kapitalismus nicht verstanden ;-)
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>>Das könnte doch den DFB interessieren...<<
Ob das dem Fussballgeschäft nützen würde?
Es ist enorm wichtig, einen so exponierten und bestens vernetzten Historiker, gar CDU-Schattenkabinetts- Politiker, wenn auch nur im Rüben- und Rebenland, ausführlich zu befragen, Herr Angele.
Professor Rödder steht für eine mittlere Generation bürgerlicher Konservativer, die jüngste stellen dann Typen wie der Herr Amthor oder Herr Ziemiak, die als einzige, bleibt sie politisch aktiv, das gesellschaftliche Geschehen maßgeblich mitbestimmen kann. Bei Gelegenheit und in der Not, mit einem rechten Partner, mit Liberalen, mit Grünen, mit dem Rest der Sozialdemokratie. Eigentlich mit jedem, außer eben der Linken.
Zerfallen und zerstreiten sich auch alle anderen politischen Kräfte, einschließlich der, recht gleichmäßig und recht undifferenziert vom Mainzer Historiker gehassten Linken und Rechten, werden diese schnell mürbe in der Verantwortung, wie regelmäßig die Grünen und im Ausnahmefall die Linke, halten die Konservativen, die sich zu Recht als Mitte der Gesellschaft empfinden, locker durch.
Gegen das utopische und projektive Denken, steht eben das institutionelle und personelle Beharrungsvermögen des Strukturkonservatismus, der sich in allen Gesellschaften Europas durchgesetzt hat und neuerdings allenfalls von den Rechten um entscheidende Wählerstimmen gebracht werden kann.
Auch mit einer Wahl-Wertschätzung um die 30%, reicht deren Beharrlichkeit zukünftig immer aus, meinungsführend und politisch entscheidend zu sein.
Scherzhaft könnte man schreiben, dass Andreas Rödder der derzeit angesagte Historiker dieses deutschen Strukturkonservatismus ist. Ein "Lord Salisbury", der um seine splendide Unangreifbarkeit weiß, weil sein Denken den Kern der Wünsche der situierten Mitte in Deutschland abbildet.
Allerdings sind die sympathisch auftretenden VertreterInnen dieses Neokonservativimus deutscher Provenienz durchaus nicht zimperlich. Immer noch zu viel Sozialstaat, Merz, hier Rödder: "Das ist durchaus etwas anderes als das, was wir weithin mit sozialstaatlicher Interventionspolitik erleben.", darf als Floskel, immer neu ausformuliert, in keinem ihrer Statements fehlen, wie eben auch die gebetsmühlenhafte Betonung der Subsidiarität (Hilfe zur Selbsthilfe), statt der Solidarität (Hilfe bei Bedürftigkeit).
Ihre Nachfrage zum Mitläufertum (Bei vielen war es ein wenig mehr, z.B. bei Hans Freyer, dem Mentor Schelskys) der bekannten Autoren, auf die nun seit mehr als 60 Jahren immer wieder von Konservativen als Quellborn ihres Denkens rekurriert wird, traf schon einen Nerv.
Was nun "Le Waldsterben" angeht, so gilt, dass bis heute in den Wäldern Deutschlands und seiner Nachbarn, auch in der Schweiz, häufig gekalkt werden muss, um die Bodenversauerung aufzuhalten. Mittlerweile droht eine neue Gefahr, aus dem stark erhöhten Stickstoffeintrag.
Und vom menschengemachten Klimawandel, durch die Verbrennung der fossilen Energieträger, den Schellnhuber und Co. lange schon, aber Swante Arrhenius und John Tyndall schon vor mehr als 100 Jahren vorhersahen, ganz ohne Supercomputer und polemischem Lobbyverdacht, braucht es auch nur noch zwei, drei weitere Trockenjahre, wie das vergangene 2018er. Dann wird getrost wieder vom großflächigen Waldsterben oder Abholzen, vom Wassermangel und Ernteausfall zu reden sein (Um die Welt müssen wir dazu gar nicht erst reisen).
Beim letzten und besten, trockenen Riesling aus Rheinland- Pfalz, lässt sich das vielleicht noch zwei, drei Dezennien aushalten und erst die Lebensspanne der Töchter des Historikers, dürfte stärker vom, zunächst einmal unaufhaltbaren, Klimawandel beeinträchtigt sein.
Was nun Moral oder Haltung angeht, so ist es das ureigentlich populistischste Argument par excellence der Rechten und Konservativen, auf moralische Standards, bei Gelegenheit, bei Bedarf, mit Verweis auf die Anderen, auf Notgründe, denn man lebe ja seit biblischen Zeiten in einem "Den of thieves", zu verzichten.
Ich bin der Meinung, unsere Gesellschaften leiden nicht an einer, vielleicht auch noch linken Hypermoral, sondern an der Abwesenheit von Moral und Anstand, gerade bei jenen, die so gepflegt in Öffentlichkeiten auftreten. Die "robuste Zivilität" ist deshalb auch politisch und ökonomisch so erfolgreich. Man kann zugleich den Frieden predigen und Waffen verkaufen. Man kann sich "stärker" gegen Umweltzerstörung aussprechen, ohne aber am aufwendigen Lebensstil und an den Wirtschafts- und Konsumbedingungen auch nur ein Jota zu ändern.
Ich kann nicht auf jede Bemerkung eingehen. Der konservative Intellektuelle Rödder funkelt, durchaus mit den altbekannten Klunkern. Als Politiker in spe oder in pectore, weiß er auch von der ewigen Widerholung Gebrauch zu machen, vergleicht man nun dieses Interview mit im Web zugänglichen Quellen.
Beste Grüße und Gratulation zum Wiener Walzer, um den Newspaper Award
Christoph Leusch
Der Kommentar sollte wahrscheinlich hier
https://www.freitag.de/autoren/michael-angele/gegen-all-diese-moralisierung
landen, vermute ich mal - war beim Lesen zunächst etwas irritiert ;) ...
So ist es. Ich habe den Kommentar einfach nochmals, nun zum passenden Artikel, eingestellt.
Danke. Es wäre mir zu spät aufgefallen.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Eine Hymne als Intelligenztest ist doch ganz OK (und jetzt bitte nochmal die DRITTE Strophe).
Alternativ: der Integrationssong ("er sah es aber ein und ging").
https://www.youtube.com/watch?v=Yw5F8Noxgu4
Ein Lied, das deutsche Urängste verständnisvoll aufnimmt ...