Jenseits des Glaubens, diesseits des Eurozentrismus

Spezialist für Desillusionierung Der Literaturnobelpreisträger V.S. Naipaul ist ein Forschungsreisender in der islamischen Despotie
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Als ein Botschafter der Versöhnung zwischen den Kulturen und Religionen wird der Schriftsteller V.S. Naipaul wohl nicht in die Literaturgeschichte eingehen. Denn er zieht es vor, mit schroffen Statements zu polarisieren und eindeutige Frontlinien zu ziehen. Obwohl er selbst als Abkömmling einer indischstämmigen Brahmanenfamilie auf der Karibikinsel Trinidad in einem Schmelztiegel der Kulturen aufwuchs, hat er nur wenig freundliche Worte für multikulturelle Lebensformen übrig. Im Gegenteil: Naipaul liebt es, die Verkündung seiner kulturellen Präferenzen mit grimmigen Sottisen gegen potentielle und tatsächliche Feinde zu würzen. Kein bedeutender Schriftsteller der Gegenwart hat den Islam als Glaubens- und Gesellschaftslehre so scharf und so unvers