Das geschundene Ich muss viele Tode sterben

Ungeheuerliche Dinge Eine kleine Literaturgeschichte des Schmerzes
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Der Schmerz ist ein heimtückischer Despot. Wenn er in seinem tyrannischen Streben die Macht über den Menschen erringt, kann er den Betroffenen vollständig verschlingen. Er zerreißt und entstellt uns, er lässt uns zittern, stöhnen und schreien - mit seiner überwältigenden Präsenz reduziert er uns auf die schiere physische Existenz. Mit medizinischen Mitteln kann der Schmerz eingedämmt oder gelindert, nie aber für immer besiegt werden. Der Schriftsteller Siegfried Lenz hat in einem Essay Über den Schmerz auf die hilflosen Versuche hingewiesen, durch pharmakologische Kunst den "schmerzfreien Menschen" zu garantieren. Als "gut unterrichtete Kostgänger der Pharmaindustrie" seien wir ja auf rasche Beseitigung des Übeltäte