Als ich neulich mein Leib- und Magenblatt Ossietzky zu lesen begann – es sieht ja immer noch aus wie die Weltbühne! denke ich jedes Mal und werde sentimental –, als ich also den Ossietzky aufschlug, staunte ich nicht schlecht. Unser Autor Thomas Rothschild hatte einen Beitrag geschrieben. Titel: „Wie der Freitag abgewickelt wird“. Hatte er geheime Informationen? Er hatte, sehr geheime sogar, wie sich bald herausstellte, es stand da nämlich:
„Die Wahrheit ist: Jakob Augstein ist angetreten und Michael Angele wurde eingestellt, um das linke Projekt namens Freitag abzuwickeln. Unter dem Vorwand einer technischen Reform – des Ausbaus der Online-Ausgabe –, die nicht mehr war als ein Ablenkungsmanöver, sollte eins der letzten publizistischen Foren der Linken zunächst aufgeweicht und dann vernichtet werden.“
Meine erste, und wie ich hoffe, nachvollziehbare Reaktion war: Nun ist er durchgedreht! Dann aber dachte ich, dass es vielleicht doch der Versuch darstellt, sich in die Höhen von Thomas Bernhards Übertreibungs- und Erregungsversuch zu schreiben (darauf deutet der Ausdruck "vernichtet" hin). Allerdings ein wenig gelungener Versuch, denn ich musste überhaupt nicht lachen.
Nicht zum Lachen fand ich dann leider auch, dass Thomas Rothschild in diesem Ossietzky-Artikel aus der privaten Mailverkehr zwischen mir und ihm zitierte. Darf er das? Soll ich einen Anwalt befragen? Überlegte ich. Aber dann kam ich zur Einsicht, dass dafür das Internet ja wie geschaffen ist: Um solche Streitigkeiten zu dokumentieren, um der ganzen Welt (theoretisch) ein ebenso vergnügliches wie mahnendes Beispiel zu geben. Was wäre nicht gewonnen, ginge etwa ein Henryk M. Broder mit seinen Fehden nicht ständig vor Gericht, sondern ins Netz! Ausserdem haben die Rechtsanwälte ja wohl wichtigeres zu tun.
Und so dokumentiere ich hier also den Fall. Er besteht a) aus dem Artikel, den Rothschild für den Ossietzky geschrieben hat. Ich erlaube mir in Anbetracht der Sachlage, beim Verantwortlichen meines Leib- und Magenblatts nicht erst um die Erlaubnis anzufragen. Zumal dieser Verantwortliche auf eine Mail von mir bisher noch nicht geantwortet hat. Ich wollte nämlich zu Rothschilds Text einen Kommentar posten. Immerhin ist man sich gewisser Probleme dieser Kommentare bewusst (seltsam nur dass sie nicht für die Texte selbst gelten).
Im Disclaimer steht:
„Sie sollten Ihre Beiträge vor der Veröffentlichung sorgfältig darauf überprüfen, ob sie keine Angaben enthalten, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.“ steht da.
Aber leider ist die Kommentar-Funktion ausser Betrieb. Ich habe also um händisches Einfügen gebeten. Eine Antwort steht aus, man wird sehen. Einstweilen füge ich meinen Kommentar darum hier b) unten an.
1. Der Aufsatz von Thomas Rotschild, aus: Ossietzky Nr 24/2009
Wie der Freitag abgewickelt wird
Thomas Rothschild
Im Juli 2009 bot ich dem Freitag, für den ich zeit seines Bestehens geschrieben habe und mit dem ich mich lange politisch identifizieren konnte, den folgenden Beitrag an:
PrognoseEs fällt nicht schwer, die Prognose zu wagen. Sie ist nicht einmal mehr originell: Kritik und vielleicht der Journalismus insgesamt als ein bezahlter Beruf werden aussterben. Blogs beweisen ja, daß es Laien gibt, die nicht schlechter schreiben als professionelle Kritiker, zumal unter den bestallten Journalisten eine Entprofessionalisierung längst eingesetzt hat. Der Mitarbeiter einer Zeitung, einer Rundfunkanstalt, einer Nachrichtenagentur, der die deutsche Grammatik nicht beherrscht und über die stilistischen Fähigkeiten eines Junggymnasiasten verfügt, ist eher die Regel als die Ausnahme.
Die Unternehmen werden den Nachweis führen, daß man auch ohne Profis und also ohne Gehälter und Honorare auskommen kann. Wie Heimwerker mit Hilfe der Baumärkte die professionellen Handwerker von einst, so werden Amateurschreiber Journalisten ersetzen, die ja schon bisher nur in Ausnahmefällen eine einschlägige Ausbildung hatten. Wenn es möglich ist, durch Laien eine Enzyklopädie zu erstellen, die den Brockhaus aus den Gleisen wirft – wie sollte es da ein Problem sein, Zeitungen oder Rundfunksendungen mit Beiträgen von Laien zu füllen?
Die Profis wehren sich natürlich gegen diese Entwicklung. Sie verteidigen ihren Besitzstand. Wenn die von ihnen attackierten Amateure ihnen ihrerseits unterstellen, daß sie die Konkurrenz fürchten, daß ihnen an ihren Jobs, nicht an der vorgeblich angemahnten Qualität gelegen sei, so haben sie die Lacher auf ihrer Seite. Das Argument scheint allzu einleuchtend, als daß man es zurückweisen könnte. Schließlich ist es nicht widerlegbar (wer behauptet, für ihn gelte es nicht, macht sich dadurch gerade verdächtig), und obendrein ist es ja nicht von vornherein anrüchig, wenn jemand um seinen Arbeitsplatz kämpft.
Andererseits kann man die Ersetzung professioneller Arbeit durch Laientätigkeit nicht uneingeschränkt unter dem Stichwort »Demokratisierung« verbuchen. Daß jeder mitreden kann, muß nicht unbedingt der Wahrheit förderlich sein. Es kann auch den Gedankenmief hochspülen oder bloß Lärm und Unübersichtlichkeit erzeugen. Laienchöre, Laienspielgruppen oder Laienorchester haben ihre sympathischen Züge. Die Verwandten der Mitwirkenden sind stets ein dankbares Publikum. Vollwertiger Ersatz für Profikünstler sind Laien nicht. Das wird deutlich, wenn man das angloamerikanische Kulturangebot mit dem mitteleuropäischen vergleicht.
Wiederum andererseits hat die Verluderung des professionellen Journalismus längst begonnen, ehe das Internet die Alternative einer Blogkultur anbot. Daß es genüge, eine Meinung zu haben und sie in halbwegs verständlicher Sprache mitzuteilen, haben die Amateurschreiber den Zeitungs- und Radioschreibern der vergangenen Jahre abgeschaut. Was in den Feuilletons kleinerer Zeitungen als Kritik firmiert, erweist sich oft in jeder Hinsicht als so dilettantisch, daß Blogger es kaum unterbieten können.
Wahrscheinlich ist die hier prognostizierte Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Vor allem deshalb, weil sie für die Unternehmen ökonomische Vorteile bringt. Wie soll man es interpretieren, wenn die Neue Zürcher Zeitung, die immerhin einen Ruf zu verlieren hat, ihren Filmredakteur in den Vorruhestand schickt und seine Stelle nicht mehr besetzt, wenn sie ihrem kenntnisreichen Kulturkorrespondenten aus Österreich, Paul Jandl, kündigt? Was hat es zu bedeuten, wenn der Weser-Kurier, bei dem es weniger drauf ankommt, seinen Mitarbeitern eröffnet, daß er kein Geld mehr für eigene Filmkritiken ausgeben will, wenn sich immer mehr Zeitungen auf die unqualifizierten und von Fehlern strotzenden Kulturkritiken der dpa beschränkt? Wenn die Printmedien in naher Zukunft tatsächlich verschwinden sollen, wie es etwa Jakob Augstein vorauszusehen meint, dann soll der Untergang nicht allzu viel kosten. Für den ohnedies mit Gewißheit Sterbenden reichen unbezahlte Ärzte. Und daß sich mit Publikationen im Internet auf die Dauer ein Zubrot, gar ein Lebensunterhalt verdienen läßt, scheint niemand so recht zu glauben.
*Den Journalismus als Beruf hat es nicht immer schon gegeben, und auch andere Berufe sind verschwunden: die Weber, die Heizer, die Küffner, die Setzer, die Henker zum Beispiel. Den Schaffner in der Straßenbahn ersetzt ein Automat ebenso wie den Kaffeesieder im Kaffeehaus, wenn man noch eins findet. Soziale und pflegerische Dienste, deren Bezahlung früher als selbstverständlich galt, werden zunehmend freiwilligen »Amateuren« überlassen. Aber ein bißchen nostalgisch darf man noch an Zeiten denken, in denen es Kritiker und Journalisten wie Reinhard Baumgart, Hilde Spiel, Georg Hensel, Wolf Donner, Jörg Drews, Robert Jungk, Sebastian Haffner, François Bondy gab, auf deren Beiträge man mit Ungeduld wartete. Sie wurden dafür auch bezahlt.
Der zuständige Redakteur des Freitag, Michael Angele, schrieb mir daraufhin: Lieber Herr Rothschild, Ihren Text »Prognose« werden wir in dieser Form nicht drucken. Ich habe aus großem Respekt vor Ihnen schon einige schlecht gelaunte Texte durchgehen lassen und sie in der Redaktion sogar verteidigt. Aber dieser Text wäre für mich nur erträglich, wenn auch er mit jener Ahnung von Komik geschrieben wäre, die Sie in Ihrem Zadek-Nachruf vom großen Schauspieler gerade da erwarten, wo es tragisch wird – denn in der Sache haben sie ja in vielem Recht. Nur: Wer weiß das eigentlich noch nicht? Für wen schreiben sie das? Vor allem aber: Sie haben Vorbehalte gegen die Blogkultur, kann ich verstehen. Allerdings ist ihr eigener Text selbst ein Blogbeitrag – nichts anderes, sogar einer, mit dem sich »ein Zubrot« verdienen lässt. Dazu ein letztes: die Wendung »wie Jakob Augstein vorauszusehen meint« klingt schon arg despektierlich und ist vom Argumentationsgang her völlig überflüssig. Da muss ich dann schon fragen: Warum sollte er ihnen für diesen Hieb auch noch Geld geben? Ihr Michael Angele
Darauf reagierte ich: Sie erwarten doch auf diese Rüge keine Antwort? Ich nehme sie zur Kenntnis. Nur eins wüßte ich gerne: abgesehen davon, daß ich keine Hemmungen hätte, despektierlich zu sein – was an dem zitierten Satz ist despektierlich? ... Bezahlt wird man nicht für kommode Ansichten, sondern für Arbeit. Ach Herr Angele, mich ermüden solche Korrespondenzen, dafür bin ich zu alt.
Michael Angeles Antwort: Lieber Rothschild, schade, dass sie nur auf den letzten Punkt eingehen, der bei mir eher marginal ist. Ich fand mit anderen nicht den Inhalt, aber die Formulierung »vorauszusehen meint« despektierlich, völlig unnötig. Meine anderen Punkte sind mir allerdings sehr wichtig, es ist keine Rüge, sondern eine Kritik. Es würde mich freuen, wenn Sie mir darauf eine Antwort gäben. Ich will noch einmal meinen Hauptkritikpunkt erwähnen: Teilen Sie meine Meinung, dass ein wenig (Selbst)-Ironie dem Beitrag gut getan hätte? Oder anders gefragt: Würden Sie Thomas Bernhard auch so verehren, wenn man bei seinen Erregungen nicht eben auch in Lachen ausbrechen würde? Darum geht es mir. Im Kern. Sehr ernst. Ihr Michael Angele
Darauf ich: Sind Sie sicher, daß es nur der Mangel an Ironie ist, der Sie dazu bewegt, meinen Beitrag nicht zu veröffentlichen?
Michael Angele: Aus tiefstem Herzen gesprochen: Ja! Es gibt für mich keinen anderen Grund. Ich schwöre. Muss jetzt aber weg, schlafen wir mal darüber, Ihr Michael Angele
Ein paar Wochen später. Michael Angele spricht Klartext: Ein von mir gegebener konkreter Hinweis auf einen nicht veröffentlichten Artikel, den er zunächst angeblich verschieben mußte, weil er dafür keinen Platz hatte, sei »insofern gut, als ich nicht einsehe, warum ich (sic!) Ihnen Geld bezahlen soll für Betrachtungen, die andere (wenn auch nicht immer in der Qualität) bloggen«.
Es bedurfte meines Hinweises nicht. Die Wahrheit ist: Jakob Augstein ist angetreten und Michael Angele wurde eingestellt, um das linke Projekt namens Freitag abzuwickeln. Unter dem Vorwand einer technischen Reform – des Ausbaus der Online-Ausgabe –, die nicht mehr war als ein Ablenkungsmanöver, sollte eins der letzten publizistischen Foren der Linken zunächst aufgeweicht und dann vernichtet werden. Schon von Anfang an mußte einiges stutzig machen. Vollends klar wurde mir, wohin die Reise geht, als Michael Angele, der gern den Ton eines Bosses in einem großen Industrieunternehmen pflegt, voll Dégout von den Gegnern der jüngsten Bekenntnisse Sloterdijks und Bohrers zum Klassenkampf von oben sprach. Was immer man Sloterdijks Haltung attestieren mag – sie ist so links, wie Berlin subtropisch ist. Der Freitag wird über kurz oder lang verschwinden, weil er so, wie er nun zugerichtet wurde, keine Funktion mehr erfüllt. Andere werden seinem Beispiel folgen. Die Welt kommt auch ohne Journalisten aus. Und in schwachen Momenten frage ich mich, an Leute wie Michael Angele denkend, ob da nicht was Wahres dran ist.
