Schon 2020 kam das Buch Der Elefant im Zimmer heraus. Lange schien Petra Morsbachs Essay ein wenig unterzugehen. Das ändert sich gerade. Und das hängt nicht nur damit zusammen, dass Morsbach spannend drei Fälle rekonstruiert – den Fall des sexuellen Missbrauchs durch den Kardinal Hans Hermann Groër, den des Amtsmissbrauchs der bayrischen Sozialministerin Christine Haderthauer sowie einen selbst erlebten Fall an der Akademie. Es hängt auch damit zusammen, dass sich aktuell die Frage nach Machtmissbrauch besonders dringlich stellt.
der Freitag: Frau Morsbach, kann überhaupt angemessen über Macht sprechen, wer sie hat? Politiker sprechen ja oft von „Verantwortung“ oder von „Gestaltungswillen“. Reicht Ihnen das?
Petra Morsbach: Ja, solange sie verantwortlich handeln. „Das Schwerste ist, sich selbst zu kennen“, sagte vor über 2.500 Jahren Thales. Das gilt weiterhin für alle Menschen, auch für Schriftsteller, Psychologen, Philosophen und erst recht für Politiker, die unter andauernder Beobachtung stehen. Fast alle Menschen neigen in psychischem Stress dazu, ihr Tun zu ideologisieren, zu„verkitschen“, wie Ödön von Horváth sagte. Die Macht mit ihren archaischen, irrationalen Wirkungen verzerrt das Selbstbild zusätzlich, sie stimuliert Grandiositätsgefühle bei den Mächtigen und Gehorsamsreflexe bei den Unmächtigen.
Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund Angela Merkels Verhältnis zur Macht? Die Interpretationen reichen ja von „extrem machtbewusst“ bis „nicht interessiert an Macht“.
Ich denke, niemand hält sich so lange an der Macht, der nicht machtbewusst ist und die Macht auch will. Dabei sind weder Macht noch Machtbewusstsein etwas grundsätzlich Schlechtes, und wer seinen Beruf lustvoll betreibt, betreibt ihn normalerweise besser. Leider zieht die Macht unausgeglichene Persönlichkeiten an, die Schmeichler um sich scharen und Kritiker einschüchtern. Nach dem, was ich als normale Zeitungsleserin mitbekomme, tut Frau Merkel das alles nicht. Sie verzichtet auf Imponiergehabe, triumphiert nie und strahlt Nüchternheit aus. Eine Rolleninterpretation, die mich beeindruckt.
Also sind Frauen zwar vielleicht auch machtbewusst, aber eher davor gefeit, ihre Macht zu missbrauchen?
Nein, pauschal würde ich das nicht sagen. Denken Sie etwa an den Kindesmissbrauch durch Frauen. Es gibt Machtmissbrauch durch Frauen, sie haben nur andere Techniken. Ich halte Frauen nicht für die besseren Menschen.
Braucht die Gesellschaft den Skandal, damit die Macht erkennbar und beherrschbar wird?
Nein. Ich glaube, es ist besser, Machtentgleisungen frühzeitig so zu korrigieren, dass die Entgleisten ihr Gesicht nicht verlieren. Vielen Menschen „unterläuft“ ja der Missbrauch, weil sie die eigene Wirkung falsch einschätzen, und erst wenn Korrektur ausbleibt, setzen die typischen Fehlentwicklungen ein. Dabei sind gerade machtliebende Leute durch den Entzug von Anerkennung leicht zu steuern. Auch gefürchtete Choleriker treten in einem Umfeld, das Gebrüll missbilligt, charmant und gewinnend auf. In meinem Buch untersuche ich drei Fälle aus drei verschiedenen Milieus. In allen wäre Schaden frühzeitig verhindert worden, wenn ein paar Unmächtige sich ein Herz gefasst hätten. Das ist jeweils nicht geschehen. Wenn der Missbrauch dann systemisch geworden ist, braucht es tatsächlich den Skandal.
Ein Beispiel wäre „MeToo“. Hier hat die Skandalisierung von sexuellem Missbrauch die Machtverhältnisse in kulturindustriellen Organisationen offengelegt. Aber verändert die Aufdeckung auch die Organisationen selbst? Im Zusammenhang mit dem von Ihnen erzählten Fall des pädophilen Kardinals Hans Hermann Groër sprechen Sie von einem „Kulturwandel“ in kleinen Schritten. Gilt das immer?
Nein. In der katholischen Kirche geschieht ein Kulturwandel, weil immer weitere Fälle ans Licht kamen und die späteren Protestierer von den frühen gelernt hatten. Aber die Tendenz zum Missbrauch gibt es in allen hierarchischen Organisationen, das wird sich nicht ändern. Viele unserer Firmen und Institutionen sind ja gut konzipiert mit Regularien zur Machtkontrolle, es gibt das Remonstrationsrecht – eigentlich sogar eine Pflicht – für Beamte, es gibt Complianceregeln, Untersuchungsausschüsse und Fragebögen. Nur mit der Umsetzung hapert’s, weil die meisten Leute dazu neigen, die Macht zu stützen, egal wie die sich benimmt.
Was tun?
Helfen kann eine machtkritische Binnenkultur. Das gilt schon für Familien und Vereine. Doch je mehr Macht im Spiel ist, desto autoritärer wird das Klima. Und große Systeme regulieren sich kaum selbst, sie sind auf individuelle Initiative angewiesen. Gewiss brauchen wir Whistleblower-Gesetze.
Gibt es auch einen Profit, wenn man einen Skandal aufdeckt? Das Prestige von Schauspielern und Schauspielerinnen kann steigen, wenn sie sich als MeToo-Opfer outen. Oder sind solche Fragen nicht zielführend?
Es gibt nichts, das nicht missbraucht wird. Aber je mächtiger der Missbraucher, desto größer der Schaden. Kennen Sie Schauspieler*innen, die durch ein MeToo-Outing Karriere gemacht haben? Wie viele? Ich kenne keine. Und haben Sie die Fälle Wedel und Weinstein verfolgt? Die entwickelten richtige Missbrauchsregimes, denen kaum eine entkam.
Was mich beschäftigt: Beschädigt die Macht auch den, der ihren Missbrauch offenlegt? Ein Beispiel für mich wäre Julian Assange, der quasi ohne Rücksicht auf Verluste und Geheimhaltungspflichten „geleaked“ hat. Ist er „zu weit gegangen“? Kann es das für einen Aufklärer geben?
