Die Zeit ist noch nicht so lange her, da war Grass-Bashing en vogue. Hart angegangen wurde der Schriftsteller nicht nur von der konservativen Seite, die in ihm einen "Gutmenschen" sah, der künstlerische Defizite mit aufdringlichem Moralismus überspielte (Karl Heinz Bohrer), sondern auch von einer aufgeklärten Linken, die in Günter Grass – genau das gleiche erkannte. Ausdruck fand diese Verachtung in dem Buch Literatur als Qual und Gequalle. Über den Kulturbetriebsintriganten Günter Grass. Herausgegeben wurde es 2007 in der edition Tiamat von Klaus Bittermann. Seither kann man Grass relativ risikolos beschimpfen, egal, wo man steht.
Als freier Geist hätte man ihn darum in der aktuellen Lage aufs Äußerste zu verteidigen. Aber es geht nicht, beim besten Willen nicht! Selbst Thomas Steinfeld, der ja in der SZ erklären müsste, warum seine Zeitung das Gedicht abgedruckt hat, kann nur sagen: So ist er halt, der Grass, einen anderen kriegen wir auch nicht mehr.
Grußbotschaft
Aber eines lässt sich zu seiner Verteidigung dann doch sagen: Es geht eine gewisse faustische Tiefe von ihm aus. Mit seinem unsäglichen Gedicht könnte er wie weiland Mephisto "Teil von jener Kraft“ werden, „die stets das Böse will und stets das Gute schafft". Etwas sehr Gutes ist ja schon geschehen. Überwältigend war die Kritik. Fast alle haben gesagt: So geht das nicht, Grass, man kann nicht Ursache und Wirkung verwechseln. Nicht Israel bedroht den Iran, sondern der Iran respektive sein Machthaber wollen Israel von der Landkarte tilgen. Tausendfach wurde der Link auf die Website der israelischen Botschaft mit den Worten des Gesandten Nahshon bei Facebook geteilt, vielfach die brillante Interpretation von Frank Schirrmacher kopiert und gelobt. Und das alles soll nur geschehen sein, weil nicht gesagt werden darf, „was gesagt werden muss" (Grass)? Ist doch Quatsch, es ist geschehen, weil die Leute wirklich so empfinden.
Das war auch eine überwältigende Grußbotschaft an Israel. Wirklich faustisch würde die Sache, wenn die Botschaft in Israel und bei seinen Fürsprechern auch ankäme und zu einer Lockerung aus der Angststarre führte. Um hier mal ein wenig auf Probe den Leitartikler zu geben: Wir haben sie doch so satt, diese „Nahost-Debatten“ mit den immer gleichen Frontstellungen, dem immergleichen Entweder – Oder. Nur weil Grass schwer einen am Wickel hat mit seiner Vergangenheit, ist seine Forderung nach einer "Kontrolle/des israelischen atomaren Potentials/und der iranischen Atomanlagen/durch eine internationale Instanz" ja nicht schon per se unvernünftig. Und nur weil Henryk M. Broder zu Grass das Richtige gesagt hat, hätte es ja nicht weniger Eier, wenn ihm auch mal ein kritisches Wort zur Siedlungspolitik über die Lippen käme. Aber genug, sind ja keine Nahostexperten, lassen uns aber das Reden auch nicht verbieten, haben zu lange verschwiegen... Mist, sorry, das war gerade der ganz falsche Text.
Kommentare 198
Ich wäre ja schon froh, wenn das Grass-Gesicht eine Diskussion darüber auslösen würde, warum jede Kritik an der Politik Israels gleich das Totschlagargument "Antisemitismus" auslöst, was fast schon einem Redeverbot für Deutsche gleicht.
Das sind genau die Antworten, die ich nicht mehr hören und lesen kann, sorry
Schirrmachers Textanalyse „brillant“? Etwas übertrieben, aber na gut.
Broder zu Grass „das Richtige gesagt“? Nein, Herr Angele! Der verknüpft seine Mission, jede Kritik an der Politik der israelischen Regierung als Ausdruck von Antisemitismus zurückzuweisen, mit seiner Lust, einen prominenten Gutmenschen als Bösewicht zu entlarven.
Und Grass als Mephisto, der gegen seinen Willen mit seinem Gedicht Gutes stiften könnte? Wohl kaum, denn die Schwäche des Textes , die larmoyante Eitelkeit seines Autors, die Empörung der politischen Klasse und die Häme der Medien haben doch längst dafür gesorgt, dass über die Sache, um die es Grass ging, nicht mehr ernsthaft gesprochen werden wird.
Unmöglich, Grass „aufs Äußerste zu verteidigen“? Das sehe ich auch so, aber ich hätte mir einen Artikel gewünscht, der den alten Mann mit etwas mehr Emphase gegen eine Schmähkritik in Schutz nimmt, der es nicht um die Sache und schon gar nicht um literarische Qualität geht.
Ach Menno. Zum Mitschreiben: Kritik an Israel ist selbstverständlich möglich, ohne dass es gleich "Antisemit" zurückschallt. Kritik an der israelischen Politik ist regelmäßig in allen Medien zu finden. Es gibt genug Beispiele im Web, ich habe jetzt aber keine Lust, danach zu suchen.
Der Punkt ist, siehe Artikel: "Fast alle haben gesagt: So geht das nicht, Grass, man kann nicht Ursache und Wirkung verwechseln. Nicht Israel bedroht den Iran, sondern der Iran respektive sein Machthaber will Israel von der Landkarte tilgen."
Dazu kommt dieses hochnäsig-jämmerliche "ich muss jetzt mal die Wahrheit sagen, auch wenn ihr mich dann als Antisemiten beschimpft".
Das Argument, jede Kritik an der Politik Israels würde als Antisemitismus gebrandmarkt, sagt nur über einen etwas aus: Über den, der es aussspricht.
… und wieder einmal wird der iranische Präsident (bewußt?) falsch zitiert. Dass der Iran "Israel von der Landkarte tilgen" wolle, war und ist kein Zitat Ahmadinejads, sondern nachweislich eine falsche Übersetzung einer seiner Reden. Dass sie diesen Übersetzungsfehler unkritisch übernommen haben, wurde bereits 2008 von der DPA, der ARD, dem ZDF und anderen Medien schriftlich eingeräumt [1]. Beim FREITAG sollte man das vier Jahre später eigentlich auch langsam mitbekommen haben.
[1] www.arbeiterfotografie.de/iran/index-iran-0034.html
Ersteinmal vielen Dank, Herr Angele, für den Artikel.
Wer so wie Günter Grass einseitig Israel als "Bedrohung des brüchigen Weltfriedens" ansieht und den Iran und seine Führung lediglich verniedlichend als "Maulhelden" bezeichnet, muss doch mit Kritik rechnen, jetzt eine "Gleichschaltung der Meinungen" zu beklagen ist das vollständige Einschlagen Grass' auf einen Weg, der Antisemitismus und antiisraelische Klischees Vorschub leistet. Broder und Fleischhauer, die sonst meistens neben der Spur liegen, haben hier im Kern ihrer Analyse recht. Und Schirrmachers Interpretation ist nichts hinzuzufügen.
Zum einen ist Kritik an der Politik Israels in Deutschland nur bedingt möglich. Die Antisemismus-Keule wird da so schnell geschwungen, so schnell kann man gar nicht schauen.
Man sieht es hier auch wieder.
Was Grass da schrieb, ist kein Gedicht. Fügt man es zusammen, wird es ein Text. Teilweise wirklich nicht gut formuliert. Darüber kann man reden. Im Prinzip müsste er es besser können, aber ich weiß nicht, in welcher Stimmung er war, als er das rausgehauen hat.
Grass hat ein Tabu gebrochen. Hat den Lesern im Prinzip gesagt, nicht nur der Iran mit seiner derzeitigen Politik ist gefährlich. Nein, auch Israel gefährdet den Nahen Osten.
Da steht der Iran eigentlich nicht allein, solche Töne gabs früher nicht nur aus dem Iran. Die gabs aus Jordanien, Libanon, Syrien und dem damaligen Ägypten.
Wir haben die Augen zu gemacht. Schließlich wurden Juden bei uns millionenfach entsorgt.
Aber Juden sind keine Israelis. Schon gar nicht die, die jetzt in Deutschland leben und auch leben wollen und Grass trotzdem Antisemitismus vorwerfen. Warum eigentlich? Fühlen sie sich als Israelis in Deutschland oder als Deutsche jüdischen Glaubens?
Nur da wagt keiner mal nachzufragen.
Grass hat ein Tabu gebrochen. Endlich. Aber fast keiner traut sich ihm zu folgen.
Das Israel, die Palästinenser aus der Westbanks und auch Gaza genauso gerne eliminieren würde, wie die arabischen Staaten um Israel herum es mit ihnen gerne täten, das wagt keiner in den Mund zu nehmen.
Wir sollten es endlich mal wagen, dazu auch als Deutsche offen Stellung zu nehmen.
Grass hat dazu ein kleinen Schritt gemacht.
Mit einem mißlungenen Text, aber die Botschaft war drin. Will nur keiner sehen.
Gerade auf Spiegel Online gelesen:
"Lob für den deutschen Dichter kam ... aus Iran. Der iranische Sender Press TV berichtete am Donnerstag, dass 'nie zuvor im Nachkriegs-Deutschland ein prominenter Intellektueller Israel auf so mutige Weise angegriffen hat wie Günter Grass mit seinem umstrittenen Gedicht'. Bildlich gesprochen, heißt es in dem Bericht weiter, sei Grass 'ein tödlicher lyrischer Schlag gegen Israel gelungen'."
Zeige mir wer dich lobt und ich sage dir, wer du bist. Lob von moralischen Kretins für einen moralischen Kretin. Wunderbar!
"Das Israel, die Palästinenser aus der Westbanks und auch Gaza genauso gerne eliminieren würde, wie die arabischen Staaten um Israel herum es mit ihnen gerne täten, das wagt keiner in den Mund zu nehmen."
Die Israelis wollen also die Palästinenser in der Wertbank und in Gaza eliminieren. Haben Sie das im Stürmer oder im Völkischen Beobachter gelesen, Herr von Grote? Was stand denn sonst noch so da? Dass die Juden Matze aus Christenblut herstellen? Dass sie kleine Araber zum Frühstück essen?
Hier geht ja ordentlich die Post ab. In den Foren zu dem Grass-"Gedicht" kann man wirklich einen tiefen Blick in die toitsche Volksseele werfen. Und was einem da entgegenblickt ist ungefähr so erfreulich wie der Inhalt einer Abortgrube.
Die Thematisierung Günter Grass Reimereien führen an den Rand der Absurdität.
Kritik an Israel, wie an jeden anderen Staat, jeden Menschen und jeder Sache, ist natürlich völlig in Ordnung. Die Frage ist allerdings, in welcher Logik, unter welcher Rationalität diese Kritik geäußert wird. Wird diese analysiert, werden auch ihr Kontext sowie ihre Ziele deutlich. Grass Äußerungen bedienen sich nun ganz eindeutig einer Rationalität, welche altbackene Linke aus Zeiten des Kalten Krieges tragen, die in Israel den Feind ihrer Ikone Arafats und des Kapitalismus schlechthin sehen, und welche die antisemitische Logik ihrer Eltern noch nicht ganz verlassen haben. Ihr Ziel ist es, Israels Existenzrecht abzusprechen.
Einher geht in der Debatte das Missverständnis, Dichtern immer auch eine moralische Instanz zuzuschreiben. Diese sollte Grass spätestens seit seinem zu späten Eingeständnis, SS-Angehöriger gewesen zu sein, ohnehin verspielt haben. Als Analytiker politischer Verhältnisse, auf den die Welt (und an die richtet sich Grass) zurückgreifen soll, hatte sich Grass Zeit seines Lebens auch nie hervorgetan. Traurig, dass eine israelische Regierung dazu Stellung nehmen musste und gut, dass die Tinte nun alle ist.
Aha, so denkt also das berühmte "Lieschen Müller".
Naja, wir leben ja in einem Land von Lieschen Müllers und Gartenzwergen :-) Darf man sich nicht wundern.
Lieschen müllert, und seitens des Freitag wird das Thema, wie im Text von Kosock bereits demonstriert, erstaunlich locker angefasst. Oben in dem Hinweis auf "facebook" klingt der Vergleich durch, dass auch Millionen Fliegen nicht irren können.
Frau Lieschen Müller,
das ist nicht einmal auf meinem Mist gewachsen, zumindest nicht allein. So etwas sagte mir in einem Gespräch Anfang der 80er schon mal Teddy Kollek.
Ich glaube nicht, dass Sie jetzt wirklich wissen, wer Teddy Kollek war :-)
Und auf den Rest Ihrer Ergüsse gehe ich mal gar nicht erst ein. Das ist billigster Stammtisch.
"… und wieder einmal wird der iranische Präsident (bewußt?) falsch zitiert."
Ja. Würden die Medien die bekannte Falschübersetzung zur Kenntnis nehmen, müssten sie ja zugeben, dass der Iran nicht der Aggressor ist und das kommt wohl kaum in Frage.
Von PI-News bis zum Freitag wird Israels aggressive Politik einstimmig verteidigt und der um Frieden bemühte Grass gleichermaßen beschimpft und denunziert.
Das hat wirklich was erschreckendes!
Was für Kommentare kommen eigentlich von Euch, wenn der sogenannte "Erstschlag" im nahen Osten nicht vom Iran (der dazu gar keine Lust hat), sondern von Israel ausgeht?
Ob die von Grass gewählte Form seiner Ent-Äußerung nun dir richtige war, wollen wir dahin gestellt lassen. Man spürt zwar sofort DIE KEULE, wenn man sich zu diesem Thema äußern will - und auch Grass, wie in seinem Gedicht nachzulesen ist - hat sie prophetisch selbstverständlich gespürt. Und erwartungsgemäß wurde sie nun auch gegen Grass in Stellung gebracht. Die, pardon: üblichen Verdächtigen, fühlen sich gemüßigt, sie herauszuholen und: sie reflexartig zu benutzen. In sicher gut gemeinter Absicht. Das will ich gar nicht verhehlen. Der Rest, die Gazetten und andere Medien heucheln in Wort und Schrift hinterher. So ist Usus. So wird es hat gemacht. Die Art und Weise wie das geschieht ist teilweise unwürdig und geschmacklos. Kritik ist ja in Ordnung, Grass als alter literarischer und politischer Haudegen wirds gewiss gewöhnt sein. Oben, sozusagen als die Krone des über Grass ausgegossenen Schmutzwassers schwimmt wieder einmal der Ober-Provokateur vom Dienst der Hysterischen Republik Deutschland, Henryk M. Broder daher. Grass gab ihm eine Steilvorlage. Und Broder griff sofort zum Griffel und schmierte los...
Na, klar: Nun kriegt Grass die nächste Dresche, weil er nun für sein Gedicht von iranischer Seite gelobt wird!
Da dürfte ja man ja überhaupt nichts mehr sagen. Und müsste ständig den Mund halten?! Aber, wie man sieht, geht es ja auch anders: Schön im Chor mitheucheln und sich an die roten Linien halten. Dann schafft man es auf die Website der israelischen Botschaft und ist der GUTE.
Kinder, geht's noch?
Eintagsfliegen.
Es funktioniert auch bei Lieschen Müller die Keule. Wie man sich auch immer zu Problemen dieser Art äußert, man kriegt immer diesselben Stanzen zu hören und ist der Böse ..
Genau Georg von Grote, das ist unser Problem! Und der Rest besteht aus Lämmern. Lämmern, welche brav ihre Metzger selber auswählen und den Kopf hinhalten. Oder sollte ich mich täuschen? Wäre schön. Wirklich
Genau Georg von Grote, das ist unser Problem! Und der Rest besteht aus Lämmern. Lämmern, welche brav ihre Metzger selber auswählen und den Kopf auf der Schlachtbank hinhalten. Oder sollte ich mich täuschen? Wäre schön. Wirklich
Teddy Kollek sagte IHNEN persönlich, dass seine Landsleute alle Palästinenser in der Westbank und dem Gazastreifen eliminieren (also ermorden) wollen?
Okay. Das lassen wir jetzt einfach mal so stehen. Sie sind wirklich ein Genie erster Güte, Herr gvg.
Wo steht eigentlich geschrieben, dass jeder dahergelaufene Hanswurst sich zu "Problemen dieser Art" äußern muss?
Warum interessieren sich Günter Grass und Konsorten nicht für Pakistan und seine Atombomben oder den Konflikt zwischen Pakistan und Indien oder die diversen Massaker, Bürgerkriege, Hungersnöte usw. in Afrika? Warum Israel, Israel und immer wieder Israel?
Ganz einfach, weil der gewöhnliche in der Wolle gefärbte Antisemit nicht anders kann. Er wacht mit dem Gedanken an die Juden auf, denkt den ganzen Tag an nix anderes und nachts träumt er schlecht von den Juden.
Von ermorden war damals keine Rede. Schwang aber mit. Ging damals eger um ausweisen und verscheuchen. Wobei Teddy Kollek da eine ganz andere Line hatte. Die der Integration nicht der Konfrontation.
Heute tut man es, und bezeichnet es immer wieder als Angriff auf Hamas Aktivisten. Die Kinder die dabei verrecken, sind dann collateral damage. Sind ja auch nur Palästinenser.
Waren Sie schon mal da?. Ich glaube eher nicht.
Ich finde das Gedicht sehr gut! Ich danke Günter Grass dafür, dass er die Wahrheit mal ausgesprochen hat. Man hätte es kaum besser formulieren können.
Und wieder geht die "empörte" Diskussion nicht um israelische Atomwaffen oder Kriegsgelüste, wieder wird alles auf den Iran umgedreht - der keine Atomwaffen hat!
Nein, es ist wirklich ärgerlich. Da sagt mal einer klare Worte, und auch beim Freitag treten Journalisten auf, die das ganze wie ne Lachnummer behandeln.
Spielt wohl auch ne Eitelkeit mit, dass man sich selbst erhöht, indem man andere erniedrigt: Nobelpreisträgerbashing.
In dem Gedicht von Grass offenbart sich eine viel zu oft verdrängte/vergessene Wahrheit:
“Das, was objektiv unterdrückt wird, (das Unsagbare)
wird nach kurzer Zeit auch subjektiv unterdrückt (das Undenkbare)“
Dies ist die Botschaft eines in Gesundung befindlichen Intellekts.
Nur einmal eine Verständnisfrage!
Warum wird um dieses Geschriebene von Günter Grass so hysterisch, typisch deutsch aufgechrieen?
Ist der Grund
1. weil er so dicht an der Wahrheit schreibt oder
2. weil er sich fernab der Wahrheit äußert?
Sollte Punkt 2 der Grund sein, dann wäre es angebracht, zu schweigen und zu vergessen.
Sollte aber Punkt 1 der Gund sein, dann, ja dann müssen wir umso lauter in eine wahre, ehrliche Diskussion eintreten.
Da meiner Meinung nach Punkt 1 zum Tragen kommt, muss aber in diesem Lande in das Arsenal der Meinungsunterdrückung, der Diskussionsverhinderung gegriffen werden (zumindest versucht!) und siehe da, dort findet sich die Allzweckwaffe, die in diesen Breiten so beliebte und bewährte Antisemitismuskeule. Geschwungen nicht von den eigentlich Betroffenen, nein, hier wird stellvertretend der gnadenlose Philosemit, die Medien, die funktionierenden, in die Pflicht genommen, der nun ganz so wie der Antisemit ebenso gnadenlos sein Handwerk ausüben sollen und sgar ausüben.