Die insgeheim und nur mir selbst gestellte Frage hat er mir schnell beantwortet. Nach einem neuerlichen Angebot, das ich nicht, seinem Wunsch entsprechend, von weniger als 4.000 auf 8.000 Zeichen verlängern wollte (zuvor hatte er stets um Kürzungen gebeten), schrieb Michael Angele: Lieber Herr Rothschild, ich habe ihnen ja ausdrücklich gesagt, dass ich den Beitrag auch in dieser Form nehme. Als Glosse. Mir schien aber, dass man daraus noch mehr hätte machen können. Ich habe ihnen alle Freiheiten gelassen, auch in der Länge. Nun gut, sie wollen nicht, angeblich haben sie schon alles gesagt, Neugierde, Weiterdenken wollen, Argumentationslust, alles Fehlanzeige. Es war ein freundliches Angebot, ich dachte, es würde ihnen vielleicht eine Freude machen. Wie konnte ich nur? Sorry, Antworten wie diese ziehen mich zu sehr runter. Ich habe einfach keine Lust mehr, ich drucke noch diese Glosse, wenn Sie mögen, und den Text zu Fried, dann lassen sie uns die Farce beenden. Schöne Grüße Michael Angele
Selten hat sich eine Prognose so schnell als richtig herausgestellt. Selten wurde eine Prognose so hanebüchen just von jenen bestätigt, die sie dementieren. Daß übrigens auch die Flucht ins Internet nicht der Weisheit letzter Schluß ist, belegt das (ökonomische) Schicksal der Netzeitung. Michael Angele war Feuilleton- und danach Chefredakteur der Netzeitung, ehe er den Freitag-Kulturredak-teuren vorgesetzt wurde, um das Blatt internettauglich zu machen. Er ist den zwölf Kollegen von der Netzeitung zuvorgekommen, die zum Jahresende 2009 allesamt entlassen wurden, um von einem automatisierten Nachrichtengenerator – das ist kein Witz – ersetzt zu werden. Irgendwann werden Nachrichten- oder Meinungsgeneratoren auch in den Räumen des Freitag Platz finden können.
2. Mein Kommentar für den Ossietzky:
Herr Rothschild zitiert hier ungefragt aus der nicht-öffentlichen Korrespondenz zwischen ihm und mir. Ich bin etwas erstaunt, dass Herr Rothschild, der in mehreren Beiträgen für den FREITAG hohe Ansprüche an das Berufsethos des Journalisten gelegt hat, dabei nicht ins Grübeln gekommen ist. Ich bin mir nämlich gar nicht sicher, ob das Zitieren dieser Mails presserechtlich unbedenklich ist und behalte mir eine Klärung vor.
Es würde mich natürlich schon reizen, auch die Teile aus unserer Korrespondenz den Lesern zur Verfügung zu stellen, die Rothschild wohlfeil verschweigt. Einstweilen aber, um nicht den selben Fauxpas wie jener zu begehen, müssen ein paar Andeutungen genügen:
1. Ich habe Herrn Rothschild auf Nachfrage erklärt, dass er mit den anderen beiden Kulturredakteuren des FREITAG jederzeit Artikel vereinbaren kann und ich mich da auch nicht einmischen werde. Nur ich selbst wolle eben nichts mehr mit ihm zu tun haben, weil mir seine Art auf den Wecker gehe. Diesen Aspekt unterschlägt Rothschild.
2. Herr Rothschild schreibt in seinem Artikel: "Nach einem neuerlichen Angebot, das ich nicht, seinem Wunsch entsprechend, von weniger als 4.000 auf 8.000 Zeichen verlängern wollte (zuvor hatte er stets um Kürzungen gebeten), schrieb Michael Angele: (…)"
Es handelte sich bei den genannten 4000 Zeichen um eine Glosse zum Ende der Germanistik als Fach. Ich habe Herrn Rothschild darauf hin angeregt, ob er den Stoff nicht zu einem Debatten-Beitrag weiten wolle, immerhin ist die Germanistik ja das Fach, in dem er unterrichtet hat. Ich vermutete also einiges Herzblutt, und in der Heftplanung kristallisierte sich gerade ein kleiner Schwerpunkt Bildungsnotstand heraus.
Herr Rothschild antwortete mir, dass er im FREITAG schon mehrmals über den (schlechten) Zustand der Bildung geschrieben habe und sich nicht wiederholen wolle. Ich habe das zu akzeptieren. Nur: mal etwas Neues versuchen, respektive seine Postion mit neuen Argumenten unermauern, vielleicht auch sie kritisch überdenken – last but not least sich schlicht für das Angebot zu bedanken: auf diese Idee ist er leider auch in diesem Fall nicht gekommen.
Nichts gegen schlechte Laune, aber in den Glossen von Herrn Rothschild näherte sie sich zu oft dem Punkt, wo sie von der Kritik nicht mehr zu unterscheiden war. In der Redaktion war das nicht nur meine Meinung – und bevor hier behauptet wird, die Kritik sei nur von den vermeintlichen Totengräber des FREITAG gekommen: nein, sie kam auch von der alten Garde.
3. Wenn sich dann auch noch Pharisäertum dazu gesellte, wie im Fall einer weiteren Glosse zum Ende des Journalismus, wurde es mir einfach zu viel:
Herr Rothschild kritisierte also in jener Glosse in harschen Worten das Heer der Journalisten, die sich mit der PR gemein machen. Laut lachen musste ich dann allerdings, als ich den Satz las: "Der Typus ist uns längst vertraut: der smarte Alt-68er, der die angeblichen Vorzüge einer Fluglinie, einer Geldanlage, eines Pharmapräparats propagiert."
Ich erinnerte Thomas Rothschild daraufhin an ein Angebot, das er der Kulturredaktion ein paar Wochen davor gemacht hatte, im welchem er das sommerliche Kulturangebot des Salzkammerguts empfehlen wollte. Wir hatten das Angebot natürlich abgelehnt, da wir eine Verquickung von kommerziellen Interessen und journalistischem Engagement vermuteten. Eine Vermutung, die Herr Rothschild bestätigte: auch er sei in - und diese Stelle muss ich für einmal wörtlich zitieren - "ambivalente Geschäfte" verwickelt.
Das kommt vor, und es fand sich dann sogar, auf meine dringende Bitte hin, ein entsprechend differenzierender Passus in der veröffentlichten Glosse. Schade nur, dass in den meisten anderen seiner neueren Texte - wie ich finde leider auch in dem obigen - die Selbstgerechtigkeit so unbarmherzig an die Stelle der Selbstzweifel getreten ist.
Michael Angele
So weit die Dokumentation des Falls, wie er sich bis dato darstellt. Herr Rothschild kann uns selbstverständlich jederzeit neue Vorschläge für Artikel machen.
Kommentare 102
hier ist besagter artikel zu finden .. linken rulZ. :P
www.sopos.org/aufsaetze/4b1cd70335096/1.phtml
Da will ich natürlich auch noch was zu sagen - wie man im Norden formulieren würde.
Also
, lieber Herr Rothschild, in Ihre Korrespondenz mit Michael Angele will ich mich nicht mengen. Er ist der Ressortleiter. Und wenn er findet, dass ein Text noch verbesserungsfähig ist, dann ist das nicht nur sein Recht - sondern sein Job. Darin liegt ja gerade der Unterschied zwischen Blogger und Journalisten - die einen werden redigiert und dadurch - hoffentlich - besser, die anderen nicht. Davon handelt ja nun gerade Ihr Text.
(Ihre These, dass das angloamerikanische Kulturangebot gegenüber dem mitteleuropäischen irgendwie minderwertig sei, finde ich allerdings abwegig, aber das nur am Rande.)
Soweit ich allerdings betroffen bin, möchte ich mich schon gerne äußern. Wir hatten bislang ja gar keinen Kontakt und keinen Grund uns übereinander zu ärgern. Ich wenigstens nicht über Sie. Sie irren, oder wollen irren, wenn Sie sagen, dass ich den Freitag abwickeln will. Schlimmes Wort übrigens, das Sie da nutzen. Aus einer Sprache, die nicht meine ist. Und hoffentlich nicht die Ihre. Der Freitag soll leben und wachsen und wirken! Und wir haben da im vergangenen Jahr doch eine Menge geleistet, finde ich. (Muss ich ja auch finden :) )
Sie irren auch, oder zitieren nachlässig, wenn Sie sagen, ich sei der Meinung, der Printjournalismus werde sterben. Lieber Herr Rothschild, ich bin froh, nicht dieser Meinung zu sein. Einige Formen des Printjournalismus werden es sehr, sehr schwer haben. Andere nicht. Aber das bedruckte Papier wird uns - soweit ich es sehen kann - noch lange erhalten bleiben.
Und Sie irren, wenn sie glauben, irgendjemand hier oder anderswo glaube im Ernst, die Blogger übernähmen eines Tages alle Arbeit der Journalisten. Das hat nun wirklich nie einer behauptet und es wäre auch unsinnig.
So viele Irrtümer, lieber Thomas Rothschild. Warum? Wenn Sie Lust und Zeit haben, treffe ich mich gerne mit Ihnen und versuche, die Irrtümer auszuräumen.
Viele Grüße, Ihr JA
Lieber Herr Angele,
ich will nichts zum Inhalt sagen, aber nun jetzt gerade, wo überall ein Streit ist nun auch noch das?
In anderen Blogs beziehen sie diesen Konflikt auch gleich in ihre Überlegungen ein.
Bei Streifzug genauer, ich will jetzt nicht verlinken. Behalten Sie die Nerven und achten Sie auf gutes timing bei öffentlichen Konfliktlösungen.
@ Jakob Augstein - auf der einen Seite interne Klärungen und hier nun wieder zum Fenster raus. Es ist keine Linie in diesen ganzen Reaktionen. Das ist schwer zu verstehen.
Wie ich es verstanden habe, ohne über den Text/die Texte hinaus Hintergrundinformation zu haben: Thomas Rothschild, den ich bestimmt seit mehr als fuffzehn Jahren bewußt lese, formuliert die Zukunft des Journalisten begründet und pointiert. Letztlich meint er doch, daß der linke, der gesellschaftskritische Freitag nicht gehalten werden will. Vom aktuellen Freitagsprojekt.
Michael Angele bestreitet das, und hat auch die Auseinandersetzungen zwischen Redakteur und Autor am Hals. Im Kommentar von Augstein steht: "Der Freitag soll leben und wachsen und wirken!" - Ich glaube, das würde Rothschild auch unterschreiben.
Also: Ich lese es so, daß es ein Richtungsstreit ist. Angele fragt ja, welche "Zielgruppe"/Kunden Rothschild habe. Er sagt, Rothschilds Auffassung kennten doch alle. -
Und da würde ich eben denken, daß Angele halt am Markt denkt, wie der Verleger auch, Rothschild aber an der Sache, die er auch zur Kritik stellt.
Altbacken, aber wahr. Wer kann am besten Spagat? Und wann reißen die Bänder?
Liebe Magda,
nur damit hier nicht Ursache und Wirkung verwechselt werden: Herr Rothschild hat zuerst publiziert, ohne mein Wissen, und ohne mich zu fragen, ob er aus unserer Korrespondenz zitieren darf. Der Text wurde im Internet längst aufgegriffen. Ich musste also reagieren.
Andere gehen mit so einem Problem zu ihrem Rechtsanwalt. Das wurde hier diskutiert, wir haben uns dagegen entschieden, ist auch gut so. Aber lassen sie mir doch meinen Humor, oder das was ich dafür halte.
Im Übrigen mache ich nur, was Herr Rothschild als Autor sich beharrlich geweigert hat zu tun: die Diskussion mit den Lesern führen.
@ Magda: Ich mag Deine Kolumnen, aber ich mag auch Streit und Verschärfung. Darin liegt nicht persönliche Lust, sondern darin ist etwas Objektives. Du scheinst hier dem Streit abhold, den Du dort führst: www.freitag.de/community/blogs/streifzug/klaras-abgesang-oder-der-preis-der-freiheit
Ich würde sagen, that´s democracy sowie: "Hier darf jeeeder machen was er will ... im Rahmen der freiheitlichen Grundordnung, versteht sich!"
Wer das Zitat erkennt, gewinnt sofort eine Anhörung auf YouTube (als Selbstbetätigung).
@ Michael Angele: Ich empfinde den zitierten Abtausch als der Diskussion sehr dienlich. Darin ist auch nichts, was man verschweigen würde in einer Diskussion. Ob man aus beruflicher Kommunikation zitieren darf? Mit Fritz Teufel: Wenn´s der Wahrheitsfindung dient ...
Die Argumente stehen im Raum, jeder muß sie jetzt für sich erst mal plazieren.
Und dann mal gucken, wie´s aussieht.
@ Michel Angele "Aber lassen sie mir doch meinen Humor, oder das was ich dafür halte."
Na sicher, das timing war nur ein bisschen schwierig.
@ Magda: "Ich mag Deine Kolumnen, aber ich mag auch Streit und Verschärfung. Darin liegt nicht persönliche Lust, sondern darin ist etwas Objektives. Du scheinst hier dem Streit abhold, den Du dort führst:"
Na gut, na gut, Rainer, jeder würde gern die Regeln bestimmen, ich auch.
Und Du selbst streitest ja auch nie.
Den Streit mögen und selbst gern streiten ist etwas sehr verschiedenes.
Ja, Herr Angele,
das ist wirklich ein schlechter Artikel Thomas Rothschilds. Er verwendet Klischees über Blogger und Kommentatoren, er definiert seine eigene professionelle Rolle eher defensiv und abwertend, ganz ohne Selbstvertrauen. - Die Frage bleibt im Raume, wer ihm dieses Vertrauen nahm!
Er vergisst, dass das Web in seinen Medien den „Sumpf“ genau so reproduziert, wie eben auch Dinge, die über den normalen Verstand des heutigen Zeitungsgewerbes weit hinaus gehen. -
Nur ein Beispiel: Thomas Rothschild behauptet, der Rundfunk arbeite weitgehend unter seinen Möglichkeiten und habe die Qualität schrittweise gesenkt, sei eines der zahlreichen „Praktikanten-Medien“ geworden. - Meine Erfahrungen mit dem DLF, DLR, WDR- Angebot, aber auch mit Kanälen aus Hessen und Bayern sind jedoch genau entgegen gesetzt.