Assange wirkt charismatisch und ausgesprochen machtbewusst; gut möglich, dass er selbst zu Missbrauch neigt. „Normale“ Charaktere werden kaum eine Weltmacht herausfordern, und wir sollten nicht erwarten, dass Aufklärer Lichtgestalten sind. Wenn es „die“ schonende perfekte Lösung gäbe, wäre sie längst gefunden worden.
Zur Person
Petra Morsbach, geb. 1956, studierte in München und St. Petersburg. Danach arbeitete sie als Dramaturgin und Regisseurin. Seit 1993 freie Schriftstellerin. Wilhelm-Raabe-Literaturpreis für den Roman Justizpalast. Sie ist Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
Eindrücklich fand ich an Ihrem Buch, wie es lehrt, die „Sprache des Skandals“ zu lesen. In den Missbrauchsfällen der katholischen Kirche ist vieles, was wie die Verteidigung der Täter ausschaut, genau gesehen gar keine Verteidigung, sondern eher Verschleierung des Gegenteils. Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die aktuelle Strategie des Kardinals Woelki, der ja ein Gutachten zum sexuellen Missbrauch nicht rausrücken will?
In Woelkis Haut möchte ich nicht stecken. Er zahlt jetzt für alles, was seine Amtskollegen in Jahrzehnten und Jahrhunderten verbrochen haben. Vor 500 Jahren konnte die Inquisition Kritiker verbrennen oder in Kerkern verschwinden lassen. Vor fünfzig Jahren überging sie entsprechende Vorwürfe mit hoheitlichem Schweigen. Vor fünfundzwanzig Jahren begann die Zeit der diplomatischen Heuchelei. Jetzt kocht plötzlich alles hoch, und Woelki scheint nicht geahnt zu haben, was da auf ihn zukam.
In der katholischen Kirche scheint Macht gut erkennbar. Mich dünkt aber, dass es zunehmend gesellschaftliche Felder gibt, in denen Macht gleichsam verwischt. Ein Symptom dafür wäre Donald Trump. Einerseits hat er die Rolle des „mächtigsten Mannes“ angenommen, andererseits hat er sich auch als Opfer eines „Deep State“ inszeniert.
Donald Trump ist ein Hochstapler und Betrüger; vermutlich gilt das ein Stück weit für alle Machtmissbraucher. Ein Strafrichter sagte mir mal, unter Druck zeigten alle Betrüger dieselbe Taktik: lügen, drohen, Mitleid erregen. Genau das tut Trump, und genau das taten die Missbraucher in allen Fällen, die ich in meinem Buch beschreibe. Wirklich alle Täter gerierten sich als Opfer. Die Taktik ist uralt. Vor rund 2.500 Jahren brachte sich der athenische Populist Peisistratos selbst Wunden bei, ließ sich im offenen Wagen auf den Markt fahren und rief, seine Feinde hätten ihn überfallen. Mitleid und Empörung des Volks brachten ihn an die Macht, er wurde zum Tyrannen.
Der Tyrann Trump inszeniert sich ja auch als Widerstandskämpfer. Sie haben sich viele Gedanken gemacht über Widerstand und den Mut, den es dazu auch braucht. Wenn es um Missbrauch in der katholischen Kirche geht, scheint klar, was Widerstand ist. Aber was, wenn es um den US-Präsidenten geht?
Der Begriff Widerstand heiligt nichts, denn, wie gesagt, alles wird missbraucht. Trump missbraucht ihn gewiss. Wer als einer der mächtigsten Männer der Welt unaufhörlich lamentiert und sein Ego zum Staatsproblem macht, ist ein Soziopath. Aber auch weniger extreme Charaktere können kaum je in Macht- und Missbrauchssituationen über sich zuverlässig Auskunft geben. Solche Vorgänge haben gewaltige psychische Implikationen, denn sie treffen den Menschen in seiner tiefsten Ungewissheit: seiner Schwäche, seiner Geltungssucht, seiner sozialen und animalischen Abhängigkeit. Die Folge sind Wahrnehmungsverzerrungen.
Gilt das auch für die „Querdenker-Szene“. Die sehen ja auch Macht missbraucht, etwa die von Bill Gates. Wie ordnen Sie das ein?
Ich weiß es nicht genau. Zugrunde liegt wohl nachvollziehbares Unbehagen: eine unsichtbare Gefahr wie diese Pandemie, widersprüchliche Auskünfte, wirtschaftliche und persönliche Einschränkungen. Da sehnen sich die Leute nach einfachen Erklärungen, und eine solche Sehnsucht wird gern von Manipulatoren genutzt.
Wie sieht es mit Machtmissbrauch und Widerstand in den sozialen Netzwerken aus? Was ist der „Shitstorm“? Ein Machtmissbrauch oder, entstellter, Widerstand?
In einem „Shitstorm“ wird die Macht der Anonymität missbraucht. Die reale Gefahr dieser scheinbar virtuellen Beleidigungen und Bedrohungen mussten wir erst kennenlernen, und seit sich erwiesen hat, dass Hassmails tödliche Folgen haben können, werden sie als neue Variante der Kriminalität verfolgt. Alles ist im Fluss. Es gibt keine Pauschallösung, nur Checks and Balances: Wahrnehmung, Überprüfung der Fakten, Austausch, Reaktion.
In Ihrem Buch haben Sie einen Katalog aufgestellt, was man tun soll, wenn man Machtmissbrauch erlebt. Keine Wutmails schreiben zum Beispiel, gar nicht so einfach. Sollte man also Macht lehren, in der Schule etwa?
Ja. Kritik üben und legalen Widerstand leisten muss ebenso gelernt werden wie Konfliktbewältigung. Junge Beamte erfahren, dass sie gegen eine rechtswidrige Weisung remonstrieren sollen, aber keiner bereitet sie darauf vor, was passiert, wenn sie es wirklich tun. Immerhin: Eine mir bekannte Juraprofessorin plant im nächsten Jahr ein Seminar über Machtmissbrauch. Finde ich gut, denn kaum ein Jurist wird im Berufsleben vom Macht-Thema verschont bleiben.