Da hilft es auch nicht, wenn Sie Michael Angele dies alles nicht mehr hören können. Dieses Gefühl macht sich je nach Standpunkt immer mehr breit.
Kein gutes Zeichen, gerade wenn um dieses Thema geht.
Ein, wie ich finde, zutreffender Kommentar zu dem Grass-Gedicht und den Reaktionen darauf von heute morgen, gesendet im "Morgenecho" von WDR5:
Gedicht-Kontroverse: Friedenspreis statt Schelte für Günter Grass
Kommentar von Thomas Nehls
Moderation: Andrea Oster
Empörend, ja beängstigend ist nicht der Vorstoß von Günter Grass, sondern das Bündel der meisten Berliner Reaktionen. Kaum einer Stellungnahme ist zu entnehmen, dass der Literaturnobelpreisträger sehr wohl auch die iranischen Atomanlagen einer unbehinderten, permanenten und internationalen Kontrolle unterziehen lassen will – aber eben auch die längst existierenden Atomwaffen-Arsenale der Israelis. Von einer Verkennung von Ursache und Wirkung, wie sie der doch sonst so ausgewogen argumentierende CDU-Außenpolitiker Ruprecht Polenz sieht, kann ebenfalls keine Rede sein. Schon gar nicht von den wutschnaubend vorgetragenen Motivationsvarianten der jüdischen und der deutsch-israelischen Lobby in der Bundesrepublik. Grass betreibt nicht aggressiv Agitation, wenn er Deutschland vor der Lieferung eines weiteren U-Boots nach Israel warnt, „dessen Spezialität darin besteht, alles vernichtende Sprengköpfe dorthin lenken zu können, wo die Existenz einer einzigen Atombombe unbewiesen ist.“ Und er nimmt auch nicht einseitig Partei, wenn er – ausdrücklich in Verbundenheit mit dem Land Israel – vor einem israelischen Erstschlag warnt, „der das von einem Maulhelden unterjochte und zum organisierten Jubel gelenkte iranische Volk auslöschen könnte.“
Die meisten Grass-Widersacher formulieren mit Schaum vorm Mund – und sie zeigen sich so, wie es der Präsident der deutsch-israelischen Gesellschaft, Reinhold Robbe, gerade umgekehrt Günter Grass nachsagt, nämlich unwissend über die politischen Verhältnisse im Nahen Osten. Für den hatte die internationale Gemeinschaft in den frühen 1990er Jahren eine nuklearwaffenfreie Zone gefordert; schon damals zu spät, denn die nukleare Bewaffnung Israels, das bis heute dem Nichtweiterverbreitungsvertrag für Atomwaffen fernsteht, war längst im Gang. Nachzusinnen, ob es ohne israelische Atomsprengköpfe überhaupt zu den Teheran unterstellten Nuklearwaffen-Gelüsten gekommen wäre, ist ja wohl noch erlaubt. Wenn Publizisten wie der stets Polemik-Preis-Verdächtige Henryk M. Broder oder der Moscheen-Verächter Ralph Giordano bar jeder Bereitschaft, sich inhaltlich mit dem Gesagten auseinanderzusetzen, bei dem Schriftsteller gar Antisemitismus als Triebkraft ausmachen, ist Kopfschütteln zu kurz gegriffen: Meinungspolizeiliche Maßnahmen bedürfen gerade in Deutschland nicht der Wiederbelebung.
Und dann ist da noch die ausdrückliche Warnung vor weiteren ungezügelten U-Boot-Lieferungen an Israel. Auch über den möglichen Missbrauch dieser Gefährte ist viel zu lange im Windschatten der Weltpolitik geschwiegen worden. Womöglich sind die drei in früheren Jahren ausgelieferte Atom-U-Boote made in Germany längst in den Weltfrieden allerdings gefährdende Abschussrampen für atomare Mittelstreckenwaffen umgewandelt worden.
Zur deutschen Staatsräson gehört es - verständlicher und glücklicherweise - Israels Existenz sichern zu helfen. Das Prosagedicht von Günter Grass soll und kann dazu beitragen, dieser Verpflichtung zu entsprechen. Man muss es freilich richtig lesen. Und nicht als Vorlage für bösartige Unterstellungen missbrauchen wollen. Unter dem Strich könnte für den Literaturnobelpreisträger die Ausweitung auf den Friedensnobelpreis in Erwägung gezogen werden. Wehe dem, der das offiziell vorschlägt. Er dürfte in Deutschland medial und politisch schneller zur Strecke gebracht werden, als es selbst die ärgsten Verfechter doppelter Standards für möglich halten.
Redaktion:
Jeanette Seiffert
Gedicht-Kontroverse: Friedenspreis statt Schelte für Günter Grass - Kommentar von Thomas Nehls
Wenn ich mir von dem Text vom Grass und den dazugehörenden Debatten eine Kappe fertigen würde, da würde bestimmt nicht
"Antisemit" draufestehen, sondern "Misanthrop"!
Wie selbstverständlich die Leute in einer Gegend als nur einem einzigen Interesse folgend reduziert werden...
Wie aus den Menschen darin und dazwischen einfach nur Schiebefiguren auf dem eigenem Interessenbrettchen gemacht werden, und das Gleiche bei anderen laut kritisiert...
Da werd ich echt nicht Freund oder Feind der Semiten, sondern verliere das Vertrauen an die Menschen und ihre Gesellschaften und deren Fähigkeit zu kommunizieren.
Ausserdem fällt mir die ganze Zeit das Voltaire Zitat zur Meinungsfreiheit nicht ein, und dabei war ich mir sicher irgender würd das von sich geben!
greetings from the pit
abghoul
Okay, jetzt sind wir von "eliminieren" bei "ausweisen und verscheuchen" angekommen. Vielleicht sollten Sie ab und an den Duden konsultieren, wenn die semantischen Probleme überhand nehmen.
Noch ein oder zwei Korrekturen, und wir nähern uns der Wahrheit, die da lautet, dass die Israelis, weit davon entfernt, die Palästinenser zu "verscheuchen", diese tagtäglich überreichlich mit Nahrungsmitteln und Medikamenten beliefern, mit dem Ergebnis, dass der WHO zufolge die Bewohner der Palästinensergebiete einen der weltweit höchsten BMI haben. Mit anderen Worten: die Israelis sind so freundlich, ihre erklärten Todfeinde auch noch zu mästen. Soviel zum "Völkermord" in Gaza.
Der bewährte alte Ellerbecker Rundschlag. Da äußert sich mittlerweile Bibi persönlich zu den Zeilen von Grass, und hier wird Häme über ihm ausgeschüttet.
Fragt man sich, wie es möglich ist, dass allein der Name Grass hinreicht, bei oft ernstzunehmenden Köpfen solche Verwirrung zu stiften. Peinlich.
Tja
Der verweis auf die Argumentationen anderer als Autoriätsargumentation ist einfach zu billig. Und den Text der israelischen Botschaft als Beweis für die Lauterkeit der Absichten Israels? Den (glücklicherweise bis jetzt nur potentiellen) Angreifer als Zeuge in eigener Sache. Parteiischer gehts ja wohl nicht.
Ein wenig mehr Distanz zu dem Thema, oder doch zumindest ein wenig mehr journalistische Sorgfalt beim Verfassen eines solchen Textes zu einem noch dazumal sensiben und Themas finde ich dann doch sehr angegebracht. Irgendwie hätte ich in dem Artikel zudem dann doch noch den einen oder anderen eigenen Gedanken von Herrn Angele erwartet.
>Und nur weil Henryk M. Broder zu Grass das Richtige gesagt hat, hätte es ja nicht weniger Eier, wenn ihm auch mal ein kritisches Wort zur Siedlungspolitik über die Lippen käme.
1.Eier....ach ja, Frohe Ostern !
2.Sowohl Broder als auch Grass , sind selbstverliebte alte Männer, die merken, dass ihnen die Zeit davon läuft.Denen ist fast jedes Mittel recht um Schlagzeilen zu provozieren. Grass war zwar schon immer ein politisch sehr engagierter Mensch ( immer noch SPD ?! ) aber ich unterstelle ihm mal , dass er auf "Randale " aus ist .Er weiß doch genau, welche Reaktionen so ein" Gedicht " auslöst ...siehe Genosse S. Gabriel' s Apardheits- Vergleich ...
Was gesagt werden muss:
Offenbar schafft Grass es nicht mehr einen tiefsitzenden Antisemitismus abzukapseln*. Nichts anderes spricht aus seinem Machwerk.
Und nun dieses Gejammer, es gäbe eine Kampagne gegen ihn. Auch das ist einer dieser Mechanismen des Antisemitismus, man dürfe angeblich keine Kritik an Israel üben.
*Grass hat seine SS-Mitgliedschaft 60 Jahre "abgekapselt", wie er es selbst in seiner Biografie geschrieben hat.
"Zeige mir wer dich lobt und ich sage dir, wer du bist." - Was für ein Unfug. Nach der Logik dürfte man überhaupt nichts Kritisches gegen Israel sagen, weil iranische Medien dem immer reflexhaft zustimmen würden.
"Zeige mir wer dich lobt und ich sage dir, wer du bist." - Mit exakt dieser Begründung ließ Heinrich Himmler 1938 den Theologen Martin Niemöller verhaften. Dieser war zuvor in der Auslandspresse zu sehr gelobt worden und hatte sich allein dadurch in Himmlers Augen strafbar gemacht. Sie haben diese Aktion gerade moralisch gerechtfertigt. Herzlichen Glückwunsch, und nächstes Mal etwas mehr Vorsicht beim Hantieren mit der Nazi-Keule.
@Dreizehn:
Ich glaube, für Eitelkeiten ist das Thema zu ernst.
Die Debatte ist insofern fruchtbar, als nun die Fronten offensichtlich werden, aber um welchen Preis? Grass scheint im Geist schon so vergiftet, vor antiisraelischen Ressentiments nicht mehr zurückzuschrecken, da er sich als Opfer der PC sieht. Über die PC darf man trefflich streiten, das Existenzrecht Israels als Teil der Staatsraison der Bundesrepublik sollte letztlich allen Zweifeln erhaben sein. Selbst wenn Grass mit seiner letzten Tinte dagegen arbeitet.
Ich kann die Darstellungen von Grass keineswegs verurteilen, ganz im Gegenteil.
Grass hält der westlichen Welt, besonders der BRD, den Spiegel hinsichtlich ihrer Verlogenheit vor das Gesicht.
Was wahrheit ist, dass sollte man auch laut sagen pder veröffentlichen dürfen. Und gerade die BRD sollte sich hinsichtlich ihrer paranoiden Waffenlieferei in Krisengebiete zurück halten. Ich finde einfach nur noch skandalös, wie mit deutschen Waffen Menschen in aller Welt getötet werden.
Was Grass hier verkündet ist mutig, eigentlich hätte das von unseren Volksvertretern kömmen müssen. Aber nein, die stimmen einheitlich diesen möderischen Krieg in Afghanistan zu. Es ist einfach nur noch furchtbar, was in diesem Staat BRD vor sich geht.
Klar, Grass hat seine SS-Mitgliedschaft verleugnet, in der BRD gab es aber eine Menge Leute, die hinsichtlich ihrer SS-Mitgliedschaft in der Öffentlichkeit standen. Darüber hat sich aber von den Bundesbürgern keiner aufgeregt. Heuchler wo man hinschaut, einfach nur ekelhaft.
Vielen Dank an Jeanette Seifert und Thomas Nehls.
Das war die differenzierteste und zugleich die Tatsachen vernünftig in Betracht gezogene Artikel, welches ich in den letzten zwei Tagen gelesen habe. Die Erben des deutschen Idealismus sollten wohl doch noch nicht ganz ausgestorben sein und das ist schon ein richtiges Glück im Unglück.
@Michael Angele
Ich habe gestern einen Blogeintrag mit dem Titel "Was längst hätte besprochen werden müssen" verfasst. Darin behaupte ich nicht, dass es ein "Redeverbot" gab oder gibt, sondern stelle die Frage, warum es nicht einmal möglich ist, ruhig und sachlich zu diskutieren,
ob
"Redeverbot""Aber über dieses Gespenst muss gesprochen werden. Darüber, ob es es je gab, ob es noch lebt und ob es gerade stirbt."
LiPa"Redeverbot"
"Das sind genau die Antworten, die ich nicht mehr hören und lesen kann, sorry"
"Redeverbot""die eigentlichen Antisemiten"
"müssen"
"Das sind genau die Antworten, die ich nicht mehr hören und lesen kann, sorry""Redeverbotes"
"Zwang"
gar nicht
"dürfen"
"Aber erklären kann wohl nur die Psychologie, warum ein alter Mann glaubt, "mit letzter Tinte" ein angebliches Tabu brechen zu müssen, das er sich und seiner Generation selbst auferlegt hat."
nicht
"Redeverbot""Redeverbot""Redeverbot"
nicht
"Redeverbotes"aufgeschlossenen Freigeist
"Huhu, hier bin ich! Brich mich!""Du, sag mal, was würdest du dich eigentlich nicht trauen zu sagen?"
@ Daniel Martienssen
Eben dass die inhaltliche Debatte stattfindet, nehme ich nicht wahr. Da gibt es diejenigen, die wussten dass Grass immer schon Unsinn redete bzw. schrieb, und die anderen, die die jüngst publizierten Zeilen ernstnehmen.
Darüber beharken sich die Leute hier und außerhalb. Die politische Diskussion - Thema israelisches Atompotential und Sperrvertrag, Thema Waffenlieferungen aus Deutschland - findet nicht statt.
P.P.P.S.:
Diese ganze Debatte hier zeigt, dass der Nahost-Konflikt ein Thema ist, zu dem man sich - wenn man clever ist - am besten gar nicht äußert, weil es passieren könnte, dass man alles falsch macht, was falsch zu machen ist. Damit haben Sie Ihr Redeverbot, welches keines ist. Es ist nämlich keines. Es ist schlicht Cleverness. Sage nicht ich, sondern Sie. Mit anderen Worten halt.
"Was für Kommentare kommen eigentlich von Euch, wenn der sogenannte "Erstschlag" im nahen Osten nicht vom Iran (der dazu gar keine Lust hat), sondern von Israel ausgeht?"
Die Kommentare werden genauso sein, wie klassische Kriegsrechtfertigungen schon seit „Anbeginn der Zeit“ und bis heute immer schon waren: sie hätten mal wieder SCHLIMMERES verhindern und deswegen zuvorkommen müssen. Und für die geschlachteten und verdampften Menschen wäre selbstverständlich mal wieder der Angegriffene schuld gewesen, denn er hätte ja um des „lieben Friedens willens“ kapitulieren können, um so seinen Staatsbürgen ihre zugewiesene Rolle als lebende Schutzschilde ersparen zu können!
Diesen moralischen Zynismus nimmt JEDER (kriegerische) Nationalismus für sich in Anspruch – auch der Nationalismus Israels macht da keine Ausnahme.
Dieser (atomar bewaffnete) und aggressive Nationalismus Israels und der aufstrebende Mullahstaat gehören selbstverständlich ordentlich kritisiert.
Blöd wird’s aber immer dann, wenn ausgerechnet BEKENNENDE Staatsbürger und Nationalisten gegenüber den Nationalismus der ANDEREN , in diesem Falle Israel, „kritisch“ werden und erst hier entdecken wollen, dass Nationalismus und seine notwendigen Kriege ein äußerst Leichenträchtiges Geschäft ist!
Oder hat diese senildemokratische Labertasche vielleicht doch gegen den vergangenen und noch gar nicht abgeschlossenen Vernichtungskrieg gegen Libyen oder den seit einen knappen Jahr geführten („heimlichen“) Terrorkrieg gegen Syrien seine Klappe aufgemacht?
Was ließ diese Edelfeder eigentlich zur Nato gerechten und kriegerischen Zerlegung Ex-Jugoslawiens damals verlauten?
Oder geht dem gesamtdeutschen Faulkner tatsächlich und ja auch zu Recht!, der Arsch so richtig auf Grundeis?
@Angele
"Etwas sehr Gutes ist ja schon geschehen. Überwältigend war die Kritik. Fast alle haben gesagt: So geht das nicht, Grass, man kann nicht Ursache und Wirkung verwechseln."
Naja, "überwältigend" kann man so und so verstehen ... Im Sinne von überrumpelnd oder übertönend würde ich Ihnen zustimmen. Nur meinen Sie das ja offenbar nicht, wenn Sie sagen, dass "etwas sehr Gutes" dadurch geschehen sei. Hat sich denn sonst noch wer wenigstens die Mühe eines Schirrmacher gemacht? Insofern bezweifele ich, dass ein Prozess des klärenden und reinigenden Dialogs angestoßen sei; also, dass Grass wenigstens den Stein zu einem Anstoß abgeben darf. Dass er vielleicht doch "Gutes schaffen" könnte, dafür sehe ich noch keine Anzeichen. Zu laut leider doch wieder der "brodersche" Schreihals oder, um sich distinguierter zu geben, ein nur müdes Lächeln über den halt alten Dichter, der nur mit sich ringe und noch mal was gelten wolle.
@ born2bmild schrieb am 05.04.2012 um 17:53
Sie literaturtheoretischer und literarischer Analphabet sind genau derjenige, der qualifizierte Urteile zum Lebenswerk Grass`und dessen Bedeutung in der deutschen Lieratur und Geschichte machen kann.
Vielleicht lesen Sie mal Grass verstehend und stümpern hier nicht wilde sich widersprechende Behauptungen zusammen:
Grass spricht in einem NDR-Interview von heute
www.ndr.de/kultur/literatur/grass171.html
genauso über die 2 Millionen russischen Kriegsgefangenen, die in deutschen Lagern verhungerten,
als er in seinem hier so zu unrecht angegriffenenn Text:
daserste.ndr.de/ndrsondersendungen/video/grass175.html
genau beklagt, dass von der durch die Atommächte USA und Israel ausgehenden Kriegsgefahr niemals wirklich geredet würde, dass dies sein Thema wäre, das wieder nicht aufgegriffen würde, er statt dessen persönlich angegriffen mit der Nazikeule angengen wird.
P.S.: Bevor sie beratend für Grass tätig werden , was dieser alles hätte schreiben sollen, sollten Sie vielleicht mal etwas eigenes von Substanz hervorbringen; das sollte dann aber schon besser sein als Ihre gewöhnlichen Blogbeiträge, in denen Sie zwar nicht so sehr jammern, aber unsäglich nur raisonnieren oder ohnen vernünftiges Ziel provozieren .
@Dreizehn:
Ich glaube, dass hier und außerhalb langsam eine Debatte beginnt, die Grundeinstellungen, die aber zum Vorschein kommen, ist nicht unbedingt das, was man weit über 65 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges so erwarten würde. Was 2002 bei Möllemann mit seiner Kritik an Israel und Ariel Sharon seinen Anfang nahm, spinnt sich jetzt fast 10 Jahre später durch Grass' Gedicht fort... Man muss sich fragen, was dahinter steckt, da lieferte m.E. Schirrmacher eine sehr treffende Analyse.
Dem kann ich mich nur anschließen. Krass ist aus meiner Sicht nicht, was Grass schrieb, sondern wie darauf reagiert wird.