Das Feuilleton und die Kulturredaktionen dort, aber auch manche allgemeine Regional- und Landesproduktionen sind auf einem Niveau, das die meisten Zeitungsfeuilletons der Republik nicht mehr erreichen und die Webinformation der Sender auf einer so detailreichen und weiterführenden Ebene, sprachlich hervorragend, dass ich mich manches Mal frage, wie die das hin bekommen, neben dem ganzen Sendebetrieb. Gleiches könnte ich für die Angebote der Wissenschaftsredaktionen schreiben. - Kinder und Jugendliche werden übrigens in den bezahlten Print-Medien nur noch als Anhängsel redaktionell betreut und für Ältere gibt es bald nur noch das
Einheitsprogramm von ARD und ZDF rund um die Uhr.
Das Kulturangebot und die Art der Rezensionen und Kritiken der Kulturkanäle des ö.-r. Rundfunks, deren Eigenproduktion (Feature,Hörspiel,Musik) schlägt heute jedes privatwirtschaftlich organisierte Medium. So sieht es aus. - Das Fernsehen, das ist eine andere Sache. Da ist selbst „ttt“, speziell als Kultur-und Zeitgeist-Feuilleton konzipiert, so abgrundtief schlecht, dass mir selbst die bemüht witzige Moderation des Herrn Mohr nicht über die vielen Beiträge zu „ jungen Jahrhundertgeigern, Ausnahmemalern, Jahrtausendsopranistinnen mit Sexappeal und enorm wiederkommenden Altstars“ hinweg helfen können. Und nicht einen Tag möchte ich DLF oder DLR eintauschen gegen das oberflächliche und unwissende „Blattgold“ eines Florian Illies oder die platten Literaturpräsentationen Amelie Frieds oder Ijoma Mangolds. Zu den langsam versandenden, reinen Meinungsgeschichten und Benimm-Kolumnen eines Jens Jessen oder der bräsigen und völlig humorfreien Feuilletonhaltung einer Iris Radisch, zu den unsäglich platten Beiträgen einer Tanja Dückers, schweige ich lieber. - Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich mich kurz, vornehmlich an der Kulturredaktion eines deutschen Print-Leitmediums schlechthin abarbeite. - Die „heimliche“ Qualität des Rundfunks fiel übrigens auch schon einmal Martin Böttger vom „Freitag“ auf ( www.freitag.de/kultur/0206-medientagebuch )
Dabei will ich es hier belassen. Denn es zieht sich durch den Artikel Thomas Rothschilds letztlich ein Selbsthass, der mich nicht lachen lässt. Da geht es jemandem so an den Kragen, dass der platzt.
Grund scheint mir zu sein, dass Professionalität zwar als Voraussetzung verlangt und eingefordert wird, aber dann eine unprofessionelle Haltung zur Annahme oder Ablehnung von Texten dabei heraus kommt. Zudem entsteht eine falsche Front zu den nun dialogisch auftretenden Lesern, die wie folgt aufgemacht wird: „Die Verwandten der Mitwirkenden sind stets ein dankbares Publikum.“ (Th. Rothschild) - Das scheint mir aber gerade für das deutsche Feuilleton ein Markenzeichen, denn da schreiben „Verwandtschaftsklubs“ und rezensieren sich gegenseitig aus Gefälligkeit (Carl Corino, Martin Lüdke, Hanno Kühnert,- ich traure immer noch-, wussten dazu zu senden und zu schreiben). Was für das Jahrhundert der „Gelehrtenrepublik“ noch anging, wirkt doch heute eher hemmend und einengend, ja geradezu unverschämt borniert.
Die Blogger und Kommentatoren kennen sich gerade nicht, bzw. nur das, was geschrieben steht oder in anderer Form abgebildet wird. Das ist auch, so schätze ich die Sache ein, gut so! Denn die Nähe erzeugt meist Hohlheiten und falsche Fanklubs, und gerade nicht die Offenheit von der man glaubt sie brauche vertrauliche Nähe. In der vertraulichen Nähe der deutschen Feuilletons und der medial vermittelten Kultur lauert nämlich die Absprache unter „guten Freunden“, die am Ende doch nur Geschäftspartner auf Gegenseitigkeit, oder viel schlimmer, aus Abhängigkeit sind.
Das schwierigste Geschäft der Profis, sie teilen das doch mit anderen Professionen, die weder ihre Informations- noch ihre Meinungsmonopole weiter verteidigen können (Ärzte, Psychologen, Psychotherapeuten, Wissensschaftler, Ingenieure und Architekten), ist doch das der Moderation und der Hilfestellung, einer Meinung mit guten Inhalten und schlechter Form auf die Füße zu helfen, oder reine Formalitäten als solche zu entlarven. - Das wird immer gebraucht werden, das wird in Zukunft noch mehr gebraucht werden. Das ist ein bisher nicht entwickeltes Standbein, wenn man bereit ist dem zurückschreibenden und funkenden Leser Rede und Antwort zu stehen. - Leser/Blogger sind übrigens viel demütiger als angenommen. Wer gut schreibt und Inhalte produziert, der teilt heute häufig das Schicksal, dafür keine allzu ausführlichen Antworten zu bekommen, weil die von den „Aufregern (z.B. Krönig, Joffe) und den Dilettanten (z.B. J.Fischer bei der ZEIT)“ schon abgesaugt wurden.
Die Schwierigkeiten mit dem Begriff der „Künstlerschaft“
Nur wenige Journalisten oder Autoren im professionellen Journalismus können diese Schwelle erreichen oder sie gar überschreiten. Das ist keine Abwertung, keine Wertung auf Skalen, die ein Oben und ein Unten kennen. So einen Quatsch will uns nur die Bertelsmannstiftung, der "ZEIT-Campus" oder die Schein Faktzizität des "Focus" eintrichtern.
Denn mit Künstlerschaft ist ja auch eine Einengung verbunden, die dem journalistischen Professionalismus meist völlig zuwider ist: Eines oder doch nur wenige Themen werden inhaltlich und formal immer wieder durchgearbeitet und mit einer speziellen Handschrift versehen.
Gute Journalisten leben jedoch davon, so jedenfalls mein Eindruck, niemals die eigene Handschrift oder die eines anderen „Künstlers“ für absolut zu halten und sie nur wegen der Formalität zu verteidigen. - Um in der Sprache einer hier, beim „Der Freitag“ verbreiteten Kolumne zu bleiben. Wichtig ist, ob auf einer Schlacke oder Halde etwas wächst, was schön und angenehm sein könnte, das anschauenswert und eventuell pflegebedürftig ist, ob unter einer schön gefärbten Soße auch ein gutes Stück Fleisch oder eine geschmacklich annehmbare Kartoffel liegt und die Soße nicht nur nach Dose schmeckt.
Zu den Interna, die bei „Ossietzky“ und beim „Der Freitag“ besser intern bleiben sollten, kann und will ich nichts sagen. Schlimm, wenn es die „Kleinen“ im Mediengeschäft schaffen, sich gegenseitig die Füße weg zu treten. Das „Volk“ glotzt, ließt Holtzbrinck-Bertelsmann-Produkte und erfreut sich am mittlerweile moderater und offener gewordenen Haus-Springer. Denen ist der Untergang noch einiger weiterer „irgendwie“ linker Publikationsmedien schlichtweg egal. Nebenbei, den Geschäftsführern und ihren redaktionellen Mentalisten in den Mediengruppen dürfte es sehr recht sein, denn auch das „Kleinvieh“ an Lesern und Bloggern macht Mist, sorgt für die wenigen Prozente vom Durchschnittsgewinn hin zum hohen zweistelligen Konzernergebnis.
Grüße
Christoph Leusch
S K A N D A L
Immerhin. Auf jeden Fall alles auffahren ordentlich Wind machen. Und dann bitte öffentlich versöhnen.
Magda schreibt: „Lieber Herr Angele,
ich will nichts zum Inhalt sagen, aber nun jetzt gerade, wo überall ein Streit ist nun auch noch das?“
Dieser Satz erzeugt in mir ein Streuben. Was ist das für eine Haltung? „Ich will nichts zum Inhalt sagen…“. Warum meldest Du Dich dann zu Wort? Und dann stellst Du, Magda, die Behauptung auf, überall sei sei Streit? Wo denn? Ich habe keinen bemerkt.
Es muss doch möglich sein, Gegenargumente auszutauschen!!! Man muss doch auch mal ein Gegenargument aushalten können!!!
Es ist richtig, dass der Kulturredakteur diesen Dispens zur Diskussion stellt. Diese Haltung legt offen, macht transparent. Das gehört zu den Grundlagen demokratischen Zusammenlebens.
Gefühlsheischendes Meinen ist da völlig fehl am Platz!
Es sollte Dissens statt Dispens heißen.
... es müsste nur jemand Hr Rothschild jetzt einen Brief schicken, damit er weiss, dass wir uns hier mit ihm beschäftigen. Oder ein Telegramm?
JA
Da Michael Angele Streit im Netz liebt, soll er ihn haben. Auf Sprachkritik will ich verzichten, obgleich sie bei einem Journalisten angemessen wäre. In will großzügig übersehen, dass Michael Angele offenbar nicht weiß, was „wohlfeil“ heißt, und dass er „ungefragt“ schreibt, wo er „ohne zu fragen“ meint (oder sollte ich seiner Ansicht nach wirklich nur zitieren, wenn ich gefragt werde?).
Im Vertrauen darauf, dass Korrespondenzen - in diesem Fall eine De-Facto-Kündigung - nicht veröffentlicht werden, glauben Zeitungsmacher, sich jede Willkür leisten zu können. Dieses Spiel spiele ich nicht mit. Wenn ich eine private Mail veröffentliche, so tu ich das aus dem gleichen Verständnis heraus, aus dem ziviler Ungehorsam gegen schlechte Gesetze verstößt. Und wenn das tatsächlich justitiabel sein sollte, wünsche ich mir fast, dass Michael Angele einen Rechtsanwalt engagiert. Das sollte man doch einmal grundsätzlich klären.
Was das Salzkammergut angeht: ich hatte keinerlei kommerzielle Interessen, sondern habe lediglich von jenen kulturellen Angeboten Gebrauch gemacht, die ich in dem Artikel empfahl. Das ist bei jeder Theaterkritik so. Und was meine "ambivalenten Geschäfte" angeht, so bezog sich das ausdrücklich auf Filmfestivals, die Kritikern eine Unterkunft und gelegentlich den Flug bezahlen. Diese Problematik hatte ich schon mehrmals angesprochen, und auch Angele weiß, dass es keine Festivalberichterstattung gäbe, wenn solche Einladungen nicht angenommen würden – jedenfalls nicht im „Freitag“, der keine Spesen bezahlt.
Die Andeutung über die „alte Garde“ finde ich unfein. Ich will mir keine Gedanken machen müssen, wer da sein Missfallen über meine Beiträge gegenüber dem Ressortleiter statt mit gegenüber äußert. Wenn eine Zusammenarbeit mit „den anderen beiden Kulturredakteuren“ nach diesem „Streit“ weiterhin möglich sein sollte, wird mich das nur freuen. Mit ihnen habe ich ja über Jahre hinweg keine Probleme dieser Art gehabt.
Ich warte das mit Spannung ab. Denn zu allem, was ich über Angele gesagt habe, kann ich nur hinzufügen, dass er auch ein Lügner ist: Die Glosse, die er zu Frieds Todestag am 22.11. ausdrücklich zu veröffentlichen versprach, ist nicht erschienen. (Und wenn er es will und gestattet, zitiere ich seine Mail mit der Zusage.)
Lieber Herr Augstein, ein Wort noch zu Ihrem Text, in dem Sie mich direkt ansprechen. Als ich meine Verwunderung darüber aussprach, dass die langjährigen Mitarbeiter des „Freitag“ nicht eingeladen wurde, als der neue Anfang während der Berlinale im Roten Salon der Volksbühne gefeiert wurde, antwortete mir Ihr Chefredakteur, ich solle mich melden, wenn ich wieder in Berlin sei. Als ich dann tatsächlich in Berlin zu tun hatte, habe ich ihm und Ihnen zuvor mehrere Termine für ein Treffen vorgeschlagen. Ich habe keine Antwort erhalten. Sie werden also verstehen, dass ich an der Ernsthaftigkeit Ihrer Gesprächsbereitschaft zweifle.
Wir können nun weiter darüber rechten, wer wen falsch zitiert oder sich irrt. Ich fürchte, das wird niemanden interessieren. Nur soviel: Ich habe nicht geschrieben, „irgendjemand hier oder anderswo glaube im Ernst, die Blogger übernähmen eines Tages alle Arbeit der Journalisten“. Diesen Unsinn behaupte ich selbst. Und sollte ich mich tatsächlich irren, so wird mich das freuen. Let’s see.
P.S.: Telegramme gibt es nicht mehr, lieber Herr Augstein. Denen ging es ebenso wie es nach meiner schamlosen Prognose dem professionellen Journalismus ergehen wird. Aber Sie haben Recht: diese Diskussion habe ich nur durch Zufall entdeckt.
Ich wage das mal zu unterstreichen, Achtermann.
Aber keinen Streit bitte, Magda.
Wenn er aus Stuttgart ist, ist er vielleicht hier erreichbar
www.uni-stuttgart.de/ilwndl/mitarbeiter/rothschild_thomas.html
oder (wenn aus Stuttgart)
Telefon, (0711) 6858 - 3063
thomas.rothschild@ilw.uni-stuttgart.de
Für einen Brief fehlen mir die Briefmarken und jegliches Verständnis.
Diese verdammten Tippfehler. Im dritten Satz muss es "ich" statt "in" heißen und weiter unten "mir" statt "mit". Wer weiß: ielleicht werden mir diese Fehler bei persönlichen Fürwörtern als Selbsthass gedeutet. Im Übrigen habe ich versäumt, mich bei Michael Angele dafür zu bedanken, dass er meinem abgelehnten Text nun doch zur Verbreitung verhilft - wo er ja mit mir nichts mehr zu tun haben wollte.