Und da würden Sie nun sagen ist die Literatur immer noch die beste Kennerin der Macht?
Literatur kann mehr über Macht wissen, weil sie außerhalb der Hierarchien steht. Aber in der Praxis sind die Literaten den Affekten von Willkür, Opportunismus und Gehorsam unterworfen wie alle Menschen. Vielleicht merken sie es seltener, weil sie formal unabhängig sind und ein privilegiertes Selbstbild haben. Eine solche Erfahrung beschreibe ich im dritten Teil meines Essays. Das Phänomen wollte ich untersuchen, es schien mir in seiner Bedeutung weit über unser literarisches Soziotop hinauszureichen.
Kommentare 22
Schönes Interview mit einer Frau, die das Thema wirklich gut durchdrungen hat, aus meiner Sicht.
Was Frau Morsbach betont und was in Interpretationen der Linken oft fehlt, ist die Komponente des Einzelnen und seiner Persönlichkeit(sstruktur) und dem sich daraus ergebenden Wechselspiel. Niemand will zufällig an die Spitze, wenn dieses Wollen über einen kurzen Traum hinaus geht und der Weg dahin wird dann natürlich immer enger und ist übersät von jene, die das auch wollen und nicht wenige davon wollen das um jeden Preis.
Das prädisponiert bestimmte, narzisstische bis psychopathische (= die eskalierte Form des Narzissmus) Charaktere und wenn sich all das dann institutionalisiert, finden wir jene Strukturen vor, von denen linke Interpreten dann ein wenig zu oft und zu einseitig behaupten, sie erst würden die an sich guten Menschen schlecht machen, über die ökonomischen Bedingungen, strukturelle Gewalt, manchmal gesteigert bis in den Irrsinn, wenn Machtstrukturen in der Sprache, nicht einfach erläutert, sondern bis ins Wortmagische überhöht werden.
Ein stetes Wechselspiel und die Rillen werden dabei immer tiefer. Aber nicht jeder Wunsch zu führen ist problematisch oder gar pathologisch, das ist erst der Fall, wenn Macht der Selbstzweck des Strebens ist, wenn jemand nach oben, am besten ganz nach oben möchte, egal wo und wie. Wenn nicht die Kompetenz, sondern die Rücksichtslosigkeit siegt, schart man Ja-Sager und Speichellecker um sich und Kritiker werden kalt gestellt.
Das hat dann auch einen Sogeffekt, der von der Institution ausgeht, aber es wollen auch nicht zufällig bestimmte Charaktere in bestimmten Institutionen an die Spitze.
Das Problem liegt darin, dass noch in der milden Form – nicht jede Institution ist ein Terrorregime – etwa in einer effektiven Bürokratie, die Geschichte sehr schnell kippen kann und ein positives strukturierendes Moment zugleich eine hohe Bereitschaft zum dann bereits institutionalisierten Sadismus aufweist. Das ist im Kern nicht mal böse gemeint, man will fair sein und alle genau gleich behandeln und genau daraus wird dann die bürokratische Kälte und Härte, weil das Augenmaß verloren geht und die Kompetenz des Einzelnen im Apparat beschnitten ist. Irgendwann schaltet man dann, wenn man dort mitarbeitet, innerlich ab, in der Gewissheit, nur seine Pflicht getan zu haben.
Wie geht Widerstand gegen institutionalisierten Nihilismus?
Zum einen gut, Sog der Macht auf das Individuum zu beschreiben.
Zum anderen stärkt die Autorin naive Vorstellung von politischem Betrieb, in dem repräsentative Persönlichkeiten autonom Agenda bestimmten. Jemand flüstere ihr doch einmal, daß auch machtgeile Repräsentanten gemeinhin Kalfaktoren wesentlich mächtigerer Autoritäten sind / nur gewährtes Fenster zur Verfügung haben, nach eigenem Gusto zu walten.
Außerdem existieren laut dieser Dame keine Menschen, die sich einem Ideal verpflichtet sähen, sonder ausnahmslos Geltungssüchtige, die ebenso auf unterdrückter wie unterdrückender Seite befänden.
Es gibt allerdings vor allem frühere Beispiele linker Intellektueller, die aus dem Koffer lebten und auf persönliche Glorie verzichteten. Auch viele, die das Risiko getötet zu werden sicher nicht eingingen / eingehen, um zu Märtyrern zu werden. Ihnen und Anderen wird mit der Pauschalisierung der Autorin Unrecht getan, die derlei allerdings nicht sonderlich zu scheren scheint, oder zu dem Gedanken noch nicht gelangte.
Nach Anmerkung zu Obigem, zum Anderen auch die, daß ich persönlich für Abschaffung von autokratischer Autorität / für Demokratie bin. Also dafür, daß Nichts Individuen überlassen, sondern Gruppen, deren Mitglieder rotieren und Wissenschaftsausschüssen.
||Die Macht mit ihren archaischen, irrationalen Wirkungen verzerrt das Selbstbild zusätzlich, sie stimuliert Grandiositätsgefühle bei den Mächtigen und Gehorsamsreflexe bei den Unmächtigen.
… Regularien zur Machtkontrolle … Nur mit der Umsetzung hapert’s, weil die meisten Leute dazu neigen, die Macht zu stützen, egal wie die sich benimmt.||
Aufrichtigen Dank an die Dame für Beleuchtung einer Tatsache, die überall auf der Welt und ganz besonders in Deutschland (mit seinem surreal zementierten Lemmingwesen) eine fatale Situation herbeigeführt hat, die nach unsäglich unnötigem Leid, nun alles höher entwickelte Leben auf dieser Erde auszulöschen droht.
Von daher sollte die Autorin sich vielleicht jenen Autoren und Quellen untersuchend anschließen, welche die Psyche unersättlichen Superreichtums unter die Lupe nehmen (statt dessen Handlanger).
Das ist systemisch lohnendste narzißtisch-psychopathische Instanz zur Analyse.