Seitdem ich von dem Theater höre, fällt mir immer wieder Erich Fried ein, der sich nicht nur einmal kritisch gegenüber der israelischen Politik geäußert hat und ähnliche Hasstiraden erlebte und Kontroversen auslöste. "Höre, Israel" ist nur eines seiner lesens- und bedenkenswerten Stücke zum Thema. (u.a.: www.dfg-vk-bonn-rhein-sieg.de/index.php?option=com_content=article=1269:erich-fried-hoere-israel-=57:friedens-gedichte=75)
Und seit wann dürfen alte Männer nicht mehr sagen, was gesagt werden muss? Vor allem, denn es die Jungen nicht tun ...
"So lange gesprochen wird, wird nicht geschossen"
aus: www.ndr.de/kultur/literatur/grass171.html
Danke an Uwe Theel für den Link. Villeicht hätte ich mich hier so kurz fassen können.
[/Monolog]
Entschuldigen Sie Herr angele,
aber Grass mit Mephisto gleichzusetzen geschah hier wohl nur um einen reißerischen Aufmacher zu generieren.
Mephisto wird von Goethe deswegen als eine letztlich das gute schaffende Macht charakterisiert, weil er selbst als abgefallener Engel noch dem Gesetz Gottes und dessen Willen unterworfen sei und da,it die Ziele Gottes verwirklichte, sosehr er sich auch mühte davon loszukommen und Mephisto ist sich dessen letztlich bewußt.
Jetzt wäre ich gerne mal gespannt, zu hören, welche Kräfte, Mächte Konstellationen Sie da wie wirkend im Falle Grass über sein Leben hin belegbar dingfest machen könnten.
Von wem, oder was sei Grass abgefallen, dass er seither bekämpfte und dabei in böser Absicht, Gutes schaffte.
Lt. Selbstauskunft von Grass
s. www.ndr.de/kultur/literatur/grass171.html
war sein "Kampf" seit 1945 das Ringen gegen Faschismus und dessen Vergessen um die Aufdeckung der Gründe des DEUTSCHEN VERBRECHENS.
Was oer was sei da die Kraft, die stets das Böse will und Gutes schafft?
@Daniel Martienssen
>>Über die PC darf man trefflich streiten, das Existenzrecht Israels als Teil der Staatsraison der Bundesrepublik sollte letztlich allen Zweifeln erhaben sein. Selbst wenn Grass mit seiner letzten Tinte dagegen arbeitet.
Grass hat Israel das Existenzrecht abgesprochen? Das wird ja immer doller. Unfassbar!
Nachtrag: Dass Grass zu oft schwieg, wenn auch seine (kritische) Meinung nötig gewesen wäre und manches Mal sich äußerte, so dass ihm nicht zuzustimmen war, bedeutet doch noch lange nicht, dass ihm niemals zugestimmt werden kann, wenn er sich wieder mal (kritisch) äußert. Was ist das denn für eine Auffassung, dass einer, der schreibt und redet, immer nur "Richtiges" schreiben und reden darf? Lasst uns doch streiten mit jenen, die schreiben und reden, wenn sie Anlass dafür bieten, und lasst uns ihnen zustimmen, wenn sie Anlass dafür bieten.
@xxm:
"Grass hat Israel das Existenzrecht abgesprochen? Das wird ja immer doller. Unfassbar!"
Das habe ich nicht geschrieben, bitte genau lesen.
nochmal @Daniel Martienssen
>>"Man muss sich fragen, was dahinter steckt, da lieferte m.E. Schirrmacher eine sehr treffende Analyse."
Lesen Sie mal bitte, was ich oben, in diesem gaaaaanz langen Text schreibe. Und danach überlegen Sie mal, warum Sie das, was ich da meine, allein mit den beiden Wörtern "Man muss" dick unterstreichen.
Man muss was?? Grass jetzt zu einem Antisemiten erklären? Mit an den Haaren herbeigezogenen Argumenten? Weil man es muss? Oder warum?
@Daniel Martienssen schrieb am 05.04.2012 um 20:22
Oh Verzeihung, Grass ist ja noch nicht fertig. Er "arbeitet" ja noch daran, dass das "Existenzrecht Israels als Teil der Staatsraison der Bundesrepublik" nicht mehr über "allen Zweifeln erhaben sein" wird. Da hatte ich Sie vollkommen falsch wiedergegeben, sorry. So besser?
Herr Angele,
zu Ihrem Text kann ich nur sagen, Sie dabei gewissermaßen zitierend: Das sind genau die Worte, die ich nicht mehr hören und lesen kann, sorry ...
Ansonsten fällt mir zu dem ganzen krassen Theater wegen Grass'schen Worte nur ein: Mal wieder Erich Fried lesen und lang lebe Mordechai Vanunu!
Korrektur: ... wegen der Grass'schen Worte ...
Immer diese nicht anders korrigierbaren Tippfehler, sorry.
Ja, m.E. hat Günter Grass mit diesem Gedicht die Büchse der Pandora geöffnet. Zu besichtigen auch schon in vereinzelten Blogbeiträgen hier und in Kommentaren. Welche edlen und unedlen Motive ihn geritten haben, vermag ich nicht zweifelsfrei zu sagen, aber die Frage, ob Grass hier zumindest fahrlässig antiisraelischen Ressentiments Vorschub leistet und nicht das Existenzrecht Israels an sich, aber den Fakt, dass dies zur Staatsraison gehört, in Zweifel stellt, würde ich nach derzeitigem Kenntnisstand bejahen.
@Daniel Martienssen
Sie müssen mir mal bitte
1. was Kritk an Israel mit einem Absprechen des Existenzrechts dieses Staates zu tun hat und
2. in welcher Zeile des Gedichtes Sie glauben, derartiges zu erkennen?
Ich bin fassungslos. Die Bundesregierung steht gerade im sog. "Steuerstreit" mit der Schweiz. Dabei hagelt es derbste Kritik von beiden Seiten. Bitte erklären Sie, warum dabei bisher niemandem aufgefallen ist, dass D und CH sich gegenseitig das Existenzrecht absprechen. Oder ist es nur mir nicht aufgefallen?
Nochmal kurz zurück zum "man muss":
Man muss mal aufhören, Israel so betont "besser" behandeln zu wollen, als andere Staaten der Erde. Es reicht schon, wenn man Israel genau so gut behandelt, wie jeden anderen Staat auch. Oder sage ich etwas Falsches?
Vielleicht sage ich etwas Falsches. Vielleicht lässt Ahmadinedschad morgen verkünden, xxm hätte im Freitag behauptet, Israel dürfe ruhig von der Landkarte gelöscht werden (oder Ähnliches). Fassungslos, mehr kann ich dazu nicht sagen..
@xxm:
Grass schreibt ausdrücklich keine Zeile, die das Existenzrecht Israels infrage stellt.
Es geht um die Wirkung, die das Gedicht insgesamt entfaltet. Diese Wirkung könnte mittelfristig nicht das Existenzrecht Israels an sich gefährden, allerdings den Umstand, dass das Existenzrecht Israels Staatsraison der Bundesrepublik darstellt.
Ja, was steckt dahinter? Entweder antiisraelische Ressentiments oder ein ungezügelter Geltungsdrang , beides ist bei dieser Sachlage höchst unerfreulich.
Martienssen, ich hoffe einfach mal, dass Sie an den Stellen, wo Sie von "Existenzrecht" sprechen, eigentlich "uneingeschränkte Solidarität" sagen wollten. Bitte überdenken Sie die Bedeutung des Wortes "Existenzrecht" noch einmal gründlich - und was es bedeutet, jemandem ein "Existenzrecht" abzusprechen. Sie reden hier im Prinzip von Mord oder einem Krieg gegen Israel. Min Gott, Grass ist kein Antisemit, war es nie und wird es nie sein. Obwohl: schon mal was von dem "Etikettierungsansatz" gehört? Einfach mal googlen..
Ihrem Kommentar @Matto, stimme ich voll und ganz zu! Heuchler überall, so dass überhaupt keine objektive, sachliche Diskussion zu stande kommen kann.
Die BRD als 3. größter Waffenlieferant, was übrigens jetzt neuerdings auf Wikipedia verschwiegen wird, und andererseits diese immer noch große psychologische Last in Form von Schuld am Tod der vielen Juden, lässt differenziertes diskutieren wohl gar nicht zu.
Wenn selbst dieser moderate Artikel die Leute so in ihre Schablonen zwängt, dann, so fürchte ich, hilft hier nur noch eine Psychoanalyse im ganz großen Stil! Mich deprimieren die meisten Kommentare hier sehr. Sorry.
@Michael Angele
Ich finde, dass allein die Tatsache, dass Sie das Gedicht als "unsäglich" bezeichnen, das Attribut "moderat" nicht rechtfertigt. Bin ich auf dem verkehrten Dampfer, wenn ich das so empfinde? Ich versicher Ihnen, es ist säglich. Grass hat es dem NDR in eine laufende Kamera gesprochen.
Meine Güte, welch grenzenlos selbstgefällige Herablassung in vier so kurzen Zeilen. Plus paar Gran beleidigte Leberwurst/Wehleidigkeit, aber null Worte zur Sache. Und, klar, man sagt sorry, weil's neuerdings zur Etikette gehört, in Afghanistan und anderswo.
Es gibt in diesem Staat BRD mutige Menschen und dazu gehört Grass. Von unseren, von Lobbyisten abhängigen Volksvertretern, ist eine diesbezügliche mutige Äußerung nicht zu erwarten. Schade eigentlich, spricht aber für diesen Staat.
Ein weiterer mutiger Mensch war Adorno. Adorno stellte berechtigt fest, dass die DDR autoritär war. Er stellte aber auch berechtigt fest, dass dies in diesem Staat BRD nur verdeckt ist. Recht hat Adorno, wie auch jetzt Grass.
Und ein Buchautor (Abgeschmiert, von Frank Überall) stellte unlängst fest, dass Korruption in der BRD Gang und Gebe ist. Auf was soll man nun eigentlich stolz sein in diesem System, ich sehe jedenfalls nichts. Es schaudert einem vor diesem System BRD!
@Michael Angele,
Sie vergessen, dass wir alle ein eigenes Gehirn zum Denken haben und es unser Recht ist nicht so zu denken, wie Sie es sich vorstellen. Sie sollten sich bemühen, von anderen Menschen zu lernen!!!!
Mit Psychoanalyse sollten Sie hier nicht kommen, so eine Art finde ich beleidigent.
@xxm
Sie sind wunderbar, wirklich sehr klar und stringent. Ob der Martienssen das was Sie da sagen begreifen wird?
Vielleicht fällt der Groschen ja später.
Nachschlag 4 (oder wo sind wir mittlerweile):
"Unsägliches Gedicht" ist eine phonetisch höchst brisante Aussage für ein Land ohne "Redeverbot", oder?
Kleiner Scherz. Lachen ist immernoch die beste Medizin.
Karl Heinz Bohrer hat recht. - Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.
Der Lauf des Freitag. Die lädierte Utopie und die Dichter. Eine Analyse. München 1973?
@ Michael Angele am 05.04.2012 um 21:41
Lieber Herr Angele,
ich glaube, ich könnte schon erwarten, dass sie auf z.B. meine fundierte Kritik an Ihrer Gleichsetzung Grass- Mephisto respondierten und sich nicht hinter eine Überraschung, die ich Ihnen auch nicht abnehme, zurückziehen, wie hier reagiert würde und dies ohne Substanzieierung als schablonenhaftes Denken denunzieren und abweisen und dann schweigen.
Schade.
Nur, um den eigenen wertenden Worten noch sachliches "Fleisch" hinzuzufügen: der Artikel ist gedanklich miserabel.
Was ist das für eine niederträchtige und journalistisch niveaulose Haltung, dass Sie den Autor zunächst scheinheilig in Schutz nehmen und dann nur desto deftiger auf ihn einprügeln. Und seit wann gilt facebook-Hudelei als ernsthafte Aussage?
Gut wäre Ihrer Aussage zufolge das Gedicht gewesen, "wirklich faustisch", wenn es in Israel eine "Lockerung aus der Angststarre" bewirkt hätte, und an dieser nicht einlösbaren Erwartung messen Sie die Qualität des lyrischen Textes.
Meine Güte, was für ein armseliger Artikel.
@ Benjamin Köhler
Tja, was soll man nur von Ihrem Beitrag halten? Da schieben Sie zu Beginn die hohle Floskel vor, Kritik an Israel sei "natürlich völlig in Ordnung" - wohl um kund zu tun, Sie hätten damit Ihre Bereitschaft zum differenzierten Argumentieren hinreichend unter Beweis gestellt und könnten nun den Rest der Zeilen mit Schimpftiraden und frei erfundenden Vorwürfen füllen.
Wo bitte bestreitet Grass das Existenzrecht Israels? Was hat seine erzwungene SS-Mitgliedschaft mit dem iranischen oder israelischen Atomprogramm zu tun? Ist Ihrer Meinung nach etwa ein israelischer Angriff auf den Iran legitim, weil Grass als Jugendlicher in der Waffen-SS war?
Ihr Beitrag ist glaube ich das, was die Amerikaner ein "non-denial denial" nennen. Sie hacken auf der persönlichen Glaubwürdigkeit von Günter Grass herum, aber unter dem Strich sind Sie auf keines seiner Argumente auch nur ansatzweise eingegangen. Sehr enttäuschend, sowas.
@Simplify,
eigentlich zu wenig, um sich in der Nase zu bohren. Sie brauchen auch nichts zu sagen!!! Bohren Sie weiter!!!
@Lieschen
>>Zeige mir wer dich lobt und ich sage dir, wer du bist.
Diese Polemik ist unerträglich. Ahmadinedschad würde alles instrumentalisieren, was er in die Finger bekommt, und sich zu Hetze gegen Israel eignet. Darüber brauchen wir uns doch bestimmt nicht zu streiten, oder?
Streiten dürfen wir uns aber darüber, ob er das Grass-Gedicht auch hätte instrumentalisieren können, wenn es nicht einen weltweiten Furor ausgelöst hätte, der seinesgleichen sucht. Mir fehlt hierbei irgendwie die Verhältnismäßigkeit.
Sind sie eine Frau, die im Internet ihre Meinung vertritt, ohne vorher einen Mann um Erlaubnis gefragt zu haben? Dann passen Sie auf, dass Ahmadinedschad das nicht nutzt, um gegen den moralischen Zerfall des Abendlandes zu hetzen.
Sie sehen: Polemik kann ich auch.
@ Herr Angele,
ich weiss ja nun leider nicht wass sie unter einem moderaten Artikel verstehen. Ist er nicht ehrlich? Was haben sie selbst verschwiegen oder besser gesagt nicht formuliert, auf dass dieser Artikel in ihrem Sinne "moderat" ist.
Die Aufregung zu diesem Thema ist doch verständlich. Ebenso wie die Schablonen und Vorurteile die hier hochkommen, nicht unbedingt unerwartet sind. Sie zeugen von einer verdrängten faschistischen Vergangenheit, die nicht nur die Judenvernichtung umfasst. Hier geht es vielmehr um eine "Vergangenheitsbewältigung" die sehr viel mehr mit ihrer eigentlichen Entsorgung zu tun und die wohlfeil in der Formel der "Solidarität mit Israel" gebracht wird.
Es geht aber auch um eine Auseinandersetzung die sich in Bezug auf den Iran einer sehr kolonialen Attitüde bedient.
Für diese Klarheit danke ich Herrn Grass sehr.
Das was mich wundert ist die fehlende intellektuelle Tiefe in der Auseinandersetzung. Gerade für eine ehemals linksintellektuelle Zeitung ist das ein Armutszeugnis. Was macht denn die Argumentation eines Herrn Broders oder Herrn Schirrmacher inhaltlich wirklich so zitierenswert. Ich habe da nichts gefunden.
@Uwe Theel. Sorry, hier meine Antwort: Ihre Kritik ist fundiert, mir ging es im Zentrum nicht um eine Würdigung der Mephisto-Figur, sondern es handelt sich um die berufsspezifisch-feuilletonistische Verbrämung eines eigentlich sehr einfachen Gedankens, der da lautet: Was wenn Grass bei dem ganzen Unsinn, den er da verzapft, nicht doch gutes bewirkt hat?
@kd. Vielleicht sind es zum Teil auch Geschmacksfragen. Diese Grass'sche Egozentrik finde ich schon schwer erträglich. Und wenn er sich nun als Opfer einer "Kampagne" in den Medien sieht und von "Gleichschaltung" (!) faselt, nicken die gleichen Leute, die vermutlich einen Thilo Sarrazin für ähnlich unqualifizierte Bemerkungen verdammt haben.
@kds
>>Die Aufregung zu diesem Thema ist doch verständlich. Ebenso wie die Schablonen und Vorurteile die hier hochkommen, nicht unbedingt unerwartet sind.
Für meinen Teil weise ich Schablonen zurück, Vorurteile nicht unbedingt. Wenn "Vorurteil" meint, dass es sich um eine Meinung handelt, die zur Disposition durch Diskussion freigegeben ist, dann darf das (von mir aus) gerne so stehen bleiben.
Ich fühle mich durch meine Kritik an der Kritik des "Gedichtes" als verbohrter Ideologe abgestempelt. Das bin ich überhaupt nicht. Ich empfinde nichts besonderes, wenn ich an Israel oder Iran denke, weder Schuld noch Freude noch sonstwas. Die emotionale Aufgeladenheit dieser Debatte ist mir unbegreiflich.
Wer
Anne Will
Einer geht noch .... @Michael Angele 21:41
Möglicherweise wäre sinnvoll, die Angelegenheit andersrum anzugehen. Die Selbstdarstellung des Freitag, die Grass-Äußerungen betreffend, ist hochnotpeinlich und politisch orientierungslos. Grass selbst dagegen, auf sich gestellt, von allen Seiten Prügel einsteckend, bringt unversehens eine politische Debatte in Gang. Der Freitag ist davon ganz weit weg.
Was also läuft falsch beim Freitag? Muß die community sich sorgen? Ist die eitle Selbstgefälligkeit, die zutage tritt, eine generell verbreitete Haltung? Kann Freitag von Grass lernen? Wenn ja, was?
Bekanntlich muss man in eigenen Krisensituationen besonders hellhörig sein. Als gewissermaßen Außenstehender möchte ich positiv anmerken, dass es Autoren gibt, die die Diskussionen in den threads aktiv und erfolgreich mitgestalten; vielleicht gilt es über das Auftreten in der community nachzudenken, und Redakteure und Autoren sollten erwägen, auf welcher Basis man sich vom "irgendwie" aus dem "irgendwie links" löst.
@Michael Angele
>>Was wenn Grass bei dem ganzen Unsinn, den er da verzapft, nicht doch gutes bewirkt hat?
Das ist ein lupenreines, vergiftetes Lob, das die Reaktion auf die eigentlich (!) zu besprechende Aktion (das "Gedicht") auf merkwürdige Art in den Vordergrund rückt.
