Feindliche Übernahme

Rüdiger Heescher Auslagerung einer Diskussion unter dem letzten Text meiner Blogreihe „Die Andere Gesellschaft“

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Ich hatte in den letzten Tagen viel Arbeit und komme daher erst jetzt dazu, auf die unter meinem Blogeintrag (148) Der Weg zur Gründung / letzte Forts. entstandene Situation zu reagieren. Viele der teils kritischen, teils zustimmenden Kommentare erfüllen das, was man von einer guten Kommentarspalte erwartet. Sie enthält aber auch eine Vielzahl von Beiträgen des Bloggers Rüdiger Heescher, die der Versuch einer feindlichen Übernahme meiner Seite ist. Heescher steigt gleich damit ein, meine Einträge (141) bis (148), das letzte Kapitel der Blogreihe Die Andere Gesellschaft, als „das viele Geschwafel“ zu qualifizieren, es folgt zunächst eine von seinem Standpunkt aus korrekte kritische Äußerung. Später kündigt er an, an einem Strategiepapier zu schreiben, wo es darum gehen soll, „Sachzwänge zu erfinden und zu erzeugen“, um derart „die Profitlogik durch Massenmarkt auszuhebeln“. Ich wusste da schon, warum er Sachzwänge erfinden will, ohne es unter meinem Eintrag (148) offenzulegen:

„Ein Raumschiff mit WARP Antrieb zu bauen, welches seine Energie aus einem Materie/Antimaterie Reaktor erhält, wäre für den Kapitalismus nicht zu stemmen. Das Produzieren von Antimaterie an sich kostet schon Unsummen und das Raumschiff selbst müsste Kriterien erfüllen, die mit Materialien einhergehen würde, die wir erst noch industriell herstellen müssten.“ „Doch um dieses alles gewährleisten zu können, wäre ein unglaublicher Aufwand notwendig, der nicht finanzierbar ist mit unserem kapitalistischen System.“ „Wir haben also nicht so sehr ein Technologieproblem sondern eher ein Kapitalismusproblem, denn dieses setzt auf Verwertbarkeit für den Massenmarkt und wäre ohnehin völlig überfordert Grossprojekte dieser Grössenordnung an sich zu leisten. Wenn wir also nach der Kardashev Skala einen Zivilisationssprung machen wollen, dann würde es automatisch bedeuten, dass wir dann auch unser Wirtschaftssystem über Bord werfen müssten.“ „Wir haben mit Vernunft versucht die Menschen zu überzeugen, dass dieses System nicht gut ist für die Menschheit. Das gelingt nicht mehr [...]. Es braucht also ‚Sachzwänge‘. So konnte der Neoliberalismus ja auch seinen Siegeszug erreichen.“

Wer auch nur wenige Texte von mir kennt, wird begreifen, dass ich gegen diese Perspektive stehe, vor allem weil sie antidemokratisch ist. Ich hatte Heescher deshalb schon unter einem früheren Text von mir auf die Demokratiefrage hingewiesen, musste das unter (148) aber wiederholen, weil er nicht geantwortet hatte. Eine Antwort folgte freilich auch jetzt nicht, auch nicht auf meine anderen Fragen: Er will eine Technologie eingeführt haben, wo jede(r) selbst produziert, was er oder sie braucht, und ich hatte zurückgefragt, ob man die Menschen nicht vorher fragen sollte, ob sie das wollten; ich zum Beispiel wolle meine Zeit nicht mit solcher nichtarbeitsteiligen Allarbeit vergeuden. Darüber hinaus, dass er antwortete: Da jeder produzieren könne, was er wolle, sei es unnötig, die Zustimmung der Menschen einzuholen, antwortete er nichts. Das Undemokratische daran blieb einfach so stehen. Schließlich bat ich noch mehrere Male um eine Begründung dafür, dass er mich mit Thomas Seibert gleichsetzt, und bekam wiederum keine Antwort.

Auf irgendetwas, das in meinem gebloggten Text steht, geht er nicht ein. Nur zu meiner Person Äußerungen wie: „Ein solidarischer Umgangston ist wünschenswert, aber ich kenne solches zu genüge, was zu nichts führt, wenn es einfach nur Geschwafel ist.“ Gut, ich gebe zu: Man könnte sagen, damit geht er auf meinen Text ein, der ja die Überwindung nihilistischer Umgangsformen zum ersten und grundlegenden revolutionären Schritt erklärt. Er nimmt dazu nicht explizit, aber doch deutlich Stellung. Aber nun beginnt er auch zunehmend seine eigene Theorie zu propagieren: „dass wir industrielle Produktion brauchen für Dinge, die nicht Massenmarkttauglich sind und damit keine Chance haben industriell entwickelt zu werden“ usw., wobei er immer die Frage, ob das nicht antidemokratisch ist, so behandelt, als wäre sie gar nicht gestellt worden.

Ich habe in vergleichbaren Fällen Kommentare gelöscht, hier möchte ich das aber nicht tun, weil andere Kommentatoren eine Diskussion mit Heescher begonnen haben, die auch wieder interessant ist, wenn sie auch nichts mit meinem gebloggten Text zu tun hat. Deshalb also die Lösung, alle Kommentare hier sich fortzeugen zu lassen, aber unter obiger neuer Überschrift und ohne meinen Text, diesen aber noch einmal neu zu veröffentlichen, unter der gewohnten Überschrift: (148) Der Weg zur Gründung / letzte Forts.. Für Heescher habe ich nun ja etwas Propaganda gemacht, es sei ihm gegönnt.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Michael Jäger

Redakteur „Politik“ (Freier Mitarbeiter)

Michael Jäger studierte Politikwissenschaft und Germanistik. Er war wissenschaftlicher Tutor im Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin, wo er bei Klaus Holzkamp promovierte. In den 1980er Jahren hatte er Lehraufträge u.a. für poststrukturalistische Philosophie an der Universität Innsbruck inne. Freier Mitarbeiter und Redaktionsmitglied beim Freitag ist er seit dessen Gründung 1990. 1992 wurde er erster Redaktionsleiter der Wochenzeitung und von 2001 bis 2004 Betreuer, Mitherausgeber und Lektor der Edition Freitag. Er beschäftigt sich mit Politik, Ökonomie, Ökologie, schreibt aber auch gern über Musik.

Michael Jäger

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