Lieber Herr Rothschild
ich denke, ich brauche ihre Zeilen nicht weiter zu kommentieren, die Leserschaft kann aus ihnen vielleicht einen Eindruck gewinnen, warum ich (persönlich) mit Ihnen nicht mehr zusammenarbeiten wollte. Nur soviel: Es war eben keine "de facto-Kündigung". Mögen Sie auch das eine Lüge nennen oder mir abermals Sprachprobleme vorwerfen, egal. Und tut mir Leid: Ihren Text für den 22.10. habe ich schlicht und einfach vergessen, das ist nicht schön, ich gebe es zu. Sie kriegen ein Ausfallhonorar dafür. Bei allen weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an meine Kollegen.
MfG
Michael Angele
Wenn’s mal nottut – 15,20 ohne Schmuckblatt:
www.deutschepost.de/dpag?check=yes;=de_DE=link1015337_889
@ Thomas Rothschild: Ich begrüße es, daß Sie sich hier zu Wort melden. Das Thema, für Sie auch ein persönliches, ist ja ein großes: Der Freitag, auch noch die Volkszeitung, steht als Tradition des hier stattfindenden Journalismus und Bloggens zur Debatte. Sozusagen die Beta-Version eines Namens mit Herkunft. Mit Gerhard Seyfried gesprochen: Wo soll das alles enden?
@thomas rothschild:
dein text, um den es ging, ist schrott und das muss auch so gesagt werden. sowas muss man doch nicht drucken. darüber zu streiten ist ... da gibt es keine netten worte.
seit wann michael angele blogs mag, würde ich allerdings gerne erfahren. den blogs selbst, ließ er bisher nur verachtung zukommen .. was im zweifelsfall auch eine form der zuneigung sein mag.
da ist es durchaus interessant, dass die andere seite nun anderes zu spüren bekam. oder wie das halt so ist, wenn spielchen nach hinten losgehen und man zwischen allen fronten hockt.
was ich übrigens viel eher glaube ist, dass der freitag nicht mal ansatzweise abgewickelt werden soll. es ist vielfach nur einfach unprofessionell, was da passiert. ungeordnet, widersprüchlich, ohne klare linie und schlussendlich wirkt sich sowas auf vielen wegen aus. man sieht es darin, wie kommentare aufgegriffen werden ... oder eben in den eskalationsstufen bei solchen verärgerungspamphleten.
@JA:
"... es müsste nur jemand Hr Rothschild jetzt einen Brief schicken, damit er weiss, dass wir uns hier mit ihm beschäftigen. Oder ein Telegramm?"
der unterton ist einfach daneben.
mfg
mh
"Ach!"
Heinrich von Kleist: Amphitryon
Danke! Genau so war es gemeint. Das Persönliche kam erst nach.
Diese Technik: der Dank galt Rainer Kühn.
alles andere hätte mich auch gewundert. ;o)
mfg
mh
Ihren Kommentar auf meinen Kommentar verstehe ich nun gar nicht.
Hallo MH120480, einfach mal entspannen. Ich mach das immer mit Adorno-Lektüre.
Zu JA hast Du aber vollkommen recht: Was für ein sauschlechter Versuch, einen Ton zu treffen! Ich spekulazie immer noch, woran das gelegen haben mag ...
bin ganz locker flockig und entspannt. die zur schau gestellte eitelkeit bedarf jedoch harter worte, um ihrer gerecht zu werden.
mfg
mh
Werter Herr Angele,
wie gehen Sie hier mit Thomas Rothschild um?
Ich zitiere: "Und tut mir Leid: Ihren Text für den 22.10. habe ich schlicht und einfach vergessen, das ist nicht schön, ich gebe es zu. Sie kriegen ein Ausfallhonorar dafür. Bei allen weiteren Fragen wenden Sie sich bitte an meine Kollegen."
Diesen Stil empfinde ich als schmierig.
weinsztein
Rainer, ich stimme dir zu (16 Uhr 18)
"Ist online die neue Tageszeitung?
Ja, absolut. Dass hier das Netz im Prinzip gewonnen hat, steht für mich außer Frage. Die Tageszeitungen machen meiner Meinung nach jetzt schon keinen Sinn mehr, weil auf den ersten zwei, drei Seiten nur Nachrichten stehen - das ist völliger Schwachsinn!"
Jakob Augstein in der FR vom 10.6.2009.
Irre ich? Gar böswillig? Dabei nehm ich Ihnen, lieber Herr Augstein, diese Ansicht gar nicht übel, ich stimme Ihnen ja zu. Darf man nicht darüber nachdenken, was das für den Journalismus bedeutet? Ist es despektierlich, derlei als "Meinung" zu qualifizieren, und ist es auch Aufgabe eines Ressortleiters, seinen Chef vor Despektierlichkeit zu schützen? So viele Fragen, so viele Irrtümer...
"Sie kriegen ein Ausfallhonorar."
"Herr Rothschild kann jederzeit Vorschläge machen ..."
"Herr Rothschild hat sich als Autor beharrlich geweigert, ..."
"...ich (wollte) persönlich nicht mehr mit Ihnen zusammenarbeiten..."
Was ist das für ein Stil? Schreibt hier Herr Angele oder Herr Ackermann? Oder ist das (auch im irgendwie linken) Journalismus üblich? Geht man so mit alten Kollegen um, die schon schrieben, als man selber die ersten Pickel bekam? Handelt man so, wenn man die Alten aus dem Medienfeld schubsen will (muss)? Sollte man nicht erst einmal in sich gehen, wenn man sich mit dem Sloterdijk-Artikel nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat? Und recht wenig Beisshemmungen zeigte.
Jeune homme, Sie werden es noch weit bringen! Irgendwie erinnert mich Ihre Argumentation und Ihr Vorgehen an Ihren Kollegen Philippe Val.Philippe Val, Chefredakteur von "Charlie-Hebdo", ist der Dynamiker, der aus dem anarchistischen Zeichner Siné, der sich über Sarkos Sohn mokiert hatte, text-verdrehend einen Antisemiten gemacht hat, der sich dadurch so "verdient" gemacht hat, dass er mittlerweile Chef von "France-Inter" ist.
Charlie-Hebdo geht es seitdem schlecht, auch weil Siné ein eigenes Journal aufgemacht hat, um einiges besser, spritziger und weniger angepasst als Charlie.
"Der Text ist Schrott..., so was muss man doch nicht drucken" (MH120480). Schrott? Altes Eisen?
"Harte Worte, um der zur Schau gestellten Eitelkeit gerecht zu werden..." (ders.) Härte und Gerechtigkeit? Gerechte Härte? Harte Gerechtigkeit? Bei welcher Zeitschrift befinde ich mich gerade?
Herr Rothschild, seitdem ich Sie im Freitag lesen kann und darf (seit langem also), habe ich Ihre Beiträge immer mit intellektuellem Vergnügen und Erkenntnisgewinn gelesen. Ich fände es schade (für mich und den Freitag), wenn Sie wegen Herrn Angele (der sogar juristische Schritte erwog, ah, ces petits bourgeois!)nicht mehr für den Freitag schreiben würden.
Die Diskussion auf die originalen Kernsätze reduziert, zusammengestellt nach Gefühl:
Rothschild: „Die Welt kommt auch ohne Journalisten aus. Und in schwachen Momenten frage ich mich, an Leute wie Michael Angele denkend, ob da nicht was Wahres dran ist.“
Angele: „Lieber Herr Rothschild, Ihren Text »Prognose« werden wir in dieser Form nicht drucken. Ich habe aus großem Respekt vor Ihnen schon einige schlecht gelaunte Texte durchgehen lassen und sie in der Redaktion sogar verteidigt.“
Leusch. „Ja, Herr Angele, das ist wirklich ein schlechter Artikel Thomas Rothschilds.“
Angele: „Herr Rothschild zitiert hier ungefragt aus der nicht-öffentlichen Korrespondenz zwischen ihm und mir.“
Leusch: „… es zieht sich durch den Artikel Thomas Rothschilds letztlich ein Selbsthass, der mich nicht lachen lässt. Da geht es jemandem so an den Kragen, dass der platzt.“
Angele: „Laut lachen musste ich dann allerdings, als ich den Satz las: "Der Typus ist uns längst vertraut: der smarte Alt-68er, der die angeblichen Vorzüge einer Fluglinie, einer Geldanlage, eines Pharmapräparats propagiert."
Leusch: „Nur wenige Journalisten oder Autoren im professionellen Journalismus können diese Schwelle erreichen oder sie gar überschreiten. Das ist keine Abwertung, keine Wertung auf Skalen, die ein Oben und ein Unten kennen.“
Rothschild: „Blogs beweisen ja, daß es Laien gibt, die nicht schlechter schreiben als professionelle Kritiker…“.
Dem letzten Absatz von wwalkie um 20.06 Uhr kann ich mich nur vorbehaltlos anschließen.
für die beurteilung eines textes ist vollkommen egal wer ihn geschrieben hat. es gibt natürlich immer wieder "menschen", die meinen ob eines namens im boden versinken zu müssen .. doch gerade bei leuten, die ihren anspruch dann auch noch im gleichen pamphlet als gehoben darstellen, muss die härte der kritik der eitelkeit entsprechen, wenn die inhaltliche qualität so verdorben daherkommt.
schrott = weder toll formuliert noch inhatlich wertvoll. eine allerweltsmeinung, die seit 2 jahren durch alle medien gequält wurde und billigster mainstream ist, soll jetzt was supertolles, also etwas verteidigenswertes sein. dahergekleckst und lustlos rübergeklatscht. per ergänzung dann das frustablassen obendrein .. nein, isses nicht .. es ist schrott.
kann passieren. weiter machen, anders machen, besser tun. er kanns doch auch, unbestritten. da braucht er keinen honig ums maul, wenn er mal nicht schaffte.
ich habe übrigens viel mehr auf den anderen rumgehackt. kann sich jeder raussuchen. ;P
und über michael angele sein gerne überlegenes "der rechtsanwalt, der rechtsanwalt" .. ist doch lächerlichstes internet-rumgetrolle. hier macht einer auf gönner. sucht sich überlegenheitsgefühle und ist nicht mal in der lage zu seiner frage google zu bemühen und recht schnell eine antwort zu erhalten.
und dann gibts auch noch eine antwort vom gegenpart. hät ja keiner gedacht, dass man dem alten briefeschreiber hier antrifft .. plötzlich sind wir es dann, also die user, die sich da eine meinung bilden sollen. da ist nichts mehr mit öffentlichkeit ist toll .. ab da wirds gefährlich und der artikel verschwindet aus den top-blogs.
das ist alles genau so ein schrott. und vor allem unprofessionell.
wenn ich das mache, dann ist das freizeitvergnügen. wenn die das tun, dann ist es arbeit. und für so n scheiss würd ich auch gerne mal bezahlt werden.
davon gibts nur noch eine steigerung. geld dafür bekommen, weil man das schon lange macht .. ungeachtet der inhaltlichen qualität. wer soweit ist und sich nicht die kugel gibt, der war nie gut.
genug neue freunde für heute. ;P
mfg
mh
Kernsätze erhellen. Kernsätze schälen die Positionen auf die Frucht oder eben nur auf den Kern.
Die Frucht wollen wir jetzt, der Kern erweist sich später.
Lieber wwalkie,
ich danke Ihnen für die freundlichen und ermutigenden Worte. Man muss, das war mir klar, die "Leserschaft", auf deren Urteil Michael Angele hofft, nicht fürchten. Wo und für wen man schreibt, hängt freilich ganz wesentlich von den Redakteuren und den Herausgebern ab. Das musste ich bereits erfahren, als meine Mitarbeit in der FR nach dreißig Jahren von heute auf morgen nicht mehr erwünscht war - und ich stehe damit keineswegs allein da. Als mich Stefan Reinecke und Jörg Magenau seinerzeit einluden, am Vorgänger des "Freitag" mitzuarbeiten, stellte ich bald, nach anfänglicher Skepsis, fest, dass sich hier tatsächlich ein Blatt entwickelt hatte, das den Anspruch erfüllte, den Hermann L. Gremliza einst für "konkret" erhoben hatte: dass da unterschiedliche linke Positionen ausführlich und auch kontrovers diskutiert werden konnten. Unterschiedliche, aber entschieden linke. Das gab es ansonsten in Deutschland nicht, uns es ist meine feste Überzeugung, dass der Respekt, den der "Freitag" auch bei bürgerlichen Beobachtern genoss, sich dieser Entschiedenheit verdankt. Eine "ZEIT" gab es schon. Der "Freitag" bot dazu eine Alternative, und die wäre heute, wie ich glaube, nötiger denn je.
Vor mehr als einem Jahr fragte Ingo Arend, Angeles Vorläufer als Ressortleiter des Kulturteils, bei mir an, ob ich eine wöchentliche Kolumne schreiben wolle. Ich sagte zu, erfuhr dann, dass sie Online, nicht in der Druckausgabe erscheinen solle. Das ging eine Zeit lang gut. Dann teilte man mir zunächst mit, dass der Titel "Linker Haken" schlecht sei, dann erklärte man mir, dass Kolumnen von den Lesern nicht gewünscht würden, dann wurden meine Glossen immer seltener veröffentlicht, gegen Ende mit der Begründung, es lägen schon zu viele Beiträge vor, was schließlich in dem Debakel endete, das diese Diskussion ausgelöst hat.
