Lebenslügen

Genre Autofiktion wird selten kritisiert. Warum? Über Alem Grabovac’ „Das achte Kind“
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 05/2021

Die autobiografische Fiktion löst so langsam den Roman ab. Attraktiver als eine fingierte Welt scheint die quasi authentische Erzählung eines Lebens. Der Suchtfaktor für Leser und Leserinnen ist enorm, wer wollte es beklagen. Für Rezensenten kann diese Entwicklung allerdings zum Problem werden. In einem Kulturbetrieb, in dem alle verbandelt sind, ist die Hemmung, ein Werk zu kritisieren, groß und wächst mit der Gattung. Ein Sachbuch ist leichter zu kritisieren als ein Roman, ein Roman leichter als Lyrik.

Ganz schwer wird es mit autobiografischer Fiktion. Da Autofiktion kaum verstellt aus dem Leben seines Autors erzählt, zielt die Kritik am Werk vermeintlich ins Herz seines Autors. Ein Fehlschluss, und doch ist man gehemmt. Vor allem, wenn man den Autor ken