Was ist mit dem Welthummeltag?

Hegelplatz 1 Alle reden von den Bienen, dabei ist die Hummel in Not
Ausgabe 21/2018
Welches Bienensterben?
Welches Bienensterben?

Foto: VCG/Getty Images

Uns Journalisten wird oft nachgesagt, dass wir heute einen Riesenwind um ein Thema machen, das uns schon morgen nicht mehr interessiert. Die Vorwürfe sind nicht unberechtigt. Es geht aber auch anders. Nachhaltiger. Sprechen wir in dieser Kolumne also wieder von Ökologie, genauer von den Insekten. Dazu eine Vorbemerkung: Es gibt, grob gesagt, zwei Schulen, was ökologisches Verhalten anbelangt. Die eine sagt, dass individuelle Taten nichts bringen, wenn der Fehler im System steckt und man das System ändern muss. Die andere sagt, dass eine Verhaltensänderung auch zu einer Systemänderung führt. Beide sind in gleicher Weise bequem und unbequem. Denn während ich in der einen Variante ja erst mal weiter in der Weltgeschichte herumfliegen darf, bis das System weg ist, glaube ich in der anderen, die Welt schon fast gerettet zu haben, wenn ich den Balkon insektenfreundlich bepflanze. Ich neige leider dieser Fraktion zu und habe also den Balkon insektenfreundlich bepflanzt: viele Kräuter, keine Geranien. Allerdings kamen mir Geranien auch vor meiner „ökologischen Kehre“ nicht auf den Balkon.

Was nun die Insekten selbst anbelangt, muss man aufpassen, sich nicht vom Augenschein blenden zu lassen. Es heißt ja, man erkenne das Insektensterben sofort an der Windschutzscheibe, die anders als früher auch nach längeren Fahrten fast schlierenfrei bleibe. Nun wurde aber die Windschutzscheibe bei einem Ausflug durch das schöne Havelland neulich in kürzester Zeit stark verschliert. Aber gut, es ist eben wie im Klimawandel, der den kalten Winter ja auch nicht ausschließt.

Eine gesunde Skepsis ist dennoch nicht verkehrt. Diesen Sonntag war Weltbienentag, woran auch die Bundeskanzlerin erinnerte. Die Biene ist in aller Munde. Sie ist „systemrelevant“, sagt Julia Klöckner. Mehr noch: „Die Biene vereint Stadt- und Landbevölkerung, Rechte und Linke mit den Grünen“, lese ich in einem ausgezeichneten Kommentar im Tagesspiegel. Dabei müssen wir uns um sie gar keine Sorgen machen, solange es Imker gibt. Der Hummel müsste unsere Sorge gelten. Sie ist ein toller Bestäuber und leider wirklich bedroht. Es gibt spezielle Saatgutmischungen für Hummeln, auch für Balkonkästen. Der wunderschöne blaue Wiesensalbei gehört zu der Mischung. Aber bevor das hier zu einer Gartenkolumne ausartet – das wäre ja Jakob Augsteins Aufgabe, der aber, wie aufmerksame Leser wissen, über Garten hier nicht schreiben will, weil das zu unpolitisch sei –, lenke ich den Blick lieber kurz noch einmal auf den Freitag, das Magazin für nachhaltigen Journalismus: Das wichtige Thema „richtiges ökologisches Verhalten“ werden wir am 14. Juni in einer Reise-Sonderausgabe noch einmal behandeln.

Hegelplatz 1. Unter dieser Adresse können Sie den Freitag in Berlin erreichen – und ab sofort wir Sie. An dieser Stelle schreiben wöchentlich Simone Schmollack, Michael Angele und Jakob Augstein im Wechsel. Worüber? Lesen Sie selbst

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Geschrieben von

Michael Angele

Ressortleiter „Debatte“

Michael Angele, geb. 1964 in der Schweiz, ist promovierter Literaturwissenschaftler. Via FAZ stolperte er mit einem Bein in den Journalismus, mit dem anderen hing er lange noch als akademischer Mitarbeiter in der Uni. Angele war unter anderem Chefredakteur der netzeitung.de und beim Freitag, für den er seit 2010 arbeitet, auch schon vieles: Kulturchef, stellvertretender Chefredakteur, Chefredakteur. Seit Anfang 2020 verantwortet er das neue Debattenressort. Seine Leidenschaft gilt dem Streit, dem Fußball und der Natur, sowohl der menschlichen als auch der natürlichen.

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