Hier mal ein kurzer Text zum Thema Labeling Approach (Etikettierung):
>>In der Theorie des Labeling Approach existiert abweichendes Verhalten demnach nur dadurch, dass Personen aufgrund bestimmter Verhaltensweisen durch den Inhaber der Definitionsmacht etikettiert werden. Im Mittelpunkt des Interesses steht beim Labeling Approach also nicht der Täter, sondern die Institutionen sozialer Kontrolle und ihre Kontrolleuren, zum Beispiel der Staat und seine angepassten Bürger. Erscheint hier jemand als abweichend und sonderbar, so wird dies häufig als Bedrohung für die Normalität empfunden. Das ungewöhnliche Verhalten wird angesprochen und bewertet, die Person als deviant erklärt. Auf diese Weise kann der Rest der Gesellschaft sich wieder als normkonform wahrnehmen. Durch die Zuschreibungen beim Versuch der Wiederherstellung von Konformität wird das Phänomen der Devianz jedoch erst hergestellt.Link
Nur eine (von ziemlich vielen) soziologischen Theorien, ohne Anspruch auf Wahrhaftigkeit. Musste irgendwie dran denken, keine Ahnung warum.
Nee, beim Wort "Gleichschaltung" nicken die NachDenkSeiten-Leser :o)
Fast, lieber Herr Angele, wäre ich versucht, einmal in diesem Goethe-geilen, aber nicht sehr belesenen Land (Selbst Thilo S. leitete seine Kapitel mit Goethe, Schiller und Lassalle-Zitaten ein, ohne aber deren Absichten zu kennen), auszusprechen, dass der Olympier Unrecht hatte mit jenem Satz von der bösen Kraft, die trotzdem stets das Gute schafft.
Etwas ganz Wesentliches wird nämlich in der nun anstehenden Pc-Debatte und der vielen kleinlichen Nachtreterei, vergessen.
In einem Prosagedicht des 85-jährigen Schriftstellers darf auch politischer Unsinn stehen und faktisch Falsches, wenn Grass der Gute ist, - ich gehe weiterhin davon aus-, der auch einmal und das nur zum Teil, schlecht, vielleicht sogar böse, was schrieb.
Ein wenig geht es darum aus welchem Impetus heraus, aus welcher Ecke, ein Günter Grass kommt und schreibt. Der ist nämlich nicht erst seid heute, nach Malte Lehming (Tagespiegel) und Broder,- das war, gegen geringe Odds, zu erwarten-, ein Antisemit, sondern sein ganzes Nachkriegsleben und damit wohl den größten Teil seiner bewussten Existenz als Schriftsteller und bildender Künstler, ein großer Völkerverständiger.
Goethe müsste also verbessert, nein, im Lichte eines weiteren Horizontes, wenigstens einmal ergänzt werden.
Etwa so: Das Gute entsteht kaum je aus böser Absicht und noch viel seltener zufällig, und sucht ihr es genau da, ex post, bleibt es futil, weil ihr keinen Nutzen und schon gar keine Erkenntnis daraus ziehen könntet.
Besser also, das Gute und die Gerechtigkeit beharrlich wollen, dann sind auch böse Fehler und Unrecht nur ein Irrtum auf dem Weg und korrigierbar. - Schiller, der psychologische und weniger charakterologische Dichter aus dem Klassikerduo, wusste das.
Nun, wenn es der Wahrheitsfindung dient, soll es erlaubt sein, Grass einen Antisemiten zu schimpfen. Wenn nicht, ist es nämlich nur Anhänglichkeit an langjährig unterdrückte Reflexe in Sachen Grass, die man nicht bis zu dessen Ableben aufsparen möchte. - Die dümmlichsten Arabesken beziehen sich auf seine kurze Waffen-SS-Mitgliedschaft.
Sie wissen doch, dass Israel sich gegen die iranischen Atomanlagen ein "Präventivschlagrecht" vorbehält. Das ist zwar völlig ausserhalb jeder völkerrechlichen Norm, wurde aber auch von den USA bestätigt. Dass im Iran ein "Mad dog" an der Regierung ist, das schreibt Grass ja in seinem "bösen Gedicht" auf.
Ihrem Gedanken, -er wird leider nur eine eher stille Hoffnung bleiben-, es gäbe vielleicht doch so etwas wie einen realen Antireflex auf das bescheidene, auch bescheiden böse, Prosagedicht unseres Nobel-Laureaten, schließe ich mich gerne an. Es muss sich was substanziell ändern, zwischen Israel und Palästina und nichts bliebe dann vom Einfluss der Mad power zu Teheran.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Sie auch Herr Bellyn!
@ Michael Angele am 05.04.2012 um 23:10
Genau den Verdacht des bloßen "aufreissers" hatte ich ja, aber der erscheint mir nach wie vor völlig unangebracht.
Mich wunderte besonders, dass Sie dann nicht besser die Gelegenheit ergriffen hätten, dem Leser zu schildern, wie, warum und wo denn das Gute aus Grass`Äußerung fließen würde, ohne den christlich transzendentalen Zusammenhang über Geothe herzustellen, den auch Columbus (s.u.) in den falschen Hals bekommen zu haben scheint.
Ich kann vor allem nicht sehen, was Sie Grass eigentlich als "das Böse" unterstellen. Es wird doch nicht der - Entschuldigung! - hier allenthalben haltlose Vorwurf des Antisemitismus sein?
mfg
uwe theel
Herr Angele,
der Satz tut mir ein wenig weh
"Was wenn Grass bei dem ganzen Unsinn, den er da verzapft, nicht doch gutes bewirkt hat?"
Ich denke mal, wir sind bei dem, was Grass da schrieb und meinte nicht einer Meinung. Wir müssen das auch nicht sein.
Das ist auch gut so. Sonst gäbe es kein weiter.
Aber ich glaube schon, dass Grass etwas bewirkt hat. Ob es sich hinterher als gut herausstellt, wird sich zeigen. Wer bestimmt schon, was "gut" ist?
Er hat aber mindestens eine Diskussion angestossen. Eine Diskussion, die man hier nicht führen will. Mit hier meine ich mich nicht nur den Freitag, sondern Deutschland.
Im Moment kocht es hoch. Wird sich aber legen und dann sollte man vielleicht in Ruhe darüber diskutieren, ob nicht doch etwas dran ist, was Grass da sagt.
Was die Freitagsblogs in der Regel auszeichnet, ist der aufgeblasene und selbstgefällige Stil der hier auftretenden "Diskutanten". Ich möchte das mal als "Intellektuellen Posing" bezeichnen.
Entweder leckt man sich gegenseitig die Eier - hier scheint man sich ja zu kennen - oder haut sich immer gröber werdend in die Pfanne. Ist eigentlich nicht anders wie in anderen Blogs.
Aber nur hier wird dieses blogtypische Rumgemeine so pseudomäßig intellektuell verpackt. Eigentlich ziemlich langweilig!
Um nicht alles in einen Topf zu werfen - ich habe auch hier interessante, nachdenkliche und sympathisch ratlose Meinungen gelesen.
Aber in erster Linie drückt sich in den Freitagsblogs der selbstgerechte Besserwisser aus.
Was mich überhaupt dazu bringt zu schreiben, ist die Wut über das hier vertretene Israelbashing. Rational ist das nicht zu verstehen, dass ist Antisemitismus pur.
Wer das Mullah Regime mit Israel gleichzusetzen versucht, will die Fakten nicht sehen und, weil er sie nicht sehen will -siehe oben.
Die Feinde Israels haben bis jetzt ihre Niederlagen überlebt, Israel wird keine Niederlage überleben! Da bewirken Atomwaffen zumindest die Einhaltung des Status Quo. Es ist eben doch ein Unterschied, wer diese Waffen besitzt. Wer Iran das gleiche Recht zugesteht, ist ein Vollidiot.
Die arabischen bzw. muslimischen Staaten haben bisher ihre Unfähigkeit und Unwillen bewiesen den Konflikt friedlich zu lösen.
Israel ist mit all seinen Fehlern und, das sehe ich auch, innenpolitisch zum Teil gruseligen Entwicklungen, ein demokratischer Staat.
Dort können tatsächlich u.a. auch Frauen, Homos, Lesben ihr Leben leben. Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen inbegriffen. Aber keiner wird gesteinigt, oder wegen abweichender Meinung oder eines anderen Lebensstils zu Tode gebracht.
Jetzt schaut euch mal die Länder drumherum an! Wer will mit denen tauschen?
Der Sündenbock für die eigene Unfähigkeit ist Israel, deshalb wird diesem Staat der Untergang gewünscht.
Solidarität mit den Palästinensern verstehe ich nicht. Die hätten schon längst von ihren "Brüdern und Schwestern" assimiliert werden können. 12 Millionen deutschen Vertriebenen ist das auch gelungen.
Das war die letzten Endes akzeptierte Konsequenz eines verlorenen Krieges. Und damit auch das Fundament des Friedens. Davon können sich die Araber eine Scheibe abschneiden.
Wenn die Palästinenser die "Nakba" nicht akzeptieren können, nicht die Solidarität ihrer arabischen "Brüder" in Bezug auf Eingliederung einfordern, dann werden sie die Gefickten bleiben und können ja Rat und Tat bei unseren Vertriebenenverbänden einfordern.
Und zu Broder, der ja euer Gott Sei Bei Uns ist. Der hat Schmiß und wirkliche intellektuelle Brisanz. Und manchmal spinnt er, ist nachtragend und verletzend. Aber auf publizistischer Ebene!
Ein Weichei, der sich davon persönlich beleidigt fühlt!
Kommt mal von eurem öden, langweiligen "ich bin so gut und fühle mich betroffen" Diskurs runter.
Ihr interessiert euch nur für euch selber. Das ist jedenfalls mein Eindruck.
"Solidarität mit den Palästinensern verstehe ich nicht. Die hätten schon längst von ihren "Brüdern und Schwestern" assimiliert werden können. 12 Millionen deutschen Vertriebenen ist das auch gelungen."
Hallo?
Die werden gerade erst vertrieben aus ihrem Land, in dem ihre Familien seit Jahrhunderten lebten.
Mit wem bitte sollen sie sich denn assimilieren?
aja das ist wie damals
vor jahren lobte margot honecker aus dem fernen chile die linkspartei für ihre politik, heißt das nun, das die linkspartei den ollen stalinismus wieder aufleben lassen wollte oder kann sie einfach nix dafür, das sie ausgerechnet von der ollen honecker gelobt wird ?
wenn ahmedineschad die juden in israel auslöschen wollte, warum beginnt er nicht einfach mal mit seinen eigenen juden im iran ? dort lebt immerhin die größte jüdische gemeinde außerhalb israels, aber nix davon zu spüren, sie juden dort scheinen sogar ganz zufrieden zu sein mit ihrem leben.
es ist für mich ein unterschied, ob man so wie ahmideninschad die zionisten in der israelischen regierung bekämpfen will oder ob man ein land vernichten will und den unterschied sollten unsere presse und medien samt politiker eigentlich auch kennen. selbst in der linkspartei gibt es mittlerweile paar realos, die aus angst in die antisemitenecke gedrückt zu werden, kritik an israels politik gleich als antisemitismus abtun und den grass beschimpfen, in bester einheitsparteimanier.
da kann man gleich mit der frage anschließen, was wäre, wenn es überhaupt keine hinweise auf ein atomwaffenprogramm gebe und der krieg aus falschen gründen (wie im irak) begonnen wurde ?
Endlich macht einmal ein Promi den Mund auf! Er sagt, was Sache ist und keiner will es hören. Grass in der SS, Genscher in der NSDAP und Merkel in der SED - was soll der Quatsch? Tatsache ist, dass Israel in Nahost mit dem Feuer spielt. Es geht schlicht und ergreifend um den Status Quo. Und der ist klar zu Gunsten Israels, der Nr.1 in Nahost. Und das soll bitte so bleiben. Ein Iran als ebenfalls A-Macht würde den Status Quo verändern, was man in Israel partout nicht will. Es geht nicht um Holocaust und die Vernichtung Israels, nein, es geht um Augenhöhe, auf der dann verhandelt werden müsste. Iran plant nicht seinen eigenen Selbstmord, so irre ist der Mullah nun auch wieder nicht. Dazu noch der arabische Frühling und das Iran-Öl, das Blut der Industrienationen, das man will und braucht. Um das zu begreifen braucht man nicht Herrn Grass, unbedingt. Ein Krieg in Nahost hat das Potenzial zu einem Flächenbrand, keine Frage. Wer will dies verantworten?
>>Um das zu begreifen braucht man nicht Herrn Grass
Allerdings.
Aber vielleicht können die Menschen, die immer irgend jemanden anhimmeln müssen, das Gedicht von Grass als Denkanstoss nehmen.
Zum Nachbeten ist es ja nicht geeignet. Vielleicht war das sogar beabsichtigt.
Hihi, Grass als Mephisto...
Ob er einen Teufelspakt im Sinn hat und mit Gott wettet?
Womöglich ist er aber auch nur ein Amateurteufel, der sein eigentliches Wesen selbst nicht einmal kennt und sogar Drudenfuß und Davidstern verwechseln würde.
@ Geierwally
2014 haben wir ein besonderes Jubiläum. Die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand vor dann 100 Jahren war so ziemlich der letzte Kriegsanlass, der nicht erstunken und erlogen war. Seitdem ist irgendwo zwischen irakischen Massenvernichtungswaffen, schluchzenden kuwaitischen Botschaftertöchtern, Fotos von massakrierten Albanern, dem Tonkin-Zwischenfall, ganz zu schweigen von Sender Gleiwitz und zahllosen sozialistischen "Hilferufen", das Völkerrecht durch das Recht des Stärkeren zumindest ausgehöhlt worden. Und wenn ein paar unverbesserliche Friedensaktivisten nicht aufhören nachzubohren, kann man sie ja immer noch als Appeasement-Politiker verunglimpfen.
Angesichts dieser Lügen-Geschichte scheint es mir mehr als gerechtfertigt, wenn die angeblichen oder tatsächlichen Beweise für das iranische Atomprogramm mal offiziell als Kriegsgrund vorgeführt werden. Und sei es nur, damit konkrete Politiker die Verantwortung übernehmen und nachher wie einst Colin Powell auf ihre Aussagen festgenagelt werden können.
Oups, bin verrutscht. Der letzte Text war eigentlich eine Antwort auf einen Beitrag weiter unten gedacht. Wie auch immer.
Irgendwo müssen die U-Boote ja hin... Letztendlich geht es um Arbeitsplätze. Spitzentechnologie eint sich mit Spitzenhaltung. Das hat was mit deutsche Kontinuität zu tun. Wir können das! "Wegschauen."
@Michael Angele,
das ist keine Antwort, Sie zeigen Überzeugungsschwäche!!!! Sie haben die Leute herausgefordert und haben die dementsprechenden Antworten erhalten. Und die sollten Sie gefälligst akzeptieren!!!!!
Danke, @Gustlik, nach den vielen Kommentaren hatte ich fast vergessen, was mich bei dieser ganzen Diskussion interessiert. Es ist aber auch viel geschrieben worden, was mir zu mehr Klarheit in der Frage dieses schrecklichen Konflikts und des drohenden Krieges verholfen hat.
Ich wusste bisher nicht, dass Deutschland dabei ist, Atomraketen-fähige U-Boote an Israel zu liefern. Diese Information habe ich dem komplexen Gedicht (für mich ist es ein Gedicht, und zwar ein gutes) von Günther Grass entnommen.
Von @glamorama stammt die Aufklärung über das, was ich bisher nur vermuten konnte, nämlich die verzerrte Wiedergabe der Ahmadinedschad-Zitate (es geht nicht nur um dieses eine Zitat: www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke-31480-9.html).
Wir kennen die Propaganda, die Kriegszügen üblicherweise vorausgeht.
Da es sich um ein Gedicht handelt, übermittelt es komplexe Botschaften ver-dicht-et. Es ist eine besondere Form, in der sich politisches Zeitgeschehen mit sehr persönlichen Erlebnissen und Befindlichkeiten eines lyrischen(!) Ich verbinden.
Es ist gut, dass es heute noch einen politisch wirksamen Intellektuellen und Künstler gibt, noch haben wir das sehr nötig.
Teuflisches kann ich bei genauem Lesen nicht darin entdecken.
Herr Angele, überlegen Sie sich doch noch einmal, was Sie da geschrieben haben.
Es ist doch eigentlich total uninteressant, ob Herr Grass nun ein alter Nazi, ein prototypischer Antisemit, ein mediengeiler Patron, ein miserabler Dichter oder vielleicht auch schon ein bisschen dement ist. Interessant wäre es dagegen, folgende Themen zu debattieren:
(1.) Hat ein Staat, dessen Nachbarn (Russland, China, Indien, Pakistan, Israel sowie die in der Region militärisch nahezu omnipräsenten USA) über Atomwaffen verfügen, das Recht, ebenfalls Atomwaffen zu entwickeln? Haben umgekehrt andere Staaten das Recht, solche Bemühungen durch einen "Präventivschlag" zu unterbinden?
(2.) Welche Interessen stecken hinter den Kriegsdrohungen Israels und der USA gegen den Iran? Geht es womöglich darum, die "logistische Lücke" zwischen Irak und Afghanistan zu schließen, mithin um die Hegemonie im ölreichen "Mittleren Osten"?
(3.) Ist Kritik an der Politik der israelischen Regierung tatsächlich per se antisemitisch (selbst, wenn sie von Israelis selber kommt)? Hat die deutsche Regierung aufgrund ihrer "historischen Verantwortung" die Pflicht, Israel (u.a. mit Waffenlieferungen) bedingungslos zu unterstützen? Enthält die kriegsvorbereitende und israelophile Rhetorik nicht selbst oftmals rassistische, islamfeindliche Stereotypen?
misanthrope.blogger.de/stories/2035224/
@txxx666
Da kommen ja doch noch allmählich die richtigen Fragen zum Vorschein. Wir wollen hoffen, dass diese Diskussion so lange weitergetragen wird bis sich tatsachlich vernünftige Lösungsvorschläge bei Fachleuten sowie Leien abzeichnen.
Es ist gar nicht nötig, Stellung zu beziehen, wer wen im Konflikt zwischen Israel und dem Iran bedroht - man braucht auch nicht auf persische Hegemonialansprüche zu verweisen, die noch älter sind als Russlands Wunsch nach Zugang zur See -, um Grass Gedicht als Projektion zu erkennen.
Als Projektion einer (eigenen) Vergangenheit, die sein Autor nur so ins Auge zu fassen in der Lage zu sein scheint.
Denn angeblich geht es nicht um den Frieden in der Region, sondern es sei der Weltfrieden, ein Begriff, der, wenn konstatiert wird, er sei bedroht, sein Gegenteil, den Weltkrieg, mit umfasst.
Also inklusive China? Australien? Kanada? Usw.?
Alle Konflikte im nahen Osten waren bisher im wesentlichen auf die Region beschränkt, sogar die vermutete Bombardierung des syrischen Al-Kibar Reaktors durch Israel 2007 führte nicht zu kriegerischen Auseinandersetzungen.
Deutschland war es, das die Welt zweimal in einen Krieg gestürzt hat, und es ist dies die prägende Jugenderfahrung des Autors Grass.
Und weiter steht, folgt man Grass, die Auslöschung eines ganzen Volks zu befürchten: er meint damit allerdings nicht die des jüdischen, sondern – des iranischen.
Er selbst war es aber, der einer Organisation angehörte, die ein solches Vorhaben, die Vernichtung eines ganzen Volks, entsetzlich weitgehend in die Tat umgesetzt hat: er war Mitglied der SS - und hat darüber jahrzehntelang geschwiegen.