Ich bin in der glücklichen Lage, ökonomisch nicht vom Journalismus abhängig zu sein, weil ich vierzig Jahre einen Beruf ausgeübt habe und eine Rente beziehe. Ich schreibe anderswo auch ohne Honorar. Aber wenn es Manche auch nicht glauben wollen: mir ging es mit meiner "Prognose" nicht um meine persönliche Lage, sondern um ein grundsätzliches Problem. Und dass das nicht existiere, kann nur behaupten, wer die Augen vor den zahllosen Kündigungen von Journalisten verschließt. Man mag diese Entwicklung sogar begrüßen, nur leugnen kann man sie nicht. Dass Journalisten arbeitslos werden und in Not geraten, ist ein Problem, das man nicht bagatellisieren sollte. Aber das teilen sie mit Angehörigen vieler Berufe. Dass ein Forum für linke Debatten, wie es der "Freitag" dargestellt hat, zu verschwinden droht, ist das andere. Ich wiederhole mich: wenn ich mich irre, soll es mich freuen. Aber auch jenen, die die Rücknahme der 35-Stunden-Woche, die Forcierung der 2-Klassen-Medizin, die Zunahme von Armut oder den Niedergang des öffentlich-rechtlichen Rundfunks prognostiziert haben, hat man Pessimismus, Irrtum oder Böswilligkeit unterstellt.
Und übrigens wünsche ich mir eine linke Öffentlichkeit, in der auch Blogger - also alle - unter ihren Namen statt unter Pseudonymen schreiben. Ist es nicht ein bedenkliches Zeugnis für unsere Gesellschaft, wenn sich Menschen fürchten müssen, für ihre Meinung einzustehen?
MH kann ich gut und zustimmend nachvollziehen. Ich würde den Text von Rothschild zwar nicht so bewerten, aber den Duktus der Beschreibung der Auseinandersetzung voll unterschreiben. Und daß die Redaktion nicht informiert hat bzw. so uninformiert ist, waren auch erste Gedanken bei mir, im Sinne: So geht das nicht.
Ich lese MH immer wieder gerne.
In der Antwort von Thomas Rothschild auf wwalkie liegt vieles offenbar, nämlich das objektive Problem des Konflikts, was anfangs der Diskussion so benannt wurde: Die Abwicklung des guten alten Freitag.
"dass da unterschiedliche linke Positionen ausführlich und auch kontrovers diskutiert werden konnten. Unterschiedliche, aber entschieden linke. Das gab es sonst in Deutschland nicht, und es ist meine feste Überzeugung, dass der Respekt, den der "Freitag" auch bei bürgerlichen Beobachtern genoss, sich dieser Entschiedenheit verdankte."
Die Situation des Freitags erinnert mich zunehmend an die Situation der SPD.
Der Satz von Jakob Augstein Journalismus müsse aus einer bestimmten Haltung heraus kommen, könnte in der Form “Politik muss aus einer bestimmten Haltung herauskommen” auch von Frank-Walter Steinmeier stammen.
Wie diese Haltung aussieht, bleibt beim Freitag inzwischen genauso nebulös wie bei SPD. Wofür steht der Freitag noch? Ist der Freitag jetzt der deutsche Guardian oder noch das Blatt der kritischen Intelligenz?
Der Umgang mit linken Widersachern scheint ähnlich abzulaufen. Wer sich kritisch äußert, wird der Partei verwiesen oder eben nicht mehr gedruckt. Der Artikel von Thomas Rothschild und die Diskussion hier sprechen Bände.
Die von Franz Walter beklagte Intellektuellenfeindlichkeit in der SPD, findet sich auch im Freitag. So deutet Jakob Augstein an, die klugen Aufsätze im alten Freitag wäre teilweise gar nicht so klug, sondern einfach nur schlecht: ”Und die Schlechtigkeit versteckt sich hinter wirrem Geschwurbsel, das der Autor selber nicht versteht – das er meint, aber dem Leser zumuten zu dürfen, weil es ja, beispielsweise, links ist”.
Schlußendlich laufen dem Freitag ebenfalls die Mitglieder davon. Die Zahl der Einzelverkäufe konnte zwar gesteigert werden, aber die Zahl der Abonnenten ist bereits um über 1300 zurückgegangen.
Am Schlimmsten finde ich aber sowohl in der SPD als auch beim Freitag die Art und Weise wie irgendwann jede Kritik abgebügelt wurde. Sehr schön illustriert an der Diskussion hier.
Unabhängig von dieser Diskussion empfinde ich es als Unding, dass es immer noch nicht möglich ist Kommentare nach Veröffentlichung zu editieren.
Ich stimme Jacob Fricke in beiden Kommentaren zu.
Das wirkt hier stellenweise exhibitionistisch wie die Schillerstraße. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob Thomas Rothschild mit Bernhard oder mit Angele exorziert werden soll oder ob seine Beiträge das Rote vom Ei sind. Er hat eine inhaltliche Meinung zum Verhältnis Print- und Netjournalismus geäußert, exemplifiziert mit dem seit vielen Jahren schon schwärenden Niedergang des „Freitag“ als linkes Journal. So borniert seine Meinung sein mag, er rollt damit Grundfragen der Globalisierung auf, die sich letztlich fokussieren lassen. Schafft es der „Freitag“ – seine AutorInnen, meinetwegen in Print und Blog – auch nur viertel- oder achtelwegs etwas von der „Welt“ zu spiegeln, wie sie sich mit ihrer Fülle von Dynamik und Widersprüchen, mit ihren großen Sprüngen und Revolutionen und Umbrüchen präsentiert? Wenn der „Freitag“ das nicht kann, ist das ganze Gemeiere um „links“ (ja mei!) völlig sinnlos, dann soll er doch auf den Misthaufen der Geschichtln landen. Dabei erwarte ich mir alles andere als ein „revolutionäres Richtungsorgan“, sondern eine plurale politische Debatte.
Mir fällt aber schon auf, dass es sehr viel Blog-Müll gibt, unendlich viel Befindlichkeit-Müll dabei herauskommt, der mich eher abhält, da mitzumischen. Kann aber sein, dass das wirklich eine Altersfrage ist. Doch die von Thomas Rothschild angeregte Frage finde ich spannend – aber eben nur den Inhalt, wie ich ihn für mich herausgestochert habe.
Also, liebe Community,
das ist ja mein Lieblinsgthema. Es ist nur so schon so spät. Weihnachtsfeier und so.
Nur kurz: Wir wollen hier nicht den Wettbewerb gewinnen, wer ist der Linkeste im ganzen Land. Die Begriffe nutzt sich jetzt zurecht und ab, wie es ihm gerade passt und der andere ist immer der Dumme.
Ich kümmere mich lieber um Themen: Und da bitte ich freundlich um Kritik und Prüfung. Was sagen wir denn zur Krise? Zu Merkel? Zu Afghanistan? Zu Gaza? Zum Bildungsstreit? Zur Netzzensur? Nur mal so ein paar Themen in den Raum geworfen.
Wenn das keine vollkommen klare Haltung ist, die wir da einnehmen, lieber Jacob Fricke, was könnte Haltung dann sein?
(Kurz noch zu Ihren Zahlen: Die stimmen leider nciht. Printauflage vor Übernahme 1200, jetzt 3000. Abo vor Übernahme 9000; jetzt 9000)
Ach liebe Community. Können wir nicht dieses Thema, wie links sind wir, endlich mal zu den Akten legen. Und uns um Inhalte kümmern. Inhalte! Es gibt so viel zu tun da draußen. Lasst es uns angehen. Lasst uns die Lügen und die Löcher bei den anderen finden - und nicht versuchen, uns gegenseitig nachzuweisen, dass wir viel linker sind als die anderen.
JA
Lieber wwalkie, lieber weinstzein,
was mich ein wenig wundert, dass sie mit keinem Wort auf den Anlass meines Postings hier eingehen: dass Herr Rothschild ungefragt aus unserer privaten Korrespondenz zitiert hat. Möchten Sie das? Ich meine, Sie treten hier noch nicht einmal unter Klarnamen auf (ist aber okay)? Oder sind das auch Fragen eines "petit bourgeois"? Auch Herr Rothschild hat ja nichts dagegen, im Gegenteil, er hält es - in seinem Fall - ja sogar für höhere Gerechtigkeit ("ziviler Ungehorsam"). Also wirklich.
@wwalkie: Welchen "Sloterdijk-Artikel" meinen Sie eigentlich?
Nein, wir können das Thema nicht zu den Akten legen. Und die Aussage wir müssen über Inhalte sprechen und Geschlossenheit zeigen, klingt erneut nach SPD. Ich halte das Thema für sehr wichtig. Andere scheinbar ebenfalls.Das Problem lässt sich aber auch an den Inhalten festmachen. Sind die im Freitag vertretenen Positionen wirklich noch so unterscheidbar von denen in der Zeit? Ich denke nicht. Ich werde mir den Freitag dann nich kaufen, weil ich mir auch nicht die Zeit kaufe. Jemand der bereits die Zeit liest, bekommt dort für sein Geld wesentlich mehr geboten und wird kaum den Freitag lesen. Schon deshalb muss der Freitag linker als alle anderen Wochenzeitungen sein. Er verliert sonst seine Existenzberechtigung.
PS. Die von mir verwendeten Zahlen stammen vom IVW
Lieber Herr Fricke,
Die kritische Intelligenz, die muss regelmäßig erschrieben und möglichst "leserfest" bewiesen werden. Und dann kommt ja auch noch das leidige Thema der Konkurrenz der "Kleinen", vom Mainstream deutlich abweichenden Medien untereinander hinzu! Sie schneiden den "Dickschiffen" nichts ab, sondern vorzüglich einander tief ins Fleisch.
- Das geschieht vorzüglich mit solchen Diskussionen.
Ich denke, das vernichtet die Chance auf Qualität, weil es so demotivierend die schon zahlenmäßig reduzierte Schlagkraft weiter minimiert.
Herr Rothschild beschreibt eindringlich, was ihm bei der FR wiederfuhr. Für mich, ZEIT-Leser seit der Jugend (in jüngster Zeit höchstens noch zu Belegzwecken) liegt das klar auf der Hand, fanden ähnlich unschöne Änderungen auch in diesem Renomierblatt statt, das unter der derzeit wie eine Ikone gefeierten "Gräfin" einfach mehr Bandbreite, mehr redaktionsinternen Widerspruch und mehr Diskurs aushielt. - Die Zeiten sind aber heute andere. Die härteren Jungs und Mädels mit der nicht ganz so ausgeprägt tiefschürfenden und kritischen Haltung und die mehr optisch orientierten "Herrschaften" haben die Oberhand, und das ist werbetechnisch, bezogen auf die verkaufte Auflage, sowie ökonomisch, ein voller Erfolg.
Nur, was für ein 550.000er Blatt mit einem Haufen Magazin und Extra-Beiblatt, mit Exilpostenmöglichkeiten in einem Verlagskonzern noch irgendwie zu regeln ist, -der interne Konflikt-, das kann bei "Familienunternehmen" leicht ins Auge gehen. - Also, Alles was bisher hier öffentlich bekannt wurde, einschließlich der harschen Kritik im "Ossietzky", gehört aus diesem Grunde intra muros abgehandelt. - Vielleicht war Marion Dönhoff deshalb selbst bei ihren Widersachern anerkannt, weil sie das konnte und ihre Partner dieses ungeschriebene Gesetz ebenfalls achteten.
Ich bin ein Umstandskrämer und sage es daher noch einmal in anderer Form. Je kleiner der Betrieb, je weniger Verstecke, Nischen und Gliederungen, desto wichtiger ist die wechselseitige Mühe um ein gutes Betriebsklima. Nebenbei bemerkt, funktioniert dann auch
eine Delegation nicht, denn in Kleinbetrieben müssen (fast) alle miteinander gut zurecht kommen. Sich gegenseitig runter zu ziehen ist tödlich.
Ich hoffe ja, Herr Rothschild und Herr Angele können sich trotzdem so verständigen, dass von dem Einen längere und besser ausgearbeitete Artikel kommen, -jeder weiß doch, er kann es-, und dafür aber, das Bashing der (bisherigen?) eigenen Redaktion, ohne Belege und ohne runde Argumente, zudem mit kaum haltbaren Argumenten zu Bloggern und zur Medienlandschaft, kritisiert werden kann, ohne sich dafür öffentlich an die Gurgel zu gehen.
Mittlerweile, weil das Konzept "Freitag" vom Modell (ewiges ß) "Der Freitag" tatsächlich abweicht. - In meinen digitalen Bleikammern lagern bisher noch deutlich mehr lange Artikel aus der "Freitags"-Zeit, dafür aber bisher nur ganz wenig aus der Blogossphäre im Web-"Der Freitag". -, wünschte ich mir ein wenig mehr Eingriffe der Profis, um ihre Professionalität zu beweisen, damit sich Linke nicht nur "Haken" verpassen, sondern ein wenig mehr darauf achten, wo denn der intellektuelle und politische Gegner, meinetwegen der Mitkonkurrent zu stellen ist um bei denen auf die Kinnspitze zu treffen.
Was die Korrekturfunktion angeht, so sehe ich doch einen Unterschied darin, ob es sich um einen Blogbeitrag oder einen Kommentar handelt. - Wenn ganze Kommentare nach wenigen Minuten ganz anders aussehen können, dann fände ich das höchst unfreundlich und hielte es für eine Form der politischen Korrektheit, die eher dazu beiträgt den spontanen Ansatz eines Kommentars mit zu vielen intelligenten "Täuschkörpern" zu versetzen.
Eine Haltung ist allerdings, egal ob von Rechten hingeschrieben, die sich damit viel leichter tun, oder von Linken, die aus ihrem Herzen keine Mördergrube machen, selbst differenziert vorgetragen, völlig destruktiv:
Journalisten können sich weder mit sprachlichen, noch mit textkritischen, noch mit inhaltlichen Kritierien von Bloggern kategorisch absetzen. Diese Zeiten sind lange schon vorbei. - Es gibt zwar wahrlich genug fade Nudelsuppe, Trash und Spinnerei im Web und auch hier beim "Der Freitag", aber in der Produktion derselben Suppe unterscheiden sich Profis und Laien kaum. Das war früher auch schon so, fiel aber, es gab eben kein Web, nicht allzu sehr auf.
