(154) Märkte und Kriege - Robert Kurz, David

Graeber Wie ist der Kapitalismus entstanden? Welche Rolle spielte der durch die Kriege der frühen Neuzeit enorm gestiegene Geldumlauf?

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(154) Märkte und Kriege - Robert Kurz, David

Foto: Alex Wong/AFP/Getty Images

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Jetzt im zweiten Kapitel geht es um zentrale Desiderata. Unzufrieden war ich vor allem mit meiner Argumentation gegen die These, der Kapitalismus sei mehr oder weniger aus dem Krieg entstanden, und auch damit, wie ich die von mir behauptete Einzigartigkeit des kapitalistischen Expansionsstrebens, das sich aus seinem Streben nach dem „unendlichen Mehrwert“ (Marx) ergibt, bisher nur ungenügend begründet habe. Aus der Arbeit an diesen Baustellen entstanden weitere Verbesserungen, vor allem kann die Frage, aus welcher Art von „Revolution“ die Andere Gesellschaft hervorgehen wird, zuletzt noch einmal aufgegriffen werden.

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Die Frage noch einmal aufzurollen, ob es einen konstitutiven Zusammenhang zwischen der Entstehung des Kapitalismus und den Kriegen der frühen Neuzeit gibt, hatte ich mir seit der Lektüre von Robert Kurz‘ letztem, posthum erschienenen Buch Geld ohne Wert. Grundrisse zu einer Transformation der Kritik der politischen Ökonomie, Berlin 2012, fest vorgenommen.

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Ende 2013 formulierte ich meinen einzigen sehr kurzen Einwand gegen die „Kriegsthese“. Das Argument findet sich in der 106. Notiz am Ende einer Zusammenfassung meiner Ausführungen zur Entstehung des Kapitalismus; ich will die Stelle trotz ihrer Länge ganz zitieren, weil sie auch zeigt, wie wenig kompatibel die These mit meinen eigenen Thesen ist oder mir vielmehr erscheinen musste. Nach diesem Zitat gehe ich näher auf Kurz und die beiden Autoren ein, auf die er sich vor allem stützt, das sind Geoffrey Parker (Die militärische Revolution. Die Kriegskunst und der Aufstieg des Westens 1500 bis 1800, Frankfurt/M. New York 1990 [engl. 1988]) und Karl Georg Zinn (Kanonen und Pest. Über die Ursprünge der Neuzeit im 14. und 15. Jahrhundert, Opladen 1989). Die Erörterung von Parker und Zinn leitet dann über zu Immanuel Wallerstein, dem bedeutenden Marxisten, der das kapitalistische „Weltsystem“ von seinen Anfängen bis heute erforscht; vier gewichtige Bände hat er schon vorgelegt. Zinn erwähnt ihn, bei Kurz kommt er nicht vor und bei mir ist er auch noch nicht vorgekommen, wofür ich mich kritisiere.

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Geschrieben von

Michael Jäger

Redakteur „Politik“ (Freier Mitarbeiter)

Michael Jäger studierte Politikwissenschaft und Germanistik. Er war wissenschaftlicher Tutor im Psychologischen Institut der Freien Universität Berlin, wo er bei Klaus Holzkamp promovierte. In den 1980er Jahren hatte er Lehraufträge u.a. für poststrukturalistische Philosophie an der Universität Innsbruck inne. Freier Mitarbeiter und Redaktionsmitglied beim Freitag ist er seit dessen Gründung 1990. 1992 wurde er erster Redaktionsleiter der Wochenzeitung und von 2001 bis 2004 Betreuer, Mitherausgeber und Lektor der Edition Freitag. Er beschäftigt sich mit Politik, Ökonomie, Ökologie, schreibt aber auch gern über Musik.

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