Auf der Ebene, auf der argumentiert wird, ist dies ein sehr gutes, kluges Interview. Zur Komplettierung und Verbesserung seien nur wenige ergänzende Hinweise angebracht. Zusammengefaßt liegt eine Schwäche der Argumentation in der Unterbelichtung des Soziologischen. Moorleiche hat ja schon bemerkt, daß die Machtmotivierten nach oben gespült werden. Und richtig ist, daß nicht jeglicher Machtwille per se verwerflich ist. Knossos hat dann richtig ergänzt, daß hinter den Machtwilligen die sehr viel nüchterneren Aufs-Eigeninteresse-fixierten stehen, die sehr viel erfolgreicher sind, wenn sie nicht im Licht der Öffentlichkeit stehen, die nicht Politiker werden, sondern Lobbyisten bezahlen. Diese beiden Aspekte lassen sich zusammenfassen in der von dieser Gesellschaftsformation induzierten Existenzweise des Individualismus und des Egoismus. Es ist falsch, das für das universelle Menschliche zu halten. Jeder ist – notwendig – zu einem gewissen Grad individualistisch (egozentriert) und egoistisch (am Eigennutz interessiert); aber es ist die Gesellschaft, die die übermäßige Individual- und Nutzensperspektive zur Normalform gemacht hat. Daß die Nutznießer dieser Grundstimmung selten ein objektiv durchaus auch für sie gegebenes Interesse an der Aufhebung ihrer Privilegien entwickeln können, ist äußerst unwahrscheinlich. Das muß von den vielen Anderen kommen, die dabei nur zu gewinnen haben.
Das Streben nach Gestaltungsmacht ist durchaus sinnvoll, emanzipativ, wenn es zum Nutzen des Allgemeininteresses ausgeübt wird, wenn man also die Macht nicht zum eigenen Vorteil sucht, sondern in den Dienst eines von Partikularinteressen freien Richtigen stellt und man dieses Richtige in sich selbst findet. Das ist an die Fähigkeit geknüpft, das Richtige erkennen zu können, und das wiederum an das Interesse, das Richtige zu erkennen. So findet man zu einem ausgeglichenen Verhältnis von Individualität und Gesellschaftlichkeit, Selbstbestimmung der Privatsphäre und Solidarität in dem Gemeinwesen. So und nur so finden wir zu einer besseren Gesellschaft.
ja, zwar 'wenig neues' aus dem polaritätsfeld macht vs. widerstand,"unmacht" (autorin) und ohnmacht, aber von zeit zu zeit muss der blick darauf ja auch aktualisiert werden, muss aus zeitgenössischer kasuistik das allgemeine und übertragbare, das dispositive/das trag-skelett/ des feldes erneut freigelegt werden, - damit man weiß, womit man es zu tun hat, weniger um "ansatzpunkte" des handelns u. verhaltens zu erhalten, denn die liegen wie zumeist ja eben nicht bei den "ursachen", die eher in der sphäre der "dispositive" zu verorten sind, sondern zwangsläufig in den äußeren schalen, den zeitgenössisch-akzidentellen einkleidungen von macht, widerstand, ohnmacht usw.
darüber - über die zeitgen. kasuistik - bleiben allerdings wesentliche ergebnisse der diesbezüglichen "vorermittlungen" unberücksichtigt:
so wird hier "missbrauch" quasi ausschließlich als folge der macht gesehen/behandelt, während dem machtgewinn in aller regel ja massive missbräuche doch notwendig schon längst vorausgehen, - wenn auch meist anderer art, bzw. v. a. auch aus der gegenperspektive der macht: wer sich nicht missbrauchen liesss/lässt, hat(te) erst recht keine chance auf macht usw.
das führt dann auch zum kretinismus, der an den machtstellen (zu) oft vorherrscht (um die funktionen von machststellen noch positiv ausfüllen zu können). das im artikel angerissene bspl. assange/freitag/j.augstein/daniel domscheit-berg birgt das kasuistische anschauungsmaterial dazu.
ein weiters unberücksichtigtes bleibt da auch die usurpation/der missbrauch/ auf seiten der widerstandsfelder/-organisationen. das klingt nur schwach durch angele an, und wird in diesem #meetoo-rahmen zu recht von der autorin abgebürstet, aber was sich da z. b. an mittelverschwendung bis -veruntreuung, macht-tricks u. machenschaften bei linken abspielt ist ja auch nicht von pappe ...
https://www.merkur-zeitschrift.de/juergen-habermas-hannah-arendts-begriff-von-macht/
Zitit: "Max Weber hat Macht als die Möglichkeit definiert, den jeweils eigenen Willen dem Verhalten anderer aufzuzwingen. Hannah Arendt hingegen versteht Macht als die Fähigkeit, sich in zwangloser Kommunikation auf ein gemeinschaftliches Handeln zu einigen. Beide stellen Macht als eine Potenz vor, die sich in Handlungen aktualisiert; aber jeder legt ein anderes Handlungsmodell zugrunde."
Mir scheint, dass es mit dem gemeinschaftlichen Handeln nach Hannah Arendts Definition gerade ziemlich schwierig ist, wenn die Konflikte zwischen Merkel und den Ministerpräsident:innen so gesehen werden. Manchmal ist "Aufzwingen" gar nicht so verkehrt.
Beim mehrfachen Lesen des Aufmachers "Widerstand leisten will gelernt sein" und später des gesamten Artikels samt Schlagzeile konnte ich sehr augenfällig - interne und externe - Einflüsse von Macht auf meine eigenen Gedanken beobachten.
Danke an Michael Angele. Danke an Petra Morsbach. Danke auch für die nachdenkenswerten Sätze der Kommentatoren.
Als großer Fan von Elefanten hab ich mir den Buchtitel auf meine Wunschliste geschrieben. Hoffentlich finde ich schnell einen ebenso lieben wie sozialen Menschen zum Sponsoring.
Auch fragen (ggf. auch betteln) will gelernt sein. ^.^
Ein sehr schönens Interview, weil Sie und ihre Gesprächspartnerin nicht der Versuchung erliegen, das ubiquitäre Phänomen, unter kleinen und großen Menschen, völlig zu psychologisieren oder zu moralisieren. Es sind also nicht unbedingt Charaktereigenschaften, die über den Missbrauch der Macht und sei sie in Wahrheit auch nur klein oder gar eingebildet, entscheiden.
Vulgärpsychologisch, sind alle Machtmissbraucher krank oder persönlichkeitsgestört, womit wir letztlich nur meinen, sie seien nicht wie wir, die keine Macht auszuüben glauben, tatsächlich eher machtlos sind oder mächtig und überzeugt, sie nie missbräuchlich angewandt zu haben. - Das spricht Petra Morsbach an.