Schweigen: Deutsche Mitschuld bestünde laut Grass also darin, Israel in die Lage zu versetzen, mit atomar bewaffneten U-Booten, einer typischen Zweitschlagwaffe, die dem Gegener klar machen soll, dass ein Erstschlag auch für ihn selbst nicht zu überstehen sei, drohen zu können. Er will nicht dazu schweigen, dass Deutschland "Zulieferer eines Verbrechens werden könnten, das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld durch keine der üblichen Ausreden zu tilgen wäre."
Israel soll also das wirksamste Gegenmittel gegen einen Erstschlag verweigert werden, da es sich, wie er unterstellt, das Recht anmasse, einen (atomaren) Erstschlag zu führen, der das iranische Volk auslöschen könnte: Das ist eine Verdrehung, die nur verständlich wird, wenn man berücksichtigt, dass er selbst es war, der tatsächlich einer Verbrecherorganisation angehört hat, die ein solches Ziel, einen Völkermord, in die Tat umgesetzt hat.
Schweigen: Als 1985 Helmut Kohl den US-Präsidenten Reagan zu einem gemeinsamen Besuch des Soldatenfriedhofs in Bitburg veranlasst hatte, entzündete sich laute Kritik an der Tatsache, dass dort SS-Männer begraben seien, sehr scharf wurde diese Kritik auch von Grass vorgebracht.
„Statt diejenigen zu unterstützen, die damals vor allem aus Ablehnung Ronald Reagans heraus Kohl vorwarfen, die SS rehabilitieren zu wollen, hätte Grass aufstehen sollen, um zu sagen: „Wenn ich getötet worden wäre, wäre mein Grab zwischen diesen hier gewesen.“ wird hierzu der französische Politologe Alfred Grosser, selbst ein unbestechlicher Kritiker Israels in der FAZ zitiert
www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/debatte-grass-will-ehrenbuerger-von-danzig-bleiben-1355156.html
Und heute will uns dieser alte Mann, der über seine Rolle in einer der übelsten Organisationen des NS-Staats so beharrlich geschwiegen hat, weismachen, er stünde als Verteidiger des Weltfriedens auf, verteidige diesen mit 'letzter Tinte', es sei dies sozusagen das Vermächtnis eines grossen Schriftstellers?
Es ist solcher Grössenwahn, der auch ganz junge Männer in die SS geführt hat. Die Welt. Darunter geht's auch mit 84 Jahren nicht.
@Matto,
Kennen Sie Karl Heinz Bohrer?
-
Es gibt doch hier keiner Bürgerpflicht Günter Grass zu mögen. Mit Verlaub, aber das "Gedicht" ist stilistisch und handwerklich so schlecht, dass es der Rede eigentlich nicht wert ist. Fast wollte man sich ja freuen, dass ein deutscher Intellektueller mal etwas sagt, etwas, 'was gesagt werden muss' und dann?! Neben all den Dingen, die in Deutschland dringlichst gesagt werden müssen, kommt das, was Grass gesagt hat, an letzter Stelle. Wobei: im Grunde, kann man es ganz weglassen, zumindest, wenn man es so sagt, wie Grass es gesagt hat.
"Aber eines lässt sich zu seiner Verteidigung dann doch sagen: Es geht eine gewisse faustische Tiefe von ihm aus. Mit seinem unsäglichen Gedicht könnte er wie weiland Mephisto "Teil von jener Kraft“ werden, „die stets das Böse will und stets das Gute schafft".
Das kann man patentieren lassen. Das ist eine Allzweckdiagnose, die fast jedem künstlerisch Tätigen gerecht wird, auch wenn er noch mitten im Fettnapf steht.
Der Berliner sagt zu sowas" Es hat alles auch sein Gutes".
Der Berliner ist der Urfaust gewissermaßen und sein Mephisto ist vielleicht Glaßbrenners "Nante".
Nun ja, die "Waffen SS". Da haben mehrere hunderttausend gedient und es hätte keinen interessiert, wenn Grass nicht selbst so ins Horn geblasen hätte nach dem Kriege.
In DIE ZEIT (Josef Joffe) steht: "Dann behauptet er, der höheren Wahrheit zu dienen, ergo der Titel: Was gesagt werden muss. Er, Grass, könne nicht mehr "schweigen". (In der Sprache des Pöbels: "Das wird man doch wohl noch sagen dürfen")."
Ein Wort wie Pöbel ist schon sehr verräterisch.
"Und heute will uns dieser alte Mann, der über seine Rolle in einer der übelsten Organisationen des NS-Staats so beharrlich geschwiegen hat, weismachen, er stünde als Verteidiger des Weltfriedens auf, verteidige diesen mit 'letzter Tinte', es sei dies sozusagen das Vermächtnis eines grossen Schriftstellers?
Es ist solcher Grössenwahn, der auch ganz junge Männer in die SS geführt hat. Die Welt. Darunter geht's auch mit 84 Jahren nicht."
@Keiner, das ist so nicht richtig.
Es stimmt, dass Grass sich als 15jähriger 1944 freiwillig gemeldet hatte. Wurde dann zum Flakhelfer ausgebildet, wie die meisten Jugendlichen damals. Wollte dann zur Marine, die lehnten ab und dann wurde er der Waffen-SS überstellt.
Wahlmöglichkeiten hatte er keine mehr, denn ab 1942 wurde alle Freiwilligen automatisch per "Führerbefehl" zur Waffen-SS eingezogen.
Insoweit ist die Behauptung, er wäre freiwillig zur Waffen-SS gegangen, falsch. Zumal er da auch keine "Rolle" gespielt hat. Der war 17 Jahre alt und quasi nur Kanonenfutter.
Magda, ich versuche in begrenzter Zeit !!! einen Blog mit 30000 Zeichen loszuwerden. Der Technik sagt mir, es seien 125000 Zeichen.
Günter Grass, entschuldige bitte!
Magda, was sagt Augstein?
Gruß von Stephan auf dem Sprung
Haste ein video eingebettet? Dann passiert so was. :-)
"Das sind genau die Antworten, die ich nicht mehr hören und lesen kann, sorry"
dann schreiben Sie bzw. sagen Sie, was Sie Hören bzw. lesen wollen. Was wollen Sie denn eingentlich?. Dass die Leute den Mund halten?
glauben Sie, in dem Sie so Tief wie möglich in den Hintern von Netanjahu oder Lieberman krichen, werden Sie von deren Genade etwas erfahren, dass die dafür sorgt, dass Sie nachts besser schlafen können bzw. endlichmal das schlechte deutsche Gewissen etwas gelindert bekommen. Das ist alles pure Humbug, was Sie hier von sich geben. die Zeiten sind vorbei. Der Mensch müss nicht alles sein aber eins müss er immer sein und zwar Gerecht.
Nein, sowas mache ich nicht. Was soll denn die Technik dazu erst sagen.
Da haben vor einigen Wochen Israelis eine Kampagne gestartet, mit der sie mit den Iranern ins Gespräch kommen und all das, was sich über die Jahre im Verhältnis der beiden Staaten an Üblem aufgebaut hat, zu überwinden. Sogar die FAZ hat davon berichtet: www.faz.net/aktuell/feuilleton/internetantrag-aus-tel-aviv-israel-liebt-iran-11695232.html. Und wo ist die Debatte jetzt? Wieder genau da, wo sie die Falken an den Machtstellen in aller Welt haben wollen. Es geht wieder um GUT und BÖSE. Dabei geht es nicht darum. Es geht darum, dass Israel und all seine Nachbarn in Frieden miteinander leben können. Erinnert sich noch jemand an den Friedensprozess von Oslo? Der war in dem Moment tot, als Rabin ermordert wurde. Warum ist es nicht möglich, dass wir hier in Deutschland und überall sonst in der Welt, energisch die Friedensbemühungen fördern? Warum unterstützen wir nicht Ronnie Edri und Michal Tamir aus Tel Aviv? Warum setzen wir uns nicht für eine Welt ein, in der kein einziges Land auf diesem Planeten über Atomwaffen verfügt? Warum können wir nicht aus den alten Denkschemata ausbrechen? Warum wählen wir in diesem Land mit seinen judeo-christlichen Wurzeln nicht mal einen Juden als Bundespräsidenten oder zum Bundeskanzler - anstatt spießbürgerliche Pastoren und Pastorentöchter? Vielleicht weil die Staatspartei der Bundesrepublik Deutschland CDU heißt? Und weil Deutschland und Europa und die USA ihren christlichen Antijudaismus und ihren Antisemitismus in allen möglichen Spielarten immer noch nicht wirklich überwunden haben und Israel im Grunde nur deshalb unterstützen, um die Araber in der Region in Schach zu halten, damit sie schön das Öl in der Region ausbeuten können und sicher vor islamischer Durchrassung sind? Doch genug davon. Unterstützen wir die Friedensbemühungen in der Region und lassen alte Männer und die alten Vorurteile und die alten Gräben und die alten Denkschemata hinter uns. Grass hat mit sich was auszumachen. Das soll er. Aber dieses Mediengerummel um ihn lenkt nur ab und spielt den Kriegstreibern jeglicher Färbung in die Hände, weil es immer nur im (Teufels-)Kreis herumgeht.
Einer der übelsten Israel-Lobbyisten in deutschland heißt eben Josef Joffe.
Dieser Herr hat in eine Sendung vom Pressclub zum Mord von iranischen Atomwissenschaftler aufgerufen. Was auch mittlerweiler geschehen ist.
Man solle die bestellte Anlagen im Ausland sabotieren bzw manipulieren. So weit werden solche Typen gehen, um Ihre Solidarität mit İsrail zu beweisen.
@ Stephan - aus welchem Dokument kopierst Du es denn? Nimm einen einfachen Editor. Manchmal macht Word solche Probleme.
Was Augstein wozu sagt, entzieht sich leider meiner Kenntnis.
Lieber Herr Angele, ob sie es nicht mehr hören können oder nicht hören können wollen, interessiert mich periphär. Höchstens, dass Sie eine grundsätzliche Diskussion über dieses Thema verweigern wollen.
Großteile der journalistischen und intellektuellen Schwarmintelligenz reagierten schliesslich unmittelbar genau mit dieser Keule.
Und wenn das kackbraune Argumente sein sollten reagiere ich mit dem Tenor der Interviewäußerungen von Grass: Ich fürchte nicht den Beifall von der falschen Seite, wenn ich davon überzeugt bin, das Richtige zur richtigen Zeit zu sagen.
Und das ist vieleicht das größte Problem an dieser ganzen Grass-Debatte: Die Schere im Kopf!
Und dann schreibt jemand: Grass sagt die Wahrheit.
"Gunter Grass told the truth, he was brave in telling it, he was brave in admitting that he’d been drafted into the Waffen SS as a teenager, and by speaking out against an Israeli attack on Iran, he’s doing this country a great service at some personal cost while most Israelis and American Jews are safely following the herd behind Bibi over the cliff."
972mag.com/more-power-to-gunter-grass-for-what-must-be-said/40255/
Aber ja, bestimmt noch so ein Antisemit.
Have fun.
@nelesjoe,
jetzt haben Sie aber kräftig vom Leder gezogen nur, es sind eben nur die gewöhnten Halbwahrheiten.
Den Unruheherd gerade in dieser Region hätte man schon längst befrieden können, nur das soll einfach nicht sein. Dieser Unruherd wird schön am köcheln gehalten. Beide Seiten werden wiederrum von verschiedenen Seiten schön mit Waffen beliefert, die BRD ist hier Spitze. Sogar die Feinde von Israel wurden mit Waffen beliefert.
Das ganze Wohnungsbauprojekt von Israel führt nicht gerade zur Beruhigung bei. Kein Land, auch die BRD, protestiert dagegen. Was die arabischen Länder in ihrem Hoheitsgebiet machen, hat uns nicht zu interessieren und hat uns auch nicht interessiert. Sie wissen ganz genau, wie gerade die Machthaber der BRD mit diesen Diktatoren gekungelt haben. Und vor allem es wird noch weiter gekungelt mit den schlimmsten Diktatoren (Kasachstan), hinsichtlich der seltenen Erden. Genau das prangert Grass mit an, die ekelhafte Heuchelei der BRD.
In seinem SPIEGEL-online-Kommentar nimmt Josef Augstein übrigens den Ball auf, den Günter Grass spielt. Ermutigend. Links kann ich nicht, SPIEGEL-online ist hier gleich um die Ecke.
Jakob Augstein. Kann man mal sehn.
Lieber Herr Bellyn
ich bin nicht stinksauer, sondern entsetzt, wie viel Antisemitismus immer noch in den Köpfen steckt. Das hätte ich nicht gedacht. Eben habe ich einen Text gelesen, in dem der Autor fantasiert, Deutschland täte gut daran, seine Rolle als "Schutzmacht" (sein Begriff) von Israel zu überdenken, denn Deutschland könne sich den Zorn des Iran auf sich ziehen und in einem "Extremszenario" durch einen atomaren Angriff aus Teheran ausgelöscht werden. Wenn in dieser Phantasie nicht Antisemitismus steckt ("Die Juden sind unser Unglück!"), dann weiß ich auch nicht.
Das ist für mich weder dadurch gedeckt, dass der Autor des Textes in der Friedensbewegung der achtziger Jahre geprägt wurde, also einer Generation angehört, in der die Angst vor einem Atomkrieg besonders virulent ist, und auch nicht dadurch, dass man sich – wie ja ein Teil der israelischen Öffentlichkeit auch – eine besonnenere Haltung der israelischen Regierung wünscht.
Merkwürdig ist, Herr Angele, auf welch verquere Weise Sie das "Schutzmachtbekenntnis" in die Diskussion einbringen. Tatsächlich handelt es sich um eine Äußerung Angela Merkels 2008 in Jerusalem, die bereits von Helmut Schmidt kritisiert wurde, weil sie Verpflichtungen impliziert, die im Kriegsfall ernsthafte Folgen nach sich ziehen können.
Da steckt ein bissel mehr dahinter, und Ihre leichtfertige Art, das Thema vom Tisch zu wischen, wird dem nicht gerecht. Sie können das - falls Sie das nicht längst getan haben und hier lediglich ein Schattenboxen inszenieren möchten - im Kommentar J. Augsteins bie SPIEGEL-online dietaillierter nachlesen.
bei, detailliert
Ich habe auch einen Link!
In diesem Fall nämlich zu den Leuten vom überparteilichen Informationssender »PressTV« — ein Sender, dem man gelegentlich nachsagt, daß er eine gewisse Voreingenommenheit zugunsten einer bestimmten Fraktion der iranischen Regierung an den Tag legen soll:
Never in the history of postwar Germany has a prominent intellectual attacked Israel in such a brave way as Günter Grass with his controversial new poem. Metaphorically, the Nobelist has delivered a lethally lyrical strike against Israel.
Auf dieses Lob braucht sich der Grass nichts einbilden.
Heribert Prantl in SZ:
"Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass hat sich gegen Angriffe wegen seines umstrittenen Israel-Gedichts verteidigt und zugleich beteuert, er würde es jetzt anders schreiben. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte Grass am Karfreitag, er würde nun seine Kritik präziser formulieren: "Ich würde den pauschalen Begriff 'Israel' vermeiden und deutlicher machen, dass es mir in erster Linie um die derzeitige Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu geht", sagte Grass."
www.sueddeutsche.de/kultur/nach-debatte-um-sein-gedicht-grass-praezisiert-kritik-an-israel-1.1327719
j-ap zurück? Was für ein schöner Karfreitag!
@ ed2murrow 21:53
Vielleicht ist ja Grass gar kein Mephisto, vielleicht ist er der Zauberlehrling, der jetzt versucht, die Antisemiten, die durch ihn endlich wieder frische Luft und freie Bahn fanden, wieder einzusammeln.
Na ja, hoffenltlich gelingt es ihm.
Dreizehn schrieb am 06.04.2012 um 20:45
>In seinem SPIEGEL-online-Kommentar nimmt Josef Augstein übrigens den Ball auf, den Günter Grass spielt. Ermutigend.
Weil also, Ihrer Meinung nach, Augstein und Grass in " einer Mannschaft spielen " soll ich jetzt Grass " Gedicht " positiver sehen oder was meinen Sie mit Ihrer Aussage .
Mir geht Schwarz- Weiß - Denken auf die Nerven . Ich kann sowohl Israels Position und Ängste verstehen, als auch Israels Politik kritisieren z. B . die Siedlungspolitik , (WestBank ) etc.
Aber, anstatt immer von Israel zu reden , sollte man von Netanjahu reden. Der Mann ist extrem und auch in seinem Land ziemlich umstritten .
Netanjahus Politik wird NICHT von allen Israelis unterstützt ! Die Iran Politik Netanjahus schon gar nicht .
Was Grass da in Form eines " Gedichts " rausgehauen hat , ist in erster Linie eine reine Provokation . Und die hätte in der Form nicht sein müssen (schon gar nicht wenn man an seine Vergangenheit denkt ).
Darf ich fragen, ob Sie sich die Mühe gemacht haben, den Augstein-Text bei SPIEGEL-online zu lesen? Darüber können wir gern reden.
Ihren Äußerungen über Israel stimme ich zu. Und bitte bedenken Sie, dass ohne die Zeilen von Günter Grass der Weg zum Thema nicht geöffnet worden wäre.
@ Dreizehn 22:45
Nein , ich habe den Augstein- Text auf SPON nicht gelesen.Ich habe mich nur auf Ihre Zeilen bezogen .
Lieber Herr Dr. Angele,
1) Steinfeld Steinfeld erklärt doch warum er das Gedicht abgedruckt hat, oder?
„Und allzu durchsichtig ist die Funktion, die hier der lyrischen Form übertragen wird: Sie dient dazu, den Schriftsteller der Kritik zu entziehen. Indem er sich - scheinbar - nach innen wendet und sein Innerstes nach außen kehrt, in dem er, vor und anstatt einer politischen Auseinandersetzung, als lyrische Empfindsamkeit auftritt, will er einen Standpunkt über allen anderen einnehmen und sich unangreifbar machen. An der Empfindsamkeit sollen alle Einwände zugrunde gehen. So ist das, und so ist Günter Grass. Einen anderen gibt es nicht mehr.“
2) Senil oder mephistophelisch? Das Ärgerliche, die Arroganz Grass‘ besteht doch darin, dass man in Israel schon weiter in der Kritik ist – das kriegt Grass vielleicht einfach nicht mehr auf die Reihe:
r www.publikative.org/2012/02/21/fremde-freunde-konferenz-uber-das-verhaltnis-zwischen-deutschland-und-israel kann man im Teil 3 "Gewalt als Mittel der Politik" im download ab minute 43 Gadi Algazi als etwas andere Stimme aus Israel zu den auch sich dort stellenden fragen hören.
3.) Und dann kann man das eben auch anders sagen.
4) Und gäbe es noch eine realistische Einschätzung der Politik, jenseits von „gut und böse“
www.sueddeutsche.de/politik/politik-kompakt-doering-warnt-spd-vor-europaeischer-todsuende-1.1303462
Frohe Ostern
HN
Oh, hätte ich meine Dozenten auch mal lieber eigenverantwortlich mit Titel angeschrieben.
Oh, hätte ich meine Dozenten auch mal lieber eigenverantwortlich mit Titel angeschrieben.
Lieber Emporkömmling,
schön! Sie haben also schreiben lassen - so als echter Parvenü!
