Der Hafis des Kapitals

Weltpoet Der türkische Dichter Nazm Hikmet durchwanderte "Menschenlandschaften" von Anatolien bis Moskau
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Auf dem Höhepunkt seines Ruhms musste er als Kronzeuge für eine linke Gesinnungsästhetik herhalten. Der bekennende Kommunist Nazm Hikmet (1902-1963), ein Weltpoet, der die besten Jahre seines Lebens in türkischen Gefängnissen verbringen musste, ist bis in die sechziger Jahre hinein als lyrischer Repräsentant einer globalisierten Menschenfreundlichkeit und Imperialismuskritik vereinnahmt worden. Bevor eine nur annähernd akzeptable Übersetzung seiner Werke vorlag, hatte man in BRD wie DDR schon dem Mythos des unerschrockenen Dissidenten Nâzm gehuldigt. Es gibt durchaus gute Gründe, den aus der türkischen Bildungselite stammenden Dichter für seine ästhetische und politische Widerstandsbereitschaft zu bewundern. Nach anfängl