Die Funktion der Macht, liegt in ihrer Lebensnotwendigkeit. Ihr Missbrauch dehnt zumeist den Bereich weit aus, in dem sie, gesellschaftlich, professionell oder familiär, legitim ausgeübt wird. Die Hoffnung, dass der Missbrauch endet, die Hochmut des schlichten Könnens, mit dem tiefen und absoluten Fall schließt, knüpft sich an je andere Mächtige, an die Checks and Balances der Mächte und Ermächtigten. Dabei ist Wissen, Fallwissen, besonders wichtig, um den Missbrauch überhaupt skandalisieren zu können und die Checks, die Einhegungsstrategien, in Gang zu bringen.
Die Opfer des Missbrauchs und einige weitere Zeugen, es gibt sie fast immer, müssen reden, schreiben, schreien, obwohl die Entlarvung meist nicht nur persönlich unangenehm und psychisch hochbelastend ist, sondern schnell den Vorwurf einbringt, ein falsches Zeugnis abzulegen.
Ganz seltsam ist so manche öffentliche Reaktion gegenüber jenen, die Machtmissbrauch von Führungs- oder Dominanzpersonen aufdecken, obwohl sie als per se Unbeteiligte und Fremde gelten.
InvestigativjournalistInnen genießen oft keinen guten Ruf, in der Öffentlichkeit und vor allem im eigenen Gewerbe. Der Whistleblower wird, nicht nur zum Schutz seiner Person, vor der Macht die ihm nachstellt, gemieden, isoliert und kaltgestellt. Der Nestbeschmutzer, meist einer aus dem Kreis der Zeugen, Dabeisteher und Mitläufer, wird geradezu gehasst.
Persönlichkeiten der Geschichte und Zeitgeschichte werden doch recht regelmäßig, in den Urteilen der Nachwelt, in Schutz genommen, obwohl ihre historische Gerichtssakte gut gefüllt ist.
Napoleon hat nicht nur Millionen Europäern, besonders den jungen Männern seiner Zeit, durch seine Grenzüberschreitungen den frühen Tod gebracht, nein, er veranlasste auch die heute noch tragende Verwaltungsstruktur Frankreichs, den Code Civil und eine Blüte der Wissenschaften. Ebensolche Zwitter sind Bismarck bei uns, Lenin und immer noch Stalin, in Russland. Und tatsächlich denken heute noch 10-15% der BundesbürgerInnen zuerst, dass am Nationalsozialismus nicht alles schlecht war, trotz der dicksten Missbrauchsakte aller Zeiten.
Wie geht das Theater, wie geht die darstellende Kunst mit Machtmissbrauchstätern um, wie mit jenen, die sie entlarven oder stellen? Können die Bühnenkünste mehr und anderes, als der Journalismus oder die Justiz, die Whistleblower und die Opfer, die sich selbst überwinden müssen, um nicht mehr nur in dieser Rolle zu verbleiben?
Wallenstein hatte seinen Jünger, Max Piccolomini. Der Machtmissbrauch, zumindest bei Schiller und Golo Mann, fand seine ehrenvolle Begründung. Nämlich den Ermattungsfrieden endlich herbeizuführen, durch einen geheimen, aber mächtigen Widerspruch gegen den Kaiser, die Verhandlung mit dem Feind. Die Aufdecker kommen dabei nicht gut weg und sie müssen morden.
Opfer Kohlhase, dem unendlicher Missbrauch durch Mächtigere widerfährt, ermächtigt sich und kann dann nicht verhindern, dass seine Gerechtigkeit in Rache umschlägt, er zum Täter mutiert. Der alte Dame Dürrenmatts geht es nicht anders.
Bei Dürrenmatt wird auch Wissen zu einer missbräuchlich verwendbaren Macht, die die Menschheit auslöschen könnte, die nur dort sicher zu sein scheint, wo Matto regiert. Die shakespearschen Königsdramen kommen praktisch nicht ohne Machtmissbrauchsgeschichte aus, und selbst die Guten haben immer einen Anteil daran.
Eine gesonderte Betrachtung verdiente das so häufige Gefühl der Opfer von Missbrauch, selbst schuld zu sein. Daher schweigen sie, zu oft und zu lange. Das Körnchen Wahrheit wirkt, selbst in höchster Verdünnung, fatal hemmend. Es rechtfertigt oder relativiert die Missbrauchshandlungen nie, blockiert aber die Aussage. Vor allem auf der Ebene des direkten und persönlichen Missbrauchs, zum Beispiel bei Sexualverbrechen, bei brutalen Körperverletzungen und Tötungshandlungen, entschuldigen sich die Täter damit.
Ihr Opfer habe es doch so gewollt, habe provoziert und gereizt, habe sich nicht gewehrt, habe seine Mitschuld selbst eingestanden, habe lange mitgespielt oder sogar Gefühle von Zuneigung, gar Liebe entwickelt, habe gar selbst Lust empfunden. - Die Opfer denken das ebenso, von sich selbst.
Was auf der Ebene der Individuen funktioniert, ist auch ein Mechanismus, der das kollektive Gedächtnis ganzer Gesellschaften prägt, gar zementiert. Selbst die Reaktion der aufrichtigsten deutschen Schriftstellenden auf ihre Lebenszeit, die Umstände und ihr eigenes Mittun färbt sich ein, sofern der Missbrauch eine große Kollektivhandlung ist. Die Handlung von Borcherts „Draußen vor der Tür” und „Wir werden weiterdichten, selbst wenn alles in Scherben fällt” (Ein epochales Zeit-Feuilletonessay von Fritz J. Raddatz war so übertitelt) liefern Motive, mit denen die Nachkriegsliteratur erfassbar ist, wie eben auch Adornos, letztlich unhaltbares, Diktum, nach Ausschwitz könne nicht mehr weitergedichtet werden. Die Zeugenschaften der besten literarischen Werke deutscher Sprache, nach dem Krieg, sind davon durchsetzt.