Was die Journalisten aber auszeichnet ist ihr Berufsethos, belegbar, korrekturbereit und dialogisch zu arbeiten und die Flut der Meinungen durch Auswahl und Hervorhebungen zu moderieren. - Das ist einerseits weniger, als in den Zeiten des Ein-Weg-Journalismus, da war man lange Zeit "die Öffentlichkeit", andererseits um so viele Grade intellektuell anspruchsvoller, wenn man die Aufgabe erst einmal angenommen hat.
Zur SPD: Bei Zeiten so Leute wie Clement und Kahrs vor die Türe, die so gefeierten "Abweichler", letztlich die größten Feiglinge vor dem Herren, rausgeworfen, und die SPD müsste nicht weiterhin dulden, dass Spitzengenossen mit ihr umgehen, als sei diese Partei ein Postenbeschaffungsprogramm und Selbstbedienungsladen für jene, die selbst nach Wahlniederlagen als erste dynamisch auf die Bühne hupfen und sagen, ich übernehme das Kommando.
Ich hoffe ja inständig, dass sich die "Linke" nicht ebenfalls, von Gerüchten und deren medialer Verbreitung getrieben, zu einer ähnlichen Art der Personalfindung entschließt.
Grüße und gute Nacht
C.Leusch
Lieber Michael Angele,
es geht Ihnen doch gar nicht darum, dass Thomas Rothschild aus Ihrer privaten Korrespondenz (die mir eher berufsbezogen zu sein scheint) zitiert hat.
Mich stört, wie Sie hier mit Thomas Rothschild umgehen. Sie stellen ein Ausfallhonorar in Aussicht und meinen "leck mich am Arsch". Sie schreiben, Thomas Rothschild solle sich mit Themenvorschlägen künftig an andere Kulturredakteure wenden, denen Sie vorstehen, aber nicht an Sie. Eigentlich wollen Sie sagen, hau endlich ab, Alter. So kenne ich Mobbing und so nenne es in hier in diesem Fall so.
Und nehmen Sie es mir gern übel, ich las manche Ihrer Beiträge und viele von Thomas Rothschild. So was wie die von Ihnen verantwortete und so genannte "Sloterdijk-Honecker-Debatte", Ihre Beiträge zum Wahlverhalten der Schweizer Frauen oder zum Buch eines an Krebs leidenden Menschen wäre Thomas Rothschild nie passiert. (Könnte ich fortsetzen.)
Ich möchte Sie nicht beleidigen, Herr Angele, aber Ihre Art Journalismus ist mir fremd, die mag ich nicht, ich kann sie auch woanders lesen, sie ist verwechselbar. Gelegentlich ekle ich mich.
Und drollig, dass Sie anmerken, dass wwalkie und ich hier nicht mit "Klarnamen" auftreten. (Woher nur kenne ich diesen Begriff?) Also bitte, "weinsztein" war vor langer Zeit mein journalistisches Pseudonym, wenn ich auf einer Zeitungsseite mit mehreren Artikeln vertreten war. Ich heiße Henner Michels, falls Sie das wirklich interessieren sollte.
( www.henner-michels.de )
Ich hätte nichts dagegen, wenn der Freitag Klarnamen zur Bedingung machte, um in der Community mitmachen zu dürfen.
Herzliche Grüße
Henner Michels
Ach noch was, Herr Angele, Ihr stets erwähnte juristische Option gegenüber Thomas Rothschild hat doch wirklich was mit dem petit bourgois zu tun, dem Klein- und Spießbürger. Meine ich.
Guten Abend, Herr Leusch.
Sind Sie sich denn auch wirklich sicher, Herr Leusch, daß der evangelische Rat nach „intra muros“ ein wirklich dienlicher ist? Ich habe da so meine Zweifel, denn wie wir wissen, haben solche Angelegenheiten die unschöne Eigenschaft, regelmäßig nach hinten loszugehen - zuerst mit Pyramus und Thisbe und den Ziegelmauern: Da fehlte auch jeder Mitwisser von draußen, vor dem Tore, sie sprachen gar mit Nicken und Zeichen, aber je mehr sie das Feuer verbargen, desto stärker loderte es.
Wer Mauern zieht, der sieht nicht immer gleich, ob sie ihn ein- oder ausschließen, wenn er davorsteht.
Ich bin nicht links und nicht rechts, sondern alles zusammen und nichts davon, insofern dürfte alsbald die Frage aktuell werden, was mich ausgerechnet hierher brachte, aber ich habe seit jeher genau diese wohltuende, aber zugleich herausfordernde Abwesenheit linker Mauern genossen und geschätzt, die stets davor bewahrten, stets nur unter den ureigenen Zumutungen zu buckeln, die ja in langer Perspektive nur Ödnis zeitigen. Waren es denn nicht immer die Lust am Diskurs und die produktive Auseinandersetzung, die vor dem Siechtum auf der Geriatrischen bewahrt hatten? Und lauerte die dann nicht immer nur da, wo Verkrustung und Stockung zu besorgen waren?
Es mag wohl sein, daß an der Gräfin ihre Constantia bewundert wurde – aber haben Sie nicht auch den bitteren Wermut beispielsweise von Fritzchen Raddatz‘ Klagen herausgeschmeckt, als er über sie referierte? Über das Umschlagen von Contenance in selbstgefällige Borniertheit bei Ihro Hochwohlgeboren am Speersort? Ich bin nie dabei gewesen, kann es mir aber lebhaft ausmalen, wie es da zugegangen sein mag. Ich kenne dieses Verfahren aus den bayerischen Verhältnissen, namentlich in den Gegenden, in denen der katholisch induzierte Konservativismus in einem Ausmaß wütete, daß es heutzutage kaum glaublich scheint. Auch da wurde nur hinter geschlossenen Saaltüren gestritten und darauf Acht gegeben, daß ja kein Zwist nach draußen dringe, es könnte schließlich nach Uneinheitlichkeit aussehen. Einig war man sich da immer, nach außen, auch wenn man sich kurz zuvor und unter der Decke noch mit dem Beil angefallen hatte.
Die schlimmste Anwandlung des linken Geistes war seit jeher die, immer dann prinzipiell zu werden, wenn es zu differenzieren galt – dafür aber dann zu differenzieren, wenn es tatsächlich ums Prinzip gegangen wäre. Aus diesem abgründigen Fehlgriff entstehen allenfalls die hinlänglich bekannten, operettenhaften Schinken Sinngebungsprosa ohne irgendeinen Erklärungswert, die ganze Regalmeter in Beschlag nehmen, aber allenfalls das Unvermeidliche als unvermeidlich herleiten.
Erkenntnis trifft man da selten .
Woher soll denn auch die „Haltung“ kommen, wenn jeder Konflikt von vornherein planiert wird, Herr Leusch? Nur damit Ruhe im Laden ist? Das Ruhebedürfnis an der Meinungsfront ist schon immer die kardinale Domaine Royale der Konservativen (besonders der nur eingebildeten Ausgabe) gewesen, aber wollen Sie diesen Muff hier tatsächlich haben? Immer nur denselben Stein bergan rollen? Sie haben doch völlig recht: Es wird soviel Unsinn verbreitet, auf allen Kanälen, auch und gerade in der „Blogosphäre“ – was könnte man nicht alles lernen anhand eines tatsächlich ernsthaft durchgefochtenen Konfliktes? Daß dabei der Paukboden nicht immer mit Sammet ausgeschlagen ist, gehört zur Natur der Sache. Aber sich von Anfang an mit Verweis auf die potentiell verrenkten Zehen (über die die andern lachen könnten) dagegen zu sträuben, kann nur heißen, sich selbst ohne Not Prothesen zu verschreiben.
So wie ich Sie kenne, Herr Leusch, ist das nicht in Ihrem Sinne.
Ihnen (und allen anderen) einen guten Abend,
- oder guten Morgen, je nach dem, wünscht
J. A.-P.
Oh je, ein Wiedergänger, m.g. nun als j-ap.
Ist Priapismus ansteckend?
Mit größtem Vergnügen und mit Zustimmung gelesen. Blogger oder Profi: das ist witzig und, wie ich finde, richtig. Der Morgen ist also gerettet. Und zur Klarstellung: ich werde weiterhin "ungefragt", also ohne zu fragen private Mails veröffentlichen, wenn das nötig ist, um für Sauereien jene Öffentlichkeit herzustellen, die "der Freitag" im Allgemeinen und Michael Angele im Besonderen ausdrücklich herzustellen wünschen. Wenn Angele etwas geschrieben hat, was die Öffentlichkeit scheuen muss: wer ist da der Schurke? Der Sender oder der Empfänger? Ausgangspunkt dieser Debatte war ein Artikel über die Zukunft des Journalismus, in dem "der Freitag" übrigens nicht genannt wurde, nicht Angeles nachfolgende Korrespondenz mit mir, die in der Kündigung der Zusammenarbeit mündete. Wie sagt Angele doch so schön: man sollte Ursache und Wirkung nicht verwechseln.
Aber Angele hin, Angele her, ich lese zum Frühstück J.A.-P., und wenn sich dahinter Jakob Augstein-Pyramus verborgen hielte.
Lieber Herr Michels
woher wissen Sie, dass es mir nicht um die Veröffentlichung der Korrespondenz geht? Ich möchte Sie nicht beleidigen, aber ich nenne so etwas Borniertheit.
Es stimmt nicht, dass ich Thomas Rothschild loswerden will. Herr Rothschild hat für uns zwei Arten von Texten geschrieben:
- Kritiken/Rezensionen und die Glossen.
Die Glossen habe ich betreut. Ich fand sie von unterschiedlicher Qualität, und mit Verlaub, das ist dann meine Art von Journalismus, zwar immer meinungsstark aber oft wenig überraschend und manchmal bis zum Verdruss Bekanntes wiederkäuend, und in der Regel etwas gar zeitlos. Da Herr Rothschild aber zweifellos einer wichtigen (linken) Stimme zum Ausdruck verhilft, hätte ich meine Privatmeinung geschluckt, wenn er zum Beispiel meiner Bitte mehr Folge geleistet wäre, seine Beiträge auf aktuelle Ereignisse oder Debatten zu fokussieren. Wir sind da aber nicht zusammengekommen. Den Rest habe ich schon beschrieben.
- Buchkritiken und Theaterrezensionen. Diese wurden in der Regel von meinen beiden Kollegen betreut. Ich habe Herr Rothschild mal um eine Liste seiner Lieblingsliteratur für online gebeten - und daraus wurde ein sehr schöner Beitrag. Dass Herr Rothschild ein hervorragender Literatur- und Theaterkritiker, ist bekannt. Ich meine das genau so, wie es da steht. Diese Kritiken sollen weiter im Blatt stehen können. Ich werde mich da bestimmt nicht dagegen stellen. That's all
Mit größtem Vergnügen und mit Zustimmung gelesen. Blogger oder Profi: das ist witzig und, wie ich finde, richtig. Der Morgen ist also gerettet. Und zur Klarstellung: ich werde weiterhin "ungefragt", also ohne zu fragen private Mails veröffentlichen, wenn das nötig ist, um für Sauereien jene Öffentlichkeit herzustellen, die "der Freitag" im Allgemeinen und Michael Angele im Besonderen ausdrücklich herzustellen wünschen. Wenn Angele etwas geschrieben hat, was die Öffentlichkeit scheuen muss: wer ist da der Schurke? Der Sender oder der Empfänger? Der Bote oder der, von dessen Taten er berichtet? Ausgangspunkt dieser Debatte war ein von Angele abgelehnter Artikel über die Zukunft des Journalismus, in dem "der Freitag" übrigens nicht genannt wurde, nicht Angeles nachfolgende Korrespondenz mit mir, die in der Kündigung der Zusammenarbeit mündete. Wie sagt Angele doch so schön: man sollte Ursache und Wirkung nicht verwechseln. Eine bewährte Taktik: Immer wenn die Diskussion von Inhalten unbequem ist - hier über die finanzielle Entlastung von Zeitungsredaktionen, über das politische Schicksal des "Freitag", über Michael Angeles Entscheidungen -, wird die Form kritisiert: "schlecht geschrieben", "polemisch" oder eben ungehörig oder gar kriminell, weil aus privater Korrespondenz "ungefragt" veröffentlicht. Dass das Nixon nicht eingefallen ist! Er hätte sich manche Unannehmlichkeit ersparen können. (Um dem empörten Einwand zuvor zu kommen: nein, ich vergleiche Angele nicht mit Nixon.) Dass meine "Prognose" übrigens Schrott war - geschenkt. Wer würde freilich Gift darauf nehmen, dass "der Freitag" noch niemals Schrott veröffentlicht hat?
Aber Angele hin, Angele her, ich lese zum Frühstück J.A.-P., und wenn sich dahinter Jakob Augstein-Pyramus verborgen hielte.
@Herr Michels
Nachtrag zu meinem Kommentar von 09.21: Es gab einen Fall, wo ich geschlafen und die Aktualität einer Glosse von Herrn Rothschild übersehen habe. Ich bin nicht fehlerfrei. Aber da meine Gegenseite mir leider immer das Gefühl vermittelt hat, es zu sein, sage ich das hier lieber, bevor es moniert wird. So nun aber zum Tagesgeschäft.
Thomas Rothschilds Ausführungen (21.27 uhr) vermag ich ohne wenn und aber zu folgen, sie skizzieren sehr treffend die verschärften Bedingungen, unter denen ein Journalismus, der seinen Auftrag noch ernst nimmt, nämlich nicht nur irgendwie Informationen zu liefern, sondern auch Hintergründe zu beleuchten, Zusammenhänge transparent zu machen usw., heutzutage sich behaupten muß.
die wir hier aber auch schon vielfach diskutiert haben und ich kann mich nicht erinnern, dass er an diesen diskussionen teilnahm.
was er hier am alten freitag toll fand war, dass er unter seinesgleichen und mit wenigen sein zeugs diskutieren konnte und der rest nur las. er schreibt das nicht so direkt, aber er meint genau das.
wenn ihn denn wirklich die diskussion interessiert, dann kann er es hier doch auch probieren, möglichst nicht nur in eigener sache und gegen den angele.
da seh ich dann halt die diskrepanz, die auch zeigt, dass jemand das medium gar nicht mehr versteht oder das gar will, über das er sich eine meinung bildete.
nicht umsonst werden die interessanten fragen erst jetzt, hier in der rechtfertigung zur stärkung seiner position, mit reingebracht.
und jetzt...