@HN. Ja, ja, habe ich gelesen. Aber das ist doch keine Erklärung, sondern eine nachträgliche Rechtfertigung. Wenn man aber das Gedicht quasi aus pädagogischen Gründen abgedruckt hat, eben um daran zu zeigen, wie Grass hier Lyrik zum Zweck der Immunisierung einsetzt, dann hätte man diese Kritik doch gleich neben dem Abdruck veröffentlichen müssen. Das geht natürlich nicht. Und so war der Abdruck wohl ursprünglich auch nicht gedacht gewesen. Man wollte wohl einen kleinen "Scoop", keine Ahnung. Bei der "SZ" arbeiten so viele kluge Leute, und so wenig zu diesem Gedicht bisher. Bin mal gespannt, was da morgen kommt. Hoffe auf mehr.
Ihnen auch eine schöne Ostern
Wer hat denn hier noch nen Titel, den er gar nicht erwähnt? Nicht dass ich nachher noch in den Fetttrog trete, weil unwissend.
Neufrau, willste Dich für nen Praktikum qualifizieren, oder warum nennste titel?
@ lylith
Beschreiben Sie bitte Grass' "tiefsitzenden Antisemitismus" möglichst genau und mit eigenen Worten.
@ Simplify
Was ist dem Gedicht stilistisch und handwerklich so schlecht, dass es der Rede eigentlich nicht wert ist?
Ich finde, mit Ihrer Ironie - die ich sonst nicht selten schätze -, diesmal verborgen hinter einem Geäst aus Zitaten und und Bezügen, hat es diesmal nicht so gut geklappt, lieber Michael Angele.
Ich glaube, Sie sind nicht feige, aber diesmal scheint es so, Sie basteln sich Ihre Sicht aufs Grass-Gedicht zusammen. Es ist klar, was Sie sagen wollten. Hätten Sie es mit eigenen Worten und ohne diesen unsäglichen Mephisto-Firlefanz beschrieben, wäre ein Artikel herausgekommen, der überall hätte stehen können. Im Weserkurier, der Rheinischen Post, in der Morgenpost, im Abendblatt; für die Bildzeitung wäre er wohl zu lang gewesen.
Immerhin, Sie haben mit Ihrem Artikel ein paar neue KommentatorInnen hier her gelockt und so der Freitag-Community zu einem Aufschwung verholfen.
Ihre Feststellung, dass Grass "schwer einen am Wickel hat mit seiner Vergangenheit" belegt wikipedia so:
"Im Zweiten Weltkrieg meldete Grass sich mit 15 Jahren ... freiwillig zur Wehrmacht. Nach dem Einsatz als Luftwaffenhelfer und der Ableistung des Reichsarbeitsdienstes wurde er am 10. November 1944 im Alter von 17 Jahren zur 10. SS-Panzer-Division „Frundsberg“ der Waffen-SS einberufen."
( de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnter_Grass )
Ich unterstütze, was Günter Grass mit seinem Gedicht sagt.
Lieber Michael Angele,
"Schutzmacht" ist ein positives Wort. Deutschland darf gerne alles in seiner Macht stehende tun, um Israel zu schützen. Von diesem Wort braucht man sich nicht zu distanzieren. Dass man in Deutschland sagen darf, was man will, darüber waren wir uns doch einig. Die Wortwahl gehört vielleicht dazu.
Sie wollen die Formel "Die Juden sind unser Unglück!" zwischen den Zeilen entdeckt haben. Nun gut, es ist Ostern, da gilt: Wer suchet, der findet.
Ich sehe die Sache so: Man kann diese Implizierung dort herauslesen. Und zwar entweder, wenn man Faschist auf der Suche nach Propagandamaterial ist oder wenn man - wie Sie, Herr Angele - plötzlich alles darauf abklopft, ob Faschisten irgendwo irgendetwas herauslesen könnten, so sie nur wollten.
Ich nenne das ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Sie werden es jedenfalls nicht im Alleingang schaffen, dass ein Herr Ahmadinedschad Anderen nicht mehr die Worte im Munde herumdrehen kann, um sie als Hetze gegen Israel zu verwenden.
Ich behaupte hier: Dieser Autor ist weder Antisemit, noch verkappter Antisemit, noch will er Israel die Freundschaft aufkündigen. Und ich frage im Hinblick auf den letzten Satz Ihres Kommentares: Wünschen
Sie
besonneneFrieden"(...) und auch nicht dadurch, dass man sich (...) eine besonnenere Haltung der israelischen Regierung wünscht.""besonnenerere Haltung der israelischen Regierung"
Antisemiten
http://i883.photobucket.com/albums/ac31/beeflu/is-ir.jpg
Und damit wir uns nicht noch falscher verstehen: ich überlebe es auch diesmal, wenn mein Text ein Monolog bleibt. Guten Morgen.
Na toll. Egal, dann sieht man ihn wenigstens.
Wenn man die Reaktionen zu Grass in dieser Community liest, weiß man, warum Hitler seine Mordpläne mit einem sozialistischen Hilfstank verstärkt hat.
Ich bin des trocknen Tons nun satt, muss wieder recht den Teufel spielen...
...und greife mal auf deutsch-griechisches Liedgut zurück. Hat ja auch was Klassisches.
Günter gestehe....
Zusätzlich fällt mir ein, dass dieser Titel auch - ganz unaktuell - zum munteren Lebenswandel von Grass passt.
Fritz J. Raddatz bemerkte in seinem Tagebuch, wie viele Kinder und vor allem Kegel der Grass immer an seinen Geburtstagen um sich schart.
Aus allen Zuschriften und Blogs wird klar, eine Debatte täte not.
Wer mit dem Begriff antisemitisch gerne hantiert, muss sich vergegenwärtigen, das er damit mehr als die Hälfte der israelischen Bevölkerung vereinnahmt, die findet nämlich die Politik von Nethanjahu auch nicht ok.
Und darum geht es doch eigentlich, welche Massnahmen würden endlich zu echten Friedensverhandlungen führen.
Da wird Israel doch auch Zugeständnisse machen müssen, oder?
Diese Welt wird immer mehr von Fundamentalisten regiert. Mit allen Konsequenzen, die so eine Sicht mit Scheuklappen anbietet.
Der evangikale Fundamentalismus aus USA trifft auf den islamistischen Geistesbruder, und wie schön, dazu gesellt sich das ultraorthodoxe Gespenst aus Israel, was für eine Verabredung.
Wär eigentlich ne Steilvorlage für einen Hollywoodstreifen.
Ist aber leider hochgefährlich, diese Mischung.
Allen Dreien drücken wir Atomraketen in die Hand.
Was könnte dabei herauskommen?
Mehr hat Grass eigentlich nicht gesagt.
Für einige nicht verständlich, ist ja schließlich nicht jeder ein Intellektueller.
Bis Dato gibt es einen feststehenden Verlierer dieses Poker, und das ist die Bevölkerung der angesprochenen Teilnehmerländer.
Soll denn der arabische Frühling vergebens gewesen sein? Ist denn hier der Aufbruch aus tausend Jahren Unterdrückung nur eine Fussnote?
Soll denn der strahlende Atompilz das letzte sein, was diese Völker von ihrem Mut gehabt haben?
Und das diskutieren wir jetzt zu Ende, Herr Doktor!
@weinsztein, Ihren Hinweis, dass mein Artikel mit ein paar Abstrichen in jeder-beliebigen deutschen Zeitung stehen könnte, nehme ich in diesem Fall nicht als Beleidigung. Es beruhigt mich vielmehr ungemein. Stellen Sie sich mal vor, es wäre anders! Wie sähe Deutschland dann wohl aus?
Was ich schon immer mal sagen wollte: Magda, wegen deinen ganzen Videos lässt sich hier kein Thread mehr öffnen (bald) :o)
Nee, das passt wie (beinahe hätte ich gesagt) Faust auf's Auge.
@weinsztein
das kann ich Ihnen sagen. Schon innerhalb der antiken Rhetorik gab es das Prinzip der "Angemessenheit" der Rede (aptum/decorum), gegen welches Grass verstößt, wenn er ein unerträgliches, sprachliches Pathos benutzt, um sich selbst zu einem Opfer zu stilisieren, weil er schweigen musste.
"Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes,
dem sich mein Schweigen untergeordnet hat,
empfinde ich als belastende Lüge
und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt,
sobald er mißachtet wird;
das Verdikt "Antisemitismus" ist geläufig.
www.sueddeutsche.de/kultur/gedicht-zum-konflikt-zwischen-israel-und-iran-was-gesagt-werden-muss-1.1325809
Neben einem unangemessenen Sprachmodus verbirgt sich hinter diesen Zeilen ein offensichtlich zwanghaft gestörtes lyrisches Ich - was ist das, eine Neurose, Kastrationsangst? Gar Todesangst?
"gealtert und mit letzter Tinte"
- Vielleicht hat meine negative Einschätzung mit der Tatsache zu tun, dass Kommentar und Gedicht sich beißen, die Frage also ist: warum versteckt sich Grass hinter einem lyrischen Ich?
Das Gedicht ist aber auch inhaltlich humbug. Selbstverständlich darf man Isreal kritisieren. Wenn Grass die zeitung lesen würde, wüßte er, dass es bereits etliche kritische Berichterstattung zu Israel gibt. Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran ist darüberhinaus komplex und lässt sich nicht monokausal auf Isreal reduzieren.
"möglichst genau und mit eigenen Worten"?
Ich nehme mal ein paar Worte von Grass und schreibe auf wie man sie auch lesen kann:
"Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag,
[...]den das iranische Volk auslöschen könnte,"
Grass unterstellt Israel die Absicht einen Völkermord begehen zu wollen. Ahnungslos wie er insgesamt in der ganzen Angelegenheit erscheint, unterstelle ich mal nicht, dass ihm beim Schreiben klar war, dass die Perser in Rassetheorien des 19. Jahrhunderts zu den Arieren gezählt wurden.
"Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes,
dem sich mein Schweigen untergeordnet hat,
empfinde ich als belastende Lüge
und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt,
sobald er mißachtet wird;
das Verdikt "Antisemitismus" ist geläufig."
Grass behauptet, man könne über Israels Atomwaffen nicht sprechen, weil man dann mit dem Verdikt Antisemit zu sein bestraft werde. Dies ist eine völlig unsinnige Behauptung. Woher weiß Grass überhaupt, dass Israel Atomwaffen besitzt, wenn es doch so ein Tabu ist darüber zu sprechen? Die Behauptung, dass die Juden Tabus (oder wer sonst immer) errichtet haben, um damit die öffentliche Meinung zu manipulieren, ist eine ganz typische antisemitische Argumentationsfigur.
"Jetzt aber, weil aus meinem Land,
das von ureigenen Verbrechen,
die ohne Vergleich sind,
Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird,
wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch
mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert,
ein weiteres U-Boot nach Israel
geliefert werden soll, [...]"
Dieser Teil hat mich am meisten aufgeregt. Man kann kritisieren, dass Deutschland die U-Boote liefert, schließlich in ein Spannungsgebiet. Grass sagt aber, dies geschehe, weil Deutschland wieder und wieder wegen seiner Verbrechen zur Rede gestellt werde und die Lieferung werde als Wiedergutmachung deklariert (von wem eigentlich?) Das heißt nicht anders als: Die Juden profitieren noch heute vom Holocaust, eine der perfidesten antisemitischen Argumentationen.
"Die Atommacht Israel gefährdet
den ohnehin brüchigen Weltfrieden"
Grass spinnt mit diesem Satz nichts anderes als die Idee der jüdischen Weltverschwörung weiter, die alle anderen in den Untergang führt.
Auch die Reaktion von Grass auf die Kritik an ihm, erst heute wieder in einem Interview der Süddeutschen, halte ich für höchst problematisch. Er wiederholt dort den Vorwurf, die Presse sei gleichgeschaltet und vermutet irgendwelche ihm nicht genau bekannten konspirativen Kräfte. Auch das nichts als eine Verschwörungstheorie, die schon deshalb abwegig ist, weil Grass nun wirklich in jeder Zeitung und auf jedem Sender zu Wort gekommen ist.
@ Lieber Herr Dr. Angele,
ich bin eine treue Leserin von Thomas Steinfeld, halte ihn im besten Sinne für einen Intellektuellen. Nun frage ich, ob Steinfeld mit Grass irgendwie d’accord ist?
Ja, Sie haben recht, Steinfeld hat nachgelegt, so wie Grass, der schließlich nicht alles so gemeint haben will, wie er es gesagt hat. Same procedure as usual?
Beim nochmaligen Lesen des Steinfeld-Artikels finde ich es dann auch mehr als seltsam, dass Grass‘ Gedicht erst mit Celans Todesfuge in Zusammenhang gebracht und dann, wohl zur schnellen Temperaturabkühlung der Leser, ein Bezug zum Radikalenerlass der 1970ziger Jahre bemüht wird. Warum dreht Steinfeld diese Schleife? Will er sagen, mit Grass verabschiede sich einer der letzten der Generation „Gruppe 47“ in die Senilität?
Dass das Ganze unter der Überschrift läuft „Auf Kosten des Verstandes“, haut Grass nicht wirklich heraus. So wenig wie der "Denker" unter einen „an der Waffel“ hat, so wenig täuscht dieses schlechtgemachte Gedicht darüber hinweg, dass der Poet in alter deutscher Herrenreitermanier der Welt erklärt, wer deren Unglück sei. Es bedarf dabei keines Verweises auf Grass‘ einstige Mitgliedschaft in der Waffen-SS. Allein durch den bloßen Austausch von Worten - Juden anstatt Israel - im Gedicht des Nobelpreisträgers, gelingt es Grass Assoziationsketten freizuschalten, dass auch hier in den Threads wieder krudeste Vorurteile freigesetzt werden.
Es erschreckt mich immer wieder aufs Neue, dass in der deutschen Presse die Rechte und Linke, frei nach Pawlow konditioniert, in vorgezogenen Gräben Stelllung beziehen, geht es um Israel. Israel als die Demarkationslinie im Stellungskrieg? Zum fein einstudierten Dressurakt gehört auch Grass‘ nachgelegte Beschwichtigung, sein Bekenntnis zum Staat Israel, sein vermeintlicher Abstieg vom hohen Ross sowie das eingeübte Herumpöbeln der „Bodentruppen“.
Ihren Vergleich Grass mit Mephisto verstehe ich in dem Zusammenhang jedoch nicht? Meinen Sie, dass Grass durch Verdrehungen von Tatsachen, die entsprechend mediales Getöse auslösen, „via negativa“ aufzuklären vermag? Meiner Meinung nach ergibt nur in der Mathematik Minus mal Minus ein Plus. Auch die von Ihnen weiter oben empfohlene Therapie „Psychoanalyse“, fürchte ich, schlegt fehl. Haben darauf nicht schon Adorno und Horkheimer gesetzt, an Massenpsychologie z.B. Broch und Canetti?
Ich hoffe, dass weder die Militär-Falken in Israel, am allerwenigsten die Opposition gegen Netanjahu, noch die an ihrem Besitzstand klebenden Mullahs im Iran einschließlich des iranischen Volkes, dem der Irak-Iran-Krieg bis heute in den Knochen sitzt, tatsächlich an Krieg interessiert sind.
Moshe Zuckermann : „Eine gut orchestrierte Hysterie“
(….) Die Tabuübertretung ist, so besehen, der Ausbruch aus einer Konvention, der deshalb geahndet wird, weil die schiere Konvention für unantastbar erklärt worden ist. Das Problem mit dem Einhalten des Tabus beginnt indes dort, wo sich die Konvention als in partikularem Sinne interessengeleitet, mithin als im Wesen ideologisch erweist. Ein solcher Tabubruch wirkt sich als narzisstische Kränkung der Konventionsplatzhalter aus, eine aggressionsfördernde Kränkung, die sich ihrerseits dem Ärger über den – dem ideologischen Eigeninteresse der Platzhalter durch besagten Tabubruch –zugefügten Schaden verschwistert weiß. (…)
„Was hat Günter Grass gesagt, das die in Deutschland ausgebrochene Hysterie, wenn schon nicht zu begründen, so zumindest zu erklären vermöchte? Die Erwartungen können sogleich aufs Normalmaß des Diskutierbaren heruntergeschraubt werden: Nichts, was in Israel selbst nicht schon hundertfach gesagt und erörtert worden wäre. Nichts, was man im Hinblick auf Fakten bzw. aufs begründbar Mögliche lapidar infrage stellen könnte. Zwar hat man in Israel den „Erstschlag“ in der Öffentlichkeit nirgends als nuklearen diskutiert, daher auch die „Auslöschung des iranischen Volkes“ weder thematisiert noch im Blickfeld gehabt. Dass aber Szenarien möglich sind, bei denen der Einsatz von Nuklearwaffen mitgedacht werden muss, wird niemand in Abrede stellen wollen, der Mögliches nicht tabuisieren, sondern zum Ausgangspunkt von Verwirklichbarem nehmen möchte. Sollte nämlich Israels Existenz ernsthaft bedroht sein, wird man wohl zum extremsten aller Israel zur Verfügung stehenden Mittel greifen. Die Existenz Israels wird aber nicht durch die (potentielle) iranische Atombombe bedroht – es gibt keinen Grund anzunehmen, dass der Mullah-Staat sie gegen Israel einsetzen würde, wenn er nicht das Risiko eingehen möchte, innerhalb weniger Tage selbst in Schutt und Asche gelegt zu werden –, sondern durch die nichtnukleare Dynamik des Krieges, der nach einem nichtatomaren Präventivschlag Israels gegen den Iran folgen dürfte. Darüber haben israelische Militär- und Geheimdienstleute in den letzten Wochen mehr als genug gesagt“
Und Grass? Der Ewig-Gestrige und seine Kohorte– sie mögen weiter "dichten und denken"!
schlägt
auf Massenpsychologie
@HN
Kommentar zu Steinfelds Kommentar:
„Und allzu durchsichtig ist die Funktion, die hier der lyrischen Form übertragen wird: Sie dient dazu, den Schriftsteller der Kritik zu entziehen. Indem er sich - scheinbar - nach innen wendet und sein Innerstes nach außen kehrt, in dem er, vor und anstatt einer politischen Auseinandersetzung, als lyrische Empfindsamkeit auftritt, will er einen Standpunkt über allen anderen einnehmen und sich unangreifbar machen. An der Empfindsamkeit sollen alle Einwände zugrunde gehen. So ist das, und so ist Günter Grass. Einen anderen gibt es nicht mehr.“
Warum wählt Grass die Form des Gedichts? Das ist wirklich eine interessante Frage. Adorno hat ja dieses berühmte Verdikt formuliert: "Nach Ausschwitz ein Gedicht zu schreiben ist barbarisch." Aber das erwähne ich jetzt nur nebenbei. Grass mag sich durch seine Wahl einer politischen Auseinandersetzung und Kritik entziehen haben wollen, aber hinter dem Versteck des lyrischen Ichs, verbirgt sich keine lyrische Empfindsamkeit, sondern eine lyrische Zumutung. Politischer Kommentar und Gedicht beißen sich und deshalb geht die ästhetische Qualität sehr zurück, das übersteigerte Pathos stellt den politischen Kommentar bloß und macht ihn zu dem, was er ist, er macht ihn lächerlich.
