Grüße aus dem inneren Ausland

Interview Wir dulden nichts Fremdes mehr. Aber nur wer die Fremdheit kennt, kann gut zu den anderen sein, sagt der Ethnopsychoanalytiker Hans-Jürgen Heinrichs
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„Willkommenskultur – das ist wie das Aufblitzen eines humanitären Funkens, einer aufflackernden Vorstellung menschlicher Würde und Nähe“
„Willkommenskultur – das ist wie das Aufblitzen eines humanitären Funkens, einer aufflackernden Vorstellung menschlicher Würde und Nähe“

Foto: Imago images/Müller-Stauffenberg

der Freitag: Lieber Hans-Jürgen Heinrichs, wie sähe eine Kunst ohne die Erfahrung von Fremdheit aus?

Hans-Jürgen Heinrichs: Sie wäre nicht mehr als Kunst erkennbar.

Und wie sähe die Liebe aus?

Niemand würde sich verlieben und sich dem Geheimnis der Liebe gegenüber öffnen ohne die lustbesetzte Phantasie, fremdes Terrain entdecken und mit bewohnen zu wollen.

Gleichwohl hat es die Fremdheit nicht einfach in unsere Zeit. Ich genieße zum Beispiel sehr die Selbstbefremdung durch eine große Stadt. Wie ist das bei Ihnen. Wo fühlen Sie sich in Berlin fremd?

Das kann an jedem Platz, in jedem Stadtteil sein. Es hängt davon ab, mit wem ich gerade da bin, oder, wenn ich allein bin, was an mir als fremd wahrgenommen wird, zum Beispiel nur schon die