..thema wechseln, weil er mal was gescheits gesagt hat?
..über den freitag diskutieren, weil der wie die spd sein soll?
und wie passt das alles zusammen, in einem beitrag, in dem es lediglich um bedindlichkeiten geht?
mfg
mh
Lieber Herr Angele,
dass es Ihnen eher nicht um die Veröffentlichung von Korrespondenz geht, legt dieser blog nebst Kommentaren sehr nahe.
Und Sie dürfen mich gern borniert nennen, nach mehr als 30 Jahren Zeitung und TV kenne ich Schlimmeres.
Aktuell so was: Sie wollen Thomas Rothschild nicht "loswerden". Diese Sprache.
Mir geht es um Ihren Umgang mit einem Autor, mit dessen Meinungen ich gelegentlich nicht übereinstimme, aber dessen Beiträge mir oft Erkenntnisgewinn, eine Art Heimat bedeuten, hier beim Freitag. Verstehen Sie das, Sie als "Leitung Kulturredaktion"?
"Was erlauben Strunz?", fragte ein Trainer von Bayern München und das frage ich auch Sie.
Herzlichst
Henner Michels
Werter MH,
du bist zu doof für diese Diskussion. Tut mir leid für dich. Du solltest chatten.
weinsztein
... oder über presserechtliche Fragen diskutieren, sind ja im Internet-Zeitalter auch nicht ganz uninteressant. was darf man veröffentlichen, was nicht? Darf man zum Beispiel Informationen über die wahre Identität eines Bloggers weitergeben, ohne ihn zu fragen, know what I mean?
Sie werfen mir oben vor, ich sei nicht "mal in der lage zu seiner frage google zu bemühen und recht schnell eine antwort zu erhalten". Wenn es denn wirklich so einfach ist: Wie lautet die Antwort?
MA
Wen meinen Sie denn jetzt, Herr Angele?
Ach so, Adressat dieses Kommentars (10:58) ist natürlich MH
Lieber Herr Angele,
ich wäre nicht auf die Idee gekommen, etwas zu monieren. Stattdessen amüsiere ich mich immer wieder gerne über Ihre Sprache. Dass ich Ihre Gegenseite sei - Sie meinen doch mich und nicht Sloterdijk? -, stelle ich mir bildlich vor und fühle mich geschmeichelt. Und was machen wir nun miteinander? Das tragische Schicksal siamesischer Zwillinge. Am Steiß zusammengewachsen...
Beste Grüße an die Vorderseite
Th.R.
Lieber Herr Angele,
jetzt beleidigen Sie schon die Blogger, die auf Ihrer Seite (und nicht der Gegenseite) stehen? Aber irgendwie macht mich ihr "know what I mean" neugierig. Wessen Identität meinen Sie denn? Und wie lautet sie? Sind solche Anspielungen nicht zwar legal, aber ein wenig unfair?
Fragt ganz ohne presserechtliche Überprüfung
Ihr ergebener
Anatol Traktor (hinter dem sich Thomas Rothschild verbirgt)
Lieber Herr Angele,
jetzt beleidigen Sie schon die Blogger, die auf Ihrer Seite (und nicht der Gegenseite) stehen? Aber irgendwie macht mich Ihr "know what I mean" neugierig. Wessen Identität meinen Sie denn? Und wie lautet sie? Sind solche Anspielungen nicht zwar legal, aber ein wenig unfair?
Fragt ganz ohne presserechtliche Überprüfung
Ihr ergebener
Anatol Traktor (hinter dem sich Thomas Rothschild verbirgt)
Sehr geehrter Anatol Traktor,
einfach mal die Klappe halten. Ok?
Herzlichst
Michail Iwanowitsch Kalinin
Ja, Herr Rothschild, das ist wirklich etwas unfair, ich nehme die Anspielung zurück :) – kann deshalb auch nicht auf ihre Frage antworten. Im Übrigen haben Sie mich mit Ihrem Pseudonym zum Lachen gebracht: Anatol Traktor ist groß. Genug, ich denke, es kann nicht in unserem Interesse sein, dass Blogger Chrismar Recht behält (irgendwo da oben)
Verdiente österreichische Polemiker (Teil 2):
a href="http://www.youtube.com/watch?v=IeFQdvH3Ru4=player_embedded" target="_blank">www.youtube.com/watch?v=IeFQdvH3Ru4=player_embedded
@weinsztein: ich hatte diese aussage begründet, als ich sie ggü. dem text traf. soweit willst du nun nicht gehen?
@michael angele: suchbegriff "email briefgeheimnis" beantwort so ein paar grundsätzliche fragen.
ich persönlich halte es da ganz simpel: emails werte ich als nicht öffentliche kommunikation und hat sie auch zu bleiben. da ist das leben sehr einfach .. und in dem fall bin ich durchaus auf deiner seite.
@thomas rothschild: noch nicht gemerkt, dass ich auf beide seiten haue und je nach situation dem ein oder anderen recht gebe? mensch, so sehr vernebelt dieser schrott-begriff deine wahrnehmung .. dann hat es sich ja gelohnt und führte zur gewünschten offenlegung.
mfg
mh
ad
j-ap schrieb am 10.12.2009 um 04:54
Lieber "j-ap",
Eine Redaktion funktioniert nur, wenn die Spielregeln eingehalten werden, sonst verkommt doch jedes Blatt zum "Wimmelbild-Album" und zum Therapeutikum verbrannter Seelen.
Dazu gehört, das eine Korrespondenz über Textlängen, um die Begründung für harte Thesen, um mögliche Erweiterungen oder Streichungen geführt wird, ohne in die Öffentlichkeit zu gelangen und, dass die letzte Entscheidung über eine Veröffentlichung beim verantwortlichen Redakteur, letztlich beim Chefredakteur, oder, so etwas solle es auch geben, ich bin kein Journalist, bei der Redaktionskonferenz liegt. Diese ganze, ewig alte und den medialen Veröffentlichungsprozess seit der Erfindung desselben begleitende Verfahrensweise stiftet in den meisten Fällen Qualität (Herr Augstein hat das Nötige dazu gesagt), manchmal aber auch Streit, der, wenn so veröffentlicht, das Gegenteil von Aufklärung und Klärung bewirkt. Das schwächt die "Kleinen" und "dialogischen" Medien mehr, als Konzerne und hält diese Reste einer kritischen Öffentlichkeit davon ab, sich Themen zu zu wenden, anstatt sich immerfort mit Befindlichkeiten abzugeben (Augstein hat in diesem Falle wiederum das rechte Wort gesprochen).
Links-Rechts ist mir nicht egal, so lange das Übergewicht in der medialen Öffentlichkeit so eindeutig verteilt ist.
Auf der Bühne und bei der Seelenschau mag es ja angehen, ist vielleicht sogar ein Höhepunkt der Inszenierungsgabe, z.B. als Opfer das Messer des Täters zu würdigen, letztlich sogar ein gewisses Verständnis für den Täter vollkommen aus zu spielen.- Das geht aber nur auf der Bühne, nicht im wirklichen Leben. Da endet es meist so, wie das "meisterlich" vor Jahren die ZEIT mit ihrem bei weitem belesensten, klügsten und weltoffensten
Feuilleton-Chef exekutierte. Den lies man über eine Petitesse, Technik fuhr durch seinen Artikel, die es noch nicht gegeben hatte, und seine Neigung auch Privates oder Internes groß aufzuspielen,
abtreten. - Ich sage aber, bei der ZEIT-Redaktion Kultur und Feuilleton macht sich ein solcher Verlust als Wellenbewegung höchstens Kennern deutlich, ansonsten fährt der "Steamer"
weiter.
Aber, warum sich kleine Medien so etwas antun, auch noch mit der steilen These, es ginge um Rechts- und Links, das will mir nicht in den Kopf.
Liebe Grüße und
Mahlzeit
Christoph Leusch
@Jacob Fricke
Lieber JF, wir sind von der Zeit sehr, sehr unterscheidbar. (Das ist nun aber auch nicht so schwer, weil die Zeit seit geraumer Zeit eine rechts- oder wenigstens grünbürgerliche Zeitung ist)
In ungefähr allen Themen, die für mich wichtig sind - zB sozialer Ausgleich, Afghanistan, Israel, Datenschutz - haben wir deutlich "linkere" Ansichten als die Zeit.
Es war ja kennzeichnend, dass ein Großteil der Autoren, die unseren Afghanistan-Aufruf unterzeichnet haben, sonst bei der Zeit schreiben - dort aber mit diesem Thema kein Gehör finden, weil die Chefredaktion und das Außenpolitische Ressort ganz auf Regierungs-Linie liegen. Die Zeit hat dann übrigens eine herbe Kritik dieses Aufrufs veröffentlicht - und ihre eigenen Autoren als politikferne Pazifisten diskreditiert...
Also, lieber JF, bitte, gehen Sie da noch mal in sich und blättern Sie die Zeitungen durch. Wenn ich mich irre wäre es schrecklich für uns. Dann bitte ich Sie geradezu inständig, mir da auf die Sprünge zu helfen. Dann müssten wir nämlich wirklich was tun!
Viele Grüße,
Ihr JA
mh, bitte entscheide Dich doch jetzt für eine Seite, sonst habe ich Probleme mit meinen Feindbildern.
@JakobAugstein
Sie haben Recht. Ich werde mir morgen beide Zeitungen kaufen und einen unmittelbaren Vergleich wagen. Ich bin gespannt. Ich werde darüber hier schreiben.
Allerdings haben Sie meiner Ansicht schon ein Problem, wenn nur ein Großteil der alten Leser das Gefühl hat, der Freitag bewegt sich inzwischen in Sichtweite der Zeit.
Und irgendetwas wird an diesem Gefühl doch auch dran sein. Oder sind alle Kritiker nur ideologisch verblendet? Nehmen Sie die Anmerkungen doch wenigstens ein bisschen ernst.
nicht mehr ideologisch links, ist gefühlt rechts.
mfg
mh
@MH120480
Ach kommen Sie. So einfach ist es nun auch wieder nicht. Der Freitag war nie ideologisch links (-> was auch immer das ideologisch hier bedeuten mag). Der Freitag war nie Jungle World, Junge Welt oder Konkret. Das war und ist(?) das Gute am Freitag.
Bei derart vielen Blogs, die sich um Misskommunikation und Zank drehen, taufe ich die Vorweihnachtszeit nun um in Vorweihnachtsstreit.
Es können durch die Technik verbunden Menschen in der ganzen Welt miteinander in Nahezu-Echtzeit kommunizieren und was machen sie hier beim Freitag nun immer öfter? Sie zanken, streiten, beleidigen undsoweiterundsofort.
Der Ton hier beim Freitag ist zum Jahresende deutlich schärfer geworden, mir oft zu scharf. Streit in der Sache und vor allem UM die Sache werde ich einen roten Teppich ausrollen, Streit untereinander ist allerdings für mich ein rotes Tuch. Ich hoffe auf 2010 und Besserung.
Dieser Kommentar hätte auch unter diversen anderen Blogs der letzten Woche stehen können (leider sind einige davon nicht mehr einsehbar).
Lieber Herr Leusch,
worin soll denn das Dialogische dieses kleinen aber feinen Hauses bestehen, wenn nicht auch bisweilen der Dialog um ganz zweifelhafte Dinge sich drehen kann? Das ist nun, nota bene, kein Lob der voyeuristischen Vernunft: Ich kenne die Protagonisten gar nicht, habe bislang viel zu wenig von ihnen gelesen, kann mich also weder echauffieren noch unterderhand freuen, wenn sich Autoren und Direktoren gegenseitig mit Standardküchenzubehör malträtieren. Ich als in der Sache Unbeteiligter kann mir aber sehr genau ein Bild davon machen, wie hier miteinander umgegangen wird, auch und besonders dann, wenn – wie sie Sie zurecht schrieben – „steile Thesen“ den Raum bevölkern, und zwar nicht obwohl, sondern weil diese auf der Höhe der Sichtbarkeit verhandelt werden. Ich habe von den Gepflogenheiten und den Interna eine Redaktion keinen blassen Schimmer, aber ich habe durchaus ein Sensorium dafür, wie Konflikte ausgetragen werden, und auch das (oder gerade das?) ist ein Zeichen dafür, wie es hinter den Fassaden um die Qualität bestellt ist.
Ich war ja, wie Sie wissen, lange genug bei der ZEIT. Warum bin ich da nicht mehr? Das hat verschiedene Gründe, die aber allesamt damit zu tun haben, daß die große, alte, ehrwürdige ZEIT nach meinem Eindruck mittlerweile geführt wird wie eine Streichholzfabrik: Da ist nun wirklich alles streng normiert und unüberhörbar tot bis auf gelegentliche Zündeffekte fürs Publikum, da ist das Dialogische geronnen zu einem gelegentlichen Eigenrezitativ der PR-Abteilung.
Das kommt wohl dabei heraus, wenn man zu sehr hinterm Berg hält mit den inneren Motivzusammenhängen. Daß auf den Onlineseiten nichts und niemand antwortet, wenn der Leserkommentator in den Wald ruft, mag sicher mit den spezifisch hanseatischen Traditionen zusammenhängen, die am Speersort herrschen, aber das allein erklärt es nicht, denn die ZEIT war ja früher auch ganz hanseatisch-hamburgisch und hatte trotzdem keine so bemitleidenswerte Stromlinienform.