Hinter lyrischer Rede und politischem Ausdruck wird das Scheigen als große metaphorische Neurose sicht- und deutbar:
"Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes,
dem sich mein Schweigen untergeordnet hat,
empfinde ich als belastende Lüge
und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt,
sobald er mißachtet wird;
www.sueddeutsche.de/kultur/gedicht-zum-konflikt-zwischen-israel-und-iran-was-gesagt-werden-muss-1.1325809
Das Gedicht ist aus einem Zwang geboren, dessen Antrieb er zugleich ist, etwas konstruktives kann und wird dabei nicht heraus kommen. Die übertrieben zwanghafte Sorge um Bestrafung gleicht psychanalytisch einer Kastrationsangst.
Wenn das Grass-Gedicht eines offenbart hat, dann (und das sieht man an den zahlreichen orgiasitsichen Kommentaren nicht nur hier in der FC), dass der Deutsche immer noch an einer tiefen Neurose leidet und dringend einer Therapie bedarf. Ich bezweifle allerdings, dass das Gedicht von Grass hierbei das richtige Therapeutikum ist, sondern wohl eher ein Palliativum.
Nachtrag
Apropos 'Kastrationsangst':
dazu passt, dass Grass (bzw. das lyrische Ich) seine Ergüsse "gealtert und mit letzter Tinte"
von sich gibt. Der Füllfederhalter läßt sich gut als Phallussymbol deuten, das die künstlerische Potenz und Fruchtbarkeit als letzte Tintentropfen zum Ausdruck bringt.
Es ist schon irgendwie komisch, da wird demnächst ind Europa eine Dikatur durch den ESM installiert, aber wenn es um die Juden geht, und man ihnen monokausale Schuld zuschreiben kann, wird das mit "letzter Tinte" in einem sich aufopfernden Ákt gemacht. - Ich finde das krank.
@xxm - ach ich erinnere mich, ich monierte einst...
Aber Sie haben unrecht. Sie sind Schuld. Ihr Video hat vielmehr Volumen. :-))
Faust aufs Auge - herrlich.
@ simplify
Danke, für Ihre Replik und den Denkanstoß
Obwohl Adorno seine Aussage über die Unmöglichkeit des Dichtens später modifiziert hat, ist Ihr "Analysieren" des Klienten Grass interessant.
Ob es fruchten wird, wage ich nach diesem Interview zweifeln.
www.youtube.com/watch?v=hfaYLjc79MA
Allerdings ist der Interviewer auch arg "gehandicapt" - da haben sich die Richtigen gefunden!
Lassen Sie mich noch ein bißchen über Ihre Analyse nachdenken!
@ Simplify
Reaktion aus Israel: Grass - Einfach peinlich, eitel und schlecht informiert! Grass ist kein Antisemit...allenfalls hat er ein merkwürdiges Gedicht geschrieben mit dem Tenor "vergesst nicht, dass ich ein Anitsemit bin..." Nur wollen Israelis ihm das nicht unbedingt bescheinigen...
www.3sat.de/mediathek/?mode=play=30321
Ein, sagen wir mal, recht volkstümliche Antwort, lieber Michael Angele. Schade.
nach dem nun alle üblichen fässer aufgemacht und deren üblicher inhalt höchst emtional zu einer ebenfalls üblichen soße verquirllt wurde möchte ich - so nehme ich an, denn ich laß nicht alles - ein völlig neues fass aufmachen.
warum ereifern "wir" (ich mache dabei an sich nicht mit) uns eigentlich darüber, ob ein unrechtsregime im iran oder eine schwer rechts-nationale regierung in israel die allgemein üblichen regeln des zusammenlebens mit ihren einwohnern aber auch mit den nachbarn oder an sich befeundeten staaten nur begrenzt als akzeptabel einsortieren kann? keine dieser regierungen verdient an sich unsere zustimmung für ihre leistungen zumindest bezogen auf ein friedliches zusammenleben. ob man nun seine eigene bevölkerung drangsaliert und foltert oder per illegale landnahme vertreibt - nichts davon ist akzeptabel, aber man ereifert sich darüber wer als schlechter der bessere sei wie bei einer steinigung aus dem tiefsten mittelalter, in dem saudi arabien immer noch steckt. absurd.
die angst vorm weltfrieden treibt günter grass um. nun, der wird an vielen stellen angeknabbert. dabei geht es dann um die verteilung von ressourcen und handelswege der gegenwart und zukunft.
begriffe man den teil der aussage als zwischenruf, um die rechte regierung in israel von etwas abzuhalten, was die usa wohl wissend um das risiko in der region nicht bereit ist selber zu tun - einverstanden.
der rest ist öffnen üblicher fässer ohne irgendeinen gewinn. weder an erkenntnis noch an bewegung in eine neue richtung.
nachtrag:
es geht nicht um politik im engeren sinn. vielleicht noch nicht einmal im weiteren sinn. es geht um kultur. den möglichen kulturellen defekt/affekt, der uns unter umständen leitet auch schweres unrecht zu relativieren, je nach dem wer sie begeht oder es "bloss" ausposaunt. dies besonders, wenn es um israel geht. man ist als deutscher mit bewußtsein natürlich sehr naheliegend geneigt, die deutsche geschichte und den holocaust als basis zu nehmen. eine gewaltige bürde, wohl wahr - kein zweifel.
aber ist das am ende nicht doch etwas eindimensional?
die geschichte der kreuzüge und heiligen kriege ist weitaus älter, wie man gerade zu ostern immer konzentriert mitbekommen kann. die geistigen grundlagen von 1095 bis 2011 sind nicht wirklich weit auseinander. die rollen ändern sich, die technik, die waffen, die "gewinner" und "verlierer".
mir schwant, die frage der vormachtstellung der religionen deren ursprünge in genau dieser region liegen ist immer noch eine treibende kraft im hintergrund - auch bei "unserem" ereifern für eine partei.
@Free World,
Ihre Darstellungen kann ich voll unterstützen. Bin gespannt, ob Herr Angele darauf antwortet. Er selbst hat die Geister gerufen, die er nun nicht wieder los wird. Der Journalist Herr Petram- Shahyar hat diesbezüglich einen um 180 Grad anderen Bericht über Grass geschrieben und Grass ausdrücklich gelobt.
Auch hier sollte Herr Angele mal Farbe bekennen.
Ich frage mich überhaupt, wenn ein mutiger Mensch in diesem Lande BRD mal eine Kritik übt, dann müssen sofort sogenannte Partei-Maulhelden aus ihren Löchern kriechen. Warum kann man unter Freunden nicht einmal eine Kritik äußern, die vor allem berechtigt ist.
"Allen Tabus ist eigen, dass sie das Nachdenken, die Warum-Frage hemmen" ... unerwünschten Person? Alles was nicht ins Bild der jetzt Machthaber, Rechthaber passt, bekommt eins drauf! Alles ist auch nicht in Demokratien immer richtig!
Der Schriftsteller Wolf Biermann hat Günter Grass „im Namen der Meinungsfreiheit“ verteidigt, sein Israel-Gedicht aber als „literarische Todsünde“ bezeichnet. In der „Welt am Sonntag“ schreibt der Liedermacher, „wenn dem Künstler keine originellen Ideen mehr kommen, versucht mancher sich an einem künstlichen Tabubruch wie Grass“. Wobei Herr Biermann lieber etwas leiser machen sollte ... !
@apatit
aus dem zusammenhang gerissen, aber doch irgendwie treffend...
„Wer unter euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein auf sie.“
...wobei das innenliegende wortspiel keine absicht ist.
ich erkenne in dem vermeintlichen grass gedicht noch nicht einmal sehr viel politischen tiefgang oder erkenntnisgewinn. die aufregung ist also sowohl von seiten grass als auch die reaktionen darauf an sich irgendwie irreal.
das die aktuelle regierung israels lieber gestern als morgen die atomanlagen des iranischen regimes zerstört sehe ist keine neuigkeit. das die usa unter obama hier sehr zögerlich ist wie es wohl im gegensatz zu bush eins und zwei wäre und auch das die aktuelle regierung in israel eher nicht gefällt ist ebensowenig eine neuigkeit wie die reaktion dieser regieung es ggf. im alleingang zu versuchen. zumindest habe ich das so in erinnerung.
ein wenig internet recherche brachte dann eine etwas alte aber nüchterne betrachtung ohne ereifern.
@angele
nein, wir haben die Debatten nicht satt, wie man lesen kann. Und nein, die überwiegend geäußerte Kritik betrifft nicht vorwiegend Grass, sondern die Bellizisten vom Schlage eines Broder. Lesen sie eigentlich keine Kommentare? Es gibt einen frappierenden Unterschied zwischen der veröffentlichten und der öffentlichen Meinung!
Nehmen Sie nur einmal Ihre Scheuklappen ab! Nach zwei erfundenen Kriegsgründen und hundertausenden Toten in Afghanistan und Irak schon wieder ein Bösewicht, der Israel bedroht? Wer hat da gleich noch einmal angegriffen? Wo sind Saddams Massenvernichtungswaffen geblieben? Wer vernichtet mittels Drohnen eigene Staatsbürger (und viele Ausländer)? Habe ich irgendwas nicht mitbekommen?
Warum fällt es Journalisten so schwer auf Argumente einzugehen und sich mit Tatsachen zu beschäftigen? Warum schreiben sie lieber von anderen ab, als selbst Stellung zu beziehen?
Haben Sie sich nie gefragt, wieso das alles passiert? Wer an einem Krieg verdient? Und wem er letztlich nützt? Wenn Sie sich solche Fragen nicht stellen, sollten Sie Ihr pseudo-intellektuelles Mephisto-Geschwurbel für sich behalten!
Ihr Herausgeber kann sich wenigstens eine eigene Meinung leisten!
Walkus schrieb am 07.04.2012 um 12:49
"Ich habe in der Vergangenheit die seltsame Beobachtung gemacht, dass immer dann, wenn ein Krieg bevorstand, die Menschen scheinbar überall auf der Welt damit begannen sich auf irgendeine Seite des Konflikts zu schlagen und Position zu beziehen. Sie fragen, wer im Recht sei, den anderen anzugreifen. Und in dieser Frage ereifern sie sich und beginnen schon in ihren Worten das auszutragen, was darauf folgend mit Waffengewalt ausgetragen wird."
Leider muss ich Ihnen zustimmen. Leider - weil es traurig ist, dass es immer noch so ist und die Kriegshetze weiter funktioniert.
Ihren Kommentar finde ich gut.
Ja, aus dem Zusammenhang gerissen - stimmt – ist aber irgendwie der Zeitgeist der jetzt Machthaber. Wenn man was braucht, Nato usw. dann erklärt man das Land zum Feind und holt sich den “ Bissen “ Und es ist leider so, wenn Russland nicht Atomwaffen hätte, dann wäre das Rohstoffreiche Land fällig. Genau oder so ähnlich ist das mit Terrorismus, wer bestimmt wer Terrorist ist. Schöne Freiheit, wenn man frei festlegen darf wer und wann der Schuft ist. Und nun komm ich noch mal zu Grass, dass mit den Weltfrieden stimmt schon und wie leichtfertig werden heute Waffen eingesetzt – wir in Europa sitzen schön weit weg und beißen genüsslich ins Osterei. Meine Vorredner gebe ich total Recht!
@koslowski
Und Grass als Mephisto, der gegen seinen Willen mit seinem Gedicht Gutes stiften könnte? Wohl kaum, denn die Schwäche des Textes , die larmoyante Eitelkeit seines Autors, die Empörung der politischen Klasse und die Häme der Medien haben doch längst dafür gesorgt, dass über die Sache, um die es Grass ging, nicht mehr ernsthaft gesprochen werden wird.
Der amerikanische Journalist und Dichter Don Marquis hat mal geschrieben: "Wer Gedichte veröffentlicht, wirft ein Rosenblatt in den Grand Canyon und wartet auf das Echo."
Tröstlich, daß lyrische Rosenblätter manchmal halt doch nicht nur ein Echo, sondern gewaltigen Donner erzeugen können.
Ciao
Wolfram
P. S.: Als Gedicht ist Grassens "Gedicht" nicht sonderlich, das sei auch noch angemerkt.
@Georg von Grote
Grass hat ein Tabu gebrochen. Hat den Lesern im Prinzip gesagt, nicht nur der Iran mit seiner derzeitigen Politik ist gefährlich. Nein, auch Israel gefährdet den Nahen Osten.
Israel gefährdet vor allem sich selbst. Israel hat als unmittelbare und mittelbare Nachbarn ausschließlich islamische Länder. Mit den meisten dieser Länder lebt Israel in zumindest latentem Kriegszustand. Kein Staat kann auf Dauer im Kriegs- und Belagerungszustand leben, jedes Land geht daran früher oder später zugrunde. Banale Erkenntnis.
Die einzig erfolgversprechende längerfristige Perspektive ist, daß Israel sich mit seinen Nachbarn irgendwie arrangiert. Jeder Vergeltungsakt, mag er auch militärisch erfolgreich sein, ist die Ursache des nächsten Vergeltungsaktes von der anderen Seite. Je länger sich die Aussöhnung, oder zumindest das Sich-Arrangieren hinauszögert, desto schwieriger wird es. Jeder gewaltsam ums Leben gekommene Palästinenser oder Israeli macht die Sache schwieriger. Jede israelische Siedlung auf eigentlich palästinensischem Boden macht die Sache schwieriger. Die israelische Siedlungspolitik ist im Grund Verrat an der Zukunft Israels.
Aber Juden sind keine Israelis. Schon gar nicht die, die jetzt in Deutschland leben und auch leben wollen und Grass trotzdem Antisemitismus vorwerfen. Warum eigentlich? Fühlen sie sich als Israelis in Deutschland oder als Deutsche jüdischen Glaubens?
Jetzt hüpfst du aber arg oberflächlich über ein sehr kompliziertes Thema, nämlich jüdische Identität, hinweg. Jüdische Identität wäre keine komplizierte Sache, gäbe es den Antisemitismus und den Antijudaismus (was fast, aber nicht ganz, das gleiche ist) nicht. Hätte man im europäischen Kulturraum die Juden über die letzten Jahrhunderte hinweg ganz einfach in Ruhe gelassen und sie vor sich hinleben lassen, so wären Juden in Deutschland schlicht Deutsche, die halt auch noch zusätzlich Juden sind, so wie andere Katholiken oder Protestanten sind. So aber...
Wäre ich jüdischer Herkunft, so hätte ich wahrscheinlich meine liebe Not damit, mich schlicht als Deutscher, nichts weiter als das, zu fühlen. Ich mein, ich wäre auch dann Deutscher, Deutsch wäre auch dann meine Muttersprache, ich wäre auch dann durchtränkt von deutscher Art und Kultur, ob mir das paßt oder nicht (manchmal paßt es mir nicht).
Ich wäre auch dann Atheist - aber ich könnte mich in diesem Fall vom Judentum nicht so einfach lossagen, wie ich das in Wirklichkeit mit dem Katholizismus konnte. Zum einen würde mich meine Umwelt nicht aus dem Judentum entlassen, man hat schon vor mehr als zwei Jahrhunderten eigens zu diesem Zweck das Jüdische Volk, später gar die Jüdische Rasse erfunden. Aus einer Rasse kannst du nicht austreten.
Es käme hinzu, daß ich mich in diesem Fall selber nicht so einfach davonmachen würde. Als Jude würde ich mich in Deutschland (noch sonstwo auf der Welt) nie wirklich und verläßlich sicher fühlen. Ich wäre Mitglied einer bedrängten Gruppe und aus einer bedrängten Gruppe schleicht man sich nicht einfach davon. Ilja Ehrenburg (1891-1967), russischer Schriftsteller jüdischer Herkunft, Marxist und Atheist, hat es auf den Punkt gebracht: "Ich werde stets wiederholen, daß ich Jude bin, solange es auf der Welt auch nur einen Antisemiten gibt."
Und als Jude würde wenigstens ein Teil meines Herzens auch an Israel hängen.
Das Israel, die Palästinenser aus der Westbanks und auch Gaza genauso gerne eliminieren würde, wie die arabischen Staaten um Israel herum es mit ihnen gerne täten, das wagt keiner in den Mund zu nehmen.
Das liegt höchstwahrscheinlich daran, daß es kompletter Unfug ist. Wäre es denn möglich, die Palästinenser aus dem Gazastreifen und der Westbank zu vertreiben, so würde sich für Israel das Problem geographisch nur um ein paar Kilometer verlagern, gleichzeitig würde sich das Problem insgesamt drastisch verschärfen. Wäre es dagegen den arabischen Nachbarn möglich, die Israelis aus Palästina zu vertreiben, so wäre damit in der Tat das Problem für die Araber gelöst.
Heißt: Die beiden Szenarien sind überhaupt nicht miteinander zu vergleichen.
Ciao
Wolfram
@Lieschen
...eliminieren (also ermorden)...
Eliminieren heißt, wie das Wort nahelegt, jemand außerhalb der Grenzen zu verfrachten.
Ciao
Wolfram
@Lieschen
Warum interessieren sich Günter Grass und Konsorten nicht für Pakistan und seine Atombomben oder den Konflikt zwischen Pakistan und Indien oder die diversen Massaker, Bürgerkriege, Hungersnöte usw. in Afrika?
Weil das Sprechen über irgendeinen Gegenstand das gleichzeitige Schweigen über jeden anderen Gegenstand zwangsläufig mit sich bringt.
Ciao
Wolfram
@Daniel Martienssen
...aber die Frage, ob Grass hier zumindest fahrlässig antiisraelischen Ressentiments Vorschub leistet und nicht das Existenzrecht Israels an sich, aber den Fakt, dass dies zur Staatsraison gehört, in Zweifel stellt, würde ich nach derzeitigem Kenntnisstand bejahen.
Zum Existenrecht Israels möchte ich anmerken, daß es der europäische Antisemitismus war, der die Gründung Israels überhaupt erst möglich und notwendig (im Sinne von: die Not zu wenden) machte. Hätten Juden in Europa unbehelligt leben können, wären sie niemals auf die Idee gekommen, massenhaft nach Palästina, in ein völlig fremdes Land, auszuwandern und dort einen Staat zu gründen.
"Wir haben überall ehrlich versucht, in der uns umgebenden Volksgemeinschaft unterzugehen und nur den Glauben unserer Väter zu bewahren. Man läßt es nicht zu. Vergebens sind wir treue und an manchen Orten sogar überschwengliche Patrioten. (. . ) In unseren Vaterländern, in denen wir ja auch schon seit Jahrhunderten wohnen, werden wir als Fremdlinge ausgeschrien(. . ) Wer der Fremde im Lande ist, das kann die Mehrheit entscheiden; es ist eine Machtfrage (. . ). Im jetzigen Zustande der Welt und wohl und wohl noch in unabsehbarer Zeit geht Macht vor Recht (. . ) Wenn man uns in Ruhe ließe (. . ) aber ich glaube, man wird uns nicht in Ruhe lassen. "
Theodor Herzl, "Der Judenstaat" 1896
Ciao
Wolfram
@txxx666
Es ist doch eigentlich total uninteressant, ob Herr Grass nun ein alter Nazi, ein prototypischer Antisemit, ein mediengeiler Patron, ein miserabler Dichter oder vielleicht auch schon ein bisschen dement ist.
So ist das, in der Tat. Wenn einer einen guten Satz schreibt, dann mag er nachts durch die Straßen schleichen und Bäuche aufschlitzen, der Satz bleibt trotzdem gut. Und wenn der Satz schlecht ist, so nützt es nichts, wenn der Autor ein ungemein liebenswerter Mensch ist. Ein guter Satz wird auch nicht dadurch schlechter, daß der Autor ansonsten fast nur Unfug schreibt. (Das war jetzt ganz allgemein und bezog sich nicht auf Grass.)
