Wem gehört die deutsche Orthografie?

Nullpunkt Anmerkungen zu einer kulturpolitischen Besitzergreifung
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Die lustigste Nachricht vom orthografischen Kulturkampf kam vor einigen Wochen aus Erlangen. Von den Lesern der Zeitschrift Deutsche Sprachwelt, so teilte der zuständige "Schriftleiter" mit, wurde Springer-Chef Mathias Döpfner (42) für sein Engagement gegen die neue Rechtschreibung als "Sprachwahrer des Jahres" ausgezeichnet. Tatsächlich versucht ja das sprachpflegerische Fachblatt Bild seit langer Zeit den Volksaufstand gegen die "Schlechtschreibreform" zu mobilisieren.

Beim "Sprachwahrer des Jahres" und anderen "Rechtschreibschützern" im selbst erteilten Auftrag dürften nun dieser Tage die Sektkorken knallen. Denn die deutsche Rechtschreibung, der am eifersüchtigsten bewachte Kulturschatz unserer Zeit, ist vor dem Zugriff des Staates gerettet worden. Das