Das Geheimnis des Dialogischen als medialer Betriebsform ist allerdings dasselbe wie bei der Freiheit: Man kann sie nicht erst dann gewähren, wenn man schon vorher weiß, was hinten rauskommt. Ein „gelenkter Dialog“ ist keiner.
So, und da ich weiß, wie ungern Sie Akronyme verwenden, wünscht Ihnen ab jetzt vollnamentlich einen angenehmen Restabend
Josef Allensteyn-Puch
Dito.
www.freitag.de/community/blogs/merdeister/baut-bruecken-ueber-tuerme
Genau, Herr Fricke! Nicht platt links, sondern klug links. Das heißt, Redakteure, Journalisten und wir Blogger/Leser mit Dialogfunktion, geben uns mehr Mühe, selbst wenn wir Tagebuchnotizen, erweiterte Twittermeldungen und eben solche Streitereien im publizistischen "Krankenhaus am Rande der Stadt" zum Inhalt erklären. - D.h. wir müssen mehr tun und mehr Aufwand treiben, weil es nicht Mainstream ist und auch nicht von allzu Vielen geteilt wird, die Leserweite noch eher umgrenzt ist.
Herr Josef Allensteyn-Puch,
Auch wenn Sie mit ihrem Kürzel schon wieder Befürchtungen bei weinstzein auslösten, so haben Sie doch den Weg vom mittlerweile dümpelnden Geisterschiff auf ZEIT-Online, dort toben sich die Untoten der deutschen Geschichte aus und streiten mit den Resten der alten Community, hierher genommen. Mich freut es, denn auch eher konservative Menschen entdecken ja, dass beim "Der Freitag" noch gestritten wird und hoffentlich immer in gutem Ton und ohne allzu viele Spuren von Nerdismus. - Das andere bringt ja nichts.
Grüße
Christoph Leusch
PS: Ich denke bei Pyramus und Thisbe und dem hier öffentlichen Streit, nicht an Ovid und nicht an Shakespeare, eher an Herrn Peters Squenz aus Rumpelskirchen.
Sie wohl auch?- Sie, Herr Allenstein können aber versichert sein, selbst das schafft ZEIT/ZEIT-Online nicht mehr, weil, die zur "Streichholz- und Stegreiffabrik" mutieren und z.B. aus Andrea Nahles eine "Pfälzerin" machen. - Die junge Politesse soll ein Buch veröffentlicht haben.- Trotzdem gefällt das Medium Millionen und das hat auch eine Berechtigung.
Lieber Friedland,
schärfer - ja. Manchmal sehr scharf - ja. Ist mir auch aufgefallen. Mal sehen, wohin das führt. Ich bin ja Optimist und voller Vertrauen.
Ich finde aber dass dieser "thread", wie man sagt, sehr spannend ist und dass hier eine Menge kluger Gedanken zu finden sind, über Medien, über Kommunikation, über Kritik. Und ich bin wirklich gespannt, was Jacob Fricke herausfindet, wenn er den Freitag mal en detail mit der Zeit vergleicht. Das wird lustig. Ich hoffe, er macht daraus einen eigenen Blog.
Vorweihnachtliche Grüße,
JA
Na, nur nicht so pessimistisch. Es gibt ja auch die Naherholung, gehen Sie "Haggis" essen. Was den Vergleich angeht. Die ZEIT ist dicker,mehr Werbung, mehr Holz, mehr Macht, mehr mediale Vernetzung. Die Inhalte, da wurde ja hier, wie Sie richtig bemerken, viel Kluges offenbar.
Übrigens, hat der "Ulf" immer diesen Schnöselton drauf, das hörte sich, selbst wenn er es "in Stanzen" sprach, reichlich übersteuert an.
Frau Kipping war entschuldigt. Wenn ich eigentlich zu einem Geburtstag eile, habe ich auch wenig anderes im Kopf. - Versuchen Sie unbedingt die Brandenburgerin (Frau Kaiser!?) von der "Linken" hinter das Mikro zu bekommen. Wenn das klappt, ist die auch vorbereitet.
Liebe Grüße
Christoph Leusch
Lieber Friedland,
Sie haben Recht es ist ein bisschen schärfer geworden. Aber, das hülfe auch ein Vergleich mit anderen Foren. Ich sage Ihnen, bei ZEIT-Online ging es "vor der Wende"(Alles Blau, einschließlich Drupal, Relaunch) hart aber zumindest meist ohne Beleidigung zur Sache, nachher fehlen nun einfach die Sparringspartner für die Hütchenträger und die vielen Geheimnummern, sowie die nordischen Helden mit dem Runenraunen im "Nick".
Leider kann man ZEIT-Online alt nur schlecht mit ZEIT-Online neu vergleichen, weil das Alte nicht sinnvoll portiert wurde. Bei der gedruckten ZEIT, früher habe ich Ausrisse gesammelt, stand mein Urteil schon länger fest.
Liebe Grüße
Christoph Leusch
Und wie ist die letzte Zeile der folgenden Meldung zu verstehen?
Mitglieder der IVW-Auflagenkontrolle
Zeitungsverlag Freitag GmbH
Potsdamer Str. 89
D-10785 Berlin
Hinweis: Der Verlag ist zum 16.11.2009 ausgetreten.
Klingt eher nach Geheimniskrämerei als nach Öffentlichkeit. Oder hat die IVW-Auflagenkontrolle etwa auch gegen Gesetze verstoßen, als sie ins Netz stellte, was "der Freitag" seinen Lesern mitzuteilen versäumt hat.
Ich wünschte mir, dass die Wirklichkeit meine Prognose widerlegte, statt dass man über Benimmregeln und Stilfragen diskutiert. Danach nehme ich weinszteins Aufforderung zum Kuschen gerne an.
Und noch etwas: Naumann geht zu "Cicero". Wenn Joffe unverdünnt die Redaktionslinie der "ZEIT" bestimmt, wird Jakob Augsteins politische Kennzeichnung des Blattes noch als optimistisch zu werten sein. Gerade aber Joffe Co. ist mit Entschiedenheit zu begegnen, nicht mit einem Schlingerkurs. "DIE ZEIT" befindet sich heute da, wo "Christ und Welt" einst Flagge zeigte. Umso mehr bedarf es des Widerstands, nicht nur in Sachen Afghanistan oder Israel - da bezieht "der Freitag" ja Position -, sondern auch in Sachen Umverteilung, soziale Sicherung und soziale Gerechtigkeit, Abwehr des Klassenkampfes von oben. Es ist doch nicht wirklich schwer, zu definieren, was heute noch "links" bedeutet: egalitär, emanzipatorisch und aufklärerisch. Von einem Joffe ist derlei gewiss nicht zu erwarten.
In der Tat entsteht hier der fatale Eindruck, der Freitag will in Zukunft lieber nicht mehr öffentlich über seine Verkaufszahlen diskutieren.
Lieber Herr Rothschild,
da Sie die Frage in meinem Blog stellen: Ich weiß auch nicht, was es zu bedeuten hat, dass der FREITAG aus der IVW-Auflagenkontrolle ausgestiegen ist. Als Privatmann teile ich allerdings Ihre Meinung: Was auch immer der Grund ist, einen souveränen Eindruck macht das nicht - womit wir, nebst anderem, wiederum bei den von Ihnen angesprochenen Stilfragen sind. Sie sind eben doch wichtig.
Schöne Grüße
Ihr Michael Angele
Lieber Herr Angele,
sorry, aber mir Stilfragen hat das wenig zu tun. Umso mehr mit "Glasnost'". Sie bekäme auch deutschen Einrichtungen gut - mit allen Risiken, die Gorbatschows Heimat eingegangen ist.
Beste Grüße
Thomas Rothschild
Das gilt doch nur, wenn man einen sehr eingeschränkten Stilbegriff hat. Ich halte es da eher mit Nietzsche, der sinngemäss gesagt hat, Wahrheitsfragen sind Stilfragen.
Ein schönes Wochenende
aufm freitagsalon hieß es, dass der freitag komplett aus den kiosken rausgeht. also nur noch bahnhof und abo .. wenn ichs richtig verstanden habe. da brauchts ivw vielleicht auch nicht mehr.
aber da seid ihr ja die experten.. :P
mfg
mh
Bei so viel ex ist perte nicht mehr weit.
"aufm freitagsalon hieß es, dass der freitag komplett aus den kiosken rausgeht. also nur noch bahnhof und abo .."
Also "right back to where we started from". Wenn dem so ist, dann wird der Einzelverkauf ebenfalls wieder einbrechen und der Freitag am Ende noch schlechter dastehen als zuvor. Ich möchte das gar nicht zu Ende denken.
@ Dr. Rothschild
Früher habe ich den Freitag abgelehnt, weil ich Ihre rechthaberische, emotional unkontrollierte Schreibe abstoßend fand. Ganz davon abgesehen, dass Sie oft Recht haben und, was den Gebrauch der deutschen Sprache angeht, ziemlich perfekt sind, empfand ich stets ihre Besserwisserei, Ihr erregtes Wortgeklingel, Ihre Verbitterung und Humorlosigkeit als unerfreulich, Ihre Bemühung eines überdimensionierten argumentativen Arsenals eitel, selbstgerecht und arrogant - wie auch hier im Blog.
Meine Antipathie beruht darauf, dass Sie ohne jeden Zweifel in erster Linie ein Egomane und Ideologe sind. Einen Journalismus der Durchdringung, des Abwägens, des Kenntnisgewinns ist nicht Ihre Sache.
Damit haben Sie bei mir auch ein Freitags-Image erzeugt, das ich bis heute nicht abstreifen konnte.
Im aktuellen Streit haben Sie hier im Blog wenige Befürworter gefunden. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Es ist keine Katastrophe für die Pressefreiheit, wenn Sie ihre Erlösungsbotschaften künftig im Blog verbreiten müssen, weil sie im Freitag nicht mehr gedruckt werden. Sie eilen Ihrer eigenen Prognose damit voraus. Der "Qualitätsverlust" eines Freitag ohne Th. Rothschild wird zu verkraften sein. Aber hören Sie auf rumzulaufen und die Freitags-Redaktion madig zu machen.
@ Dr. Rothschild
Früher habe ich den Freitag abgelehnt, weil ich Ihre rechthaberische, emotional unkontrollierte Schreibe abstoßend fand. Ganz davon abgesehen, dass Sie oft Recht haben und, was den Gebrauch der deutschen Sprache angeht, ziemlich perfekt sind, empfand ich stets ihre Besserwisserei, Ihr erregtes Wortgeklingel, Ihre Verbitterung und Humorlosigkeit als unerfreulich, Ihre Bemühung eines überdimensionierten argumentativen Arsenals eitel, selbstgerecht und arrogant - wie auch hier im Blog.
Meine Antipathie beruht darauf, dass Sie ohne jeden Zweifel in erster Linie ein Egomane und Ideologe sind. Einen Journalismus der Durchdringung, des Abwägens, des Kenntnisgewinns ist nicht Ihre Sache.
Damit haben Sie bei mir auch ein Freitags-Image erzeugt, das ich bis heute
nicht abstreifen konnte.
Im aktuellen Streit haben Sie hier im Blog wenige Befürworter gefunden. Ich gehöre definitiv nicht dazu. Es ist keine Katastrophe für die Pressefreiheit, wenn Sie ihre Erlösungsbotschaften künftig im Blog verbreiten müssen, weil sie im Freitag nicht mehr gedruckt werden. Sie eilen Ihrer eigenen Prognose damit voraus. Der "Qualitätsverlust" eines Freitag ohne Th. Rothschild wird zu verkraften sein. Aber hören Sie auf rumzulaufen und die Freitags-Redaktion madig zu machen.
@Eyestar
Mir hab'ne se als jeheilt entlasse
http://smilys.net/smiley_freaks/smiley2368.gif
Ich muss gestehen - bei aller Liebe zu offenen Worten und heftigem Streit: soviel Hass raubt mir den Atem. Was mich stutzig macht in eyestars Attacke ist der Dr. vor meinem Namen. Abgesehen davon, dass damit ein alter antiintellektueller Topos aufgerufen wird (nirgends sonst werden in diesem Blog akademische Titel genannt) - ich habe meinen Titel nirgends erwähnt. Woher kennt ihn eyestar? Ich vermute, dass sich hinter dem Pseudonym jemand verbirgt, der eine private Rechnung zu begleichen hat. Wenn er den Mut hätte, das mit offenem Visier und unter seinem vollen Namen zu tun, wüsste ich wenigstens, was seine Motive sind. Aber wie dem auch sei. Wenn eyestars "Antipathie" auf Konsens stößt, bin ich an dieser Stelle tatsächlich überflüssig.
Ich lese ebenfalls einen starken Antiintellektualismus in eyestars Kommentar. Wer nicht, der lesen kann!
in der form sicher nicht.
außerdem bin ich vergesslich.
mfg
mh
@ Thomas Rothschild (pardon, dann eben ohne Dr.)
Ich möchte Sie beruhigen: Keine alte Rechnung! Sie haben nichts zu befürchten. Hass ist auch übertrieben. Lassen wir es bei Antipathie, die setzt keine Liebe voraus. (Der Leser weiß oft etwas über den Autor; der Autor hingegen selten etwas über den Leser. Das dürfte der Normalzustand sein.)
Über Ihren sicher als Beschimpfung gedachten "alten antiintellektuellen Topos" - darf ich das sagen? -habe ich mich köstlich amüsiert. Das ist Feuilleton vom Feinsten! Guten Abend!
Ich darf ergänzen, was Rothschilds Verweis auf Gorbatschow bedeuten könnte: "Von der Sowjetunion lernen heißt Siegen lernen." Das waren noch Zeiten, als ohne Diskussion linksgeschrieben wurde...
Aber die Zeiten sind vorbei. Gorbatschows Verdienst ist sein historischer Irrtum, zu glauben, das Kommunismus und Demokratie zusammenpassen. Um die Freitags-Redaktion zur Raison zu bringen, eignet sich der Verweis eher nicht. Denn jetzt müssen noch die Rollen verteilt werden. Wer soll sich irren und wer soll untergehen???