2.000 Kilometer Freizügigkeit

Nicht in Berlin Die Yonge Street, die im Herzen von Toronto beginnt, ist eine Metapher für das ganze Land
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2015
Kanadier kann jeder sein, der beim Projekt Kanada mitmacht
Kanadier kann jeder sein, der beim Projekt Kanada mitmacht

Foto: Keith Beaty/Toronto Star via Getty Images

Vor den weit geöffneten Türen eines Sportgeschäfts tanzt eine Burkaträgerin zu einem jamaikanischen Ragga-Hit. Auf der Straßenseite gegenüber steht ein Mann auf einem Klappstuhl und erklärt, dass Jesus die Schuld aller Gläubigen auf sich nimmt. Wenige Meter weiter verbreitet der singende Ton einer Erhu, einer filigranen Laute, die Stimmung chinesischer Teehäuser. Das ist die Yonge Street in Toronto, die Straße, auf der das Ideal und der Mythos vom kanadischen Multikulturalismus zu Hause sind. Sie zieht sich über fast 2.000 Kilometer quer durch das Land, vom Lake Ontario im Süden, wo Kanada an die USA grenzt, bis hinauf in die nördlichen Gebiete der First Nations, wo vor allem die indigenen Völker des Landes leben, in den