Salzstangen, zur Not

Literatur Knausgård, die Nobelpreisträgerin und eine kleine Umfrage belegen: Die Fiktion steckt in der Krise
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 42/2015

Wer mich fragt, welchen guten Roman ich zuletzt gelesen habe, darf nicht mit einer raschen und klaren Antwort rechnen. Ich werde rot, Namen rauschen durch den Kopf, es sind die Namen von Toten und Werken aus unvordenklichen Zeiten, schließlich japse ich seit vielleicht zwei Jahren meistens: „Knausgård.“ Uff, gerade noch die Kurve gekriegt. Vor ein paar Wochen lautete mein Tipp: Lies doch das Buch von Peter Pomerantsev über das Russland der Nullerjahre.

Es ist kein Roman, sondern eine Reportagensammlung. Aber kein Roman könnte das Fieber, die Gier und die Angst der russischen Gesellschaft besser illustrieren als dieser Bericht. Ein paar Wochen vorher hätte ich vielleicht die Autobiografie von John Lydon empfohlen oder eine Biografie über Josef Stalin