Meine literarischen Lieblinge aus dieser Generation, Schnurre, Andersch, Böll, Grass, sogar Brecht sind von jener Bremse unbewusst, vorbewusst und selten abgeklärt und absichtlich, ein wenig behindert. Selbst wenn es weniger anerkannte Schriftstellerinnen aus dieser Generation gibt, so hängt doch ihr Fehlen in meiner kursorischen und spontanen Aufzählung auch mit einer anderen Einbezogenheit ins Geschehen zusammen, obwohl oder gerade weil sie als Opfer vielfältigen, kollektiv verschuldeten Missbrauchs zum Verstummen gebracht wurden.
Beste Grüße
Christoph Leusch
“Braucht die Gesellschaft den Skandal, damit die Macht erkennbar und beherrschbar wird?”
Oft war, ist und bleibt das das einzig richtige Mittel.
Ein Beispiel aus dem Bereich Gesundheit in Berlin.
Vor mehreren Jahren gab es eine skandalöse Publikation, dass ein Mensch an einer Toilette in der Charite tot aufgefunden wurde. Das Skandalöse war dabei, dass der Mensch dort 3 Tage lang lag, obwohl die Räume dort mindestens 1 Mal täglich gesäubert werden müssen. Diese Publikation allein war noch nicht hinreichend, damit die damit zusammenhängende Macht Missbräuche aufgedeckt und korrigiert werden würden. Es gab zudem noch viele weitere Skandale in der Charite, die mit sparsamen Reinigung der CFM als Ursache hatten...
Einige Jahre später publiziert insb. eine große Zeitung in Berlin darüber, dass bei der Charite unterschiedliche Tarifverträge innerhalb des Unternehmens gibt. Dass das viele Jahre unentdeckt blieb, deutet nur darauf, dass diese internen Informationen betreffenden Zeitung zugespielt wurden. So bekamen Mitarbeiter/Innen der CFM (ein Unternehmensbereich der Charite, der als eine eigene Tochtergesellschaft ausgegliedert/gegründet wurde) viel weniger Geld als die Menschen bei der Muttergesellschaft (Charite). Die CFM war u.a. für das Säubern der Räume zuständig (s. Skandal oben). Leute dort bekamen nicht nur zu wenig Geld als Verdienst, sondern die Zuständigen v.a. Putzfrauen hatten oft nicht hinreichend Zeit, um jeden Tag alle Räume zu säubern.
Außerdem wurde ein regelmäßig ausgeübter starker Spardruck auf mehreren Ebenen aufgedeckt. GF der CFM auf Mitarbeiter/Innen der CFM, Charite auf die CFM und POLITIKER/INNEN der SPD im Aufsichtsrat der Charite auf die GF der Charite.
In dieser Ursache-Wirkungs-Kette erkennt man, wo der Machtmissbrauch beginnt(wer also die Hauptschuld trägt), wie weit der gehen und wie viele Menschen treffen kann.
Machtmissbrauch gestern und heute (lm Kontext der Corona-Krise).
Ein partieller und paralleler Vergleich
U.a. durch Machtmissbrauch kam Hitler an die Macht. Die Folgen waren und sind die gravierendsten in der Geschichte der Menschheit.
Es geht dabei hier v.a. um die Gewaltenteilung und das Grundgesetz, die damals evtl. Hitler hätten aufhalten können, wenn sie existierten.
Und heute: Bundesregierung hebt teilweise die Gewaltenteilung und insb. die wichtigsten Grundrechte auf.
Man kann natürlich diskutieren und sagen, dass es nicht für Immer und auch für das Gute ist...
Es ist leichter darüber zu reden und das zu befürworten, wenn man selbst nie betroffen war. Denn, wenn man es nicht gespürt hat, dann ist es ganz anders…
Ein Beispiel unter vieler:
Familie aus Essen wirft Polizei Gewalt vor: 16-Jährige geschlagen? Schwangere geschubst?
https://www.rtl.de/cms/familie-aus-essen-wirft-polizei-gewalt-vor-16-jaehrige-geschlagen-schwangere-geschubst-polizei-widerspricht-4532098.html
Und die Unverletzlichkeit der Wohnung wurde ja durch die Bundesregierung aufgehoben.
Und noch eine sehr wichtige Tatsache.
Selbst wenn etwas Unmenschliches passiert oder passierte, wo die Behörden/Politiker/Krankenhäuser wie Charite oder Vivantes die Schuld tragen, ist es sehr schwer oder gar unmöglich, an die Öffentlichkeit zu kommen. Sehr viele Zeitungen und Fernsehsender blockieren einfach und nehmen die Seite der Machtinhaber an. Viele verhalten sich so, wie die Länder, die die Landung von Herrn Snowden bzw. von dem Flugzeug, in dem er nach seiner "Offenbarung" flog, verweigerten.
||In dieser Ursache-Wirkungs-Kette erkennt man, wo der Machtmissbrauch beginnt(wer also die Hauptschuld trägt), wie weit der gehen und wie viele Menschen treffen kann.||
Nein.
Denn Beginnen tut er in diesem Fall dort, wo sich Pharmazeutik und Zulieferer über Krumen aus ihrem Dorado Gesellschaftsführung willig gemacht haben, sowohl Mondpreise wie Durchdringung somit ebenfalls höchst williger Krankenkassen hinzunehmen, zu fördern und den Abtrag so hermetisch unter dem Teppich zu halten, daß eben auch Ihnen so wie der Öffentlichkeit der Elefant hinter Einsparwesen im zugleich überreichlich durch Abgaben finanzierten Gesundheitssektor verborgen bleibt.
Ein weiteres Beispiel dazu, wie dressiertem Zeitgeist Grundlegendes zum Überblick (hier: Enorme Krankenkassenbeiträge bei gleichzeitigem Abbau des Gesundheitswesens, ohne, daß Lichter zu massiv Schwarzem Loch dazwischen aufgingen) mittels auf kongruente Blindheit maßgeschneidertem Informations- und Bildungswesen aberzogen ist.
Wen diese Maßschneiderei primär interessiert, findet Aufschlußreiches dazu u.a. bei Noam Chomsky.
Zu Sekundärem wie Absaugen des Gesundheitsbudgets durch Pharmakonzerne und Zulieferer wiederum: Siehe SPIEGEL-Archiv.
Das Schöne an manchen Texten: sie werden durch tagesaktuelle Ereignisse auf wundersame Weise untermauert.
Heutiges Beispiel: wie zu lesen ist, wurde Herr "Un-Maaßen" bei der Haupt-Destruktions-Partei (CDU) zum Nachfolger von Herrn Hauptmann bestimmt.