(3.) Ist Kritik an der Politik der israelischen Regierung tatsächlich per se antisemitisch (selbst, wenn sie von Israelis selber kommt)?
Ich darf bei der Gelegenheit daran erinnern, daß es in Israel ultraorthodoxe Juden gibt, die teilweise ausgesprochen gewalttätig gegen die Politik der israelischen Regierung vorgehen. Ausgerechnet sie als Antisemiten zu bezeichnen hätte schon was.
Ciao
Wolfram
@keiner
Denn angeblich geht es nicht um den Frieden in der Region, sondern es sei der Weltfrieden, ein Begriff, der, wenn konstatiert wird, er sei bedroht, sein Gegenteil, den Weltkrieg, mit umfasst.
Die wenigsten haben es mitgekriegt, aber der Dritte Weltkrieg hat längst begonnen, spätestens im September 2001.
Er selbst war es aber, der einer Organisation angehörte, die ein solches Vorhaben, die Vernichtung eines ganzen Volks, entsetzlich weitgehend in die Tat umgesetzt hat: er war Mitglied der SS - und hat darüber jahrzehntelang geschwiegen.
Damit es nicht gänzlich untergeht: Der damals siebzehnjährige Grass wurde 1945 eingezogen und dann der Waffen-SS zugeteilt. Dort war er einige Wochen, ehe das Kriegsende dem ein Ende machte. Auf Grassens angeblicher SS-Vergangenheit rumzureiten hat etwas ungeheuer Infames an sich.
"Der israelische Innenminister Jischai sagte nach Angaben seines Sprechers, das Gedicht von Grass habe darauf abgezielt, «das Feuer des Hasses auf den Staat Israel und das Volk Israel anzufachen». Grass wolle so «die Idee weiterbringen, die er früher mit dem Tragen der SS-Uniform offen unterstützt hat».
www.stern.de/politik/ausland/israel-erklaert-grass-zur-unerwuenschten-person-1810882.html
Ciao
Wolfram
Hallo Franze,
Wenn Du Dich schon austoben musst, liess den erst mal:
www.freitag.de/community/blogs/schlesinger/der-ganz-reale-judenhass#comment-391191
Lieben Gruss, Beutelratte
"j-ap zurück? Was für ein schöner Karfreitag!"
Stimmt. Welcome back, j-ap.
@aliquis "Lesen Sie eigentlich keine Kommentare?" Das ist gut! Früher hätte man gefragt: "Lesen Sie eigentlich keine Zeitung?" Doch lese ich. Die Kommentare zu meinem Artikel konnte ich zum Zeitpunkt des Verfassens von selbigem allerdings nicht lesen. Hellsehen bleibt bekanntlich Großschriftstellern vorbehalten ;)
Den Text hätte ich allerdings auch dann nicht geändert. Noch einmal: ich halte den Kern von Grassens Gedicht, die Forderung nach einer internationalen Kontrolle auch der israelischen Atomwaffen, wie jeder vernünftige Mensch auch für vernünftig. Es ist also eine moderate Kritik. Aber schon das ist für Leute wie Sie offenbar too much. Wachen Sie eigentlich schon mit Schaum vor dem Mund auf, oder kommt der erst mit dem Rasieren?
Es gibt übrigens eine Zeitung, in der Sie sich über solche Texte bestimmt nicht ärgern müssen: Sie heißt die junge Welt. Da weiß man noch ganz genau, was richtig und falsch ist, und nicht nur in Fragen Israel! Ich empfehle Ihnen: Machen Sie die Kollegen dort glücklich (falls Sie das nicht schon tun).
@Michael Angle
"(...) ich halte den Kern von Grassens Gedicht, die Forderung nach einer internationalen Kontrolle auch der israelischen Atomwaffen, wie jeder vernünftige Mensch auch für vernünftig."
Im Text schreiben Sie:
"Als freier Geist hätte man ihn darum in der aktuellen Lage aufs Äußerste zu verteidigen. Aber es geht nicht, beim besten Willen nicht!"
Diese beiden Aussagen bekomme ich nun nicht zusammen.
"Wachen Sie eigentlich schon mit Schaum vor dem Mund auf (...)?
Emotion pur. Warum?
Dieser Beitrag von Moshe Zuckermann sollte nicht unerwähnt bleiben:
Kaum ein Begriff wird in Deutschland derart inflationär und verantwortungslos verwendet wie der des Antisemitismus. Das aber schadet dessen Bekämpfung.
"Der inflationäre Gebrauch des Begriffs hat bereits dermaßen zu seiner Banalisierung beigetragen, dass er sein ursprüngliches emanzipatives Aufklärungspotenzial nahezu vollends zugunsten interessengeleiteter, perfider Diffamierungstaktiken und -strategien eingebüßt hat. Nichts schadet der Bekämpfung des realen Antisemitismus mehr als diese entstellt-entstellende Nomenklaturorgie. In Deutschland ist sie mittlerweile zum zentralen Faktor der Degeneration der öffentlichen Debatte im Hinblick auf alles, was „Juden“, „Israel“ und den „Zionismus“ belangt, avanciert.
Gesinnungskomplizen des Zentralrats der Juden
Was dabei vergessen wird, ist die Verbandelung, die man zwangsläufig eingeht, wenn man sich solch diffamierender Benennungspraxis verschreibt. Man befindet sich nämlich in einem Boot mit faschistischen Siedlern in den von Israel besetzten Gebieten, die sich der Unterstützung seitens der reaktionärsten islamophoben Kräfte in Europa und den USA erfreuen dürfen; mit israelischen Alltagsrassisten, die jede Verurteilung ihres menschenverachtenden Denkens und Handelns „von außen“ mit dem Antisemitismus-Vorwurf parieren; mit dem gegenwärtigen Premierminister Israels, der wie wenige in letzter Zeit dazu beigetragen hat, die Schoah-Erinnerung instrumentalisierend zu besudeln, um seine Okkupationspolitik umso ungehinderter betreiben zu können; mit Ariel Scharon, einem seiner Vorgänger, der schon vor Jahren postulieren zu dürfen meinte, dass alle aus Europa kommende Kritik an der von ihm mit besonders schädlicher Emphase betriebenen Siedlungspolitik im Westjordanland zwangsläufig antisemitisch sei."
"Jene in Deutschland, die wie Günter Grass denken, sich jedoch nicht getrauen, ihre Gedanken zu artikulieren, nun aber erfahren müssen, dass der, der ihrem Denken Worte gegeben hat, als Antisemit gebrandmarkt wird, sie somit selbst den Dreck des wahllosen Antisemitismusvorwurfs indirekt abbekommen haben, werden sich überlegen müssen, wie sie mit dieser psychisch-politischen Unwirtlichkeit umgehen."
Warum "Emotion pur"? Weil dieser Mann (ich gehe mal davon aus, dass es ein Mann ist), den ich nicht kenne, mir schreibt, ich soll meine Texte gefälligst nach der Mehrheitsmeinung richten (natürlich nur so lange diese ihm gerade passt und nicht zum Beispiel für die freie Fahrt auf Autobahnen oder ähnliches steht, dann sieht es natürlich ganz anders aus...). Der kann mich mal, wirklich.
Mit "Kern" meinte ich die politische Kernaussage, aber leider ist dieses "Gedicht" so viel mehr, und sagt so viel mehr. Was, fand ich bei Schirrmacher gut interpretiert.
"In den Foren zu dem Grass-"Gedicht" kann man wirklich einen tiefen Blick in die toitsche Volksseele werfen. Und was einem da entgegenblickt ist ungefähr so erfreulich wie der Inhalt einer Abortgrube."
Diesem Kommentar von Lieschen ist im Grunde nichts mehr hinzuzufügen.
Nur dies vielleicht noch: Die Debatte zeigt einmal mehr, dass zwischen (extreme) Linke und Rechte im Grunde kein Blatt Papier passt. Beiden brauchen iinen Schuldigen, dem der Zustand der Welt letztlich angelastet werden kann. Ob das wahlweise der US-Imperialismus, die jüdisch-zionistische Weltverschwörung oder der Satan höchstpersönlich ist, tut im Grunde nichts zur Sache.
@ Wolfram:
Ich stimme mit Ihnen überein, dass der europäische Antisemitismus den Zionismus populär gemacht und letztlich stark vorangetrieben hat. Ob aber ohne einen stark ausgeprägten Antisemitismus in Europa der Zionismus gänzlich ausgeblieben wäre, vermag ich nicht zu beantworten. Aus diesem Umstand resultiert aber m.E. die Sicherheit Israels zur deutschen Staatsräson zu erklären.
@Ian Bellyn
Wen es interessiert: Moshe Zuckermann, Noam Chomsky, Domenico Losurdo, Rolf Verleger, Ekkehart Krippendorff und Norman Paech über Grass' Gedicht und die darauf folgende Reaktion
Noam Chomsky hat, habe ich gestern im Radio gehört, schon länger Einreiseverbot für Israel.
Ciao
Wolfram
@Michael Angele
Vielleicht haben Sie ja Lust, sich meinen letzten Blogeintrag einmal durchzulesen und mir eine kleine Rückmeldung zu geben, was Sie davon halten. Würde mich sehr freuen.
Es geht eine gewisse faustische Tiefe von ihm aus. Mit seinem unsäglichen Gedicht könnte er wie weiland Mephisto "Teil von jener Kraft“ werden, „die stets das Böse will und stets das Gute schafft".
Sie, Herr Angele, haben auch keine Wahrheiten zu verkünden. Wenn die ersten Angriffswellen auf den Iran anrollen, werden wir dann dieses Gedicht und seine faustische Wahrheit hier wieder diskutieren, oder wird dieses Geschreibsel hier dann schnell unter den Teppich gekehrt?
Wie war das nur mit der arabischen Revolution im letzten Jahr? Die basisdemokratische Linke feierte sie als Befreiung vom Joch faustischer Tyrannen. Das Ergebnis: die Morgenröte der Scharia (aktuell Ägypten) kleidet sich nicht mehr in demokratischem Gewand ... schon vergessen?
Und dies hier wird genauso enden und genauso wie hier eigentlich fast alle sich in Verbalinjurien zerfleischen wird dann ein Proteststurm loswehen und die Erinnerung an die ANALYSEN schnell verdrängt ... sie könnte ja zu Selbstzweifeln führen,
eine Sache, die des Journalisten nicht eigen ist, nicht wahr? Und die genau die Antworten, die ich nicht mehr hören und lesen kann werden Sie wieder einholen. Wenn es so kommt, werde ich Sie erinnern.
Aha!
Und weil er ein Einreiseverbot hat, ist alles falsch, was er sagt?
Was ist das denn für eine Begründung.
@Daniel Martienssen
Ich stimme mit Ihnen überein, dass der europäische Antisemitismus den Zionismus populär gemacht und letztlich stark vorangetrieben hat. Ob aber ohne einen stark ausgeprägten Antisemitismus in Europa der Zionismus gänzlich ausgeblieben wäre, vermag ich nicht zu beantworten.
Gut, das ist das Kreuz mit Geschichte, es gibt keine experimentelle Geschichte, man kann nicht Variablen verändern und dann schauen, was nun draus würde. Nur: Ist es plausibel, daß Juden in großer Zahl (nicht nur einige religiöse Schwärmer) ihr Heimatland verlassen hätten, wenn es groß und hinlänglich sicher genug gewesen wäre, "die Hütte ihres Glücks darauf zu bauen"?
Mein obiges Zitat von Theodor Herzl, dem Vater des Zionismus, ist wohl eindeutig genug.
Aus diesem Umstand resultiert aber m.E. die Sicherheit Israels zur deutschen Staatsräson zu erklären.
Wobei zu fragen ist, wodurch alles die Sicherheit Israels gefährdet wird. Die Siedlungspolitik auf der Westbank etwa ist brandgefährlich für die Sicherheit Israels, sie nicht zu kritisieren ist schäbig.
Ciao
Wolfram
Kunibert Hurtig schrieb am 10.04.2012 um 17:38
*Grins*
"Wenn es so kommt, werde ich Sie erinnern."
*Doppelgrins*
Ich mach' bald ein politisches Wettbüro auf, nehm' den Kuni noch als CEO,
DAS gibt Kohle!
Wetten?
@Georg von Grote
Aha!
Und weil er ein Einreiseverbot hat, ist alles falsch, was er sagt?
Was ist das denn für eine Begründung.
Das ist überhaupt keine Begründung, das hast du dir selber ausgedacht. Wenn ich so denken würde, wie du denkst, daß ich dächte, hätte ich schon lange einen Vollbart (wegen dem Spiegelschauen, eh schon wissen).
Ciao
Wolfram
"Georg von Grote schrieb am 10.04.2012 um 17:43"
GvG:
Jetzt hast du Dir ins Knie geschossen,
die verschachtelte Gedankenwelt von WH bedarf einer gewissen Uebung, und wenn du meinst ihm hier ans Bein pinkeln zu koennen bekommst Du hier von einigen Bloggern als Strafhausaufgabe 500 mal den "Ebertus" zu lesen.
*Grins*
P.S.
Leg' dich nicht mit Instanzen an die Du noch nicht kennst...
*Doppelgrins*
;-)
So langsam, kann ich Angele verstehen, dass er in manchen Entgegnungen auch ein wenig direkter wird.
Hier werden oft mehr gezielte persönliche Angriffe unverblümt oder auch versteckt platziert, als das man sich mit dem Inhalt auseinandersetzt.
Selbst wenn der einem nicht passt, muss man nicht persönlich werden. Ich bin auch nicht in allen Punkten einverstanden, was ich da lese. Aber muss man so reagieren?
Und ich frage mich schon langsam, was manche von einem Journalisten erwarten. Das er seine Artikel so verpackt, damit auch jeder damit einverstanden ist? Also Mehrheitsmeinung? Was ist eigentlich Mehrheitsmeinung? Wer bestimmt das?
Was hat Angele eigentlich gemacht?
Die Überschrift hat wohl keiner gelesen, oder nicht verstanden.
Den Text von Grass darf und kann man schon stylistisch kritisieren. Besonders gut ist er nicht und ich würde ihn nicht mal als Prosa-Gedicht akzeptieren.
Sorry, ich lese und verstehe den letzten Absatz in diesem Artikel ganz anders als viele hier.
Keine Sorge tlacuache,
ich will Wolfram nicht ans Bein pinkeln.
Ausserdem denke ich durchaus, dass ich seine Denkweise begriffen habe :-)
@Georg von Grote
Hier werden oft mehr gezielte persönliche Angriffe unverblümt oder auch versteckt platziert, als das man sich mit dem Inhalt auseinandersetzt.
Selbst wenn der einem nicht passt, muss man nicht persönlich werden. Ich bin auch nicht in allen Punkten einverstanden, was ich da lese. Aber muss man so reagieren?
Das sagt genau der Richtige. Liest man die obigen Sätze, so hat man dein Eindruck, du wärst der beschwichtigende Opa, der die Kleinen zur Masze mahnt, du wärst derjenige, der den Ball flach, also sachbezogen halten will. Und bist doch der Wirbelwind, der hier das Unterste zuoberst kehrt, der einen Heidenzirkus veranstaltet.
So, das war jetzt persönlich. Damit soll es sein Bewenden haben.
Ciao
Wolfram
@ Wolfram, schön wieder von Dir zu lesen!
Und gut wie Du diesen Absatz Aber Juden sind keine Israelis..... kommentiert hast. Die Erklärung hatte mich dann wieder beruhigt nicht auf GvG's holperiges Argument einzugehen.
Es ist in der Tat vor allem diese blinde Anpassung an die Spirale der Gewalt. Das sich dabei diejenigen schlauer anstellen, die seit 2000 Jahren immer in der Angst vor Vertreibung und Berufsverboten leben mussten, sollte eigentlich jeder/m einleuchten.
Und darum hat Michael auch recht wenn er schreibt: "Als freier Geist hätte man ihn darum in der aktuellen Lage aufs Äußerste zu verteidigen."
Herr Angele sollte sein Machwerk langsam beerdigen, es interessiert keinem mehr.
Möglicherweise hatte der Don andere Gedichte im Auge oder Ohr als das Grasssche ?
@kenua
Möglicherweise hatte der Don andere Gedichte im Auge oder Ohr als das Grasssche ?
Das könnte natürlich ganz leicht sein. :o)
Ciao
Wolfram
Aus dem Nähkästchen der Psychologie: Wenn einen etwas wirklich nicht interessiert, hat man in der Regel auch kein Bedürfnis mitzuteilen, dass es einem nicht interessiert...
@ Michael Angele schrieb am 10.04.2012 um 14:01
"Mit "Kern" meinte ich die politische Kernaussage, aber leider ist dieses "Gedicht" so viel mehr, und sagt so viel mehr. Was, fand ich bei Schirrmacher gut interpretiert."
Schirrmacher "Kernausausage" ist es, dass er Grass vorwirft, sich zum Opfer gleich den Opfern des Holocaust gemacht zu haben.
Das ist eine Mißinterpretation.
Ich schätze, Schirmmacher (Jahrgang 1959) ist schlicht zu jung, um zu begreifen, was es heißt direkt mit der Schuld Deutschlands verbunden zu sein, ohne selbst im eigentlichen Sinne schuldig geworden zu sein.
Für Schirrmacher ist der Faschismus Geschichte und er hat eine Lehrbuchmeinung davon. Diese ist in Deutschland und für einen FAS-Schreiber zumal, "verschrieben", sie ist der Deutschen Staatsräson nach 1945 verschrieben.
Vielleicht sollte alles was jünger als 50 Jahre ist, besonders die heute ca. 40-Jährigen da, wenn sie schon nicht verstehen oder erfühlen, einfach einmal demütig zurücknehmen, statt über die gültige Formel der Einmaligkeit, diejenigen nicht begreifen, die nicht mehr wirklich dabei waren, aber ihre Väter, die eventuellen Täter noch befragen konnten, dies taten und sich selbst um Antworten bemühten, ahnend, wie schwer das ist.
Diese Arbeit hat sich Schirrmacher nicht gemacht. Seine Interpretation ist eine automatische, reflexhafte, aber sie steht in der FAS.
Ich kann in dieser Diskussion im Augenblick nichts anderes erkennen, als eine verbale Keilerei. Kann ja durchaus mal Spaß machen, allerdings klingt dafür wiederum vieles - @Michael Angele, @Wolfram Heinrich, @Matto, @Georg v. G., @K. Hurtig - zu bitter.
Diese Lust an der persönlichen Herabsetzung ist mir hier schon bei vielen Diskussionen aufgefallen, aber bei diesem Thema, dass mit z.T. in Zitaten verpackten Beschimpfungen einsetzt, brechen offensichtlich die Dämme.
Man könnte darüber immerhin auch inhaltlich diskutieren, müsste dann allerdings darauf verzichten, den anders Denkenden Etiketten anzukleben - schwierig, aber möglich.
Die Frage ist natürlich, was die Teilnehmer hier eigentlich interessiert: Treffen wir uns zu einer zünftigen Keilerei oder um Argumente auszutauschen?
@Michael Angele
Der Link zu Schirrmachers Text ist tot. Umsortiert. Hier der Neue.
Und den wollte ich - böse wie ich nunmal bin - hier noch eben fallen lassen.