Dazu sage ich nur: Passd scho.
Buenos Eires - und auf eine Riesengaudi im Herbst. Mit der CDU/CSU in der hoch verdienten - Opposition.
"Enorme Krankenkassenbeiträge bei gleichzeitigem Abbau des Gesundheitswesens, ohne, daß Lichter zu massiv Schwarzem Loch dazwischen aufgingen."
Den Beginn dazu hat Herr Seehofer mit seiner Krankenhausreform 1998 geleistet.
Gr0ße Medizinunternehmen wie Charite, DRK, Vivantes können sich aber weit bessere Konditionen bei Zulieferern aushandeln sowie mit Krankenkassen vereinbaren.
Dass die gesetzlichen Krankenkassen wie AOK jetzt mal wieder und auch im Laufe der Jahre die Krankenhausbeiträge erhöhen, sollte hinterfragt werden. Das ist vielleicht wie bei Jobcentern mit den Verwaltungskosten (Miete, Löhne, Gehälter...).
Für den einzelnen Menschen aber, ist das jetzt auch ein Signal, evtl. die Krankenkasse zu wechseln. Da gibt es mehrere Krankenkassen, die seit Jahren sehr günstig sind und nicht schlechtere Leistungen anbieten wie HKK (wohl seit Jahren die günstigste). Dabei können mehrere 100 € p.a. gespart werden. Die gegenwärtige Situation in Deutschland zwingt viele Menschen zum Sparen.
Auch die fachlichen Kompetenzen von Herrn Spahn auf Bundesebene oder Frau Kalayci im Land Berlin spielen eine Rolle, warum Themen Gesundheit und Pflege sowohl in ganz Deutschland aber auch speziell in Berlin - unabhängig von der Krise - in Kritik stehen.
Gut, daß Sie auf diese Möglichkeiten hinweisen, damit möglichst viele Menschen davon Gebrauch machen, und nicht mehr in Rachen werfen, als sie müssen.
Doch, daß große Klinikbetriebe Nachlässe zu heillos Überteuertem und dabei zugleich gesetzlich abgesegnetem Wucher aushandeln können, bleibt nachrangig.
Vorrangig ist Augenmerk auf Seltsamkeiten wie Listen der Krankenkassen, in denen sie fortgesetzt Medizin und Zubehör (wie etwa Rollstühle) beisteuern, und Konkurrenzprodukte ihrer Spezis nicht, die als wirksamer, dauerhafter, und zugleich preisgünstiger getestet sind.
Oder wie es kommt, daß Personal aus der Pharmazeutik in Ämter und / oder von dort zurück in Krankenkassen wechselt (wo Chefs € 50 000 plus monatlich kassieren. Wofür eigentlich? Noch dazu, während Patienten zur Kosteneinsparung fast nur noch Plastik zum Zahnersatz im Mund etc. haben).
Wie schon hinsichtlich Rüstungsindustrie, Hoch- und Tiefbau, etc.: Wo ist geballte Verhandlungsmacht des Staates / der Krankenkassen, die Preistreibern Mores lehrte?
Läge sie in Demokratie (Volksvertretung statt Plutokratie) nicht auf der Hand?
Von Eid des Hippokrates / Ethik statt Reibach in Gesundheitswesen, und überhaupt zu Grundversorgung nicht erst zu reden.
50.000 € p.a. kann man leicht über einen Tarifvertrag legitimieren.
In einer KH aber gab und gibt es einen Arzt (!), der nicht in der sondern für sie arbeitet. Und er arbeitet weniger als 20 Std./Woche und bekommt dafür weit mehr als 50 Tsd. EUR.
Sein Erfolgskonzept ist die Tatsache, dass er mit dem Vorstandsvorsitzenden eines regionalen Betriebes (sagen wir so) der betreffenden überregionalen Krankenkasse Golf spielt.
Mit diesem Arzt sind mehrere Peinlichkeiten verbunden.
1) Er lief über das ganze Gebeude, wo er arbeitet, und zeigte den Menschen dort seinen Kontoausdruck mit seiner ersten 1 Million €, vor einigen Jahren.
2) Mädchen (Krankenschwester) beschwerten sich über ihn über gewalttätige und sexuelle verbale und körperliche Übergriffe immer wieder.
3) Seine Methode, offene Wunden am Körper und v.a Beinen hatte Misserfolg, wenn Menschen aufhörten dies anzuwenden. Menschen waren also an die KH gebunden, um Ausgaben - obgleich über die Krankenversicherung - zu tätigen; was alle Versicherten dieser Krankenkasse und somit auch ganz Deutschland insgesamt natürlich belastet.
Das hört sich leider nach typischem Filz an.
Ich meinte übrigens „€ 50 000 plus monatlich“; nicht p.a.
Dass ist hier die Frage!
Auch die Krankenkassen müssen durch die Politik besser kontrolliert werden. Leider gibt es zu viel dieser "Eine Hand wäscht die andere - Lobby Mentalität".
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaften geben Verstöße an die Politik und die Öffentlichkeit nicht weiter und sorgen lediglich dafür, dass alles nicht offensichtlich ist.
Wenn eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft so etwas wie Geldwäscherei etc. wie z.B. im Falle von schwarzen Kassen der Charite öffentlich bekannt gibt, dann bekommt diese Wirtschaftsprüfungsgesellschaft kein Auftrag und damit verbundenes Geld von dem betroffenen Unternehmen in der Zukunft mehr. Außerdem schadet so etwas, um neue Aufträge bei anderen Kunden bzw. Unternehmen zu bekommen.
Warum finden Rechnungshof (Berlin) und Bundesrechnungshof zu wenig bei Unternehmen z.B. im Gesundheitswesen, wenn sie deren jährlichen Prüfungen durchführen?
Ein Beispiel.
Ein staatliches Unternehmen leistet eine Gutschrift/Rechnungskorrektur an das andere. Wenn Rechnungshof so etwas findet oder angemahnt und das betreffende Unternehmen befragt, so kann man bspw. antworten, dass es einen Fehler gab, der korrigiert wurde. Zur Not werden irgendwelche Tabellen oder unterschriebene Ausdrucke gezeigt. Den Fehler oder den Grund für die Gutschrift gab es aber nicht oder nicht in der Höhe. Nachweisen kann man da nichts. Auch nicht besonders streng aggiert der Rechnungshof.
Außerdem, komischerweise, wenn man die Jahresberichte des Rechnungshofes liest, so findet man öfter, dass Zahlreiche Verstöße genau dann festgestellt werden, wenn ein Thema bei der Bundespolitik gerade sehr wichtig ist und öffentlich diskutiert wird.
Noch ein sehr großes Problem im Gesundheitssytem Deutschlands: Missbrauch der Machtverhältnisse.
Ein Beispiel:
Janine Fiedler wurde von ihrem Arzt sexuell missbraucht. Trotzdem darf er jahrelang weiter arbeiten. Die Behörden stoppen ihn nicht, das Problem hat System.
https://www.buzzfeed.de/recherchen/aerzte-patientinnen-missbrauch-medizin-gesundheit-90262449.html
Es gibt sehr oft viel Schlimmeres.
Einen Artz gar wegen der fahrlässigen Tötung oder des Behandlungsfehlers zu verurteilen ist nahe zu unmöglich. Erstens die Haftung gegenüber den Ärzten ist in Deutschland zu lasch. Zweitens - und mir würden sehr veiel Leute zustimmen - es wird viel betrogen und manipuliert. Es werden beispielsweise Unterlagen im nachhinein erstellt (dazu hat bspw. die taz insb. in Bezug auf psychiatrische Kliniken vor einigen Jahren mehrfach berichtet) und mit dem Hinterdatum unterschrieben. Zudem wird viel verschwiegen, sonst kann man ja seinen Job verlieren oder vom KLinikum selbst angeklagt werden (gem. Klauseln in Arbeitsverträgen). Schließlich schadet eine Arztverurteilung dem Ansehen einer ganzen Klinik selbst. Gibt es zusätlich eine Politikerin/einen Politiker im Vorstand/Aufsichtsrat des jew. KH, dann ist das wie ein Kampf "David gegen Goliath"- bloß David hat diesmal keine Steinschleuder.
Viel zu selten kommt etwas ans Licht der Öffentlichkeit oder kann nicht richtig betreffend Anzahl der Schuldigen und des ganzen Tatbestandes beurteilt werden. Wie auch, wenn der Hauptzeuge oft bereits verstorben ist.
https://www.kma-online.de/aktuelles/klinik-news/detail/prozess-wegen-fahrlaessiger-toetung-an-vivantes-klinikum-friedrichshain-beginnt-a-38541
Wegen der Korruption existieren einige Entwicklungen wie Cirs Netzwerk Berlin. Aber das ist leider viel zu wenig.
Blindheit von Kontrollinstanzen und ethisch rechtswidrige, dabei legitimierte Klauseln in Verträgen wie solchen von Kliniken und überhaupt die ganze Struktur systematischer Korruption, beruht ja auf Rückspeisung von Teilen resultierender Gewinne und Beute in die Legislative.
Diese erbringt dann Dienstleistung für ihre Kapitalklientel, in dem sie bspw. den Skandal anonymer Konten, über welche Lohn für die Dienstleistung (auch Handgeld, Bakschisch oder Fakelaki genannt) per Mausklick distribuiert wird, unter öffentlichem Radar hält, und per parlamentarischer Schutzmanöver Brüssels aus der Schußlinie zieht.
Also an Pharmabranche benannt, verwendet diese einen winzigen Bruchteil ihrer kolossalen Profite dazu, sich bei Abgeordneten und Beamten, bzw. ganzen Fraktionen in Berlin und Brüssel erkenntlich zu zeigen, welche dann wieder die Grundlagen zum Abschöpfen des Sozialprodukts und dazugehörigen Weichen (wie eben blinde Kontrollgremien, handlangernde Krankenkassen, etc.) stellt, so daß noch umfänglicher, immuner und verläßlicher abgeschöpft werden kann.
So erfolgen nur noch Aufdeckungen und Zugriffe, wenn Kartelle ein Mitglied abstrafen, Konkurrenz ausbooten lassen, oder für erbrachte Dienste nicht gezahlt worden ist.
Daher ist es unrealistisch, bessere Kontrolle zu erwarten, oder Klüngel wie üblich als „Versagen“ oder „Säumigkeit“ zu umschreiben.
Ganz im Gegenteil, liegt kein Verfehlen vor, sondern läuft Alles wie am Schnürchen.
Bezeugen können es u.a. Beamte, die ihre Aufgabe gewissenhaft wahrnehmen wollend, strafversetzt, degradiert, diffamiert, und zuweilen sogar tot etwa in Viehställen aufgefunden werden, ohne, daß Ermittlungen in jener Akribie folgten, für die deutsche Behörden eigentlich bekannt sind. -Wenn es um Verfolgung kleiner Fische ohne Patronage geht.
Unterdessen ist jene Hypothese, daß überreichliche Diäten Abgeordnete unempfindlicher gegen Bestechung machten, durch Praxis widerlegt. Im Gegenteil zieht hohes Salär Charaktere an, die nicht zur Verwirklichung von Ideal antreten. Des Weiteren verleitet hoher Lebensstandard in luxuriösem Ambiente dazu, es reichem Vorbild in solcher Umgebung gleichtun zu wollen, und die Diäten zur Kaffekasse des Haushalts zu machen.
Wollten solche politischen Systeme Demokratie sein, stünden ihre gegebenen Mechanismen auf dem Kopf. Doch das sollten sie, von vornherein als Plutokratie konzipiert, noch nie sein. Daher auch wurden zwei zu Demokratie bedeutsame Paragraphen bayerischer Verfassung zur Zeit des Aufsetzens des Grundgesetztes gezielt ausgelassen, so wie Widersinn ‚indirekter Demokratie‘ bestimmt.
Als Entkopplung vom Demos erstmalig wohl auf der Welt durch die VR China klar in Worte gefaßt, welche ihre gesetzliche Änderung zu Hongkong Ende vergangenes Jahres damit begründete, „Eine Diktatur der Mehrheit“ zu verhindern.
Solch Schrecken sich vertretenden Volkes ist international systematisch abgewendet.
Um der Demokratie Willen, versteht sich. Denn die kann wohl nur bestehen, wo exklusive Minderheit gleicher ist als der große Rest.